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Soldano X88-IR Preamp Test

Mit dem Soldano X88-IR lässt der amerikanische Hersteller einen Preamp-Klassiker neu aufleben. Der Testkandidat findet seine Ursprünge im Jahre 1988, als Mike Soldano zusammen mit Bob Bradshaw eine Racklösung für das damals sehr beliebte SLO100-Topteil suchte. Das Resultat war der dreikanalige X88R, der sich schon bald in den Racks von Playern wie Steve Lukather, Michael Landau und vielen anderen Studiogrößen einfand. Der neue X88-IR liefert den begehrten Sound, bietet jedoch mit seinen zusätzlichen Schaltmöglichkeiten und der digitalen Power-Amp- und Cab-Simulation einiges mehr als das Vorbild. Hören wir mal rein!

Der Soldano X88-IR liefert die Sounds des Preamp-Klassikers in Kombination mit zeitgemäßen Features.
Der Soldano X88-IR liefert die Sounds des Preamp-Klassikers in Kombination mit zeitgemäßen Features.

Soldano X88-IR – Das Wichtigste in Kürze

  • dreikanaliger Röhren-Preamp auf Basis des Soldano X88R
  • 19“-Rackeinheit mit 2 HE
  • fünf 12AX7-Vorstufenröhren
  • schaltbare digitale Power-Amp- und Cab-Simulation mit 6 IR-Slots
  • Einschleifweg
  • Herstellungsland: USA

Das Rackgehäuse misst 2 HE

Der Soldano X88-IR präsentiert sich in einem lilafarben eloxierten 19“-Rackgehäuse, das zwei Höheneinheiten in Anspruch nimmt. Die Verarbeitung ist allererste Sahne und die Soldano-typischen grauen Potis wirken sehr wertig. Sämtliche Bedienelemente erscheinen auf der Frontplatte. Der X88-IR ist dreikanalig aufgebaut und pro Kanal stehen Regler für Preamp-Gain, Bass, Middle, Treble und Output-Gain bereit. Jeder Kanal verfügt über einen zusätzlichen Bright-Schalter sowie weitere Schalter, auf die wir später noch zu sprechen kommen. Rechts außen zeigen sich die Potis für Master- und Kopfhörerlautstärke sowie ein Schalter, der durch sechs verschiedene Impulsantworten steppt oder sie deaktiviert. Ganz links warten Input und Kopfhörerausgang, jeweils im 6,3-mm-Klinkenformat. Die Anschlüsse findet man an der Rückseite.

Alle wichtigen Bedienelemente des X88-IR im 19-Zoll-Format sind auf der Vorderseite angebracht.
Alle wichtigen Bedienelemente des X88-IR im 19-Zoll-Format sind auf der Vorderseite angebracht.

Der X88-IR verfügt über einen Stereo-Output, der sowohl im XLR- als auch im Klinkenformat vorliegt. Möchte man die integrierte Power-Amp- und Cab-Simulation nutzen, wählt man den Balanced-Out. Hier kann bei Bedarf ein GND-Lift aktiviert werden und der XLR-Ausgang lässt sich über einen Taster von Mic- zu Line-Level schalten. Rechts außen gibt es einen alternativen Input für den Rackbetrieb sowie einen Einschleifweg mit Mono-Send und Stereo-Return. Auch hier kann der Loop-Level von Line- zu Instrumenten-Signal geschaltet werden. Ebenfalls an Bord sind MIDI-In und MIDI-Thru sowie eine 12-Volt-Phantom-Power-Buchse zur Energieversorgung von MIDI-Controllern. Über den USB-Port und einen angeschlossenen Computer erhält man Zugang zum kostenlosen Editor. Links außen trifft man auf den Anschaltknopf, die Kaltgerätebuchse sowie einen Groundlift. Zum Lieferumfang gehören ein Manual, Kaltgerätekabel und USB-Kabel.

Der X88-IR ist dreikanalig aufgebaut.
Fotostrecke: 6 Bilder Der X88-IR ist dreikanalig aufgebaut.

Die Bedienung des Soldano X88-IR

Der ursprüngliche X88R hatte einen simplen Aufbau mit drei Kanälen: Clean, Crunch und Overdrive. Bereits hier zeigt sich der erste Unterschied, denn der X88-IR bietet im oberen Clean-Kanal neben dem Bright-Switch einen Normal/Altered-Schalter. Die erste Position ergibt einen glasklaren Cleansound, wohingegen die Altered-Position in einen leichten Break-up führt. Anders als bei der Vorlage aus den 80er-Jahren sind die Kanäle 2 und 3 hier identisch ausgelegt, allerdings lässt sich jeder Kanal sowohl im Crunch- als auch im Overdrive-Mode betreiben. Auch hier gibt es jeweils einen Bright- und einen zusätzlichen Fat-Switch zum Anheben des Low-Ends. Für den „Standalone“-Betrieb bietet der X88-IR eine mit KI-Hilfe „geprofilte“ Endstufen-Simulation, die auf einer 120-Watt-6L6-Endstufe fußt. Diese läuft in 6 IR-Slots, die jedem Modus unabhängig zugewiesen werden können. Natürlich kann die Power-Amp- und Cab-Simulation auch umgangen werden, indem man sie schlicht deaktiviert, oder aber den Main-Out an der Rückseite verwendet.

