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JBL M-Patch 2 Test

Wenn man im kleinen Homercording-Setup die Minimalkonfiguration fährt, kann man vielleicht noch darauf verzichten: Monitorcontroller.

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Wer kein Mischpult besitzt, aber mehrere Quellen, Lautsprecher und Kopfhörer gemütlich regelbar machen möchte, der wird sich im Bereich der Abhör-Controller umsehen. Aber in Zeiten von digital gesteuerten Abhörpegeln, sei es durch die Steuerung des Audio-Interfaces oder so mancher Aktivbox, kann es durchaus beruhigend sein, analogen Zugriff auf die Abhörlautstärke zu haben. Jeder, der einmal durch eine Fehlfunktion oder -bedienung unerwartet Fullscale-Level auf die Ohren bekommen hat, der wird mir beipflichten.
Nun gibt es, was Monitoring-Controller angeht, ganz hervorragende Lösungen. Dave Hill baut den Crane Song Advocet, von Audient gibt es den surroundfähigen ASP510, Drawmer, Dangerous, SPL, Presonus, sie alle bieten derartige Geräte an. Meist mit hohem Funktionsumfang, selten mit geringem Preis. Von Fostex beispielsweise gibt es Minimallösungen für sehr kleines Geld. Der JBL M-Patch 2 positioniert sich etwas darüber: Er bietet regelbare Quellen, zwei verschiedene Outputs, einen Kopfhöreramp und ist dennoch preislich absolut moderat.

Details

Ein wenig mehr als die essentiellen Funktionen eines Abhör-Controllers

Ein Poti zum lauter und leiser machen – das ist die Grundfunktion eines Monitoring-Controllers und lässt sich tatsächlich mit einem einfachen Poti bewerkstelligen, eingebaut in die Tischplatte. M-Patch kommt etwas umfangreicher daher. So findet man beispielsweise unter dem zentralen Volume-Rad „Stereo Volume“ den Mute-Schalter. Man kann zwar immer auch ein Poti ganz zudrehen, doch für das Mixing ist es wichtig, Abhörlautstärken auch schnell wiederfinden zu können. Außerdem mutet man die Lautsprecher mit diesem Drückerchen, nicht aber den Kopfhörerausgang! Und damit sind schon ein paar weitere Informationen preisgegeben. Es gibt also einen Kopfhörerverstärker mit eigenem, feingerastertem Levelregler, dessen frontseitiger 6,3mm-Stereoklinkenausgang genau das gleiche Signal erhält wie die beiden rückseitigen XLR-Ausgangspärchen, an die zwei Sets Aktivboxen oder Endstufen und Passivboxen angeschlossen werden können. Beide Boxenpaare können separat mit „1“ und „2“ der Sektion „Output Selection“ aktiviert werden. Eine gelbe LED informiert über den Schaltzustand. 

Fotostrecke: 3 Bilder Kopfhöreramp und Auswahl zwischen zwei Monitorpärchen

Stereo- und Aux-Input

Man muss nicht auf die Rückseite sehen, um zu erkennen, dass es mehr als einen Eingang für den JBL M-PAtch 2 gibt: Neben dem auffälligen „Stereo Volume“-Regler findet man ein kleineres „Aux Volume“-Poti, welches wie der große Bruder einen Regelweg von -∞ bis hinauf zu 0 dB aufweist, also auch nur absenken kann. Per „Input Selection“-Switch unten links auf der Frontplatte wird entschieden, welcher Eingang aktiv ist. Beide gleichzeitig zu benutzen, ist nicht vorgesehen: Mischen ist eine Aufgabe für ein Mischpult, mit korrekten Impedanzen regelbar zusammenführen können nur deutlich teurere Controller. Allerdings hat man die Wahl des Eingangsformats: Der Stereoinput kommt mit Combobuchsen, kann also symmetrische wie unsymmetrische 6,3mm-Klinkenstecker genauso verarzten wie männliche XLRs. „Aux“ im Sinne von „Hilfseingang“ kann per 3,5mm-Stereoklinke oder RCA-(„Cinch“-)Pärchen erfolgen. Der frontseitige Stereo/Mono-Switch wirkt sich übrigens auf alle Ein- und Ausgänge aus, Kopfhörer und Aux eingeschlossen.

Fotostrecke: 4 Bilder Zwischen den beiden Inputs muss umgeschaltet werden – schließlich ist der M-Patch kein Mixer.

