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sE Electronics GuitaRF Test

sE_Electronics_GuitaRF01Titel

Der sE Electronics GuitaRF im bonedo-Test: An Reflection-Filtern gibt es mittlerweile eine breite Auswahl von den verschiedensten Herstellern. Das Unternehmen sE Electronics spielt in dieser Hinsicht aber eine besondere Rolle, denn es brachte mit dem Reflection Filter Pro das erste Produkt dieser Art auf den Markt und trat damit eine richtige kleine Lawine von Nachbildungen los.
Aber nicht nur andere Unternehmen haben dieses Konzept für neue Produkte übernommen. Auch sE Electronics selbst hat inzwischen eine kleine Armada an solchen Mic-Screens im Angebot, die verschiedene Preisbereiche abdecken und zum Teil auf spezielle Aufnahmesituationen angepasst sind – und die Familie hat ein weiteres Mal Zuwachs bekommen: Der jüngste Spross hört auf den Namen GuitaRF, ist vor allem für Gitarrenaufnahmen konzipiert und will nicht nur ungünstigem Raumklang, sondern auch Übersprechern von anderen Instrumenten den Garaus machen. Preislich ist er im oberen Bereich der Reflection-Filter von sE Electronics angesiedelt. Eine gute Investition? Das finden wir im Test heraus!

Details

Grundlegendes

Die Idee hinter einem Reflection-Filter scheint zunächst einleuchtend: Man positioniert ein absorptives Akustikelement direkt hinter einem Mikrofon und kann somit auch in den ungünstigen Verhältnissen eines Wohn-, Schlaf- oder Hotelzimmers einen trockenen Sprachkabinen-Klang ohne störende Raumresonanzen aufzeichnen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Prinzip hinter einem Reflection-Filter scheint zunächst einleuchtend, birgt aber auch mögliche Probleme.

Klein, leicht und mit doppelter Mikrofonhalterung

Sehen wir uns den kleinen GuitaRF einmal genauer an. Und klein, das ist er in der Tat. Mit Maßen von ca. 27 x 20 cm ist der Mic-Screen wahrscheinlich sogar der kleinste seiner Art – zumindest, was das Angebot von sE Electronics angeht. Montiert wird er auf einem mitgelieferten Metallfuß, was für die Positionierung vor einem Gitarrenverstärker eine sehr gut funktionierende Lösung ist. 

Auf dem mitgelieferten Fuß fühlt sich der GuitaRF vor allem vor einem Gitarrenverstärker wohl, aber auch die Montage auf einem Mikrofonstativ ist problemlos möglich.
Auf dem mitgelieferten Fuß fühlt sich der GuitaRF vor allem vor einem Gitarrenverstärker wohl, aber auch die Montage auf einem Mikrofonstativ ist problemlos möglich.

Auch schwere Mikrofone finden sicheren Halt, ohne dass die ganze Konstruktion ins Kippen gerät. Für größere Boxen lässt sich das Element zusätzlich in der Höhe verstellen, und wenn die gut 5 cm Spielraum nicht ausreichen oder andere Schallquellen aufgenommen werden sollen, ist natürlich auch die Montage auf einem handelsüblichen Mikrofonstativ möglich. Vor allem wegen des verhältnismäßig geringen Gewichts des Akustikelements ist man in der Positionierung weitgehend uneingeschränkt, und im Vergleich zu manchem behäbigeren Artgenossen des GuitaRF ist das eine feine Sache!

Auf der Oberseite des Screens ist eine Halterung für Mikrofone angebracht.
Auf der Oberseite des Screens ist eine Halterung für Mikrofone angebracht.