Die Soldano-Editorsoftware zeigt sich sehr anschaulich

Die Soldano-Editorsoftware kommt im gleichen Look wie z. B. die Friedman IR-Pedale. Die Optik ist sehr ansprechend und die Bedienung sehr intuitiv. Hier erhält man insgesamt 12 Werks-IRs, wobei auch das Laden eigener Faltungen unterstützt wird. Die Factory-Cabinets bieten eine bunte Mischung aus 4×12“ Soldano V30 Cabinets, aber auch Greenbacks, 1×12“ und 2×12“ Boxen und viele mehr. Darüber hinaus hat man Zugriff auf Parameter, die sich physisch am Gerät nicht einstellen lassen, wie z. B. einen Low- und High-Pass-Filter sowie einen dreistufigen Depth- und Presence-Schalter, der an der simulierten Endstufe ansetzt. MIDI-Einstellungen können ebenfalls hier vorgenommen werden Das Einstellen der Potis ist beim Editor nicht vorgesehen – das geht nur direkt am Gerät.

Fotostrecke: 2 Bilder In der Soldano-Editorsoftware hat man Zugriff auf Parameter,…
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So werden die Klangbeispiele des Soldano X88-IR in der Praxis aufgezeichnet

Für die Soundfiles stöpsle ich den X88-IR zunächst in mein Audio-Interface, eine RME Fireface UFX, sowie im späteren Verlauf in den Return eines Peavey 5150. Die Gitarren werden jeweils angegeben.

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So klingt Kanal 1

Kanal 1 liefert im Normal-Mode glasklare Cleansounds, die eine hohe Transparenz und Durchsetzungsfähigkeit besitzen. Der Grundsound trumpft mit einem warmen Mittenbereich und lädt zu perligen Pickings ein. Dank des effektiven EQs und des dreifachen Bright-Schalters hat man ausreichend Möglichkeiten, in den Grundsound einzugreifen. Der Hersteller nennt hier klassische Fender-Cleans als Vorlage. Auch wenn es ganz klare Parallelen gibt, zeigt der X88-IR doch deutlich modernere Tendenzen und kommt mit einem eigenständigen Klang.

Der Preamp-Regler besitzt ordentlich Headroom, kann jedoch bei höheren Werten auch in einen schönen Break-up gefahren werden, sodass bluesigen Sounds nichts im Wege steht. Wer gerne noch etwas mehr möchte, betätigt den Altered-Switch und landet bei dezent crunchigen Tönen, die ebenfalls mit einer großen Klarheit punkten. Auch als Pedalplattform eignet sich der X88-IR ganz hervorragend und harmoniert tadellos mit meinem J.Rockett Archer Overdrive.

Audio Samples
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Normal Mode – Mid Setting – Stratocaster Normal Mode – Funky – Stratocaster Normal Mode – Higher Gain – Stratocaster Altered Mode – Mid Setting – Stratocaster Altered Mode – Higher Gain – Les Paul Normal Mode – Pedal Check – Les Paul

So klingen Kanal 2 und 3

Die Kanäle 2 und 3 sind identisch und fassen quasi den Crunch- und Overdrive-Channel des originalen X88R zusammen. Hier wird die Zerrtextur etwas dichter und der Sound ist sehr vollmundig mit einem charakteristischen und süßen Mittenbereich. Im Crunch-Modus gibt es tolle Mid-Gain-Zerre, die von Blues bis Classic und 80s-Rock ein weites Feld mit vielen Zwischennuancen abdeckt. Der Sound hat ordentlich Punch und erneut überzeugen Dynamik und klare Saitentrennung. Verglichen mit dem SLO100-Topteil ist dieser Kanal allerdings mit deutlich mehr Gainreserven ausgestattet.

Auch hier erstaunt mich die Arbeitsweise des EQs. Die Potis sind so ausgelegt, dass sie über den kompletten Regelweg musikalisch brauchbare Ergebnisse liefern und den Sound nuanciert formen können. Bei manchen IRs gilt es allerdings, im Bassbereich etwas aufzupassen, insbesondere, wenn der „Fat“-Switch aktiviert ist. Hier kann es schnell zu „boomy“ werden. Wer den Bass- und Präsenzbereich tiefgreifender bearbeiten will, kann natürlich auch den Depth- und Presence-Switch im Editor zurate ziehen. Der Bright-Switch ist bei Kanal 2 und 3 nur zweistufig ausgelegt, bietet aber immer noch genug Spielraum, um den Sound dem Pickuptyp anzupassen. Schaltet man zum Overdrive-Mode, erhält man den klassisch cremigen Soldano-Leadsound. Hier gibt es Sustain ohne Ende und dennoch schafft es Soldano, selbst hohe Gain-Settings dynamisch und relativ transparent zu halten.

