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Istanbul Mehmet Tony Williams Tribute Cymbals Test

Die ersten drei Tony Williams Signature-Becken kamen bereits 2015 als vorselektiertes Set auf den Markt, dieses Jahr wurden drei weitere Modelle nachgelegt. Alle Becken sind mittlerweile auch einzeln erhältlich, höchste Zeit also für einen bonedo Test. Tony Williams war zeitlebens als Zildjian-Endorser bekannt. Die legendären K-Zildjians wurden allerdings noch in Istanbul gefertigt, unter anderem von einem jungen Beckenschmied namens Mehmet Tamdeger, der nach dem Weggang von Zildjian in die USA mit seinem Partner Agop Tomurcuk die eigene Firma Istanbul Cymbals gründete. So schließt sich der Kreis.

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Die Beckenmodelle, die für die Tribute-Serie Pate standen, waren jene, die Tony als junger Wundertrommler bei Miles Davis in den 60er Jahren auf seinen Stativen hängen hatte. Tony Williams Witwe stellte die Becken aus seinem Nachlass für die Protoypenforschung der Serie zur Verfügung. Auf Bildern lässt sich gut erkennen, dass Tony’s 22“ Ride einen großen ausgeschnittenen Riss am Rand hatte, auf solche Details wurde bei den Replika-Modellen allerdings verzichtet.

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Details

Tony Williams gilt als Vater des modernen Drumsetspiels

Kaum ein Drummer, der sich mit der Geschichte des modernen Schlagzeugspiels auseinandersetzt, kommt um den Namen Anthony Williams herum. Lebende Legenden wie Steve Gadd oder Vinnie Colaiuta betonen in zahlreichen Interviews, welch großen Einfluss das virtuose und gleichzeitig progressive Spiel von Tony Williams auf die Weiterentwicklung des Jazz, aber auch auf die Entwicklung des Drumsetspiels als Ganzes hatte. 
Wenn auch nur sehr wenige Menschen auf diesen Planeten berufen sind, auf einem ähnlich hohen Level am Schlagzeug zu musizieren wie Tony Williams, – und dabei gleichzeitig noch Musikgeschichte zu schreiben – so bleibt einem als Normalsterblicher wenigstens der Versuch, dem Sound des angebeteten Protagonisten ein Stückchen näher zu kommen. Womit wir beim Stichwort „Old K“ wären, also den legendären, handgehämmerten Zildjian Becken, die seinerzeit in Istanbul geschmiedet wurden. 

Ein Blick auf das Abdrehmuster, hier beim 18“ Crash zu sehen.
Ein Blick auf das Abdrehmuster, hier beim 18“ Crash zu sehen.

Die Patina sorgt für Retro-Look

Schauen wir uns die sechs Modelle doch mal im einzelnen an. Zum ursprünglichen Tribute Ride in 22“ gesellt sich seit diesem Jahr noch ein Jazz-Rock Ride in identischer Größe. Die Becken sind in der leichten bis mittleren Gewichtskategorie angesiedelt, das Tribute Ride wiegt 2283 Gramm, beim Jazz-Rock Ride zeigt die Waage 2594 Gramm an. Abgesehen vom Gewichtsunterschied wirken beide Becken, was die Form und Bearbeitung angeht, nahezu identisch. Auffällig ist die beidseitig aufgetragene, bräunlich schimmernde Patina, die den Becken einen edlen und „auf alt gemachten“ Look verpasst. Die Ridebecken haben ein schirmartiges Profil und eine runde, mittelgroße Glocke mit etwa 14 Zentimeter Durchmesser, die bis zur unteren Hälfte stark gehämmert ist. Dreht man die Becken auf die Unterseite, wird ein dicht gehämmerter Bereich rund um die Glocke herum sichtbar, der die Bell offensichtlich tonal separieren soll. Auch die Flächen sind gut sichtbar sehr aufwendig und facettenreich gehämmert. Das Abdrehmuster ist beginnend von ganz oben auf der Glocke bis unterhalb der Glocke dichter gehalten, zum Rand hin verläuft es in immer breiteren Abständen.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Tony Williams Tribute Becken werden aufwendig von Hand gehämmert.