Bemerkenswert ist die doppelte Mikrofonhalterung. Hier haben die Produktdesigner bei sE Electronics wirklich mitgedacht und eine Voraussetzung für eine kinderleichte Verstärkerabnahme mit zwei Mikrofonen geschaffen. Bekanntlich wird in diesem Fall gerne ein Kondensator- oder Bändchenmikrofon mit einem dynamischen Mikrofon kombiniert. Ersteres findet seinen Platz an der Halterung, die an der Oberseite des Screens angebracht ist und in Winkel und Abstand zum Filter verstellbar ist. Ein dynamisches Mikro mit den groben Maßen eines Shure SM57 lässt sich dagegen in der Gummirosette unterbringen, die in das Akustikelement eingearbeitet ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein voll bestückter GuitaRF

Das Element selbst entspricht, abgesehen von den geringeren Maßen, weitgehend dem ebenfalls von sE Electronics erhältlichen und deutlich günstigeren RF-X. Zwischen der nach Art einer Schlitzplatte aufgebauten Plastikschale und dem von außen sichtbaren Akustikschaum befinden sich eine Lage Wolle und eine Luftschicht, um die Absorption effektiver zu gestalten. Am Rande bemerkt: Der ursprüngliche Reflection Filter Pro ist weit komplexer aufgebaut und sorgt mit neun verschiedenen Schichten für Absorption bzw. Diffusion.

Fotostrecke: 3 Bilder Für das Auge nicht sichtbar: Unter dem Akustikschaum befinden sich eine Luftschicht und eine Lage aus Wolle.

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Praxis

Leider nur geringe Wirkung

Machen wir es nicht zu spannend: Im Praxis-Test hatte der GuitaRF leider Probleme damit, überzeugende Ergebnisse zu liefern, da sich seine klangliche Wirkung stark in Grenzen hielt. Ob das mit der geringen Größe des Akustikelements oder einer generell mäßigen Absorptionswirkung des Materials zusammenhängt, ist schwer zu beantworten, die folgenden Audio-Beispiele sprechen aber für sich.

Audio Samples
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Westerngitarre ohne RF (Voodoo VR1 Ribbon)
 Westerngitarre mit RF (Voodoo VR1 Ribbon)
 Westerngitarre ohne RF (Brauner Valvet X)
 Westerngitarre mit RF (Brauner Valvet X)

Starten wir mit einer Westerngitarre! Zur Aufnahme wurden das Voodoo VR1 Bändchenmikrofon (ebenfalls von sE Electronics) und das Brauner Valvet X Röhren-Kondensatormikrofon verwendet. Beim Aufnahmeraum handelt es sich um einen etwa 40 qm großen Studioraum mit Steinwänden, der natürlich akustisch nicht unbehandelt ist, aber keinesfalls besonders trocken klingt. Im Falle von Gitarrenaufnahmen werden in der Regel zusätzliche Gobos aufgestellt, auf die in diesem Fall verzichtet wurde. 

Fotostrecke: 2 Bilder So sah das Setup bei den Aufnahmen mit dem Voodoo VR1 Bändchenmikrofon aus.


Die Mikrofone wurden in etwa 30 cm Abstand zum Steg positioniert, und der Klang ist in den Versionen mit dem GuitaRF zwar in der Tat ein wenig trockener, wandelt sich für meine Ohren aber nicht nur zum Guten. Vielmehr wird er seiner Dimension beraubt, wirkt etwas platter und lässt eine leichte Betonung der Mitten erkennen, was vermutlich mit den bereits erwähnten Kammfilter-Effekten zu tun hat. Sehen wir einmal, was passiert, wenn man versucht, Übersprecher von einem anderen Instrument abzusenken.

Audio Samples
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E-Gitarre & Drums ohne RF (Voodoo VR1 Ribbon)
 E-Gitarre & Drums mit RF (Voodoo VR1 Ribbon)
 E-Gitarre ohne RF (Voodoo VR1 Ribbon)
 E-Gitarre mit RF (Voodoo VR1 Ribbon)

