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Korg volca kick Test

Der jüngste Nachwuchs der beliebten volca-Familie von Korg hört auf den Namen volca kick und ist ein Analogsynthesizer mit Schwerpunkt in der Erzeugung von Kick- und Sub Bass-Sounds. Während er optisch seinen Geschwistern sehr ähnelt und wie diese einen Sequencer an Bord hat, bringt der volca kick durch Features wie etwa seine originelle Klangerzeugung auf Basis eines selbst oszillierendem MS20-Filters eine weitere klangliche Spezialität in die Familie.

Der Korg volca kick ist ein analoger Kick Drum und Bass Synthesizer.
Der Korg volca kick ist ein analoger Kick Drum und Bass Synthesizer.


Preislich ist der Korg volca kick mit gut 160 Euro in einer ähnlich günstigen Region unterwegs wie seine Geschwister. Konzeptionell und klanglich knüpft der preiswerte Miniatur-Synth an Geräte wie die Jomox MBase oder den Vermona Kick Lancet an, die sich auf eines der wichtigsten Elemente zeitgenössischer (elektronischer) Musik konzentrieren: die Kick-Drum. Ob dieser Minimalismus beim volca kick zu groß geschrieben wird oder vielleicht sogar seine Stärke ist, haben wir uns im Test genauer angeschaut.

Details

Konzept und Klangerzeugung

Beim Betrachten der aufgeräumt angelegten Potis und Buttons fällt auf, wie in wie vielen Details der Sound dieser (elektronischen) Kick-Drum bearbeitet werden kann. Das Herzstück bildet hierbei die zentral platzierte MS20-Resonator-Einheit auf Basis der Filterschaltung des berühmten monophonen Synthesizers. Wir treffen auf ein Filter mit festgelegter, sehr hoher Resonanz, die es zur Selbstoszillation und somit zum eigenständigen Klingen bringt. Die Cutoff-Frequenz legt in diesem Fall den grundsätzlichen Pitch des selbstoszillierenden Filters fest.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Synthesizer des Korg volca kick basiert auf der selbst oszillierenden Filterschaltung des MS20.

Die genaue Tonhöhe hängt zusätzlich davon ab, welche Noten auf der praktischen Touch-Tastatur gespielt werden. Durch das präzise umgesetzte Filter-Tracking kann das Filter bzw. der Resonator des volca kick wie ein Oszillator melodisch gespielt werden. Das ermöglicht nicht nur verschieden gepitchte Bass Drums, sondern auch und vor allem kernige Sub Bass Lines. Besonders zur Geltung kommen diese, wenn man den Decay der einfachen Amp-Hüllkurve aufdreht. Diese Hüllkurve besitzt auch noch einen Attack-Regler, der wiederum sehr wichtig für die Kick-Drum-Sounds ist. Mit der links davon platzierten Pulse-Einheit lässt sich die Attackphase des Sounds mit einem knackigen, perkussiven Impuls hervorheben. An den Reglern Colour und Level kann dessen Klangfarbe und Lautstärke reguliert werden.
Des weiteren entdecke ich noch die Bend- und Time-Regler, die den Filtersound in verschiedenen Geschwindigkeiten von einer bestimmten Tonhöhe aus auf den eigentlichen Pitch abfallen lassen können, wie es bei analogen Kicks und Toms gern praktiziert wird. Es klingt also nach einer Pitch Envelope, tatsächlich wird hier aber der Filter Cutoff des Resonators moduliert. Ein analoger Overdrive und ein Tone-Poti runden die Klangbearbeitung durch die Zugabe von Obertönen bzw. Verzerrung und eine einfache, aber effekte EQ-Möglichkeit ab.

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Sequencer und Synchronisation

Mit dem Step-Sequencer, den man beispielsweise aus dem volca keys kennt, lassen sich speicherbare, swingfähige Bass Drum Patterns oder Basslines bauen. Der Speicherplatz reicht für 16 Patterns zu je maximal 16 Steps. Per Active Step Modus und Real Time Recording können einzelne Steps sehr intuitiv und bei laufendem Sequencer ersetzt oder gelöscht werden. Da durch Motion Sequencing auch Poti-Bewegungen aufgezeichnet werden können, kann man den Sequenzen zusätzliche Lebendigkeit und Bewegung verleihen. Über die so entstehenden Loops lässt sich dann vorzüglich mit anderen Instrumenten jammen und experimentieren.
Es ist kaum ein Problem, hierbei eine Verbindung zwischen dem volca kick und externen Geräten herzustellen: Über die aus der gesamten Familie bekannten, analogen Sync In- und Out-Buchsen lassen sich zum Beispiel andere volcas, die aktuellen Electribes oder ein SQ-1 Step Sequencer anbinden. Per MIDI In kann der volca kick Clocks und Noten empfangen und verarbeiten. In der Hierarchie eines MIDI-Setups wird er wegen des fehlenden MIDI Out wohl eher ein Sklaven-Dasein führen. Als Schaltzentrale bietet er sich nicht an; so können beispielsweise die internen Sequencer-Informationen nicht an externe Geräte weitergegeben werden.
Die Touch-Tastatur ist in bester volca-Tradition nicht nur Haupt-Eingabegerät zum Spielen des Synths, sondern auch Dreh-und Angelpunkt des Sequencers und der Step-Effekte. Auf ihr werden die verschiedenen Steps angezeigt und Funktionen wie Motion Sequence und Touch FX an- und ausgeschaltet. Links auf dem Bedienfeld befindet sich außerdem noch die vierstellige LED-Anzeige, die für mich allerdings beim Spielen eher in den Hintergrund tritt und Statusmeldungen wie „Load“ oder „Write“ anzeigt. 

