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Bestuhlte Konzerte – Balanceakt zwischen Intimität und Herausforderung

Live-Musik lebt von der Interaktion zwischen Musiker*innen und Publikum. Dabei spielt nicht nur die Musik selbst eine Rolle, sondern auch die Atmosphäre, in der sie erlebt wird. Besonders beim Spielen von bestuhlten Konzerten gibt es verschiedene Wahrnehmungen: Während manche Künstler*innen die intime Nähe und die konzentrierte Aufmerksamkeit schätzen, fühlen sich andere durch die ruhige, manchmal fast statische Stimmung herausgefordert oder gar eingeschränkt. In diesem Artikel gehen wir auf einige Vor- und Nachteile dieser besonderen Bühnensituation ein. 

Shutterstock, aerogondo2

Die Vorteile von bestuhlten Konzerten

Fokussierte Aufmerksamkeit

Einer der größten Vorteile des Spielens vor sitzendem Publikum ist die intensive Aufmerksamkeit, die den Künstler*innen entgegengebracht wird. Das Publikum ist oft ruhiger, die Zuhörenden sitzen entspannt und konzentrieren sich vollständig auf die Musik. Dies bietet Musiker*innen die Möglichkeit, auch subtile Nuancen in ihrem Spiel zur Geltung zu bringen, die in einer lauteren, bewegteren Umgebung verloren gehen könnten. Besonders bei akustischen Konzerten ist diese Art der Präsentation ideal. 

Intimität und emotionale Tiefe

Das Sitzen schafft eine ruhigere Atmosphäre, die oft als intimer empfunden wird. Künstler*innen können ihre Musik und ihre Geschichten auf eine Weise vermitteln, die beim Publikum direkt „ankommt“. Gesprochenes Wort ist für das Publikum so oftmals auch verständlicher. Dies ist besonders bei kleinen Jazzbesetzungen oder Singer-Songwriter-Konzerten von Vorteil, wo emotionale Tiefe und persönliche Texte eine zentrale Rolle spielen. 

    Komfort für das Publikum

    Nicht jeder Konzertbesucher möchte während eines ganzen Sets stehen oder tanzen. Bestuhlung bietet Komfort, besonders für ein älteres Publikum oder bei längeren Veranstaltungen. Und insbesondere, wenn du Musik vielleicht etwas ruhiger und weniger tanzbar ist, steht sich das Publikum nicht die Beine in den Bauch.

    Mehr Publikum „schummeln“

    Auch dieser Grund darf nicht unterschätzt werden: Ist ein Konzert mal nicht so üppig gut verkauft, aber es kommen dennoch genug Leute, um es stattfinden zu lassen, so kann man das Konzert auch bestuhlen, um es besser besucht aussehen zu lassen. Das kann der Stimmung eines Konzerts, das nicht allzu gut verkauft war, auch zuträglich sein.

    Die Nachteile von bestuhlten Konzerten

    Geringere Interaktion und Energie

    Einer der größten Kritikpunkte am Spielen vor einem sitzenden Publikum ist, dass die Energie und Emotionen von der Bühne nicht so gut übertragen werden. Musiker*innen, die von der Begeisterung eines stehenden und sich bewegenden Publikums leben, können diese Dynamik bei einem bestuhlten Konzert vermissen. Ein stilles, zurückhaltendes Publikum kann die Bühne wie einen isolierten Raum wirken lassen, in dem das Feedback fehlt, das Künstler*innen oft antreibt. Viele Artists empfinden es als mühseliger, bei sitzendem Publikum eine richtige Konzertstimmung aufkommen zu lassen. Und das führt direkt zum nächsten Punkt.

    Distanz durch Etikette

    Eine Bestuhlung wirkt oft etwas formaler, was sich wiederum auf die Interaktion zwischen Musiker*innen und Publikum auswirken kann. Das Klatschen oder Mitsingen, das in anderen Konstellationen spontan entsteht, bleibt vielleicht ganz aus oder muss etwas mühevoller animiert werden, weil sich das Publikum durch die Sitzordnung gehemmt fühlt. 

    Eingeschränkte Bewegungsfreiheit

    Für viele Genres wie Rock, Pop oder elektronische Musik, die auf Tanzen und körperliche Bewegung ausgelegt sind, kann Bestuhlung die Wirkung der Musik einschränken. Ein tanzendes Publikum erzeugt oft eine kollektive Energie, die nicht nur ansteckend ist, sondern auch die Performance auf der Bühne antreibt. Vor sitzenden Zuhörer*innen fehlt diese Dimension und es kann sich für uns auf der Bühne anfühlen, als würden wir ein Konzert mit angezogener Handbremse geben.

    Begrenzte Kapazität

    Was ein Vorteil ist, kann ebenso ein Nachteil sein: Bestuhlung reduziert die Anzahl der Zuschauer*innen, die in einer Location Platz finden. Ist die Ticketnachfrage also besonders hoch, verschenkt man Sitzplätze. Ob ein Konzert bestuhlt werden sollte, sollte also auch in Abhängigkeit des Vorverkaufs abgewägt werden.

    Der richtige Rahmen für bestuhlte Konzerte 

    Ob das Spielen vor einem bestuhlten Publikum als Vorteil oder Nachteil empfunden wird, hängt stark vom Kontext ab. Akustische, emotionale und erzählende Musikformen profitieren oft von der konzentrierten Aufmerksamkeit eines sitzenden Publikums. Genres, die auf Bewegung und Interaktion setzen, können hingegen an Intensität und Wirkung verlieren. 

    Für Musiker*innen bietet es sich an, die Rahmenbedingungen im Vorfeld genau zu prüfen: Wie groß ist der Raum? Wie ist die Akustik? Welche Erwartungen hat das Publikum? Auch kreative Lösungen können helfen: hybride Konzepte mit Sitzbereichen und Tanzflächen oder gezielte Publikumsansprache, die die Verbindung stärkt. 

    Nicht immer, kann man als Musiker*in entscheiden, ob ein Konzert bestuhlt oder unbestuhlt stattfinden kann. Solltest du die Wahl haben, dann wäge vorher ab, was du möchtest. Wenn ich die Möglichkeit dazu habe, entscheide ich mich eigentlich immer für unbestuhlte Säle. Da du diese Entscheidung aber nicht immer treffen kannst, lohnt es sich, zu üben, wie du im sitzendem Publikum umgehst.

    Stellst du dein Set etwas um? Hast du passende Ansagen, um dein Publikum auch im Sitzen gut zum Mitmachen zu ermuntern? Gibt es in der Location die Möglichkeit, den Leuten salopp zu sagen: „Hey, jetzt ist der Moment, wo ihr die Stühle zur Seite schieben könnt“?

    Auch, wenn sich das vielleicht etwas komisch anfühlt – viel großartiger fühlt sich noch an, ein Konzert zu spielen, dass vielleicht sitzend begann und bei dem sich am Ende keiner mehr auf den Stühlen halten kann.

    Fazit

    Das Spielen vor sitzendem Publikum hat Vor- und Nachteile. Die Vorteile liegen in der intensiven Aufmerksamkeit, der Intimität und der Möglichkeit, leise, emotionale Klänge in den Vordergrund zu rücken. Die Nachteile liegen in der möglichen Distanz und der fehlenden Interaktion, die vor allem bei energiereichen Performances eine wichtige Rolle spielt. Letztlich ist es jedoch die Vielseitigkeit der Künstler*innen, die entscheidet, wie diese Situation gemeistert wird – und die oft eine Chance birgt, das Publikum auf ganz neue Weise zu berühren. 

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    von nina.graf

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