Anzeige

Sonor ProLite Brass und Steel Snaredrums Test

Unsere heutigen Sonor ProLite Test-Snares bestehen aus Messing und Stahl und bieten damit eine Ergänzung zu den hölzernen Geschwistern dieser Serie. Beide Trommeln besitzen das beliebte Kesselmaß 14×5 Zoll und sind auch ansonsten identisch ausgerüstet. Dazu gehören nicht nur die (optionalen) massiven Gussspannreifen, sondern vor allem auch die neu entwickelte Dual Glide Snare-Teppichabhebung. Diese Ausstattungsmerkmale, und nicht zuletzt auch der Preis, weisen sie als Instrumente für Fortgeschrittene und Profis aus, wobei die drei Worte „Made in Germany“ die Erwartungshaltung noch zusätzlich steigern. Wir haben die Trommeln dem gnadenlosen bonedo Test Prozedere unterzogen. 

Sonor_Prolite_Brass_Steel_totale


Sonor hat eine lange Tradition, was die Fertigung von Metall-Snaredrums betrifft. Die nahtlosen Ferromangan-Stahlmodelle oder gar die legendären – und mittlerweile unbezahlbaren – HLD-Versionen aus Glockenbronze sind untrennbar mit der deutschen Trommelbaugeschichte verbunden. Kaum weniger etabliert sind Sonor Instrumente mit dem Zusatz „Lite“ in der Modellbezeichnung. Sowohl der Urahn SonorLite als auch die in den 90er Jahren vorgestellte DeLite Reihe haben Meilensteine im Bereich Klang und Verarbeitung gesetzt, folglich haben unsere Testkandidaten kein ganz leichtes Erbe angetreten. Allerdings kann man die ProLite Serie eher als Evolution des Vorgängers bezeichnen, denn wirklich neu an unseren Testtrommeln im Vergleich zu den metallenen DeLite Snaredrums ist nur die Dual Glide Abhebung sowie die Form der Böckchen. Wie sich das neue Gesamtpaket so anhört und anfühlt, erfahrt ihr in den nächsten Zeilen. 

Details

Der Clou ist die neue Dual Glide Abhebung

Beide Trommeln wirken solide und kompakt und verströmen direkt dieses „sonorige“ Gefühl. Das liegt nicht nur am beachtlichen Gewicht, sondern auch am optischen Eindruck. Besonders die Messing-Variante erinnert mich an die neueren Horst Link Signature Modelle (die mit den „Spannstützen“) oder auch an die Symphony-Versionen. Diesen Eindruck unterstützen auch die beeindruckenden massiven Gussreifen. Neben dem Kesselmaterial gibt es keine konstruktiven Unterschiede zwischen den Snares. Beide verfügen über zehn doppelseitige Spannböckchen mit der Verstimmsicherung Tune Safe, die dicken Gussreifen und die Dual Glide Abhebung mit Quick Release Funktion. Hierbei handelt es sich um eine Konstruktion mit beidseitig einstellbarer Teppichspannung. Im Gegensatz zu einer normalen Throw Off Version geschieht das An- und Abheben des Teppichs jeweils über einen doppelt ausgeführten Metallkolben („Piston“). Der Clou ist die so genannte Quick Release Funktion für den Snare-Teppich. Hierbei bedarf es nur eines leichten Drucks auf insgesamt vier Metallknöpfe, welche jeweils paarweise an den Befestigungsblöcken der Teppichschnüre angebracht sind. So lässt sich der Teppich samt Befestigungsblöcken schnell und ohne Werkzeug abnehmen und ebenso leicht wieder anbringen. Für ein unkompliziertes Wechseln des Resonanzfells ist dies ein praktisches Feature. Remo Ambassador Felle aus US-Produktion vervollständigen den gediegenen Eindruck ebenso wie die 24-spiraligen Snare-Teppiche aus Sonor-eigener Fertigung. 
Unsere Test-Snares sind übrigens auch mit sechs Zoll tiefen Kesseln erhältlich, zudem gibt es sie auch mit normalen, dreifach geflanschten Spannreifen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Edles Erscheinungsbild: die Messing Variante

