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Korg SQ-1 Test

Der Korg SQ-1 Step-Sequencer liegt dem MS-20M Kit bei, ist aber auch separat erhältlich. Der kleine Sequencer mit 2x 8 Steps kann den MS-20M oder den MS-20 mini steuern und als Schnittstelle zwischen der volca-Serie, dem Monotribe und diesen Synthesizern zum Einsatz kommen. Durch vielseitige Vernetzbarkeit lässt er sich aber auch in Verbindung mit ganz anderen Geräten verwenden. Was in dem kleinen Kasten steckt, soll dieser Test klären.

Der Korg SQ-1 Step-Sequencer liegt dem MS-20M Kit bei, ist aber auch separat erhältlich.
Der Korg SQ-1 ist ein einfacher, aber doch vielseitiger Step-Sequencer


Zu Zeiten der originalen MS-20, MS-10 und MS-50 Ende der 1970er Jahre hatte Korg mit dem SQ-10 einen Sequencer im Angebot, der optisch wie funktional auf diese drei Synthesizer abgestimmt war. Der MS-20 lässt sich an verschiedenen Stellen im Patchfeld mit Trigger-, Gate- und CV-Signalen versorgen, die ein Sequencer liefern kann. Da erscheint es nur logisch, dass nun auch die verschiedenen Varianten der Neuauflage einen Sequencer zur Seite gestellt bekommen haben. Mit einem moderaten Verkaufspreis von knapp 120 Euro dürfte der SQ-1 auch für Besitzer vieler anderer Synthesizer und Modularsysteme interessant sein.

Details

Gehäuse und Anschlüsse

Das schmucklose, quaderförmige Metallgehäuse des Korg SQ-1 wird keinen Designpreis gewinnen, ist aber stabil. An der Unterseite befinden sich vier große Gummifüße und ein Batteriefach für zwei AA-Batterien, das man nur mit einem Schraubenzieher öffnen kann – wer den SQ-1 mit Batterien betreibt, sollte also stets einen kleinen Kreuzschlitzschraubendreher zur Hand haben. Das ist nicht sehr praktisch, aber definitiv haltbarer als ein Plastikdeckel. Alternativ kann der SQ-1 den nötigen Strom über die USB-Leitung von einem Computer oder einem USB-Netzteil beziehen.
Die besagte USB-Buchse befindet sich an der Rückseite, sendet MIDI-Noten und ermöglicht die Synchronisation via MIDI-Clock (in beide Richtungen). Alle anderen Anschlüsse sind oben auf dem Bedienfeld untergebracht und als Miniklinkenbuchsen ausgeführt. Hier findet man ganz rechts die von der volca-Serie bekannten Sync-In/Out-Buchsen, über die sich der SQ-1 unkompliziert mit Korgs analogen Mini-Synthesizern in Takt bringen lässt. Natürlich kann mit den hier gesendeten und empfangenen Impulsen auch eine Synchronisation mit diversen anderen analogen Gerätschaften erreicht werden. Links daneben sind vier CV/Gate-Ausgangsbuchsen platziert: Für die beiden Kanäle A und B gibt es je einen CV- und einen Gate-Ausgang, sodass der SQ-1 zwei unabhängige CV/Gate-Sequenzen ausgeben kann. Der MIDI-Ausgang ist ebenfalls als Miniklinkenbuchse ausgeführt, ein kurzer Adapter auf den gewohnten DIN-Anschluss liegt dem SQ-1 bei. Der letzte Anschluss dient zur Verbindung mit den Modulen des littleBits/Korg Synth Kit, was ich eine schöne Idee finde. Auf diese Weise kann man das Bastel-Kit nicht nur mit einem „richtigen“ Sequencer ausstatten, sondern auch in einen Verbund mit anderem Equipment integrieren.
Übrigens lässt sich der SQ-1 auch als MIDI-to-CV-Interface einsetzen: Über USB eingehende MIDI-Noten werden als CV/Gate-Signale ausgegeben.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Korg SQ-1 Step-Sequencer kann zwei unabhängige CV/Gate-Sequenzen erzeugen.

Struktur, Bedienfeld und Funktionen

Der SQ-1 bietet zwei Stränge bzw. Kanäle zu je acht Steps (A und B), die auf verschiedene Weisen durchlaufen werden können. Jeder Step ist mit einem beleuchteten Taster und einem Einstellpoti ausgestattet. Dabei handelt es sich um die gleichen kleinen, von unten beleuchteten Potis, wie sie auch beim Monotribe und den volcas zum Einsatz kommen.
Mit dem Drehschalter SEQUENCER MODE wählt man aus, auf welche Weise der Sequencer die beiden Stränge A und B durchläuft. Hier eine Übersicht:

  • Zickzack: Kanal A und B wechseln sich mit jedem Schritt ab, sodass eine Sequenz mit 16 Schritten entsteht. Beide Ausgangsbuchsenpaare geben die gleichen Signale aus.
  • Erst A, dann B: Auch hier gibt es eine Sequenz mit 16 Steps, es wird zuerst Kanal A durchlaufen und dann Kanal B. Auch hier ist es egal, ob man die Buchsen A oder B verwendet, die Signale sind identisch.
  • Vorwärts/rückwärts: Die Kanäle A und B liefern zwei unabhängige Sequenzen mit je acht Steps, die abwechselnd vorwärts und rückwärts durchlaufen werden.
  • Vorwärts: Die Känale A und B liefern zwei unabhängige Sequenzen mit je acht Steps, die vorwärts durchlaufen werden.
  • CV / Duty: Nur Kanal A ist in Betrieb und erzeugt eine Sequenz mit acht Steps, das Signal wird über beide Buchsenpaare ausgegeben. Die Potis für Kanal B steuern die Länge des Gate-Signals, im Normalfall also die Notenlänge.
  • CV / Slide: Nur Kanal A ist in Betrieb und erzeugt eine Sequenz mit acht Steps, die Signale werden über beide Buchsenpaare ausgegeben. Mit den Tastern und Potis des Kanals B kann man Note Slides setzen und deren Länge einstellen.
  • CV / Duty Random: Wie CV / Duty, aber die Sequenz wird in zufälliger Reihenfolge abgespielt Random: Kanal A und Kanal B bilden eine Sequenz mit 16 Steps, die in zufälliger Reihenfolge abgespielt wird. Beide Buchsenpaare geben die gleichen Signale aus.
Mit dem Schalter SEQUENCER MODE kann man aus verschiedenen Betriebsarten wählen
Mit dem Schalter SEQUENCER MODE kann man aus verschiedenen Betriebsarten wählen

Der Button MODE schaltet zwischen vier möglichen Funktionen der Step-Taster um. In der Stellung GATE ON/OFF bestimmen die Taster, ob auf dem Step das Gate-Signal ausgegeben wird, also zum Beispiel die Hüllkurve eines Synthesizers ausgelöst wird. Hinter ACTIVE STEP verbirgt sich die von den Electribes, dem Monotribe und den volcas bekannte Funktion zum schnellen An- und Abschalten von Steps, wodurch man beispielsweise Sequenzen spontan verdichten kann. Mit SLIDE kann man die Taster zum Setzen von Note Slides verwenden. STEP JUMP ist ebenfalls von den anderen Korg Sequencern bekannt, in diesem Modus kann man per Knopfdruck spontan zu einem bestimmten Step springen.
Mit dem Poti SPEED wird die Abspielgeschwindigkeit festgelegt, sofern der SQ-1 nicht zu einem externen Signal synchronisiert wird. Sie wird durch Blinken angezeigt. Darunter befindet sich der PLAY/STOP-Button. Das Poti DUTY legt die Länge des Gate-Signals und damit beispielsweise die Notenlänge fest, wenn sie nicht in einem der DUTY-Modi durch die Step-Potis kontrolliert wird. Nun fehlt noch der Taster FUNCTION, über den man die Zweitbelegungen der Step-Taster erreicht. Auf diese Weise lässt sich der Spannungsbereich für Kanal A und Kanal B getrennt einstellen (1V, 2V, 5V (Standard), 8V (für Hz/V-Betrieb)). Außerdem kann man für beide Kanäle auf Wunsch eine Rasterung der Steuerspannung wählen, sodass zum Beispiel nur „erlaubte“ Noten einer Tonleiter erklingen. Zur Auswahl stehen LINEAR (keine Rasterung), MINOR (Molltonleiter), MAJOR (Durtonleiter) und CHROMATIC. Zusätzlich zeigt der FUNCTION-Button durch Blinken an, wenn die Batteriespannung zur Neige geht.

