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MXR Timmy Test

Mit dem MXR Timmy stellt die amerikanische Effektpedal-Institution eine Minipedal-Variante des Kult-Overdrives von Paul Cochrane vor. Dieser entwickelte Anfang der 2000er Jahre den handgefertigten Timmy, bzw. seinen großer Bruder Tim, und definiert damit bis heute den Begriff des „transparenten“ Overdrive-Pedals. Gemeint ist damit ein Verzerrer, der eher im Low-Gain-Gefilde arbeitet und als besonders klangneutral gilt.

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Das Metallgehäuse ist himmelblau-türkis lackiert, die Beschriftung in weiß gehalten.


Der Name des Pedals geht übrigens Anekdoten zufolge auf den Magier “Tim” aus Monty Pythons “Ritter der Kokosnuss” zurück. Leider haftet nicht nur dem Namen des Overdrives, sondern auch seinem Gebrauchtmarktpreis etwas sehr magisches an, denn letzterer ist aufgrund der hohen Nachfrage in den vergangenen Jahren drastisch in die Höhe gestiegen. Umso erfreulicher erscheint die Nachricht, dass der Overdrive jetzt in einer neuen Serie aufgelegt wird, die zu einem relativ normalen Kurs über die Ladentheke geht. Wie sich der kleine Timmy in der Praxis bewährt, erfahrt ihr hier.

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Details

Gehäuse/Optik

Die originalen Timmys kamen in diversen Farben, häufig jedoch in Blau- oder Türkistönen, und so überrascht es nicht, dass auch die MXR-Variante in einem attraktiven, himmelblau-türkisen Metallgehäuse erscheint. Die Maße von 92 x 40 x 49 mm entsprechen typischen Minipedalgrößen. Rechtsseitig zeigt sich der Input und links der Output, jeweils im 6,3 mm Format. Der Anschluss für das optional erhältliche 9V-Netzteil ist stirnseitig angebracht und muss lediglich 2,2 mA liefern. Auf der Pedaloberseite werden alle Bedienelemente bereitgestellt, vier Potis, ein Dreifachkippschalter und der Fußschalter. Hinter dem Fußschalter zeigt eine blaue LED an, wenn das Pedal eingeschaltet ist. Die Unterseite ist mit vier Kreuzschrauben arretiert, muss jedoch nur zu Wartungsarbeiten entfernt werden, denn Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen.
Zum Lieferumfang gehören ein Manual, ein Sticker und vier anklebbare Gummifüße.

Fotostrecke: 3 Bilder Gerade mal 92 x 40 x 49 mm ist das MXR Timmy Overdrive-Pedal groß.

Bedienung

Auch wenn die Potibelegung vertraut erscheint, gibt es schaltungstechnisch doch ein paar Besonderheiten, auf die ich hier eingehen will. Volume bestimmt wie gewohnt die Lautstärke und Gain natürlich den Grad der Verzerrung. Die Regler für Bass und Treble sind reine Cut-Potis, wobei das Drehen entgegen des Uhrzeigersinns die Bässe beim Basspoti oder die Höhen beim Treble-Poti beschneiden. Fun fact: Damit arbeiten die Regler hier genau umgekehrt wie bei Cochranes Original, der im Prinzip die Potiauslegung spiegelverkehrt gestaltet hat. Auch hinsichtlich der Platzierung innerhalb der Schaltung hat er sich etwas besonderes ausgedacht, und so liegt der Bassregler vor der Verzerrung, der Treble-Regler jedoch dahinter. Dadurch lassen sich undefinierte Bassfrequenzen bereits vor der Verzerrung aufklaren, spitze Obertöne z.B. bei Singlecoils nach der Zerrstufe mildern. Will man einen reinen Cleanboost, kann man Gain auf den Minimalwert setzen, Bass und Treble hingegen auf Maximum, sprich, nichts wird beschnitten. Bei komplett zurückgedrehtem Gainregler entspricht Volume auf ca. 12 Uhr in etwa Unity Gain.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bedienelemente setzen sich aus vier Potis, einem Mini-Schalter und dem Fußschalter zusammen.