Fotostrecke: 2 Bilder Mit an Bord ist selbstverständlich der volca Sequencer mit Motion Sequencing.

Anschlüsse

Die Stromversorgung erfolgt via Standard 9V Netzteil (nicht im Lieferumfang enthalten!) oder durch Batterien, die die volcas bekanntermaßen auffällig lange am Leben halten. Diese Eigenschaft und der eingebaute Lautsprecher machen den volca kick zum haltbaren Spielkameraden für unterwegs, auch wenn der Speaker bei diesem Bass-Synthesizer nun wirklich nicht besonders viel Luft bewegt. Auf der Bühne und im Studio kümmert sich ein 3,5 mm-Klinkenausgang, welcher gleichzeitig der Kopfhöreranschluss ist, um den Stereo-Output des Gerätes. Dieses Konzept beschert dem volca in Kombination mit den preiswerten Analog-Bauteilen ein solides, charmantes Grundrauschen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Wer das allerdings komplett vermeiden will, ist in der Analogwelt ohnehin häufig fehl am Platz.
Was dem volca sicherlich einen weiteren Kick (!) beim Kontakt zur musikalischen Außenwelt gegeben hätte, ist ein Trigger Input wie bei der Jomox MBase. Dieser würde die unkomplizierte Anreicherung einer akustischen Bass Drum bei Live-Konzerten ermöglichen. Natürlich hat das Fehlen dieser Funktion keine Relevanz für den Klang des volca kick, aber sie hätte den Einsatzbereich über den Horizont eines Groovebox-Setups hinaus erweitert. So muss man also den Umweg z.B. über eine DAW oder ein E-Drum Modul und MIDI wählen, um den Synth live antriggern zu können.

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Praxis

Die vielversprechenden Features und der auf Anhieb logische Workflow lassen mich neugierig werden: Wie klingt sie denn jetzt, die Kick-Kiste? Der Name ist ja bekanntlich Programm, also beginne ich meinen Hörtest mit Kick Drum Sounds. Mit dem internen Sequencer ist schnell eine Four-On-The-Floor-Kick eingerichtet, an der ich nun schrauben kann. Ich arbeite mich langsam an den verschiedenen Parametern ab: Die Pulse-Sektion verleiht der Kick einen besonderen Punch, der sie auch in einem dichten Arrangement präsent halten kann. Möchte man diesen Effekt noch verstärken, greift man zum Bend-Regler, der den Anfangspitch der Kick festlegt, bevor sie auf ihre eigentlichen Tonhöhe abfällt. Je weiter Bend aufgedreht ist, desto mehr zusätzlichen Punch erhält die Kick. Einige Variationen dieses Prinzips habe ich im folgenden Beispiel mitgeschnitten. 

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Punchy Kick

Der Overdrive gibt den Bass Drum Sounds weniger Dreck als vor allem Low-End und Bauch. Wenn man erst einmal den Drive-Poti betätigt hat, kommt man nur noch schwer ohne ihn aus. Um das zu demonstrieren, habe ich nach und nach den Drive in den Kick-Loop hineingedreht. Hört selbst.

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Kick Drive

Wie bereits erläutert, hat das Filter beim volca kick die Funktion eines Oszillators. Die geliebte Funktion des Filter-Aufreißens übernimmt daher eher der „Tone“-Regler. Er selbst wirkt wie eine Art Low Pass Filter und liefert vor allem in Kombination mit dem Drive-Poti eine ergiebige Klang-Variation.

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Tone

Wenn der Drive aufgedreht bleibt und der Decay vergrößert wird, kommen wir langsam von der Kick Drum in die Synth-Bass-Welt. Zunächst entstehen 808-artige Kicks mit langem Decay, bis dann irgendwann über MIDI oder die Touch-Tastatur tatsächliche Bass-Lines gespielt werden können, die stark von den Drive- und Tone-Reglern profitieren. In der entsprechenden Tonlage fängt mein Studioraum an, sich durch die schiebenden Sub-Bässe zu bewegen. Ein gutes Zeichen. Durch die Pulse-Sektion kann man außerdem die Attackphase der Basslines in den Vordergrund stellen, wodurch zwar lange, aber trotzdem sehr präzise Sounds entstehen. 

