Blue Yeti nano Test

Blue Microphones hat einen enormen Aufstieg hinter sich.

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Von der kleinen baltischen Manufaktur hochwertiger Studiomikrofone bis hin zum Unternehmen unter den Fittichen Logitechs, das auch Audio-Massenware anbietet. Ein Anker im Portfolio ist das USB-Mikrofon Yeti, welchem auch das Blue Yeti nano zur Seite gestellt wurde, um das sich dieser Testbericht dreht. Dieses USB-Podcast-/Homerecording-Mikrofon ist, wie man aufgrund des Namesanhang problemlos erkennen kann, ein wenig kleiner und ein wenig preiswerter als das klassiche Blue Yeti. Ist das Yeti nano also eine sinnvoll verkleinerte Version oder doch nur die Schneematsch-Version des sagenumwobenen Himalaya-Geschöpfs?

Details

Nicht mit analogem Gain ausgestattet – vielleicht auch nicht so schlimm

Ich bin eigentlich kein Freund von USB-Mikrofonen, die kein Gain vor der Wandlung besitzen. Ich weiß aber, dass man darüber unterschiedlicher Meinung sein kann. Während die “reine Audiolehre” verlangt, dass das Gain Staging die gesamte Kette durch optimal eingestellt ist, müssen besonders Geräte für den Consumer, so einfach und so gut wie möglich funktionieren. Oftmals haben User schlichtweg kein Interesse daran, sich mit derartigen Dingen auseinanderzusetzen. Wenn man also die Tontechniker-Brille abnimmt und bedenkt, dass die wesentliche Zielgruppe dieses USB-Mikrofons Zoomer, Skyper, Youtuber, Gamer und Recording-Einsteiger sind, ist die Welt durchaus in Ordung. Wenn man mag, kann man den Eintrag in der Contra-Liste also für sich zum Vorteil umdeuten.

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Das “normale” Blue Yeti ist dem Blue Yeti nano diesbezüglich einen kleinen Schritt voraus, denn dort befindet sich die digitale Gain-Regelung am Gerät. Und auch die Tatsache, dass das Blue Yeti nano mit 24 Bit auflöst, federt die fehlende Möglichkeit einer genaueren Pegelanpassung vor der Digitalwandlung ab. 48 kHz Samplerate sind vollkommen in Ordnung für ein Gerät dieser Art.

Headphone Out

Die einzige Regelmöglichkeit am Blue Yeti nano ist damit der Pegel des Kopfhörerverstärkers, der mit einem guten halben Watt (RMS) alle nicht zu hochohmigen Kopfhörer mit ausreichend hohem Pegel wird beschicken können.

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Zwei Patterns 

Umschalten kann man auch etwas, und zwar die Richtcharakteristik der Aufnahme. Anders als die größeren Yeti mit ihren Achter- und Stereo-Modi bietet das Yeti nano durch seine mit zwei Kapseln ausgestattete Konstruktion nur zwei Patterns, nämlich Niere (also nach vorne gerichtete Empfindlichkeit) und Kugel (Rundum-Empfindlichkeit). Theoretisch wäre auch die Ableitung einer Achtercharakteristik möglich, der Einfachheit halber und womöglich zur besseren Abgrenzung zum Standard-Yeti gegenüber wurde darauf aber verzichtet. Und ich merke beim Schreiben dieser Zeilen, wie absurd es ist, von einem “Standard-Yeti” zu schreiben, wenn man bedenkt, dass ein Fabelwesen Namensgeber war.

Fotostrecke: 3 Bilder Von außen nicht zu erkennen: Im Yeti nano ist eine Doppelmembran-Kondensatorkapsel am Werk.

Sherpa hilft

Blue erlaubt die Steuerung einiger Parameter der Yetis per Software “Sherpa”, die mittlerweile auch für macOS Big Sur verfügbar ist. Damit kann beim Yeti nano digitales Gain, Mute, Kopfhörerlevel und Kopfhörer-Mute eingestellt werden, wovon zum Testzeitpunkt die beiden letztgenannten Funktionen auf zwei überprüften Computern keine Auswirkungen hatten. Aber diese Punkte werden üblicherweise mit Updates flott behoben.

Bedienelemente und Buchsen im Überblick

Am Blue Yeti nano selbst befindet sich ein mit LED-Kranz illuminierter Drehgeber mit Push-Funktion für Headphone-Level und Mikrofon-Mute. Rückseitig kann per Druchtaster das Pattern umgestellt werden. Die Unterseite hält USB-Buchse und 3,5mm-Kopfhörerausgang bereit, das war’s schon.