Der Gitarrenverstärker (Vox AC15) war in diesem Fall recht weit aufgedreht, und das Mikrofon stand zudem sehr nahe an der Box. Gerade wenn man sich die Richtcharakteristik Acht des Bändchenmikrofons vor Augen hält und bedenkt, dass das Mikrofon mit seiner Rückseite direkt in Richtung Schlagzeug gelauscht hat, sind die Übersprecher schon von Vornherein relativ gering. Da könnte man fast erwarten, dass sie durch den GuitaRF schon fast in die Unhörbarkeit abgleiten. Aber leider Fehlanzeige. Die klanglichen Veränderungen sind äußerst gering und von einer effektiven Abschirmung gegen Übersprecher kann eigentlich nicht die Rede sein. Wenn man die Drums dagegen aus den Augen lässt, verhält sich der GuitaRF zusammen mit der E-Gitarre ähnlich wie mit der Westerngitarre. Der Klang wirkt ein wenig direkter, aber nicht unbedingt schöner.

Audio Samples
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Sprache 10 cm ohne RF (Voodoo VR1 Ribbon)
 Sprache 10 cm mit RF (Voodoo VR1 Ribbon)
 Sprache 30 cm ohne RF (Voodoo VR1 Ribbon)
 Sprache 30 cm mit RF (Voodoo VR1 Ribbon)

„Fehlende Gobos hin oder her – das sind ja trotzdem alles Studiosituationen“, mag jetzt der ein oder andere Leser denken, und das ist natürlich auch richtig. Deshalb habe ich mich für weitere Tests in einen komplett unbehandelten und beinahe leeren Kellerraum begeben, dessen Steinwände für eine Tonne natürliches Reverb sorgen. Im Fall der Sprachaufnahme, die im Abstand von 10 cm gemacht wurde, kann man nun letztendlich doch von einer klanglichen Aufwertung sprechen, die zwar gering, aber vorhanden ist. Beim Abstand von 30 cm relativiert sich all das aber schon wieder. Es ist ein wenig so, als würde man seine Wäsche aus dem Trockner holen und feststellen, dass sie immer noch nass ist.

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Fazit

Wenn man sich den GuitaRF ansieht, ohne ihn ausführlich getestet zu haben, macht er einen wirklich guten Eindruck. Vor allem die Sache mit der doppelten Halterung für Mikrofone ist clever gelöst und macht Lust darauf, das Teil vor einen Gitarren-Amp zu stellen. Der klangliche Wirkungsgrad ist aber leider sehr gering, und nur in wirklich widrigen Verhältnissen kann der Reflection-Filter für eine wahrnehmbare Verbesserung des Klangs sorgen. In den meisten solcher Fälle wird ein Wechsel in ein anderes Zimmer weit positivere Effekte haben. Was die Bewertung noch ein weiteres Stück nach unten drückt, ist der Punkt, dass der RF-X von sE Electronics zwar über kein mitgeliefertes Stativ und auch nicht über die doppelte Mikrohalterung verfügt, im Gegenzug aber gleich aufgebaut und zudem größer und damit wohl auch effektiver ist – und dabei für weniger als die Hälfte zu haben ist. Auch ein Blick auf den ursprünglichen Reflection Filter Pro könnte sich lohnen, denn dieser konnte in unserem Test wesentlich besser abschneiden.

PRO:
  • Halterung für zwei Mikrofone
CONTRA:

  • geringe Linderung von Raumreflexionen

  • geringe Abschirmung von anderen Schallquellen

  • erzeugt leichte Kammfilter-Effekte

  • verhältnismäßig teuer
sE_Electronics_GuitaRF13Fin
Features und Spezifikationen
  • Akustikelement mit vier Schichten: Schaumstoff, Luft, Wolle, Plastik

  • Maße des Elements: ca 27 x 20 cm

  • doppelte Mikrofonhalterung
  • 
Stativ enthalten
  • mMontierbar auf Mikrofonstativ
  • Preis: € 236,– (UVP)
Unser Fazit:
2 / 5
Pro
  • Halterung für zwei Mikrofone
Contra
  • geringe Linderung von Raumreflexionen

  • geringe Abschirmung von anderen Schallquellen

  • erzeugt leichte Kammfilter-Effekte

  • verhältnismäßig teuer
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sE Electronics GuitaRF Test
Für 156,00€ bei
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