Passiv – aber trotzdem natürlich mit Netzteil

Zwar ist das Gerät an sich passiv, aber dennoch ist eine Stromversorgung vonnöten – nicht nur für die LEDs, sondern auch für den Kopfhöreramp. Ein externes Steckernetzteil übernimmt diesen Job. Wer mag (und genügend Rackspace im direkten Zugriff zur Verfügung hat), der kann den JBL M-Patch 2 auf mit den mitgelieferten Rackblenden auf 19“ adaptieren und zu seinen anderen Metallkisten gesellen.

Wenig Bauteile, gute Werte

Den Controller zwischengeschaltet, ändert der Signaldurchlauf das Spektrum geringfügig, das lässt sich nicht vermeiden. Zwischen 20 Hertz und 20 kHz beträgt die Schwankung maximal ein Dezibel, die Verzerrung 0,0004% (ohne weitere Angaben). Ein Signal-Rauschspannungsabstand von mehr als 120 dB ist ein genauso guter Wert wie ein Crosstalk von weniger als 80 dB. Das sollte nicht verwundern, schließlich sind in einem solchen Gerät kaum Bauteile zu finden. Der Kopfhörerverstärker ist mit 320 mW Leistungsaufnahme bei Betrieb eines 32-Ohm-Kopfhörers zumindest auf dem Papier ausreichend potent. 

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Praxis

Desktop oder Rack? Schräg, flach oder klobig?

Manche Sachen kann man einfach nicht richtig machen. So wird es sicher Gespräche gegeben haben, ob der JBL M-Patch 2 ein Monitor-Controller für den Desktopbetrieb im flachen Gehäuse, mit abgeschrägter Front, als 19“-Gerät oder, wie ganz offensichtlich geschehen, im Schuhkarton-Formfaktor gebaut werden wird. Alles hat Vor- und Nachteile. Ich freue mich zwar über die Möglichkeit zum Rackeinbau, sehe aber gerade in kleineren Setups eher den Bedarf an Desktop-Kisten, die neben der Computer-Tastatur beheimatet sind, allerdings wird man bei entfernterem Aufbau des M-Patch eher mal die Finger vom Volume-Rad lassen und sich auf wesentlichere Tätigkeiten konzentrieren. Und Talkback-Funktionen, Dim und dergleichen gibt es nicht. 

Die große Boxform passt nicht immer – aber es gibt durch die mitgelieferten Rackwinkel auch die Möglichkeit des 19"-Einbaus.
Die große Boxform passt nicht immer – aber es gibt durch die mitgelieferten Rackwinkel auch die Möglichkeit des 19″-Einbaus.

Nicht immer logisch und durchdacht

Schön ist, dass selbst beim Betrieb auf einer Schreibtischplatte das Gerät nicht so leicht und die Schaltfunktionen so schwergängig sind, dass sich bei Betätigung von Quellenwahl, Drehreglern oder Mute das ganze Gehäuse bewegt. Der Mute-Button erscheint mir auf der Frontplatte etwas zu sehr eingeklemmt, zudem finde ich alter Erbsenzähler einige vernachlässigbare Logikbrüche: „Mute“ ist mit „On“ für einen gedrückten Schalter bebildert, das wird man natürlich herausfinden können, indem man ihn im Betrieb drückt. Und dass „Stereo Volume“ auch dann noch aktiv ist, wenn man den Stereo-Mono-Schalter auf Mono kippt, ist dann nachvollziehbar, wenn man sich den Signaleingang ansieht, dieser heißt nämlich „Stereo“, wie der Eingang oder der Hauptbus mancher Mischpulte. Gut: Das ist kleinlich. Weniger kleinlich, sondern tatsächlich ziemlich schräg ist allerdings, dass der beschriebene Mono-Stereo-Schalter als fummeliger Kippschalter aus dem Gehäuse schaut, während alle anderen Schaltfunktionen mit Drucktasten funktionieren. Für die haptische Unterscheidbarkeit im „Blindbetrieb“, etwa beim Rackeinbau unter dem Tischplattenniveau, ist das nicht notwendig, denn der Ort dieses Schalters ist doch recht eindeutig. Aber nun gut, ich bin hier zugegebenermaßen bei Kleinigkeiten gelandet. Die Verarbeitung ist simpel, aber ok, „nicht so geil“ ist, dass die Kopfhörerbuchse direkt auf die Platine gelötet ist und nicht an der Frontplatte fixiert. Somit kann die Lötstellen das gleiche Schicksal ereilen wie bei vielen Audio-Interfaces, Synthesizern oder Hi-Fi-Komponenten, nämlich der Bruch und Kontaktverlust. Aber das ist nichts, was nicht mit der magischen Kraft des Lötkolbens wieder begradigt werden könnte.

Extrawurst: Der Monoswitch ist anders als alle anderen.
Extrawurst: Der Monoswitch ist anders als alle anderen.