Die Crashes in 16“ und 18“

Die beiden Crashbecken in 16“ und 18“ haben sehr flache Profile. Bezüglich der Bearbeitung wirken sie im Vergleich zu den Rides wie aus einem Guss, sowohl was die Hämmerung als auch das Abdrehmuster betrifft – mit der Ausnahme, dass die Hämmerung des 18“ Crash auf der Unterseite und rund um die Bell herum mehr den Rides entspricht. Das neu hinzu gekommene 16“ Modell wirkt hier insgesamt glatter, wie man es von herkömmlichen Crashbecken her kennt. Während das 16“ Crash mit 902 Gramm sehr leicht ausfällt, ist das 18“ ist mit 1326 Gramm in der Medium-Thin-Kategorie angesiedelt. Die etwa 11 Zentimeter breiten Glocken sind ebenfalls rundlich geformt und wurden, wie bei den Crashes auch, im unteren Teil von Hand gehämmert.

Fotostrecke: 2 Bilder Zum bisherigen Crash in 18“ gibt es jetzt ein neues 16“ Modell.

Die Hi-Hats in 14“ und 15“

Zur ursprünglichen Tribute Hi-Hat in 14“ kam dieses Jahr ein Geschwistermodell in 15“ dazu. Wie bei den Crashes auch, sind in Details leichte Unterschiede in der Hämmerung zu erkennen. Die Oberflächen des 15“ Modells sind mit einer dunkleren Patina versehen und wirken insgesamt glatter, das 14“ Modell ist im Vergleich deutlich stärker gehämmert. Bei der Gewichtsverteilung setzen die Istanbul Mehmet Schmiede auf eine klassische Kombination aus mittelschwerem Top und geringfügig schwererem Bottom. Die 14“ Hi-Hat wiegt 1004 / 1115 Gramm, das 15“ Modell kommt auf 1148 / 1317 Gramm. Als einzige Ausreißer bei der ansonsten sehr guten Verarbeitung sind die Mittellöcher des 14“ Hi-Hat Modells zu beanstanden, die bei beiden Becken nicht richtig rund ausfallen.

Fotostrecke: 4 Bilder Spannende Optik bietet die facettenreich gehämmerte 14“ Hi-Hat.
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Praxis

Die beiden Ridebecken sind ein Traum

Der eine oder andere Drummer wird die Erfahrung gemacht haben, dass ein sehr dunkel und komplex klingendes Ridebecken allein gespielt sehr viel Spaß und Inspiration bieten kann, im musikalischen Kontext mit anderen Musikern aber zuweilen untergeht, da die nötige Präsenz in den mittleren und hohen Frequenzen fehlt. Die beiden Tony Williams Tribute Rides meistern diesen Spagat mühelos, obwohl sie weit weniger komplex und stereotypisch nach Jazz klingen als ich es zunächst erwartet hätte. Vielmehr hat man es hier mit sehr organisch klingenden Ridebecken zu tun, die ganz klar im Jazz- und Big-Band-Kontext funktionieren, aber auch mühelos in Pop- oder Singer/Songwriter-Settings funktionieren sollten. Beide Rides bieten ein fein perlendes, gut ortbares, definiertes Sticksignal, die Becken haben außerdem artikulierte und sehr gut mit dem Flächenklang harmonierende Glockensounds. Die konstanten Tonhöhen auf den jeweiligen Zonen rund um die Glocken bezeugen die sehr sorgfältig ausgeführte Hämmerung. Im Vergleich zum Jazz-Rock Ride, das mit seinen gut 300 Gramm Mehrgewicht etwas gedeckter und glockiger klingt und dadurch insgesamt etwas mehr in Richtung Mainstream geht, ist das 22“ Tribute Ride etwas komplexer im Grundsignal und lässt sich am Rand noch leichter ancrashen.

Hier seht ihr beide Ridebecken im Gruppenbild.
Hier seht ihr beide Ridebecken im Gruppenbild.
Audio Samples
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15″ Hi-Hat, solo und im Set 14″ Hi-Hat, solo und im Set 18″ Crash, solo und im Set 16″ Crash, solo und im Set 22″ Tribute Ride, solo und im Set 22″ Jazz-Rock Ride, solo und im Set

Die beiden Crashes fallen tonal recht unterschiedlich aus

Das 18“ Crash entpuppt sich als leicht ansprechendes Becken, dessen Fokus ganz klar auf dem Bereich Crash liegt, es ist also weniger ein Crash-Ride, wie es in dieser Größe gern von Jazzdrummern favorisiert wird. Von der Tonalität her klingt es sehr ausgewogen und insgesamt nicht besonders laut, so wäre es auch ein ideales, eher weich klingendes Becken für musikalische Einsätze im leiseren Pop-Bereich oder für Studioarbeit.
Das neu dazu gekommene 16“ Modell geht blitzschnell auf, klingt dabei komplex und gleichzeitig etwas fauchig mit einem tief klingenden Unterton. Es ist so dünn, dass es auch mit den Fingern gespielt werden kann. Für meinen Geschmack passt es am wenigsten zu den anderen Becken, ein 20“ Crash-Ride hätte ich als Brücke zwischen dem 18“ Crash und den 22“ Rides passender gefunden. 

