Anzeige

Thomann Drum Noise Elimination Podium Test

Das Thomann Drum Noise Elimination Podium ist eines der größten „Testgeräte“, das ich jemals untersucht habe. Dieses Produkt ist in erster Linie nicht für Trommler entwickelt worden, sondern für dessen Mitbewohner und Nachbarn. Auch E-Drumkits sind beileibe nicht so flüsterleise, wie man es aufgrund des Fehlens großer Kessel und echter Becken zunächst vermuten könnte. Besonders der Körperschall, der sich seinen Weg von den Spielflächen durch die Hardware sucht (und ihn natürlich auch findet…), sorgt für unangenehme Geräusche selbst in Nebenräumen und -wohnungen.

Thomann Drum Noise Elimination Podium im aufgebauten Zustand
Thomann Drum Noise Elimination Podium im aufgebauten Zustand


Das deutsche Recht ist weltweit bekannt für seine (oft vorteilhafte) Genauigkeit und Ausführlichkeit, doch pedantische und streitsüchtige Nachbarn vom Typus Gardinen-Schieler, Mülltonneninhalt-Überprüfer, Paragraphen-Auswendigkenner, Verbotsschilder-Liebhaber und Ordnungsamtnummer-Kurzwahlspeicherer sind leider der fiese Stachel im Leben manchen normalen Bürgers. Wer sich also als Heimtrommler auch in „Ruhezeiten“ absolut auf der sicheren Seite wähnen will, sollte demnach jede Möglichkeit der Schallübertragung verhindern, um böse Überraschungen zu vermeiden. Kann die Investition von knapp 400 Euro verhindern, dass man vom Nachbarn mit der Rechtsschutzversicherung vor Gericht gezerrt wird? Nun, ganz so düster ist unsere Welt glücklicherweise nicht, außerdem sind Rücksicht, Nachsicht und Voraussicht schließlich Tugenden, die sich durchaus bewähren. Dennoch: Klappt’s mit den Nachbarn?

Details

Zur Begrüßung ein vorwurfsvoller Blick

Wir hatten in der Redaktion irgendwann einmal besprochen, in Tests auf kleine Einstiegsgeschichten à la „Da kommt der Paketbote aber mit einem sehr großen Karton!“ zu verzichten, da es mittlerweile doch so einige Reviews bei bonedo gibt, deren Detailbeschreibung auf diese Art und Weise beginnt. Auf unsere Stallorder pfeife ich aus gegebenem Grund diesmal: Genaugenommen sind es zwei dicke Pakete à 30 Kilogramm und ein wirklich beängstigend finsterer Blick meines sonst so fröhlichen und freundlichen UPS-Boten, die mich diesen Umstand eben doch aufgreifen lassen. Nun, Masse ist schon mal keine schlechte Grundvoraussetzung für ein System, das sich Schalldämpfung auf die Fahnen geschrieben hat. Ähnliche Gefühle gegen die beiden Paketgeschwister scheint man auch an anderer Stelle der Versandkette gehabt zu haben, denn die Kartons sind nicht gerade im besten Zustand, haben aber das Thomann-Lager sicherlich einwandfrei verlassen. Sehr wahrscheinlich waren es auch keine Menschen, sondern die großen Sortieranlagen, die Macken und Kanten in die Umverpackung gehauen haben.  

Elch-Style

Selbstverständlich wird ein Podest mit den Maßen 1,90 x 1,90 m nicht fertig montiert geliefert (und wenn dem so wäre, hätte ich statt des Paketboten sicher zuerst die scharfe Klinge seiner Machete gesehen). Bricolage ist angesagt, als das eigenhändige Zusammenbauen nach beiliegender Anleitung. Dem Praxisteil vorgreifen kann ich hier schon insofern, als dass ich verkünden kann, dass sich das ohne tiefgehende handwerkliche Fähigkeiten bewerkstelligen lässt. Es liegt sogar – ganz schwedisch – ein Inbusschlüssel bei, mit welchem die einzelnen Platten zusammengesetzt werden müssen. Sehr stabil wirkende Klötze werden an zwei Platten, an manche entsprechend Größeren sogar an vier Platten eingeschraubt. Natürlich sind die Löcher in den Klötzen vorgebohrt und Gewinde in die Platten eingelassen. Ich habe versucht, diese mit roher Gewalt zu bewegen oder gar auszureißen – keine Chance.

