VR-DJ: Vor sechs Jahren erschien hier auf Bonedo die erste Version dieses Artikels über DJing in VR. Seitdem hat sich in der Welt um Virtual Reality viel getan. Mit Meta Quest gibt es eine sehr erfolgreiche Plattform und sogar Apple will mit Vision Pro mitmischen. Neben VR spielt Mixed Reality zudem eine immer größer werdende Rolle. Und seit 2025 gibt es sogar ein DMC VRDJ Championship! Deswegen wurde es allerhöchste Zeit, unserem Feature ein Update zu verpassen. Wir schauen, welche Optionen es heute für DJs gibt, in VR und MR aufzulegen.

Algoriddim djay VR: Vollwertige DJ-App zum Auflegen in VR, MR und XR
Die neuste App für DJing in VR ist auch die bisher umfassendste und beste: Algoriddim djay verfrachtet den VR-DJ mit der speziell für VR angepassten Version in eine virtuelle Booth, verschiedene immersive Umgebungen oder über Mixed Reality in die eigene Wohnung. Das Interface setzt auf eine Darstellung von Turntables mit Mixer – zu abstrakt soll die Oberfläche wohl nicht aussehen. Dabei wäre es spannend, wie Musik auf neuartige Weise zusammengemischt wird, beispielsweise über ein „Zusammenschieben“ der Wellenformen. Vielleicht ist der Look mit den Plattenspielern und dem Mischpult aber auch dafür gut, dass diese DJ-App überhaupt noch als solche zu erkennen ist.

Durch die Integration von Apple Music, TIDAL, SoundCloud, Beatport und Beatsource ist die VR-Version von djay professionell aufgestellt. Über 100 Millionen Songs und Tracks stehen also zum Mixen bereit. Gestenkontrolle steht nicht nur für die Apple Vision Pro Version zur Verfügung, sondern ebenso für Meta Quest – alternativ lassen sich hier auch die Controller von Meta nutzen. Die Version für Meta Quest bietet als zusätzliches Extra aber auch die Möglichkeit, über USB diverse Hardware-Controller anzuschließen – dabei wird je nach Controller sogar Audio übertragen.
Algoriddim djay für Meta Quest ist in dem Sinne also schon als eine vollwertige DJ-App zu verstehen, mit der ihr durchaus auf einer Party auflegen könnt – und damit bestimmt einige Lacher auf eurer Seite habt. Aber auch für ein immersives, interaktives und ganz persönliches Musikerlebnis ist djay für VR-Plattformen eine exzellente App mit Blick in die Zukunft. Alogoriddim djay VR läuft standalone auf Meta Quest und Apple Vision Pro – oder verkabelt über Link-VR am PC.
TribeXR: DJ-Schule in VR
Tatsächlich haben wir bereits 2019 über TribeXR berichtet. Dabei handelt es sich um eine DJ-Schule, die in der virtuellen Realität stattfindet. Wer als VR-DJ Mixing und den Umgang mit real existierendem Equipment von Pioneer DJ / AlphaTheta lernen will, bekommt hier die Möglichkeit.
Der Vorteil: Es ist nicht notwendig, die kostspielige Hardware zu besitzen, um mal in die Welt des DJings hineinzuschnuppern. Und außerdem ist es einfach, verschiedene Gerätschaften auszuprobieren und so den persönlichen Liebling kennenzulernen.

Neben Modellen wie CDJ-3000, DJM-900NX2S, DJM-V10 und DDJ-FLX4 stehen auch eigene Kreationen von TribeXR zur Verfügung. Diese bilden einen typischen DJ-Turntable im Stil des Technics SL-1200 MKII nach oder oder verschiedene Sets von Mediaplayern und Mixern. Zusätzlich wird aber auch weiteres Gear wie ein „Acid Synth“ oder eine Drum-Machine virtuell angeboten.
Alle wichtigen Features eines DJ-Setups werden hier im „Cyberspace“ nachgebildet – es gibt sogar virtuelle Kopfhörer, für die am Mischer die Lautstärke und der Cue-Mix eingestellt werden können. Gesteuert wird alles mit virtuellen Händen, die mit den Controllern genau bewegt werden. Die Kurse des DJ Bootcamps vermitteln u.a. Beatmatching, Übergänge, Cueing, Beat FX, Mixing in der passenden Tonhöhe, die richtige Songauswahl und vieles mehr.
Die notwendige App funktioniert mit den Standalone-Devices von Meta Quest und ebenso auf den PC-VR-Plattformen SteamVR und Viewport. TribeXR wird kontinuierlich weiterentwickelt, die Preise beginnen bei 6,67 US-Dollar monatlich.
Vinyl Reality: Vinyl-Mixing in VR und Mixed Reality
Wer virtuelle CDJs für zu neumodisch hält, sollte sich vielleicht mal Vinyl Reality anschauen. Hier wird nämlich noch ganz klassisch mit zwei Plattenspielern und einem 2-Kanal-Mixer gemischt. Die Turntables sind natürlich nicht irgendwelche, sondern möglichst getreue Nachbildungen der beliebten Technics SL-1210, der hier allerdings auf „Technix“ getauft sind. Und selbst die Nadeln erinnern doch sehr an die blauen Concorde-Systeme von Ortofon.