Bei der Kesselkonstruktion setzt Sonor auf moderne Standards

Im Gegensatz zu den früheren Ferromangan Sonor Snares, sind unsere Testtrommeln nicht nahtlos gezogen. Ihre einen Millimeter starken Zylinder stammen aus fernöstlicher Fertigung, nur die Holzkessel stellt Sonor noch in Bad Berleburg her. Mit ihren im 45 Grad Winkel gebördelten Kesselrändern sind die metallischen Schwestern konstruktiv unspektakulär, das muss jedoch absolut kein Nachteil sein. Wichtiger für den Sound ist eine saubere Verarbeitung aller Komponenten. Die würde ich im Falle des Messing-Modells als gelungen bezeichnen, bei der Stahl-Version bleibt der Blick beim Öffnen der Trommel an einer kleinen Kerbe hängen, die beim Zusammenschweißen des Kesseln entstanden zu sein scheint. Nicht unerwähnt lassen möchte ich außerdem die Tatsache, dass es sich bei der Messingtrommel um ein Austauschmodell handelt. Das erste Exemplar verfügte über ein nicht mittig eingearbeitetes Snarebed und war daher nicht Test-fähig.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Schweißnaht beim Stahl-Modell – innen fehlt ein Stück, aber von außen ist alles sorgfältig verschliffen.
Anzeige

Praxis

Die Trommeln überzeugen mit präsentem Sound, mechanisch hakt es etwas

Nein, „lite“ sind die beiden Testkandidaten wirklich nicht. Die massive Hardware fordert ihren Tribut vom rückengeplagten Trommler. Wer auf kleine, leichte Gigsets steht, sollte überlegen, zwecks Gewichtsreduktion die Varianten mit Stahlspannreifen zu ordern. 
Auf dem Snare-Ständer machen mir die Trommeln großen Spaß, Stimmvorgänge gehen schnell, und trotz Tune Safe drehen sich die Stimmschrauben sauber und gleichmäßig in den Gewindehülsen. Das An- und Abheben des Teppichs funktioniert mit dem großen Hebel der Dual Glide Abhebung elegant und fast geräuschlos. Darauf haben Sonor-Fans gewartet, die bislang voller Neid auf die souverän laufenden Trick und DW MAG Strainer der Kollegen schielen mussten. Einen etwas zwiespältigen Eindruck machen dagegen die zu fest und zu nah am Spannreifen sitzenden, gerasterten Einstellschrauben für die Teppichspannung. Der Live-Test zeigt, dass die Rasterung sehr gut funktioniert und sich die eingestellte Teppichspannung auch bei langem und kräftigem Spiel nicht verändert. Dass man die Einstellschrauben nur schwer zu fassen bekommt und sie sich zudem teilweise nur sehr schwer drehen lassen, trübt den mechanischen Eindruck der Dual Glide Abhebung trotzdem etwas. 
Vollständig zu überzeugen vermag auch die Quick Release Funktion nicht. Während das schnelle Abnehmen des Teppichs zweifellos Vorteile hat und auch reibungslos vonstatten geht, muss man beim Wiederanbringen darauf achten, dass der Mechanismus richtig einrastet. Im Verlauf des Tests wundere ich mich mehr als einmal darüber, dass die Teppichspannung zu locker ist, um dann festzustellen, dass das System nicht korrekt arretiert war. Das ist kein Beinbruch, wenn man es weiß und entsprechend sorgfältig vorgeht, aber irgendwie mag es nicht zum hohen Anspruch passen, den man an Sonor-Mechanik hat. 

Beide Modelle besitzen einen großen Dynamikbereich

Der Sound der beiden Schwergewichte lässt die kleinen Unvollkommenheiten der Abhebung fast vergessen. Hier geht es ausnahmslos präsent und druckvoll zu. Im Gegensatz zu den ProLite Snare Kollegen aus Ahorn wirken die Metall-Modelle noch etwas direkter und griffiger, ihr Dynamikbereich ist nach oben hin noch etwas erweitert. Sehr schön ist bei unseren Testkandidaten auch die Verschmelzung von Teppich- und Kesselsound, welche sicherlich auch auf die verhältnismäßig breiten Snare-Teppiche zurück zu führen ist. 

Optisch schick anzusehen, sollen die beiden ProLite Snares im Spieltest zeigen, was unter der Haube schlummert.
Optisch schick anzusehen, sollen die beiden ProLite Snares im Spieltest zeigen, was unter der Haube schlummert.

Tiefe Stimmung, solo und im Groove

Beide Trommeln können erstaunlich tief gestimmt werden, bevor sie anfangen, matschig zu klingen. Sicherlich sind fünf Zoll große Metall-Snares generell keine „Balladeneimer“, aber wer ohne Instrumentenwechsel schnell einen entsprechenden Sound braucht, wird ihn hier finden. Durch die Tatsache, dass Kessel- und Teppichklang nicht „auseinander laufen“, bleibt der Sound sehr kompakt. So hört sich das dann an.