Fotostrecke: 4 Bilder Mit dieser Aufbauanleitung schneller aufgebaut, als schwedische Hackbällchen in der Pfanne fertig werden!

Die Coneheads

Die Oberseite der sechs Platten ist mit einem Industrieteppich aus grauem Nadelfilz bespannt, der an den Ecken umgebogen und äußerst dicht getackert ist, um nicht abreißen zu können. Auf der Unterseite der Platten findet man knapp zehn Zentimeter große Gebilde, welche konisch geformt sind, aber eine zylindrische Aussparung im Inneren haben. 27 Stück konnte ich zählen. Da sie aus einem recht festen Schaumstoff bestehen, kann man sie zwar leicht verformen, doch ist dafür schon einiges an Aufwand nötig. Schließlich sind sie es, die das Gewicht der zwei Zentimeter dicken Holzplatten (MDF) des Kits und des Trommlers tragen müssen. Die Verhinderung einer starren Verbindung und die vielen Materialübergänge sollen die Übertragung von Trittschall soweit es geht minimieren.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit einer umlaufenden Bordüre wird das Podest zwischen Brettern und Boden verblendet.

Sind die Platten montiert, wird mittels einer mit einer durchlaufenden Klettfläche versehenen Rolle Textil der Zwischenraum von Platte und Fußboden verblendet – das Auge soll ja auch etwas davon haben, nicht nur der Nachbar.

Hex, hex!

In seiner letztendlichen Form ist das Podest ein Hexaeder, also ein Sechseck, dessen längste Seite sich im Rücken des Trommler befindet und eine kleine Schürze nach vorne hat. Alternativ kann man auf die „Nasenseite“ auch den Hocker stellen und hat somit mehr Platz für das A- oder E-Kit auf der „Bassdrum-Seite“.

Anzeige

Praxis

Zunächst einmal kann man sich überlegen, welche Alternativen es zu einem System wie dem Drum Noise Elimination Podium überhaupt gibt. Ein dicker, fester Teppich kann bei E- und A-Kits auf Holzböden schon wahre Wunder bewirken. Doch zum Drumkit gehören immer zwei Teppiche, denn im Grunde genommen sollte man derartige Unterlagen als genauso integralen Bestandteil eines Drumsets betrachten wie den Snare-Teppich. Bei nicht ganz zaghafter Spielweise wandern sonst gerne die Einzelteile durch die Vibrationen herum und hacken Spuren von Bassdrum und Fußmaschinen gerne als dicke Macken in den Boden – auch bei E-Sets.
Spielt man in einer Mietwohnung ein akustisches Schlagzeug (und ist sich dabei hoffentlich bewusst, eine Kriegserklärung an alle Bewohner im 20-Meter-Radius unterschrieben zu haben), hilft natürlich eine Schlagzeugkabine, auch dem Luftschall den Weg zu den Nachbarn zu versperren (oder zumindest zu erschweren). Das ist zweifelsohne natürlich eine feine Sache, doch müssen diese Zellen riesig sein – und sind leider auch riesig teuer. Wenn man bedenkt, dass genügend Stellfläche, vielleicht noch Platz für Mikrofonierung und einen Notenständer vorhanden sein sollte und man im Inneren mehr als einen Song lang spielen können sollte (dafür sorgt dann entsprechend großes Luftvolumen und eine – natürlich – schallgeschützte Luftzufuhr), dann merkt man schnell, dass man dafür gut 10.000 Euro auf den Tisch zu legen hat. Selbstbau ginge natürlich auch, aber wirklich umsonst ist das auch nicht, schnell gemacht erst recht nicht. Und – ach ja: Selbstgebaute Kabinen lassen sich im Regelfall nicht erweitern oder mit umziehen.
Insofern hat sich Thomann mit diesem Podest wohl eine echte Marktlücke erobert! Ja, es gibt sie wohl noch, diese Nischen. Natürlich kann man auch hier an Selbstbau denken, wenn man die Erfahrung und das notwendige Werkzeug besitzt, doch Kosten für Materialien und einen entgangenen Arbeits- oder geopferten Ferientag rangieren schnell in einem Bereich, den das Podest als Kaufpreis aufruft – zusammengeschraubt ist es mit einem Akkuschrauber in gut zwanzig Minuten.