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Praxis

Ich habe den Korg SQ-1 Step-Sequencer natürlich zunächst in Verbindung mit dem MS-20M getestet, außerdem habe ich ausprobiert, wie er sich zusammen mit dem Moog Sub 37 schlägt. In beiden Fällen ergaben sich sofort ausufernde Sessions und ich musste mich direkt zwingen, auch mal wieder den STOP-Knopf zu drücken. Gerade in Verbindung mit dem MS-20M wirkt der SQ-1 wie das Tüpfelchen auf dem i. In der Praxis landete ich zumeist beim parallelen Modus mit zwei 8-Step-Sequenzen, mit denen sich die Tonhöhe und einer oder mehrere weitere Parameter des Synths steuern lassen. Dabei kommt es sehr gelegen, dass man die Signale mit den Junction-Buchsen des MS-20M auf mehrere Ziele verteilen kann. Aber es macht einfach einen Riesenspaß, auch die anderen Modi auszuprobieren und die Signale des Sequencers per Patchverbindung an die verschiedensten Komponenten des Synthesizers zu schicken. Alles findet bei laufendem Sequencer statt – man steckt hier mal was um, programmiert vielleicht ein paar Slides, deaktiviert einige Steps mit ACTIVE STEP, schraubt nebenbei am Synthesizer und schaut einfach, was passiert. Schon die Verschiebung beider Sequenzen um einen Step gegeneinander kann drastische Folgen haben und zu etwas völlig Neuem führen. Das Ganze ist extrem inspirierend – wie gesagt: Es war schwierig sich loszureißen!
Was dem SQ-1 leider fehlt, ist eine Swingfunktion. Wer die benötigt und kein anderes Gerät besitzt, das damit aufwarten kann (z.B. den volca sample), kann auf Korgs iOS-App SyncKontrol zurückgreifen.
Als weiterer kleiner Kritikpunkt sei vielleicht bemerkt, dass es mit den kleinen, recht fummeligen Step-Potis auch in den gerasterten Modi nicht gerade einfach ist, bestimmte Tonhöhen zu treffen. Wer etwas ganz Bestimmtes im Kopf hat, braucht deshalb wahrscheinlich eine Weile, bis es programmiert ist. Das Wesen des SQ-1 liegt definitiv eher in der Spontaneität: Man lässt ihn einfach laufen, schraubt am Sequencer und am Synth und in aller Regel kommt in kürzester Zeit etwas Gutes heraus.  

Audio Samples
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Korg SQ-1 + MS-20M: Sequence 1 Korg SQ-1 + MS-20M: Sequence 2 Korg SQ-1 + MS-20M: Sequence 3 Korg SQ-1 + MS-20M: CV/DUTY Modus (Notenlängen per Poti regelbar) Korg SQ-1 + MS-20M: synchronisiert zum LFO des MS-20M Korg SQ-1 + Moog Sub 37

Synchronisation

Die Synchronisation zu einer MIDI-Clock aus der DAW funktionierte im Test problemlos. Auch andersherum klappte MIDI-Sync auf Anhieb, sowohl über USB als auch über den MIDI Out. Da ich gerade keinen volca oder Monotribe zur Hand hatte, habe ich die analoge Synchronisation zur App SyncKontrol und zum LFO des MS-20M getestet – auch das war erwartungsgemäß kein Problem.
Die Auflösung des Sequencers in Relation zum Sync-Signal kann übrigens eingestellt werden, zur Auswahl stehen Viertel-, Achtel- oder Sechzehntelnoten. Dafür begibt man sich in den Modus für globale Settings, den man durch Gedrückthalten der PLAY/STOP-Taste beim Einschalten erreicht. Hier lassen sich unter anderem auch der MIDI-Kanal und die Polarität des analogen Sync-Signals einstellen.

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Fazit

Der Korg SQ-1 ist ein einfacher, aber doch vielseitiger kleiner Step-Sequencer. Grundsätzlich ist er nicht unbedingt ein Werkzeug zur Umsetzung exakter Vorstellungen, sondern ein inspirierendes Kreativinstrument. Mit zwei CV/Gate-Kanälen, 2x 8 Steps und verschiedenen Betriebsmodi zur Kombination der beiden Stränge kann man schon eine ganze Menge machen. Hinzu kommen die allseits beliebten Features der Korg Sequencer wie Active Step oder Step Jump, die spontane Eingriffe während einer Performance ermöglichen. Der SQ-1 sendet MIDI und beherrscht die Synchronisation in beiden Richtungen sowohl über MIDI als auch analog, was für vielseitige Einsatzmöglichkeiten sorgt. In Verbindung mit einem MS-20M läuft der SQ-1 zur Höchstform auf. Die Kombination macht mächtig Spaß und deshalb liegt er dem Synth ja auch bei. Mit leichten Abstrichen gilt das auch für den MS-20 mini, dem aber die Junction-Buchsen zur Verteilung der Signale auf mehrere Ziele fehlen. Aber auch für Besitzer ganz anderer Synthesizer und modularer Systeme ist der SQ-1 nicht uninteressant, da er Steuerspannungen im verbreiteten V/Oct.-Standard erzeugen kann und sich mit seinen flexiblen Möglichkeiten zur Synchronisation in jedes Setup integrieren lässt.  

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • flexible Synchronisation über MIDI oder analog, jeweils als Slave oder Master
  • 2 CV/Gate-Kanäle
  • Active Step, Step Jump
  • Note Slides mit pro Step einstellbarer Dauer (im Modus CV/Slide)
  • chromatische Rasterung der Steuerspannungen möglich
  • wählbare Auflösung zum Sync-Signal
  • als MIDI-to-CV-Interface verwendbar
Contra
  • kein Swing
  • schwierige Feineinstellung der Step-Potis
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Korg SQ-1 Test
Für 110,00€ bei
Der Korg SQ-1 ist ein einfacher, aber doch vielseitiger Step-Sequencer
Der Korg SQ-1 ist ein einfacher, aber doch vielseitiger Step-Sequencer
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