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Harley Benton Marquess-4 Black Stain Test

Dass man bei Harley Benton erstaunlich solide Bässe zum Schnäppchenpreis bekommt, ist in der Bassistengemeinde längst kein Geheimnis mehr. Die Modellpolitik des Budget-Labels des Musikhauses Thomann war jedoch in der Vergangenheit zumeist eher “konservativ” ausgerichtet, denn man konzentrierte sich größtenteils auf die Interpretation der populären Klassiker. Die Bässe hingegen zeichnen sich durch ein komplett eigenständiges Design aus und sollen damit laut Werbung die “Königinnen und Könige der Bassgitarre ansprechen”. Was immer damit auch gemeint ist – optisch wirken die Neuzugänge auf jeden Fall ohne Frage edel und extravagant! Harley Benton bietet den Marquess als Vier- und Fünfsaiter an, außerdem kann der geneigte Tieftöner aus den drei Farboptionen “Blue Stain”, “Black Stain” und “Sunburst Stain” wählen. Wir haben uns für diesen Test einen viersaitigen Marquess in “Black Stain” geschnappt und sind gespannt, ob das neue Modell auch klanglich halten kann, was die Boutique-mäßige Optik verspricht.

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Wieselflinker Hals: Auch schnelle Läufe sind auf dem Harley Benton Bass kein Problem.

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Details

Ein Koffer oder eine Gigbag gehören nicht zum Lieferumfang des Marquess-4 und müssen daher im Bedarfsfall separat erworben werden. Bei einem Preis von knapp 300,- Euro ist das jedoch auch kaum anders zu erwarten. Der Bass wird folglich im Pappkarton ausgeliefert, und als Zubehör gibt es zwei Inbusschlüssel zur Justierung der Halsneigung und der Saitenlage.
Das Korpusdesign des Marquess ist schon etwas gewagt und durchaus polarisierend: Die ausgeprägten, kantigen Korpushörner erinnern einerseits an einen Metal-Bass, durch das geflammte Top und die schicke Lackierung versprüht das Instrument aber auch ein gewisses Boutique-Fair und wirkt recht nobel. Eine Ähnlichkeit mit dem Consat von Marleaux ist in meinen Augen nicht von der Hand zu weisen. Wie auch immer, ich finde die Optik insgesamt durchaus gelungen und denke, dass der Bass sicher schnell Fans finden wird.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Marquess sieht deutlich hochwertiger aus, …

Unter der schicken Tapete des Marquess finden wir einen Korpus aus Sungkai-Holz, das aus Indonesien stammt und keiner Cities-Handelsbeschränkung unterliegt. Optisch gibt Sungkai allerdings nicht allzu viel her, weshalb man sich bei Harley Benton für ein attraktives Top aus geflammtem Ahorn entschieden hat. Die schöne Maserung scheint durch das transparente Finish und sorgt für eine dezente Noblesse, die in dieser Preisklasse nicht unbedingt an der Tagesordnung ist.

Auf den Korpus wurde ein robuster Steg montiert, welcher Einstellmöglichkeiten für die Saitenlage und die Oktavreinheit bietet. Mit kleinen Inbusschrauben an den Seitenteilen der Bücke werden die Saiteneiter nach dem Setup schließlich arretiert.
Beim viersaitigen Marquess kommt ein klassisches P/J-Setup mit einem Split-Coil-Pickup in der Halsposition und einem Singlecoil in der Stegposition zum Einsatz. Die Tonabnehmer stammen von der Firma G&B, die den meisten Bassisten wahrscheinlich eher unbekannt sein dürfte. G&B stellt beispielsweise Pickups für PRS und Reverend-Basses her.

Fotostrecke: 5 Bilder Sogar eine hübsche Zierholzdecke hat man dem Marquess spendiert.

Auch die aktive Elektronik, die den Marquess mit einem Zweiband-Equalizer ausstattet, stammt von der Firma G&B. Am Bass wird der Sound mit je einem Volumen-Regler pro Pickup und den beiden EQ-Regler für Bässe und Höhen abgestimmt. Zum Betrieb der Elektronik wird eine 9-Volt-Batterie benötigt, die in einem Kunststoff-Klappfach auf der Rückseite des Basses sitzt. Eine Passiv-Option gibt es bei der G&B-Elektronik leider nicht – für den Notfall sollte man also immer eine Ersatzbatterie im Gigbag dabeihaben!

