EBS MultiComp Blue Label Test

EBS ist nicht nur eine Top-Adresse, wenn es um erstklassige Bass-Amps und -Boxen geht, auch die Effektpedale der schwedischen Firma gehören zweifellos zum Besten, was der Markt zu bieten hat. Ein absoluter Topseller im Pedal-Lineup von EBS ist der seit 1998 erhältliche Multicomp – der analoge Kompressor begeistert nicht nur Tieftöner rund um den Globus, sondern ist auch nicht selten auf Pedalboards von unseren Kollegen aus der Gitarrenfraktion zu finden. Zwei der Vorgänger-Varianten haben wir bereits in den Jahren2011 und 2015 getestet. Ende 2019 hat EBS einigen ihrer Effektpedale nun abermals ein größeres Update spendiert, und dazu zählt natürlich auch der populäre Multicomp. Welche neuen Features die nunmehr vierte Generation des EBS-Kompressors bietet und in welcher Disziplin er im Vergleich zu seinen Vorgängern vielleicht noch eine Schippe drauflegen kann, könnt ihr in diesem Test erfahren.

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… EBS einmal mehr ein großer Wurf gelungen!

Details

Als ich den neuen Multicomp aus dem Karton nahm und zum ersten Mal in den Händen hielt, fiel mir sofort der etwas kompaktere Formfaktor im Vergleich zu den älteren Versionen auf. In der Tat ist das Gehäuse um ganze 12% geschrumpft, sodass sich der Kompressor jetzt erfreulicherweise mit weniger Platz auf unseren dicht gedrängten Pedalboards begnügt – die exakten Abmessungen betragen 67 x 115 x 48 mm.
Tolles Feature: Die beiden Klinkenbuchsen (Input und Output) auf den Seitenflächen wurden zudem leicht versenkt angebracht, damit die Pedale so eng wie möglich nebeneinander auf einem Pedalboard installiert werden können! Und selbst gewichtsmäßig hat die dritte Generation im Vergleich zu den Vorgängern etwas abgespeckt, denn der neue Multicomp bringt nur noch 315g (vorher 400g) auf die Waage.

Fotostrecke: 5 Bilder Kleiner, leichter, besser – bei dem Multicomp aus der …

Das leichtere und kompaktere Design ist natürlich per se sehr willkommen, noch weitaus sinnvollere Upgrades hat EBS allerdings in technischer Hinsicht beim neuesten EBS Multicomp vorgenommen. Ein Feature ist direkt auf den ersten Blick zu erkennen: auf der Front parkt jetzt nämlich ein dritter Regler mit der Bezeichnung “Sens”. Bei diesem Sensitivity-Regler handelt es sich im Grunde um einen Threshold-Regler, der beim Multicomp allerdings umgekehrt funktioniert. Je weiter man den Regler aufdreht, desto niedriger wird der Schwellenwert, und in der Mittelstellung (mit Einrastung) arbeitet der Multicomp mit der Threshold-Werkseinstellung der älteren Versionen.
Dank dieses neuen Features lässt sich das Kompressionsverhalten des Multicomp nun blitzschnell an die unterschiedlichen Pegel von Bässen oder an die eigene Spieltechnik anpassen, was ohne Frage einen deutlichen Gewinn an Flexibilität bedeutet!

Fotostrecke: 2 Bilder Beim Blick auf die Front entdeckt man einige Features, …

Zudem arbeitet der neue Multicomp mit Spannungen bis zu 18 Volt und bietet dadurch mehr Headroom für moderne Aktivbässe, die einen signalstarken 18-Volt-Preamp an Bord haben. Alle weiteren Features des neuen Multicomp kennen wir bereits von den älteren Versionen dieses Kompressors; sie bedürfen daher sicherlich keiner sehr ausführlichen Erklärung: Zentral in der Mitte sitzt ein 3-Positionen-Schalter, mit dem die verschiedenen Kompressionsmodi des Multicomp angewählt werden. Zur Verfügung stehen die Modi “Normal” für den Standardkompressor, “MB” für den Dualband-Kompressor, der Bässe und Höhen getrennt bearbeitet, und schließlich der “Tubesim”-Modus, der den Standardkompressor mit einer röhrenähnlichen Klangcharakteristik versieht.