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Decay Kick Bass Line

Auch als ich am Pitch-Regler drehe, werde ich nicht enttäuscht: Sowohl präzise Tom-Sounds als auch MS20-artige, aggressive Percussion-Sounds sind hier möglich.

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Toms Percussion

Durch die Tatsache, dass alle angesprochenen Parameter einen eigenen Poti bzw. Button besitzen, behauptet der volca kick sich stark in Sachen intuitiver Klangbearbeitung. Wo heutzutage viele Synthesizer und Drum-Machines nicht ohne Untermenüs und Displays auskommen, zaubert er mir mit seinen wenigen, aber effektiven Regelmöglichkeiten schnell ein Lächeln ins Gesicht. Dieses Lächeln lässt sich dann sogar dokumentieren: Durch die Möglichkeit des Motion Sequencing kann ich meine Live-Performance an den Reglern als Teil der Sequenz aufnehmen. Alle Regler der Klangerzeugung lassen sich aufzeichnen, lediglich Swing, Tempo und Volume werden vom Motion Sequencing nicht erfasst. So bekommt ein Kick-Loop nicht nur mehr Lebendigkeit, sondern kann plötzlich zum eigenständigen Electro-Beat werden. Zum Beweis ein Vorher-Nachher-Vergleich:

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Sequenz Sequenz mit Motion Sequencing

Darüber hinaus besitzt der Sequencer weitere kreative Tools, die den kleinen Volca nie langweilig werden lassen. Mit der Slide-Funktion kann man beispielsweise einzelnen Steps Slides zuweisen. So entstehen legato-artige Glide/Portamento-Effekte innerhalb der Sequenzen. 

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Slide-Sequenz

Wer dann noch nicht genug hat, kann die „Bend Reverse“-Funktion abrufen. Hierbei kann man pro Step festlegen, dass der jeweilige Bend-Wert invertiert werden soll. Die Tonhöhe fällt nun nicht mehr ab, sondern steigt an. 

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Bend Reverse

Vergleich: volca kick vs. MS-20 mini

Da das Herzstück des volca kick von einer spezialisierten MS20-Filterschaltung gebildet wird, liegt es nahe, dass zumindest die Kick-Sounds denen der deutlich teureren MS20 bzw. MS-20 mini nahe kommen dürften. Ich konnte mir einen Direktvergleich mit dem MS-20 mini nicht verkneifen und war am Ende doch recht enttäuscht, als ich hörte, wie viel mehr Low End und Sattheit der MS-20 mini in seine Kick-Sounds steckt. Bei so genau wie möglich identischen Einstellungen hat der volca kick zwar einen knackigeren Attack, aber grundsätzlich nicht viel mit dem Kick-Sound des MS-20 mini gemeinsam. Wer also exakt dessen Sound sucht, muss vielleicht doch etwas tiefer in die Tasche greifen – hat dann allerdings noch keinen Sequencer. Der volca kick bietet also keine Miniatur-Version einer MS-20 mini Kick, sondern viel mehr einen sehr eigenen, speziellen und dennoch variablen Kick-Sound mit einem intuitiven und inspirierenden Sequencer.

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volca kick MS-20 mini Kick
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Fazit

Korg hat mit dem volca kick eine gelungene und sinnvolle Erweiterung der erfolgreichen volca-Serie präsentiert. Die analoge Klangerzeugung basiert auf einem selbst oszillierenden MS20 Filter. Vor allem durch den vielseitigen Sequencer mit Motion Sequencing ist der volca kick für verschiedenste Einsatzgebiete gewappnet. Von analogen Bass Drums über Electro-Beats bis hin zur Bassline macht er einen soliden Job und bietet viel Platz für Kreativität und Wahnsinn, ohne dabei dem Geldbeutel allzu sehr zu schaden. Die einfachen, aber wirkungsvollen Möglichkeiten der Klangbearbeitung lassen schnell vergessen, dass er soundmäßig nicht endgültig an die Kicks eines ausgewachsenen MS20 herankommt. Wer also einen portablen, soliden und eigenständigen Kick-Synthesizer sucht, der bei Bedarf auch noch weitere Qualitäten anbieten kann, fährt mit dem volca kick einen ziemlich guten Kurs.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • eigenständiger Charakter durch MS20 Resonator
  • vielseitiger Sequencer mit Motion Sequencing
  • intuitive Bedienung
  • effektive Möglichkeiten der Klangbearbeitung
  • hoher Spaßfaktor
Contra
  • Low-End Sound (im Vergleich zum MS20)
  • deutliches Grundrauschen
  • kein Trigger In
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Korg volca kick Test
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Der Korg volca kick ist ein analoger Kick Drum und Bass Synthesizer.
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