Das virtuelle Vinyl befindet sich stilecht in Cases und bietet Zugriff auf die ausgewählte Musik der Nutzer. Die darf in den Formaten MP3, FLAC, WAV, OGG, AIF, AIFF oder WMA sein. Während sich Vinyl-DJs im realen Leben oft den Rücken krumm machen müssen, wird hier eine virtuelle Ergonomie geboten. Das bedeutet, dass die Höhe und auch der Winkel des Setups nach Belieben eingestellt werden dürfen. Auch hier bekommen Neueinsteiger eine Einführung in die wichtigsten Funktionen der einzelnen Komponenten. Außerdem blendet die Software auf Wunsch die BPM-Zahlen ein – fast ein bisschen so wie bei der CDJ-Fraktion.
Wer möchte, kann hier sogar Mixes aufnehmen und diese teilen. Selbst Videos sind direkt bei der Aufnahme möglich, für Abwechslung sorgen verschiedene Kamera-Perspektiven und „Bühnenbilder“. Weiterhin gibt es eine YouTube-Playlist (sogar mit einem „HOR Berlin“ Set), die nur diesen Aufnahmen gewidmet ist – es lohnt sich wirklich, als VR-DJ da mal reinzuschauen.
Vinyl Reality läuft mit Oculus Rift und Steam VR sowie Standalone auf Meta Quest. Der Preis beträgt 24,99 Euro.
Reality Decks: Old School und minimalistisch
Reality Decks schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Vinyl Reality. Die guten alten „Wheels of Steel“ in Kombination mit einem rudimentären Mixer dienen als Setup. Sechs Videos erklären Anfängern die ersten Schritte, fünf Tracks sind zum Üben bereits installiert und obendrauf warten 25 Vocal-Aufnahmen auf virtuelle Scratch-Aktionen. Selbstverständlich können auch eigene Titel importiert werden – welche Formate im Einzelnen unterstützt werden, verrät uns der Hersteller im Vorfeld aber nicht. MP3 wird aber mit Sicherheit dabei sein.

Einsteigerfreundlich ist hier die Möglichkeit, das Tempo der Musikstücke in BPM anzuzeigen. Der Sound kann über die Einstellungen so geroutet werden, dass eure Friends auch etwas von der Mix-Performance haben. Das Erstellen von Videos spielt hier genau wie bei Vinyl Reality eine Rolle. Dafür stehen ebenfalls verschiedene Stages und Perspektiven zur Auswahl. Der DJ wird als Avatar dargestellt, ihr könnt also mit den Motion-Controllern die virtuellen Hände hochreißen und das dann später im Video anschauen.
Reality Decks läuft mit Meta Link-VR und kostet 19,99 Euro – die App wurde aber schon lange nicht mehr aktualisiert.
Electronauts: DJ spielen – auch Standalone!
Während die anderen gerade vorgestellten Apps versuchen, reales DJing mehr oder weniger genau virtuell abzubilden, geht Electronauts einen ganz anderen Weg. Hier wird die Erfahrung abstrakt in eine Art Spiel gepackt. Anstatt wie ein DJ auf Decks zu mixen, lässt sich Electronauts viel eher mit einer Live-Performance vergleichen. Die Controller in den Händen werden zu Taktstöcken, mit denen sogenannte „Orbs“ wie mit einem Schlagzeug angeschlagen werden. Die „Music Reality Engine“ ist eine Oberfläche, die einzelne Versatzstücke aus mittlerweile über 80 Tracks anbietet. Spieler basteln sich hieraus dann quasi eigene Remixes zusammen.

Tracks importieren ist im Gegensatz zu den anderen Apps nicht vorgesehen. Stattdessen muss auf die vorgefertigten Loops und Samples zugegriffen werden, die von diversen populären EDM-Künstlern wie Steve Aoki, Chainsmokers, Dada Life, Krewella oder Nero stammen und mit In-App-Käufen erweitert werden. Trotz der Ferne zum realen DJing ist Electronauts interessant. Denn hier zeigt sich, dass das Interface nicht zwangsläufig CDJs, Turntables und Mixer nachempfinden muss, sondern auch völlig neue Wege gehen kann. In solchen Schnittstellen liegt möglicherweise viel eher die Zukunft, als in virtuellen Nachempfindungen „alter Technik“.
Electronauts funktioniert mit Steam VR, Oculus PC, HTC Hive, Windows MR, PlayStation VR und auch Standalone auf Meta Quest oder Apple Vision Pro. Der Preis liegt je nach Version zwischen 16,70 Euro und 19,99 Euro.
Fazit und unsere Empfehlung
Viele der hier vorgestellten Apps wurden noch für eine frühe Generation von VR-Headsets – sprich Oculus Quest und HTC Hive – entwickelt. Die heute populärste Plattform ist Meta Quest und mit Meta Quest 3/Meta Quest 3S sind die aktuellsten Versionen davon erhältlich.
Meta Quest bietet den Vorteil, sich auch über Link-VR mit dem PC zu verbinden, um so eine höhere Leistung zu erzielen. Prinzipiell stehen mit diesem Setup sämtliche hier vorgestellten Apps zur Verfügung.
Apple Vision Pro ist hingegen sehr kostspielig und auf die extra dafür entwickelten Apps angewiesen, deshalb können wir hier keine Empfehlung aussprechen. Die beste Lösung aus unserer Sicht stellt Meta Quest 3 beziehungsweise Meta Quest 3S dar: Im Standalone-Betrieb lassen sich so Algoriddim djay und Electronauts nutzen, über einen leistungsfähigen PC und VR-Link stehen auch die anderen Apps zur Verfügung – falls diese für euch überhaupt interessant sind.






