Fotostrecke: 4 Bilder Die zweibandige Aktivelektronik wird …

Die Halskonstruktion des Marquess ist relativ aufwändig und besteht aus drei Teilen Ahorn, die mithilfe zweier dünner Padauk-Streifen voneinander abgesetzt sind. Für das Griffbrett hat Harley Benton Amaranth gewählt, das mit seiner dunklen Färbung am ehesten an Ebenholz erinnert.
Im Griffbrett parken 24 Bünde im Jumbo-Format und Kunststoff-Dots zur Lagenorientierung. Die Saiten laufen über einen schwarzen Graphit-Sattel zu einer kompakten und leicht nach hinten abgewinkelten Kopfplatte, auf der vier gekapselte Stimmmechaniken in einer 2:2-Anordnung sitzen. An der Qualität der Mechaniken gibt es nichts zu meckern: Sie laufen leicht und halten die Stimmung stabil.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Griffbrett des hübschen Marques-Basses …

Am Übergang zum Hals befindet sich außerdem der Zugang zum Halsspannstab. Die gesamte Halskonstruktion wurde schließlich mit insgesamt fünf Schrauben am Korpus befestigt und hält – nicht zuletzt dank einer exakten ausgeführten Ausfräsung am Korpus – wirklich bombenfest.

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Praxis

Der Marquess 4 kam mit einer relativ hohen Saitenlage bei mir an und war zunächst nicht besonders angenehm zu spielen. Dieses Manko konnte ich allerdings mit einigen wenigen Handgriffen auf eigene Faust beheben. Die restlichen Parameter des Setups waren absolut in Ordnung: Der Hals besitzt nur eine sehr geringe Neigung und die Sattelkerben hat man ordentlich gefeilt.
Auch an der Bundierung gibt es nichts auszusetzen: Die Abrichtung ist zwar nicht perfekt, geht für ein Instrument in dieser Preisklasse aber absolut in Ordnung. Lediglich bei einer superflachen Saitenlage erntet man an einigen Stellen leichtes Rasseln.

Trotz des nicht optimalen Werk-Setups ließ sich der Marquess im Handumdrehen bequem bespielen!
Trotz des nicht optimalen Werk-Setups ließ sich der Marquess im Handumdrehen bequem bespielen!

Wirklich positiv überrascht war ich von der vorbildlichen Ergonomie des neuen Budget-Basses aus dem Hause Harley Benton. Der Korpus ist nämlich viel bequemer, als man es aufgrund der etwas speziellen Form vielleicht vermuten würde. Im Sitzen liegt der Marquess überaus stabil auf dem Oberschenkel und lässt sich erstaunlich angenehm spielen.
Auch am Gurt hängt der 4kg schwere Viersaiter nahezu perfekt balanciert – keine Spur von Kopflastigkeit, und der Korpus verschmilzt geradezu mit dem Körper des Spielers. Wenn man ganz penibel wäre, könnte man vielleicht kritisieren, dass sich der Longscale-Bass aufgrund seiner Architektur vergleichsweise “lang” anfühlt. Die tiefen Lagen liegen etwas weiter weg als bei so manch anderem Bass mit 34″-Mensur und sind dadurch etwas schwieriger zu erreichen.

Keinerlei Kritik habe ich hingegen mit Blick auf den Hals des Marquess: Fender-Spielern wird das schlanke C-Profil auf Anhieb vertraut vorkommen und das dünne Finish verhindert Bremseffekte bei flotten Lagenwechseln. In Sachen Spielkomfort kann der Marquess 4 also richtig Punkte einfahren und wir können uns dem Thema Sound zuwenden.

Wieselflinker Hals: Auch schnelle Läufe sind auf dem Harley Benton Bass kein Problem.
Wieselflinker Hals: Auch schnelle Läufe sind auf dem Harley Benton Bass kein Problem.

Trocken gespielt gibt sich der sportliche Viersaiter sehr agil und direkt. Der Bass schwingt ungemein stark und liefert einen ausgewogenen Sound mit einem runden Fundament, ebenmäßigen Mitten und klaren Höhen. Deadspots gibt es nicht und das Sustain ist in allen Lagen ausgesprochen satt – die Holzkonstruktion macht wirklich einen sehr gesunden Eindruck!
Am Bassverstärker klingt der Marquess unspektakulärer, als ich es erwartet hätte – und das ist hier definitiv als Kompliment gemeint! Mit beiden Tonabnehmern in gleicher Lautstärke und den EQ-Regler in Mittelstellung liefert der Budget-Viersaiter einen relativ neutralen, aber dennoch durchsetzungsstarken Allround-Sound, der in vielen Musikrichtungen eingesetzt werden kann. Die G&B Tonabnehmer übertragen dabei das Signal zwar nicht in sämtlichen Nuancen und klingen in meinen Ohren etwas eindimensional. Gemessen am Preis des Basses geht die Qualität der Pickups aber völlig in Ordnung – hier muss man einfach auch mal die Kirche im Dorf lassen!