Wie beim Original besitzt das Pedal einen dreifachen Clipping-Mode-Schalter, bei dem die linke Position asymmetrisches Clipping mit moderater Sättigung und mittlerer Komprimierung für einen offenen, dynamischen Sound liefert. Die mittlere Position benutzt symmetrisches Clipping mit leichter Sättigung und viel Headroom und Dynamik und ist für viele das favorisierte Setting. Die rechte Position bringt dann symmetrisches Clipping mit starker Sättigung und wenig Headroom. Das Pedal ist mit einem “True Hardware Bypass” ausgestattet, was die MXR-Bezeichnung für einen True Bypass ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Eingangsbuchse befindet sich auf der rechten Gehäuseseite,…
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Praxis

Für die Soundfiles spiele ich das Pedal mit dem jeweils angegebenen Gitarrenmodell direkt vor einem 73er Fender Bassman-Topteil und gehe von dort in die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenbacks.
Den Anfang macht eine Fender Stratocaster. In diesem halbwegs moderaten Setting wird sofort klar, was man mit “transparentem Overdrive” meint, denn die grundlegenden Charakteristika meines Bassmans bleiben hervorragend erhalten und es gesellt sich lediglich eine extrem natürliche Zerre hinzu. Sehr positiv fällt auch auf, dass die Noten des Pickings wunderschön getrennt aufgelöst werden und kein Klangbrei entsteht.

Audio Samples
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Pedal Off/On – Mid Setting
BassGainVolumeTrebleClipping
9:0011:0012:0013:00mitte

Die Erhöhung von Gain und Volume beeinflusst je nach Amp natürlich auch das Verhalten der tiefen und hohen Frequenzen. Erfreulicherweise arbeiten der Bass- und Treble-Regler jedoch sehr feinfühlig und auch interaktiv mit dem Gainpoti zusammen. Das bedeutet, dass man bei erhöhtem Zerrwert mit den EQ-Potis möglicherweise etwas kompensieren muss, um die transparenten Qualitäten des Timmys genießen zu können. Andernfalls kristallisieren sich im Bass immense Lowend-Reserven heraus, die man bei vielen Amps meist gar nicht einsetzen muss. Wer jedoch z.B. eine Telecaster spielt oder generell seinen Sound etwas fetter haben möchte, findet hier ein sehr potentes Tool.
Im Verbund mit höheren Zerrgraden treten auch die Brillanzen etwas hervor und Treble-Settings jenseits der 15-Uhr-Stellung können auch schnell zum „Gifteln” neigen, was sich durch Zurücknehmen des Potis jedoch mühelos entschärfen lässt. Im folgenden Setting hört ihr eine Low-Gain-Einstellung mit einem etwas höheren Treble-Anteil.“

Audio Samples
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Low Gain
BassGainVolumeTrebleClipping
10:009:0013:0015:00links

Auch wenn der Timmy-Zerrer eher als Mid- bis Lowgain-Drive gehandelt wird, liegen hier, je nach Amp, doch einige Gainreserven verborgen, die durchaus massive Rockbretter generieren können. Dazu hört ihr hier eine Les Paul.

Audio Samples
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Higher Gain – Les Paul
BassGainVolumeTrebleClipping
9:0015:0013:0015:00mitte

Die drei Clipping-Modes liefern wirklich sehr unterschiedliche Sounds, wobei mir persönlich das linke und das mittlere Setting am meisten zusagen. Interessanterweise fördern diese Modi auch leicht unterschiedliche Verhaltensweisen und Reaktionen der EQ-Potis zutage, sodass hier etwas Herumprobieren definitiv sinnvoll ist. Grundsätzlich stimmt das Klangergebnis mit der Beschreibung im Manual relativ treffend überein. Links, beim asymmetrischen Clipping, klingt der Sound offen und hat einen etwas “rockigeren” Punch, während die symmetrische Mittelstellung einen Hauch natürlicher, aber ebenfalls sehr offen daherkommt. Das rechte Setting bringt ebenfalls symmetrisches Clipping, ist aber komprimierter, leiser, und mit mehr Gain.

Audio Samples
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Clipping Mode Check
BassGainVolumeTrebleClipping
12:0012:0012:0015:00links-mitte-rechts
Das MXR Timmy belässt dem Amp seinen Klangcharakter und fügt ihm eine direkte und ehrliche Verzerrung hinzu.
Das MXR Timmy belässt dem Amp seinen Klangcharakter und fügt ihm eine direkte und ehrliche Verzerrung hinzu.

Wie oben erwähnt, bieten die Gainreserven einen großen Spielraum, den ich irgendwo zwischen fast clean über bluesig bis hin zu dicken Classic-Rocksounds verorten würde. Gerade in der ersten Regelweghälfte empfinde ich den Crunchsound als unglaublich inspirierend und man bekommt wirklich das Gefühl, nicht nur das Pedal, sondern eine sehr musikalische Symbiose aus Overdrive und Amp zu hören. In höheren Settings jenseits der 15-Uhr-Marke wird der Sound deutlich komprimiert und bekommt in den tiefen Frequenzen eine leicht fuzzige Note, weshalb ich hier auch nicht den primären Haupteinsatzbereich des Timmys sehen würde.
Wie erwartet, ist auch die Dynamik des Pedals unglaublich feinfühlig und Sounds von nahezu clean bis zu punchigem Rockbrett lassen sich problemlos nur mit dem Volume-Poti an der Gitarre herausarbeiten. In den folgenden Beispielen kommt eine Telecaster zum Einsatz.

