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Sire Marcus Miller V9 5 Alder Test

Vor kurzem lag mir schon die viersaitige Variante der neuen Serie aus dem Hause Sire vor, die auf den Namen “MM V9” hört. Das Kürzel “MM” steht natürlich für den klangvollen Namen “Marcus Miller”, mit dem Sire seit einigen Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. Bediente man mit der V7- und P7-Serie eher die Bassisten/innen, welche neben dem klassischen Design eines Jazz Bass auch traditionelle Farben und Finishes bevorzugen, wendet man sich mit dem V9 an diejenigen, die sich lieber Bässe mit nobler Optik um den Hals hängen. Dazu muss man in der Regel entsprechend tiefer in die Tasche greifen oder sich gleich bei einem Boutique-Hersteller umsehen (was natürlich noch teurer wird!).

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Mit einem Preis von deutlich unter 1.000,- Euro will Sire mit dem V9 nun auch in diesem Bereich ein Statement setzen. Zuerst stellt sich aber natürlich die Frage, ob der V9 nicht nur ein etwas hübscherer V7 ist. Viele Zutaten teilen sich die beiden Serien nämlich, aber es gibt eben auch entscheidende Unterschiede im Detail. Welche das sind und welche Auswirkung sie haben, schauen wir uns jetzt genauer an!

Details

Bei der Auswahl einer dekorativen Decke macht es Sire dem Kunden einfach – es gibt nämlich nur eine! Quilted Maple, also Wölkchen-Ahorn, ist hier Sires Wahl. Dieses Holz ist wirklich sehr schick, nicht zu übertrieben gemasert und passt daher sicher gut zu einem Jazz Bass. Als Basis für den Korpus gibt es entweder Esche in den Farben “Translucent Black” und “Natur” oder Erle im “Brown Sunburst”-Finish. Insgesamt ist das nicht allzu viel Auswahl an unterschiedlichen Looks, aber hier hat sicher Priorität, dass der Verkaufspreis im Rahmen bleibt. Dieses Ziel erreicht man unter anderem durch das Reduzieren der Optionen, die man dem Kunden bietet, denn auf diese Weise erleichtert man natürlich die Abläufe innerhalb der Produktion.

Fotostrecke: 5 Bilder Klassisches Jazz Bass Design trifft auf noble Optik, der Sire Marcus Miller V9 5 Alder macht was her.

Mir liegt heute die Variante mit Erle-Korpus im “Brown Sunburst”-Finish vor. Die Ahorn-Decke meines Testbasses wurde an den Seiten nicht eingefärbt und dient so gleichzeitig als helles Binding um den Korpus. Dessen Form ist identisch mit der der V7- und P7-Serie und lehnt sich stark am Archetyp Jazz Bass an.
Damit die Decke entsprechend zur Geltung kommt, wurde auf ein Schlagbrett verzichtet. Allerdings liegt jedem V9-Bass ein transparentes Schlagbrett bei. Wer die schöne Decke also nicht durch Spielspuren verunstalten möchte, kann die Scratchplate jederzeit montieren.

Die komplette Hardware wurde von der V7-Serie übernommen und stammt aus eigener Fertigung. Das gilt für die Tonabnehmer (zwei Marcus Super Jazz Singlecoils), die Elektronik (Marcus Heritage 3), die Tuner (Premium Open Gear) und auch für die Brücke. Sie bietet die Möglichkeit, die Saiten entweder ganz klassisch von hinten oder durch den Korpus zu ziehen (String Through Body).