Dreht man den Preamp-Regler bis zum Anschlag auf, verliert man zwar etwas an Definition, aber der X88-IR liefert ohnehin mehr Gain, als man im Regelfall benötigt. Die Werks-IRs sind sehr gut gewählt und zeigen eine breite Palette an Cab-Sounds für jede Stilrichtung. Für mehr Definition in härteren Gangarten rate ich zu den V30-Varianten, und wer es etwas klassischer möchte, kann zu den Greenbacks wechseln.

Audio Samples
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Crunch Mode – Low Gain – Stratocaster Crunch Mode – Mid Gain – Les Paul Overdrive Mode – Mid Gain Dynapick – Les Paul Overdrive Mode – High Gain – Les Paul Overdrive Mode – Lead Gain – Les Paul Overdrive Mode – Cab Check – Les Paul

Der Soldano X88-IR in eine Endstufe

Zum Abschluss verbinde ich den X88-IR mit dem Return meines Peavey 5150, der, wie auch der SLO100, mit vier 6L6-Endstufenröhren bestückt ist. Auch wenn der typische Soldano-Sound sicherlich primär in der Vorstufe entsteht, hat die Poweramp-Sektion doch einen entscheidenden Einfluss auf das klangliche Gesamtbild, vor allem, was den gefühlten Druck angeht. Hier gewinnt der X88-IR immens durch die Verwendung einer guten Röhrenendstufe. Die Zerrsounds erhalten mehr Punch im Lowend und auch die Cleans präsentieren sich lebendiger und dreidimensionaler.

Audio Samples
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In Endstufe – Normal Mode – Stratocaster In Endstufe – Crunch Mode – Stratocaster In Endstufe – Overdrive-Mode – Stratocaster
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Fazit

Der Soldano X88-IR punktet als astrein verarbeiteter und hervorragend klingender Preamp für eine Fülle an Stilistiken. Die drei Kanäle sind ausgezeichnet ausgelegt und die zusätzlichen Schalter sowie der „Altered“-Mode des Normal-Channels flexibilisieren den Testkandidaten gegenüber dem Vorgänger immens. Kanal 1 trumpft mit glasklaren, modernen Fender-Cleans, die in einen sehr harmonischen Break-up gefahren werden können. Darüber hinaus erweist sich der Clean-Kanal auch als absolut pedalfreundlich.
Die beiden anderen Kanäle liefern alles von Medium- bis High-Gain mit der typisch cremigen Soldano-Textur, einer tollen Dynamik und vorbildlicher Transparenz. Der Zerrgrad des Crunch-Modes ist etwas höher ausgelegt als beim SLO100 und auch der Overdrive-Channel geizt nicht mit Gain-Reserven. Selbst hohe Gain-Settings bleiben sehr transparent und erlauben das Arbeiten mit dem Volume-Poti an der Gitarre, auch wenn bei Maximalgain die Definition leicht eingeschränkt ist. Das Tonestack ist sehr clever ausgelegt und der EQ ermöglicht effektive Eingriffe, die durchweg musikalische Ergebnisse erzielen. Die Endstufensimulation sowie die Auswahl an Cab-IRs überzeugen mit authentischen Ergebnissen bei großer Vielseitigkeit. Dennoch gefällt mir persönlich der Einsatz des X88-IR in eine Röhrenendstufe am besten. Hier erhält man den Punch im Low-End, wie man ihn auch vom SLO100 Topteil kennt. Ganz klar, dass ein echter Soldano, Made in USA, nicht zum Budget-Preis zu haben ist. Aber aufgrund der Qualität und all der genannten Features bin ich der Meinung, dass der X88-IR jeden Cent wert ist.

Der Soldano XR88-IR punktet mit astreiner Verarbeitung und tollen Sounds. Zudem ist er wesentlich flexibler als sein legendärer Vorgänger, der X88-R.
Der Soldano XR88-IR punktet mit astreiner Verarbeitung und tollen Sounds. Zudem ist er wesentlich flexibler als sein legendärer Vorgänger, der X88-R.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • ausgezeichneter Sound
  • hervorragende Dynamik und Ansprache
  • große Flexibilität durch drei Kanäle und Schaltoptionen
  • Top-Qualität der Endstufen- und Cabsimulation
Contra
  • keins
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Soldano X88-IR Preamp Test
Für 2.399,00€ bei
  • Hersteller: Soldano
  • Name: X88-IR
  • Typ: Röhren-Preamp für Gitarre
  • Herstellungsland: USA
  • Regler: 3x Preamp-Level, Bass, Middle, Treble, Output-Level, 1x Master- und Headphone-Level
  • Schalter: On/Off, 9 Miniswitches, GND-Lift, XLR-Level, Loop-Level
  • Anschlüsse: Input (Front & Back), Phones (je 6,3 mm Klinke), Stereo-Out (Klinke und XLR), USB, Kaltgerätebuchse, Send & Stereo-Return, MIDI-In & -Thru, Phantom-Power
  • Röhren: 5x 12AX7
  • Abmessungen (B x L x H): 486 x 250 x 88 mm (inkl. Potis/Schalter)
  • Gewicht: 4580 g
  • Ladenpreis: 2799,00 Euro (März 2025)

Herstellerseite: https://www.soldano.com

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