Fotostrecke: 2 Bilder Der EBS Multicomp aus der Blue Label-Serie kann nun erstmalig …

Links neben dem Modus-Schalter parkt der Comp-Regler, mit dem das Verhältnis zwischen dem Anstieg des unkomprimierten Eingangssignals und dem Anstieg des komprimierten Ausgangssignals – also die sogenannte Ratio – eingestellt wird. Der Regler bietet Werte von 1:1 (komplett zugedreht) bis zu 5:1, wenn er voll im Uhrzeigersinn aufgedreht wird. Auf der anderen Seite des Modus-Schalters sitzt der Gain-Regler zum Justieren des Ausgangs-Pegels. Die Lautstärke des Effektsounds kann damit bequem an das Bypass-Signal angepasst werden kann.

Wer sich mit der Feinabstimmung des Multicomp befassen möchte, findet im Inneren des Gehäuses außerdem einen Trimmer, mit dem die Empfindlichkeit der beiden Bänder im Multiband-Modus balanciert werden kann. Dreht man beispielsweise komplett nach rechts (Hi), werden nur die Höhen komprimiert. Ab Werk steht der Trimmer in Mittelstellung.
Damit sind wir mit den Details fast durch, zu erwähnen bleibt nur noch der “passive/active”-Taster zum Anpassen der Eingangsempfindlichkeit sowie der stirnseitig sitzende Anschluss für das Netzteil. Ein passendes Netzteil wird auch beim neuesten Mulitcomp-Modell von EBS nicht mitgeliefert, zur Not arbeitet das Pedal aber auch mit einer herkömmlichen 9-Volt-Batterie.

Wirklich erstaunlich: Auch in der vierten Generation kann man diesen Klassiker immer noch verbessern!
Wirklich erstaunlich: Auch in der vierten Generation kann man diesen Klassiker immer noch verbessern!

Keine Überraschung ist für mich die hervorragende Qualitätsanmutung des Multicomp aus der Blue Label Serie. Ich kenne von EBS nur überaus stabil und hochwertig gebaute Produkte, die dem rauen Bühnenalltag problemlos gewachsen sind und daher über viele Jahre fehlerfrei funktionieren.

Praxis

Bei den älteren Multicomp-Modellen kann es durchaus vorkommen, dass der Sound leicht verzerrt, wenn man sehr pegelstarke Aktivbässe oder Instrumente mit Piezo-Tonabnehmern einsetzt – selbst wenn der seitliche Taster auf “passive” steht. Zur Behebung dieses Problems bleibt da nur die etwas umständliche Anpassung des Thresholds mit den Trimmern im Inneren des Gehäuses.
Diesen Makel hat EBS bei der jüngsten Version des Multicomp nun erfreulicherweise durch zweierlei Maßnahmen beseitigt: Erstens kann der Kompressor jetzt, we eingangs schon erwähnt – mit 18-Volt-Spannung umgehen und bietet dadurch von Haus aus etwas mehr Headroom; Bässe mit modernen 18-Volt-Onboard-Preamps bringen den Multicomp so schnell also nicht mehr aus der Fassung!

Einmal aktiviert, möchte man den neuen EBS Multicomp nicht mehr missen!
Einmal aktiviert, möchte man den neuen EBS Multicomp nicht mehr missen!

Zweitens – und in meinen Augen noch viel wichtiger – hat EBS beschlossen, dem Kompressor einen Threshold-Regler auf der Front zu spendieren, mit dem die Einsatzschwelle der Kompression im Handumdrehen angepasst werden kann.
Dank dieser neuen Features hatte ich in der Testphase keinerlei Probleme mit Übersteuerungen und Verzerrungen – ganz egal, welche Bässe ich verwendet habe. Selbst meinen extrem pegelstarken aktiven Fünfsaiter mit EMG-Pickups und einen semiakustischen Fretless mit Piezo-Tonabnehmer konnte ich problemlos so einpegeln, dass der Sound immer absolut kristallklar war. Das Update des Pedals ist also allein deswegen schon Gold wert, weil es die Handhabung tatsächlich erheblich vereinfacht und auch die klangliche Flexibilität des Kompressors erhöht!

Davon abgesehen liefert der neue Multicomp die seit vielen Jahren gewohnte immense Bandbreite toller Kompressor-Sounds in erstklassiger Qualität. In den Modi “normal” und “Multiband” agiert er klanglich eher unauffällig: der Basssound wirkt zwar dichter und kompakter, das Fundament bleibt aber rund und voll, und in den Höhen wird der Sound nicht hörbar beschnitten. Erst bei starken Kompressionen lässt sich ein leichter Verlust im oberen Bereich ausmachen und der Sound wirkt nicht mehr ganz so transparent.