Fotostrecke: 4 Bilder Als Saitenhalter dient ein verchromter Heavy Mass Standard Steg,…

Neben der Ahorn-Decke ist der größte Unterschied zur V7-Serie sicher das Griffbrett aus Ebenholz (engl. Ebony), welches alle V9-Modelle besitzen. Dieses harte, fast schwarze Holz kennt man z.B. auch von vielen Kontrabässen. Die klanglichen Eigenschaften von Ebenholz werden häufig als definiert und obertonreich beschrieben. Die “White Pearl”-Block-Inlays kommen auf dem dunklen Griffbrett sehr schön zur Geltung, das zusätzlich auch mit einem cremefarbenen Binding eingefasst wurde.
Der Hals ist einteilig und ganz klassisch aus Ahorn. Die Kopfplatte, auf der die fünf Sire Premium Open Gear Tuner im Verhältnis 4:1 angebracht sind, besitzt ebenfalls ein Ahornfurnier. Wie es sich für einen Edelbass gehört, wurde das Furnier natürlich mit der Decken-Optik des Bodies abgestimmt (engl. Matching Headstock).

Fotostrecke: 6 Bilder Der Hals ist einteilig und ganz klassisch aus Ahorn gefertigt.

Der aus den anderen Serien bekannten Marcus Heritage 3 Preamp bietet alles, was das Herz begehrt. Für den Puristen lässt sich der Bass im Passiv-Modus betreiben – Volume, Pickup-Balance und eine passive Tonblende stehen hier zur Verfügung. Per Kippschalter lässt sich die Dreiband-Elektronik aktivieren. Mit ihr bekommt man einen Bass-, einen Höhen- und einen parametrischen Mitten-Regler, um den Sound den eigenen Bedürfnissen anzupassen.

Fotostrecke: 5 Bilder Zwei Marcus Miller Super Jazz Single Coils Tonabnehmer…

Die Elektronik arbeitet mit 18 Volt, was auch kräftigere Anhebungen ohne Verzerrung zulässt. Die Fächer für die zwei nötigen 9V-Batterien befinden sich auf der Rückseite des Korpus. Die fünf Regler der Elektronik sind weit genug auseinander, dass die Finger freies Spiel haben und nichts fummelig wird. Allerdings haben die zwei Doppelstock-Potis ein bekanntes Problem: Bewegt man den oberen Regler, dreht sich der untere leicht mit – oder umgekehrt. Das war schon häufiger Kritikpunkt bei Sire-Bässen und sollte eigentlich mittlerweile behoben sein!

Fotostrecke: 3 Bilder Der Klinkenausgang befindet sich auf einem Buchsenblech im unteren Zargenbereich.

Wie mittlerweile von Sire gewohnt, ist die Verarbeitung des MM V9 5 absolut tadellos und für diese Preisklasse durchaus erstaunlich. Die Edelbass-Optik (mit Ahorn-Decke, Matching Headstock, Ebenholz-Griffbrett, Binding und Block Inlays) wirkt elegant und zeitlos. Bisher finde ich den V9 absolut überzeugend. Hier könnt ihr den Bass für einen ersten Eindruck schon mal im Video sehen:

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Praxis

4,6 kg Lebendgewicht sind für einen Solidbody-Fünfsaiter noch im Rahmen, aber doch eher am oberen Ende dessen, was man auf der Schulter tragen möchte. Bei längerem Spiel kann sich dieses Gewicht durchaus schon mal bemerkbar machen. Im Sitzen melden sich die fünf Stimmmechaniken und der im Vergleich zum Viersaiter kräftigere Hals mit einer spürbaren Kopflastigkeit. Dies liegt aber auch in der grundsätzlichen Konstruktion eines Jazz-Basses begründet – kaum ein Vertreter dieser Art ist davor gefeit. Mit Gurt im Stehen gespielt, pendelt sich der M9 5 in eine schräge und bequeme Position ein, doch ein leichtes Ziehen an der Schulter macht sich schon bemerkbar.
Das Halsprofil lässt sich als kräftiges D mit Tendenz zum C kategorisieren. Man hat also schon einiges in der Hand, was ich persönlich als sehr angenehm empfinde. Beim Griffbrett-Radius hat man sich bei Sire für einen Kompromiss aus der klassischen (kleiner Radius, deshalb runder) und moderneren Variante (meist mit großem Radius, deshalb flacher) entschieden. Irgendwo in der Mitte zwischen diesen beiden liegt der MM9 5.
Nur bei härterem Anschlag lässt sich dem Bass bei einer sehr bequemen Saitenlage ein Schnarren der Strings entlocken, was für solide Abrichtung der Bünde und eine gute Werkseinstellung spricht. Will man die Halskrümmung den eigenen Bedürfnissen anpassen, findet man den Zugang am Hals-Korpus-Übergang. Rückt man dem MM9 mit ein paar Slaplicks zu Leibe, macht sich das fehlende Schlagbrett bemerkbar, da sich der Abstand zwischen Saite und Korpus auf diese Weise merklich vergrößert. Daran muss man sich erst etwas gewöhnen – oder eben das beigelegte Schlagbrett montieren.