Thomann_Drum_Noise_Elimination_Podium206-1096655 Bild

Für eine ideale Dämmung wäre es natürlich besser, wenn diese individualisiert wäre und die tatsächlich emittierten Schwingungen gezielt dämpfen würde. So etwas bieten Akustikbaufirmen durchaus an, doch da sprechen für die meisten Anwender diese rechteckigen, verschiedenfarbigen Papierschnipsel mit den unterschiedlichen Zahlen (50, 100, 200…) dagegen, ihr wisst schon.
Der Einsatz der offenbar speziellen Akustikschaumstoffe (möglicherweise Sylomer oder Sylodyn) mit etwas unregelmäßiger Verteilung auf der Unterseite des Podests ist aber zumindest theoretisch in der Lage, einem recht breiten Band im Frequenzspektrum Energie zu entziehen. Oft wird es im Maschinenbau oder bei der Installation von großen Klimaanlagen nicht anders gemacht. Ein Abklopfen des Schlagzeug-Podests mit der Faust bringt keine Resonanzen im Hörbereich zum Vorschein. Der Versuch mit dem E-Drumkit bestätigt das. An unterschiedlichen Stellen in einem Raum mit verklebtem Parkett aufgebaut, verringern sich die Resonanzen des Bodens deutlich. Interessanterweise ist es bei meinem Testkit nicht in besonderem Maße die Bassdrum-Maschine, sondern der Körperschall der Pads, die den größten Anteil haben – und vom Podest erstaunlich stark unterbunden werden. Siehe da: Es funktioniert! Ich muss gestehen, dem Podest gegenüber äußerst skeptisch gewesen zu sein, doch seine Hauptaufgabe erledigt es wirklich gut. Nervenraubendes Rumpelpumpel in je nach Lernfortschritt rhythmischen Abständen wird tatsächlich stark unterbunden. Bevor man jetzt aber Hals über Kopf über eine Anschaffung nachdenkt, sollte man überprüfen, ob der Großteil der akustische Belästigung innerhalb einer Wohnung nicht einen anderen Weg als über den Fußboden geht. Die Spielflächen eines E-Kits sind generell nicht flüsterleise und emittieren durchaus auch im mittleren Frequenzspektrum recht stark; der Schall sucht sich seinen Weg dann gerne durch Türblätter und -ritzen sowie Rigipswände zum Ohr des dann Genervten. Aber die Übertragung auf den Fußboden wird durch das Podest stark eingeschränkt (von eliminieren, wie es die Produktbezeichnung hier suggeriert, möchte ich aus Respekt für das physikalisch Mögliche aber lieber nicht sprechen). Ein Freibrief für mitternächtliche Drumsessions ist das Podium nicht unbedingt, hier sollte man sich zunächst dennoch Informationen über tatsächlich noch übertragende Geräusche einholen.