Audio Samples
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Beide Pickups, EQ flat

Im folgenden Slap-Beispiel hört ihr wieder beide Pickups; jetzt kommt aber der Zweiband-Equalizer zum Einsatz und sorgt für Farbe im Sound. Die Abstimmung der Höhen finde ich durchaus gelungen – der Marquess klingt mit aufgedrehten Höhen bissiger und klarer, die Frequenzen nerven aber nicht.
Beim Bass-Equalizer bin ich etwas kritischer: Die Frequenz sitzt sehr tief, sodass der Sound bei starken Anhebungen schnell zum Dröhnen neigt. Mit einer etwas höheren Einsatzfrequenz wäre der Bass-EQ sicherlich leichter zu handhaben und besäße zudem einen stärkeren Einfluss auf den Klangcharakter – der Praxiswert wäre in meinen Augen also prinzipiell höher.
Aber nichtsdestotrotz, der knackige Slapsound des Marquess kann sich hören lassen, wie ich finde! Positiv ist außerdem zu erwähnen, dass die Elektronik sehr nebengeräuscharm arbeitet, was bei Bässen in dieser Preisklasse nicht unbedingt die Regel ist.

Audio Samples
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Beide PU, Bass: 90%, Treble: 70%
Der Harley Benton Marquess klingt modern und spritzig!
Der Harley Benton Marquess klingt modern und spritzig!

Der Split-Coil-Tonabnehmer in der Halsposition liefert erwartungsgemäß einen Preci-ähnlichen Sound mit sattem Fundament. Dem Marquess fehlt allerdings der von klassischen Precis bekannte Mittenpunch – er klingt einfach etwas neutraler und aufgeräumter, was aber fraglos auch seinen Reiz hat!

Audio Samples
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Neck-PU, EQ flat Neck-PU, Bass: 30%, Treble: 100%

Aber kann der Marquess auch rockig? Für den Sound im nächsten Clip habe ich den Halstonabnehmer in der Lautstärke leicht zurückgenommen und die Höhen zu etwa 70% aufgedreht. Präsente Mitten und bissige Höhen sorgen jetzt für jede Menge Durchsetzungskraft, das Low-End klingt straff und knackig. Ein klasse Sound für alle härteren Gangarten!

Audio Samples
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Neck-PU 80%, Bridge-PU 100%, Treble: 70%
Ein moderner Bass, mit dem man sich vielfältig in Szene setzen kann!
Ein moderner Bass, mit dem man sich vielfältig in Szene setzen kann!

Der Stegtonabnehmer sitzt sehr nahe an der Brücke und überträgt deshalb nicht allzu viele tiefe Frequenzanteile. Mit einem Bass-Boost kann man dem etwas dünn klingenden Singlecoil allerdings leicht auf die Sprünge helfen. Das Resultat ist ein schöner, attackstarker und leicht nasaler Sound, der sich bestens für filigranere Musikstile oder Solo-Einlagen eignet.

Audio Samples
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Bridge-PU, Bass-Boost: 60%
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Fazit

Harley Benton ist mit dem Marquess-4 wirklich ein toller E-Bass gelungen! Das spezielle Design mag vielleicht nicht jeden auf den ersten Blick ansprechen, aus ergonomischer Sicht geht die Rechnung aber absolut auf. Der Bass ist wirklich perfekt balanciert und hängt gleichermaßen stabil wie angenehm am Gurt. Klanglich liegt der Marquess eher auf der neutralen Seite und liefert klare Sounds, die dank des flexiblen P/J-Setups und dem wirkungsvollen Zweiband-EQ im Handumdrehen variiert werden können – Flexibilität ist daher neben dem tollen Spielkomfort die Stärke des Marquess! Preislich rangiert der schicke Marquess 4 in “Black Stain” trotz der genannten Qualitäten gerade mal bei derzeit schlappen 299,- Euro – was soll man da noch meckern?! Wer einen flexiblen Viersaiter zum Schnäppchenpreis sucht, sollte hier einfach direkt zugreifen!

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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modell: Marquess 4 „Black Stain“
  • Korpus: Sungkai, Flamed Maple Top, Black Stain Finish
  • Hals: fünfteilig Ahorn / Padauk, Amaranth-Griffbrett, 24 Jumbo-Bünde, fünffach verschraubt, C-Profil
  • Mensur: 34“ (864 mm)
  • Hardware: Sung-Il BB007 HT Bridge, JinHo JB-150 Tuner, Chrome
  • Tonabnehmer: G&B JB (Bridge) – G&B PB (Neck)
  • Elektronik: Active G&B EQ, Zweiband-EQ Bäss/Höhen, 12db Boost/Cut, 9 Volt
  • Gewicht: ca. 4kg
  • Zubehör: Inbusschlüssel
  • Preis: 299,- Euro (Ladenpreis im November 2021)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • klarer, aufgeräumter Grundklang
  • klangliche Flexibilität
  • gute Ergonomie / Spielkomfort
  • schickes, eigenständiges Design
  • ordentliche Verarbeitung
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • -/-
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Harley Benton Marquess-4 Black Stain Test
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