Ausstattung: für viele Fälle genau richtig

Punkten kann der M-Patch bei der Ausstattung, die für die Standardaufgaben genau das bietet, was benötigt wird. Die Boxenumschaltung werden viele Engineers und Producer nutzen wollen, weshalb für einige eine Vielzahl anderer preiswerter Controller nicht in Frage kommt. Solange mindestens eines der angeschlossenen Paare im generellen Level angeglichen werden kann, muss man nicht nach jedem Umschalten das Level nachregeln. Das nervt nämlich – und die JBL-Kiste bietet diese Option naturgemäß nicht. Der Aux-Eingang erlaubt das problemlose Gegenhören von Stereoanlage- (RCA) oder Smartphone-Signalen (Miniklinke), sinnvoll ist natürlich die separate Regelmöglichkeit des Pegels. Der Kopfhörerverstärker sorgt für ausreichend Dampf, sogar bei höheren Impedanzen als 16 oder 32 Ohm.

Ein wenig mehr Soundveränderung als nur durch ein Kabel…

Natürlich hört man einen leichten Unterschied, wenn der M-Patch 2 im Signalweg liegt. Glücklicherweise ist dieser nicht beängstigend: Ein wenig verlieren die Tiefen an Knackigkeit und Fundament, die Höhen büßen minimal an Frische ein. Am ehesten erkennbar ist eine leichte Trübung in der Schärfe des Stereobilds. Es gibt jedoch nichts, was ich als wirklich problematisch bezeichnen würde, denn zusätzliche Bauteile im Signalweg verändern den Sound nun einmal immer mehr oder weniger. Natürlich ist es problematisch, sehr leistungsfähige Abhörsysteme mit einem einzigen Signal zu füttern, welches nah am Rauschteppich liegt, aber diese Problematik hat man selbstverständlich auch ohne die Verwendung eines Controllers.

Ganz transparent geht`s nicht – für den Preis ist es allerdings vollkommen in Ordnung.
Ganz transparent geht`s nicht – für den Preis ist es allerdings vollkommen in Ordnung.

Gleichlauf ordentlich

Ordentlich ist der Kanal-Gleichlauf des großen Potis. Es ist nicht so, dass ein Kanal bei einem gewissen Pegelsetting auffällig „hinkt“. Nicht zu vermeiden jedoch ist ein etwas sehr geringer Faderweg im Bereich von minus Unendlich, dort bricht ein Kanal etwas schneller ein als der andere, aber wer mit derartig hoher Dämpfung arbeitet, der sollte sein Setup noch einmal überdenken. Derartige Aussagen sind erfahrungsgemäß nur für ein einziges Gerät möglich, nämlich das Testgerät „höchstpersönlich“: Aufgrund der Serienstreuung können in anderen Geräten verbaute Potis andere Eigenheiten aufweisen. Und dass es beim Umschalten der Lautsprecher knacken kann, ist der Einfachheit der Schaltung geschuldet – aber eben auch eine Grundlage für den geringen Preis.

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Fazit

Es ist eigentlich ganz einfach: Wer mehr will, der muss auch mehr ausgeben. Insofern macht der JBL M-Patch 2 seinen Job absolut ordentlich: Der Funktionsumfang ist mit Alt-Speaker-Auswahl, Kopfhörerverstärker und regelbarem Aux-Input sinnvoll gewählt, die Qualität vernünftig, der Preis human. Über Kleinigkeiten kann man geteilter Meinung sein, doch für weniger als 200 Euro Ladenpreis bekommt man ein durchaus stimmiges Paket.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • zwei Quellen wählbar
  • zwei Speakerpaare nutzbar
  • Kopfhörerverstärker
  • ordentlicher Gleichlauf
  • kann im Rack verbaut werden
Contra
  • Layout, Beschriftungs- und Bedienlogik der Frontplatte
Artikelbild
JBL M-Patch 2 Test
Für 129,00€ bei
JBL_M_Patch_2_1
Features und Spezifikationen
  • passiver Monitorcontroller
  • symmetrischer XLR/Klinken-Combo-Eingang
  • unsymmetrischer Stereo-Cinch-/Miniklinken-Eingange
  • 2 symmetrische XLR-Ausgänge
  • 2 Pegelregler
  • 1 Stereo-Kopfhörerausgang 6,3 mm Klinke mit Laustärkeregelung Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz +/- 0,5 dB, 320 mW bei 32 Ohm
  • Stereo/Mono-Schalter
  • Master-Mute-Schalter
  • Externes Netzteil, DC 12-16 V (nur für LEDs und Kopfhörerverstärker)
  • Rackohren im Lieferumfang
  • Preis: € 176,– (UVP)
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