Thomann_Drum_Noise_Elimination_Podium204-1096658 Bild

Der Anteil des Luftschalls ist besonders bei Akustiksets nicht unerheblich, aber das ist ja schließlich der Lebensinhalt eines derartigen Instruments. Da dieser aber recht erhebliche Pegel aufweist, kann es trotz gewisser Dämpfung in einem breiten Spektrum dennoch dazu führen, dass der Nachbar noch vor Beendigung des ersten gespielten Intro-Fills mit puterrotem Kopf ein Dauerklingelkonzert an der Wohnungstür gibt. So manche Wand oder Decke ist für Schall, besonders für tieffrequenten, akustisch gesehen nämlich kaum ein Hindernis. Wenn zudem noch Resonanzbereiche derselben durch eine Bassdrum angeregt werden, kann es trotz Podest und Investition in den Hausfrieden schlecht um die häuslichen Trommelvorhaben stehen. Nur eine Ausrede, sich um das Üben herumzudrücken, hätte man damit. Wie so oft hieße es somit in einem derartigen Fall: Unter den eigenen Gegebenheiten ausprobieren!
Nicht unerheblich ist, dass das Podest, eine ordentliche Verschraubung vorausgesetzt, wirklich sehr stabil ist. Die meisten Bühnenpodeste lassen bekanntlich schnell einmal das Instrument schaukeln, beim (natürlich weit weniger hohen) Thomann-Podest halten sich diese Schwankungen jedoch in Grenzen. Besonders hübsch anzusehen ist der graue Geräuscheliminator nun nicht, aber dafür auch nicht sonderlich aufdringlich. Einige positiv anzumerkende Nebenaspekte gibt es aber: Ein etwas erhöhtes Drumset macht sich im Raum ein bisschen wichtiger, unter der Erhöhung kann man auf der Rückseite Sticks und Trommlers Kleinkram verschwinden lassen, also Metronom, Kopfhörer, Stimmschlüssel, Notenbücher und dergleichen. Sonnt sich kein elektronisches, sondern ein akustisches Schlagzeug auf der dämpfenden Erhebung, lassen sich ferner viele Mikrofonpositionen besser erreichen und die Mikrostative stehen nicht auf der selben Fläche, was wiederum Trittschallübertragungen zu den Schallwandlern verringert.

Anzeige

Fazit

Das Thomann Drum Noise Elimination Podium erstaunt zunächst vielleicht durch einen hoch erscheinenden Preis, der sich aber relativiert, wenn man die dünn gesäten und oft unpassenden Alternativen durchgeht. Auf der Gegenseite erhält man mit dem Podest aber die Möglichkeit, etwas unbeschwerter die Trommelstöcke kreisen zu lassen, zumindest, wenn man auf ein E-Drumkit einzudreschen gedenkt. Hier tut der kleine Riser erstaunlich gute Dienste. Bei der Verwendung von akustischen Schlagzeugen kann das Podest natürlich keine Wunder vollbringen und die Physik außer Kraft setzen: Es ist schließlich nicht nur der Körperschall, der von einem solchen Instrument ausgeht. Selbst der Schall einer Ride-Bell kann problemlos durch Außenwände marschieren. Doch wer weiß, vielleicht beruhigt im Falle des Misslingens die Vorlage der Rechnung und die Präsentation des Podests den Nachbarn und entspannt alleine durch die offensichtlichen Bemühungen das Verhältnis zueinander. Der Wille zählt schließlich. Bei E-Drumkits kann man sich jedoch recht sicher sein, die Schallübertragung zwischen Wohneinheiten auf ein erträgliches Maß reduzieren zu können.

Pro
  • deutliche Verringerung des übertragenden Körperschalls
  • einfacher Aufbau
Contra
  • macht besonders Akustik-Sets nicht automatisch und verlässlich mietwohnungstauglich
Thomann Drum Noise Elimination Podium im aufgebauten Zustand
Thomann Drum Noise Elimination Podium im aufgebauten Zustand
Spezifikationen
  • Entkoppelungsset aus sechs MDF-Platten von 19 mm Dicke
  • 10 Zentimeter Podesthöhe
  • steht auf 27 Schaumstoffkegeln
  • einfache Montage nach Anleitung – alles vorgebohrt etc.
  • Preis: € 398,- (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • deutliche Verringerung des übertragenden Körperschalls
  • einfacher Aufbau
Contra
  • macht besonders Akustik-Sets nicht automatisch und verlässlich mietwohnungstauglich
Artikelbild
Thomann Drum Noise Elimination Podium Test
Für 489,00€ bei
Hot or Not
?
Thomann Drum Noise Elimination Podium im aufgebauten Zustand

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Meinl Polyphonic Brilliant 15" Hi-Hat #meinlcymbals
  • Best Meinl Cymbals for 2025? Polyphonic Brilliant Review & Sound Demo
  • 🎧 Zultan Rock Beat Cymbals Review | Are They Still Worth It in 2025?