Der Sire MM V9 5 bietet alle Sounds, die man von einem Jazz Bass erwartet - und das dank der tiefen B-Saite noch mit erweiterten Tonumfang.
Der Sire MM V9 5 bietet alle Sounds, die man von einem Jazz Bass erwartet – und das dank der tiefen B-Saite noch mit erweiterten Tonumfang.

Akustisch gespielt wirkt der Sire MM9 5 ausgewogen und aufgeräumt. Auf dem ganzen Griffbrett sind keine Schwachstellen auszumachen. Im Vergleich zu seinem kleinen Bruder V7 und einem Vertreter des großen amerikanischen Vorbilds wirkt er tatsächlich noch etwas definierter und kultivierter. Ich denke, hier macht sich das Ebenholz-Griffbrett positiv bemerkbar, eventuell auch ein klein wenig die Ahorndecke.

Verstärkt beginne ich mit dem MM V9 zunächst im Passiv-Modus. Hier sind zunächst ein Finger- und ein Slap-Groove mit beiden Tonabnehmern und der offenen Höhenblende.

Audio Samples
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Fingerstyle: Passiv, beide PU Slapstyle: Passiv, beide PU

Hier kommt der Bridge-Pickup alleine, die Höhenblende ist zu 50% zurückgedreht.

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Passiv, Bridge-PU, Höhenblende: 50%

Nun folgt der Hals-Tonabnehmer im Solobetrieb:

Audio Samples
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Passiv, Neck-PU

“Aktiviert” man den Sire MM V9, so erhält man Zugriff auf umfangreiche Möglichkeiten, um den Sound den individuellen Bedürfnissen anzupassen. Hier sind ein paar davon. Zunächst gibt es die beiden gleichen Grooves mit beiden Pickups und etwas Equalizer:

Audio Samples
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Aktiv, Bass: + 20%, Mid: + 20%, beide PU Aktiv, Bass: + 30%, Mid: -30%, Treble: + 10%, beide PU

Hier hört ihr den Bridge-Pickup mit geboosteten Bässen und Mitten:

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Aktiv, Bass: + 50%, Mid: + 30%, Bridge-PU

Viel sattes Low End und gedämpfte Höhen gibt der Sire bei diesem Reggae von sich:

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Aktiv, Bass: + 10%, Mid: – 100%, Treble: – 100%

Bei diesem Neo-Soul-Groove nutze ich nur den Hals-Tonabnehmer, booste die Bässe und senke Mitten und Höhen ab.

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Aktiv, Bass: + 20%, Mid: – 30%, Treble: – 80%

Die klangliche Flexibilität des Sire-Basses ist schon wirklich bemerkenswert. Was darf es sein? Drahtige Fingerstyle-Sounds mit dem Bridge-Pickup, viel Low End für Soul oder Rock mit dem Hals-Tonabnehmer, oder ein Allround-Ton für alle Lebenslagen mit beiden Pickups? Der Sire MM V9 5 bietet alle Sounds, die man von einem Jazz Bass erwartet – und das dank der tiefen B-Saite noch mit erweiterten Tonumfang. Noch nicht genug? Mit der Dreiband-Elektronik steht zusätzlich ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung. Wem das schon zu viel des Guten ist, der betreibt den MM V9 einfach klassisch im Passiv-Modus. Natürlich geht das mit handselektierten Hölzern, mehrteiligen Hälsen etc. vielleicht noch etwas besser auflösend, direkter und transparenter. Alle Sounds des Sire-Basses sind jedoch auf absolut gutem Niveau, bestens im Alltag einzusetzen und ganz sicher überdurchschnittlich angesichts des Preissegmentes. Und das ist schließlich das, was zählt – mehr erwarte ich nicht von einem Jazz Bass! Auch die B-Saite funktioniert gut. Im Vergleich zur V7 Serie scheint sich tatsächlich das Ebenholz-Griffbrett positiv in punkto Definition und Präzision bemerkbar zu machen.