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Praxis

Klein und hübsch

Das Blue Yeti nano ist kompakt gebaut. Dadurch ist es beim Videocasten, Skypen und Zoomen nicht so schnell im Bild wie Mikrofone, die höher bauen oder wie klassiche Broadcastmikrofone an Bügeln hängen. Und wenn es doch im Bild ist, ob nun gewollt oder nicht, dann ist es durchaus hübsch anzusehen. Tatsächlich hat Blue es geschafft, Mikrofone mit hohem Wiedererkennungswert zu schaffen, denn bei so manchem Youtuber, der quirlig in die Kamera plappert, ist ein Yeti bewusst im Bild platziert. Obwohl preiswert, ist es beileibe nicht “billig”: Das Mikrofönchen ist schwer und wirkt wertig.

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Sprache: top

Blues kleines Yeti zeigt eine dem Preis gut gerecht werdende Detailauflösung und besitzt einen weiten, aber sicher bewusst nicht brettebenen Frequenzgang von den Bässen bis zu den Höhen: Sprache ist ganz klar das erklärte Ziel beim Design des Blue Yeti nano gewesen, das wird sofort deutlich. Die Sprachverständlichkeit ist hoch, das USB-Mikrofon produziert per se einen präsenten und durchaus professionell wirkenden Stimmenklang. Der Balanceakt, das Signal nicht automatisch bissig und nervig klingen zu lassen, gelingt ganz gut, wenn man bedenkt, dass das Yeti nano ein wirklich preiswertes Mikrofon ist. Zwar wird die Stimme durch den Nahbesprechungseffekt zwar bassiger und somit satter, allerdings ist hier zu merken, dass im Yeti eben keine Großmembrankapsel verbaut ist. Bei einem Abstand von mehr als 20 Zentimetern klingt das Yeti nano somit natürlicher. Außerdem kann dann meist auf die Verwendung eines Poppfilters verzichtet werden, wenngleich das kleine USB-Mikrofon diesbezüglich sowieso ein eher unproblematischer Kandidat ist.

Besprechungswinkel und eventuelle Störquellen

Es ist sicherlich im Sinne der Erfinder, dass das Mikrofon in einem großen vertikalen wie horizontalen Winkel besprochen werden kann, ohne dass die Klangfärbungen dadurch zu stark werden: Viele User werden das Mikrofon seitlich aufstellen, viele nicht genau zum Körper hingedreht und auf den Mund gekippt, weil Tastaturen, Joysticks oder sonstiges Gerät schon mittig stehen muss – und das Mikrofon auf einem normalen Tisch etwas zu niedrig steht. Es ist aber in jedem Fall dazu zu raten, das Yeti nano in seiner Halterung zu kippen: Dadurch verhindert man, dass zu viele Signalanteile vom Brustraum statt vom Mund kommen, besonders aber werde dadurch auf der Vorderseite Tischreflexionen verringert – denn diese können den Klang deutlich negativ beeinflussen. Und weil genau auf der Rückseite das Übertragungsminimum liegt, ist ein Kippen ebenfalls sinnvoll, um dort die hinter dem Mikro liegende Tischplatte “unterzubringen”. Ist aber eine Wand sehr nah, sollte das Blue Yeti nano besser erhöht stehen, auf Mundhöhe. Für diesen Fall ist es angenehm, dass das Mikro über ein kleines Gewinde verfügt. Steht das Mikrofon auf Kugel, wird es dennoch seitlich etwas höhenärmer, was typisch für das Konstruktionsprinzip ist und “keinen Mangel darstellt”, wie es auf “Vertragsdeutsch” so schön heißt.

Fazit

Wer ein preiswertes und praktisches USB-Mikrofon sucht, ist mit dem Kauf des Blue Yeti nano gut beraten: Das Mikrofon ist hübsch, gut verarbeitet, einfach zu bedienen und klingt ordentlich. Für Leute, die nicht unbedingt den Sound einer hochprofessionellen Aufnahmekette oder flexible Monitoring-Möglichkeiten benötigen, kann das Yeti nano jedenfalls empfohlen werden. Wer mehr Flexibilität benötigt, kann sich bei den größeren Yetis umsehen oder sogar in Erwägung ziehen, statt einer USB-Lösung eine klassische Kombination zu wählen.

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Features und Spezifikationen
  • USB-Mikrofon
  • Doppelmembran-Kondensatorkapsel (14 mm)
  • Richtcharakteristiken: Niere und Kugel
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • max. Schalldruckpegel: 120 dB SPL (0,5% THD+N)
  • Wandlung: 48 kHz, 24 Bit
  • Anschlüsse: USB, Kopfhörer
  • Höhe: 21,1 cm
  • Gewicht: 630 Gramm
  • Preis: € 99,– (Straßenpreis am 28.10.2021)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hohe Sprachqualität
  • Nieren- und Kugelpattern
  • 24 Bit
  • preiswert
Contra
  • kein analoges Gain, rudimentäres Monitoring
Artikelbild
Blue Yeti nano Test
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