Der EBS Multicomp der Blue Label-Serie agiert höchst musikalisch und wertet den Basssound gekonnt auf!
Der EBS Multicomp der Blue Label-Serie agiert höchst musikalisch und wertet den Basssound gekonnt auf!

Die Arbeitsweise des Kompressors ist in der Regel sehr weich und gutmütig, sodass nur bei den extremsten Einstellung leichte Pumpeffekte (die ja mitunter auch durchaus gewollt sein können!) entstehen. Jenseits der Extreme klingt der Multicomp zu jeder Zeit sehr musikalisch und organisch, sodass selbst Kompressor-Neulinge oder Tieftöner, die sich mit den verschiedene Parametern einer Kompression erst gar nicht beschäftigen wollen, sehr schnell zu tollen Ergebnissen kommen. Das ist sicherlich eine der vielen Stärken des EBS Multicomp!

Eine weitere ist meiner Meinung nach der hervorragend klingende Tube-Sim-Modus, mit dem eine Röhrensimulation zugeschaltet wird. Der Effekt ist angenehm unaufdringlich, aber trotzdem deutlich wahrnehmbar. Durch die Röhrensimulation wird das Fundament etwas fetter und die Höhen erscheinen etwas weicher und seidiger, ohne dass die Transparenz dabei auf der Strecke bleibt. Ein toller Klangveredler für Tieftöner, die ihren Sound mit einer Spur mehr Wärme und Obertönen anreichern möchten!
Viel Spaß mit den Klangbeispielen!

Audio Samples
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Fingerstyle, Normal, Medium Compression Fingerstyle, Normal, Heavy Compression Slapping, Multiband, Medium Compression Slapping, Multiband, Super Heavy Compression Fingerstyle, Tubesim, Medium Compression Fingerstyle, Tubesim, Heavy Compression Fretless Piezo, Multiband, Medium Compression Fretless Piezo, Tubesim, Medium Compression
Dieses Update des EBS Multicomp ist rundum gelungen!
Dieses Update des EBS Multicomp ist rundum gelungen!

Fazit

EBS hat den populären Multicomp über die Jahre kontinuierlich verbessert. Auch das jüngste Update bringt wieder sinnvolle Features, die den Nutzwert des Pedals erheblich erhöhen und die Handhabung vereinfachen. An erster Stelle steht dabei der “Sen”-Regler, der wie ein umgekehrter Threshold-Regler zur Anpassung des Schwellenwertes funktioniert – Bässe mit verschiedenen Signalstärken können dadurch weitaus unkomplizierter verwendet werden. Sehr positiv ist außerdem, dass der Multicomp nun mit 18 Volt Spannung arbeitet und damit mehr Headroom bei weniger Nebengeräuschen bereithält. Daneben besitzt die jüngste Version die gewohnte Flexibilität mit drei verschiedenen Kompressions-Modi inklusive einer Dualband-Kompression, deren Threshold-Werte mit einem Trim-Poti im Gehäuse balanciert werden kann. Wenn das Pedal dann – wie in diesem Fall – auch noch kleiner und leichter als der Vorgänger ist, habe ich wirklich überhaupt nichts mehr zu meckern! Absoluter Ancheck-Tipp für Bassisten, die ein einfach zu bedienendes und kompaktes Pedal für weiche und transparente Kompressor-Sounds suchen!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr transparenter Klang
  • keine unerwünschten Nebeneffekte
  • drei Kompressor-Modi
  • mehr Headroom mit 18 Volt
  • „Sens“- Regler für Threshold
  • einfache Bedienung
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • kein Zugriff auf Attack/Release
Artikelbild
EBS MultiComp Blue Label Test
Für 182,00€ bei
EBS_Multi_Comp_True_Dual_Band_Compressor_009_FIN
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: EBS
  • Modell: Multicomp Blue Label
  • Herstellungsland: China
  • Anschlüsse: 1 x Input Klinke, 1 x Output Klinke, Netzteil (9-18Volt DC)
  • Regler/Schalter: Sens, Comp, Gain, Mode (Normal, MB, Tubesim), Active/Passive, Band Balance Trimmer Lo/Hi, Bypass (True Bypass)
  • Stromversorgung: Netz 9-18 Volt DC, Batterie: 9 Volt, 45mA max.
  • Sonstiges: Betriebs-LED
  • Maße: 67 x 115 x 48 mm
  • Gewicht: 315g
  • Preis: 189,- Euro (Ladenpreis im Februar 2020)
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