Audio Samples
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14″ Hi-Hat, 18″ Crash und 22″ Tribute Ride – im Set 15″ Hi-Hat, 16″ Crash und 22″ Jazz-Rock Ride – im Set 22″ Tribute Ride und 22″ Jazz-Rock Ride – Groove 22″ Tribute Ride und 22″ Jazz-Rock Ride – Slow Swing

Die Hi-Hats in 14“ und 15“ – traditionell und ausgewogen

Die Hi-Hats in 14“ und 15“ gehen trotz unterschiedlicher Optik klanglich in eine sehr einheitliche Richtung. Beide Pärchen klingen crisp und artikuliert und alle Bewegungen lassen sich mühelos umsetzen. Durch die mittlere Gewichtsverteilung ertönt mit dem Pedal gespielt ein definierter und crisper Chicksound, der sich sehr gut durchsetzen kann. Ob für klassische Jazz Sounds oder Popmusik, die Hi-Hats sind echte Arbeitstiere und für mich neben den beiden Rides die Überraschung in diesem Testfeld. Besonders das 14“ Modell ist klanglich eine der besten Hi-Hats, die ich in den letzten Jahren zum Test vorstellig hatte.

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Fazit

Bei den Tony Williams Tribute Cymbals handelt es sich um hochwertig klingende, sehr sorgfältig handgehämmerte Becken nach höchster türkischer Beckenschmiedekunst, die nicht nur dem Meister huldigen, sondern auch spannende, genreübergreifende Sounds zu bieten haben. Alle sechs Modelle eigenen sich nicht nur für Jazzpuristen, – auch wenn bei allen Modellen die erdige, leicht komplexe und jazzige Note unverkennbar vorhanden ist – auch Popdrummer finden hier klanglich sehr interessantes Futter abseits der üblichen Verdächtigen. Die Preisklasse ist im Vergleich zum restlichen Istanbul Mehmet Portfolio höher angesetzt, aber besonders die beiden Hi-Hats und die Rides stechen heraus und sind echte Geheimtipps. Einen leichten Punktabzug gibt es nur für die nicht perfekt rund geratenen Mittellöcher unseres 14“ Hi-Hat Testmodells zu vermelden. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute, facettenreiche Sounds der Rides
  • artikulierte, dynamisch spielbare Hi-Hats
  • tolle Optik
  • ansprechende Verarbeitung (Ausnahme siehe Contra)
Contra
  • unrunde Mittellöcher bei 14“ Hi-Hat
Artikelbild
Istanbul Mehmet Tony Williams Tribute Cymbals Test
Für 698,00€ bei
Retro-Sounds, gepaart mit viel Musikalität und toller Optik: die Tony Williams Tribute Cymbals.
Retro-Sounds, gepaart mit viel Musikalität und toller Optik: die Tony Williams Tribute Cymbals.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Istanbul Mehmet
  • Bezeichnung: Tony Williams Tribute Cymbals
  • Herkunftsland: Türkei
  • Legierung: B20 Bronze
  • Gewichtskategorie: Thin bis Medium
  • Fertigung: handgehämmert
  • Klangcharakteristik: traditionell, leicht komplex, fein auflösend
  • Gewicht der Testbecken:
  • 16“ Crash 902 Gramm
  • 18“ Crash 1326 Gramm
  • 22“ Ride 2283 Gramm
  • 22“ Jazz-Rock Ride 2594 Gramm
  • 14“ Hi-Hat 1004 / 1115 Gramm
  • 15“ Hi-Hat 1148 / 1317 Gramm
  • PREISE (Verkaufspreise Mai 2020)
  • 16“ Crash EUR 299,-
  • 18“ Crash EUR 339,-
  • 22“ Ride EUR 555,-
  • 22“ Jazz-Rock Ride EUR 555,-
  • 14“ Hi-Hat EUR EUR 459,-
  • 15“ Hi-Hat EUR 519,-

Seite des Herstellers: http://www.istanbulmehmet.com

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