Audio Samples
0:00
Tiefe Stimmung – Stahl Snare Solo Tiefe Stimmung – Messing Snare Solo Tiefe Stimmung – Stahl Snare Groove Tiefe Stimmung – Messing Snare Groove

Mittlere Stimmung, solo und im Groove

Sehr druckvoll und fokussiert geht es in mittleren Stimmungen zu, welche sicherlich auch die Domäne von 14×5 Zoll großen Snares sind. Straff und mit Körper kommen die ProLites daher, Rimshots können – dank der massigen Gussreifen – ohrenbetäubend laut werden. Aber sie müssen es eben nicht, besonders die Messing-Variante reagiert bei sehr kräftiger Bearbeitung, als hätte sie einen eingebauten Kompressor, welcher dem Anschlag etwas die Schärfe nimmt. Diese Eigenschaft besitzt die Stahl-Snare nicht, daher wirkt sie bei sehr hohen Lautstärken noch etwas durchsetzungsstärker.  

Audio Samples
0:00
Mittlere Stimmung – Stahl Snare Solo Mittlere Stimmung – Messing Snare Solo Mittlere Stimmung – Stahl Snare Groove Mittlere Stimmung – Messing Snare Groove

Hohe Stimmung, solo und im Groove

Der insgesamt komplexere und weichere Charakter der Messing-Version kommt in hoher Stimmung noch stärker zum Tragen. Ihr Ton ist auch hier etwas wärmer und runder, während das Stahl-Modell offener und aggressiver klingt. Welten liegen allerdings nicht zwischen den Klangeigenschaften unserer Testkandidaten, daher müsste ich schon ein bisschen überlegen, welche mir denn besser gefällt. Mit den folgenden Soundfiles könnt ihr euch wieder selbst ein Urteil bilden.

Audio Samples
0:00
Hohe Stimmung – Stahl Snare Solo Hohe Stimmung – Messing Snare Solo Hohe Stimmung – Stahl Snare Groove Hohe Stimmung – Messing Snare Groove
Anzeige

Fazit

Auch wenn die beiden ProLite Metall Kessel vom Verarbeitungsstandard nicht mit den nahtlosen oder gar gegossenen Ahnen aus der Sonor Historie mithalten können, wird hier großer, vielseitig einsetzbarer Sound mit sehr guter Ansprache geboten. Während die Messing-Version einen breiteren Attack und etwas weicheren Ton besitzt, zeichnet sich die Stahl-Snare durch etwas mehr Klarheit und Fokus aus. Diese Trommeln klingen nach Sonor und fühlen sich auch so an, es ist also kein Wunder, dass man sie häufig bei bekannten Trommlern im Einsatz sieht und hört. Einen geteilten Eindruck hinterlässt die neue Dual Glide Abhebung mit ihren schwergängigen Justierschrauben und der etwas indifferenten Quick Release Mechanik. Wer sich daran nicht stört, erhält sehr dynamisch und präsent klingende Instrumente, die in praktisch allen musikalischen Situationen überzeugen können. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr guter, dynamischer Klang
  • tolle Teppichansprache
  • umfangreiche Ausstattung
Contra
  • teils etwas grobe Kesselverarbeitung
  • umständliche Bedienung der Dual Glide Abhebung
Artikelbild
Sonor ProLite Brass und Steel Snaredrums Test
Für 819,00€ bei
Nicht Lite, dafür Pro: die Test-Snares
Nicht Lite, dafür Pro: die Test-Snares
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Sonor
  • Bezeichnung: ProLite Brass 14×5 und ProLite Steel 14×5
  • Kessel: einen Millimeter dicke Metallkessel mit 45 Grad Bördelung
  • Spannreifen: Gussspnannreifen
  • Böckchen: Zehn Doppelböckchen
  • Abhebung: Piston Style, beidseitig einstellbar mit Quick Release Funktion
  • Teppich: 24 Stahlspiralen
  • Felle: Remo Ambassador USA
  • Finish: Messing transparent lackiert, Stahl verchromt
  • Hardware: verchromt
  • Zubehör: Stimmschlüssel
  • Herkunftsland: Deutschland
  • Preise: (EVP)
  • ProLite Brass PL 12 1405SDBD: EUR 589,-
  • ProLite Steel PL 12 1405SDSD: EUR 519,-
Hot or Not
?
Nicht Lite, dafür Pro: die Test-Snares

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Subtle Compressor Tones with the Wampler Mini Ego 76 Compressor!
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?