Audio Samples
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Gain Knob Check – Telecaster
BassGainVolumeTrebleClipping
13:009-12-15-max12:0014:00mitte
Audio Samples
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Dynapick
BassGainVolumeTrebleClipping
10:0014:0013:0011:00links

Leadsounds kommen über den Timmy sehr direkt und ehrlich. Hier wird nichts beschönigt oder kaschiert, sondern ziemlich genau das übertragen, was ins Spiel hineingegeben wird. Der Sound klingt dabei präsent, durchsetzungsfähig, und macht mit seiner Klarheit ganz großen Spielspaß.

Audio Samples
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Lead Sounds – Telecaster
BassGainVolumeTrebleClipping
11:0015:0012:0013:00mitte

Da ich stolzer Besitzer eines Timmy 15th Anniversary V3 Edition bin, möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten, wie sich der MXR Namensvetter im Vergleich zum Original schlägt. Dieser kann zwar mit bis zu 18V betrieben werden, aber der Fairness halber betreibe ich beide Modelle mit 9V im symmetrischen Clipping mit viel Headroom. Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass identische Regler-Settings hier nicht zu gleichen Ergebnissen führen, sondern die Potiauslegung grundsätzlich unterschiedlich ausfällt, besonders der EQ. Nach etwas Tweaken schaffe ich es, beide Pedale in ein nahezu identisches Feld zu bekommen und man erkennt ganz klar, dass hier die gleiche Pedal-DNA vorliegt. Beide Timmys können extrem ähnlich klingen, allerdings besitzt die Anniversary Version für mich etwas mehr Luftigkeit, klingt “größer”, offener, und näselt etwas weniger in den Mitten. Dies sind allerdings Nuancen und man muss bedenken, dass die Anniversary Edition seinerzeit für 200 bis 250 Euro über die Ladentheke ging, also deutlich teurer war.

Audio Samples
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MXR Timmy Paul Cochrane Timmy 15th Anniversary V3
BassGainVolumeTrebleClipping
min13:0013:0014:00mitte

Zum Abschluss hört ihr den kleinen Timmy im Bandkontext mit einer gehörigen Prise Reverb und Delay. Die Gitarre ist eine Stratocaster und der Amp immer noch der Fender Bassman.

Audio Samples
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Praxisbeispiel
BassGainVolumeTrebleClipping
9:0013:0013:0014:00mitte
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Fazit

Der MXR Timmy Overdrive ist ein würdiges Serienmodel, das dem Paul-Cochrane-Klassiker sowohl klanglich als auch im Handling in fast nichts nachsteht. Das Pedal schafft es, einem Amp seinen Klangcharakter zu belassen und ihm eine direkte und ehrliche Verzerrung aufzusetzen, die von nahezu cleanen Break-Up-Sounds bis hin zu Classic-Rock-Riffs alles erlaubt. Die Potis arbeiten sehr effektiv und durch die Clipping-Modes erhält der User hier diverse Klangoptionen. Das dynamische Verhalten und die Ehrlichkeit der Ansprache sind vorbildlich und auch die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen. In kleinen Nuancen unterscheidet sich der MXR Timmy zwar zumindest von meinem persönlichen Paul Cochrane-Original, aber diese Abweichungen sind so gering und die gesamte Performance ist so gut, dass ich hier auch bedenkenlos zur MXR-Variante greifen würde. Der Preis ist zwar kein Pappenstiel, aber im Verhältnis zum einzigartigen Klang und zum Original für mich vollauf gerechtfertigt.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • offener, transparenter Overdrive-Sound
  • reagiert flexibel auf jede Spielnuance
  • extrem feinfühlige Dynamik
  • große Klangtreue am Amp
Contra
  • keins
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MXR Timmy Test
Für 149,00€ bei
Der MXR Timmy Overdrive generiert einen offenen, transparenten Overdrive-Sound und reagiert flexibel auf jede Spielnuance.
Der MXR Timmy Overdrive generiert einen offenen, transparenten Overdrive-Sound und reagiert flexibel auf jede Spielnuance.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: MXR
  • Name: Timmy (Custom Shop CSP027)
  • Typ: Overdrive-Pedal
  • Herkunft: USA
  • Regler: Volume, Gain, Bass, Treble
  • Schalter: On/Off; Clipping Mode (3-Wege)
  • Anschlüsse: Input, Output, Netzteileingang (9V)
  • Stromverbrauch: 2,2 mA
  • True Bypass: ja
  • Maße: 92 x 40 x 49 mm
  • Ladenpreis: 169,00 Euro (Stand Januar 2021)
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