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Fazit

Ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis konnte ich bisher ja allen Sire-Bässen bestätigen. Auch der neue V9 5 macht da keine Ausnahme. Das war aufgrund der bisherigen Erfahrung nicht anders zu erwarten, verdient aber trotzdem Anerkennung. Verarbeitung und Bespielbarkeit sind tadellos, die Zutaten solide und bewährt. Die verfügbaren Sounds befinden sich allesamt auf gutem Niveau – im Vergleich zu den Mitbewerbern in dieser Preisklasse sogar auf hohem! Sie decken alles ab, was man sich von einem Jazz Bass erwartet, und dank der umfangreichen Elektronik gibt es hier noch ein XXL-Paket obendrauf. Die große Neuerung bzw. der große Unterschied zum bisherigen Angebot Sires sind die edle Optik sowie ein paar zusätzliche Upgrades, wie etwa das Ebenholz-Griffbrett. Und tatsächlich scheint sich dies auch in einem noch definierteren Ton als in der V7-Serie niederzuschlagen. Der Aufpreis lohnt sich also in zweierlei Hinsicht. Den Edelbass-Look finde ich insgesamt gelungen und immer noch so dezent gehalten, dass er auch gut zu dem Alltime-Klassiker Jazz Bass passt. Leider stehen hier wenig Farb- und Holzoptionen zur Auswahl, aber das würde sich natürlich auch wiederum in einem höheren Preis niederschlagen. So bietet Sire mit dem MM9 5 abermals einen tollen Bass in edlem Look mit authentischen Sounds und flexibler Elektronik zu einem günstigen Kurs.

Pro:
  • authentische Jazz-Bass-Sounds
  • hohe klangliche Flexibilität
  • sehr gute Verarbeitung
  • tolle Bespielbarkeit
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • gelungene Edelbass-Optik (Decke, Binding, …)
Contra:
  • wenig Farb- und Holzoptionen
  • recht hohes Gewicht
Der Marcus Miller V9 Alder 5 Brown Sunburst überzeugt mit authentischen Jazz-Bass-Sounds, edlem Look und hoher klanglicher Flexibilität.
Der Marcus Miller V9 Alder 5 Brown Sunburst überzeugt mit authentischen Jazz-Bass-Sounds, edlem Look und hoher klanglicher Flexibilität.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Sire
  • Modell: Marcus Miller V9 5 Alder
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Mensur: 34 Zoll, Longscale
  • Korpus: Erle, Decke aus Wölkchen-Ahorn
  • Hals: geschraubt, Ahorn-Ebenholz-Griffbrett, 20 Bünde
  • Hardware: Sire
  • Tonabnehmer: 2 x Sire Marcus Vintage Jazz Pickup
  • Elektronik: Sire Marcus Heritage 3
  • Sattel: Knochen, 45 mm Breite
  • 18V-Stromversorgung
  • Gewicht: ca. 4,6 kg
  • Preis: 759,- Euro (Ladenpreis im April 2018)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • authentische Jazz-Bass-Sounds
  • hohe klangliche Flexibilität
  • sehr gute Verarbeitung
  • tolle Bespielbarkeit
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • gelungene Edelbass-Optik (Decke, Binding, ...)
Contra
  • wenig Farb- und Holzoptionen
  • recht hohes Gewicht
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Sire Marcus Miller V9 5 Alder Test
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Die dekorative Decke ist aus Quilted Maple, also Wölkchen-Ahorn gefertigt und im Brown-Sunburst Finish gehalten.

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