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VS Audio Alchemy MKII Test

Das VS Audio Alchemy MKII ist ein voll analoges Choruspedal mit Stereoausgang und sechs editierbaren Speicherplätzen, die per Fuß abgerufen werden können. Während die Schaltung auf einem traditionellen Eimerkettenspeicher (Bucket Brigade Memory) mit LFO-Steuerung basiert, können alle Poti-Einstellungen digital verarbeitet und gespeichert werden. Für die MKII-Version des Alchemy hat der griechischen Hersteller die Schaltung und das Design noch einmal überarbeitet und das Pedal um eine Tap-Tempo-Funktion erweitert.

VS Audio Alchemy MKII Test

Analoge Chorusschaltungen erzeugen eine zeitversetzte Kopie des Eingangssignals und modulieren die Verzögerungszeit dieses kopierten Signals mithilfe eines LFOs. Der Effekt ist eine periodische Tonhöhenverschiebung (Vibrato), die kombiniert mit dem trockenen Signal den typischen Choruseffekt erzeugt. Während sich bei den meisten analogen Choruspedalen nur das Verhalten des LFOs in Sachen Geschwindigkeit (Speed) und Intensität (Depth) steuern lässt, bietet das Alchemy MKII zusätzlich die Möglichkeit, die zugrunde liegende Verzögerungszeit zu verändern (Delay Time). Wie sich dieses und alle anderen Features auf den Sound unseres Probanden auswirken, wird der folgende Praxistest zeigen.

Das Alchemy MKII kommt in einem roten Pappkarton mit knapper Bedienungsanleitung und ohne weiteres Zubehör. Das Pedal bringt 318 g auf die Waage und misst (BxHxT) 65x60x120 mm.

VS Audio Alchemy MKII Effektpedal
Fotostrecke: 3 Bilder Das VS Audio Alchemy MKII ist ein analoges Choruspedal für E-Gitarre.

Die Mono-Eingangs- und Stereo-Ausgangsbuchsen liegen an den Seiten des Pedals, der Anschluss für ein Standard-9V-Netzteil an der Stirnseite und bei einer Stromaufnahme von 100 mA ist ein Batteriebetrieb nicht vorgesehen. Die vordere Hälfte der Oberseite beherbergt vier Potis für den Effektanteil (Mix), die Basis-Verzögerungszeit für die Modulation (Delay), die Modulationsgeschwindigkeit (Speed) und die Modulationstiefe (Depth). Etwa in der Mitte der Oberseite befindet sich eine rote LED, die sowohl den Betriebszustand als auch die Modulationsgeschwindigkeit anzeigt und etwas dahinter eine mehrfarbige LED zur Anzeige des gewählten Presets. Auf der hinteren Hälfte der Oberseite sitzen zwei Soft-Switch-Fußschalter mit mehreren Funktionen. Der rechte Preset-Switch kann durch langes Halten zwischen „Preset Mode“ und „Live Mode“ hin- und herschalten. Im „Live Mode“ verhält sich das Alchemy MKII wie ein normales Effektpedal. In diesem Modus dient der Preset-Switch dann zum Eintippen der Modulationsgeschwindigkeit. Im „Preset Mode“ hingegen ist die Funktion aller Potis außer Kraft gesetzt und der Preset-Switch kann nun nacheinander die 6 voreingestellten Presets anwählen, angezeigt durch die mehrfarbige LED (blau, grün, rot, lila, gelb, weiß).

VS Audio Alchemy MKII Bedienelemente
Fotostrecke: 5 Bilder Die Oberseite ist mit vier Potis, zwei Fußschaltern und zwei LED bestückt.

Ein Springen zwischen den Presets außerhalb dieser Reihenfolge ist nicht möglich und die jeweiligen Poti-Settings der voreingestellten Presets lassen sich der Bedienungsanleitung entnehmen. Möchte man eine Einstellung aus dem „Live Mode“ auf einem der sechs Speicherplätze sichern, drückt man zunächst für etwa eine Sekunde beide Fußschalter (Farb-LED blinkt durchgehen), wählt dann die Farbe des gewünschten Presets aus und überschreibt selbiges durch erneutes längeres Drücken beider Fußschalter (LED blinkt dreimal). Insgesamt macht das Alchemy MKII einen stabilen und wohldurchdachten Eindruck.         

VS Audio Alchemy MKII Seitenansicht
Fotostrecke: 6 Bilder Die Eingangsbuchse sitzt an der rechten Pedalseite…
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Getestet wird das Alchemy MKII mit verschiedenen Gitarren im FX-Loop eines Line 6 HX Stomps für alle Stereobeispiele und vor einem REVV D20 für alle Mono-Sounds. Für die verzerrten Klänge kommt zusätzlich ein EHX East River Drive zum Einsatz.

Die Bedienung des Alchemy MKII erfolgt intuitiv und im „Live Mode“ größtenteils selbsterklärend. Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass der „Preset Mode“ auch im Bypass aktiviert und die Preset-Wahl somit „vorbereitet“ werden kann. Auch das Speichern neuer Presets auf eine der sechs Bänke geht nach einem Blick in die Bedienungsanleitung leicht von der Hand. Etwas überraschend ist das Verhalten der beiden Outputs. Während die vordere Buchse einen normalen Mono-Mix aus Dry- und Wet-Signal ausgibt, wurde beim hinteren Output ein phasenverschobener Mix beider Signale mit weniger Effektanteil gewählt. In der Praxis klingt dieses Signal etwas dünner und weniger intensiv als das andere, was für den Stereomix einen ganz eigenen Charme und Pseudo-Stereo-Effekt zur Folge hat, der durch ein reines Dry-Output nicht realisierbar gewesen wäre. Schade nur, dass die Ausgangsbuchsen weder beschriftet sind noch in der Beschreibung erklärt werden. So muss man beim ersten Test „erhören“, dass es sich bei der vorderen Buchse um das reguläre Mono-Out handelt.

Das Alchemy verhält sich sowohl vor dem Amp als auch im FX-Loop vorbildlich klangneutral, pegelstabil und rauscharm.

Wir hören das Pedal zunächst mit allen Reglern in der 12-Uhr-Stellung und im Stereobetrieb. Schon beim ersten Soundcheck wird deutlich, dass die Philosophie hinter dem Alchemy MKII nichts mit den sterilen Chorussounds der 80er-Jahre zu tun hat. Der Effekt wirkt unaufdringlich, warm und färbt den Sound des Eingangssignals nur minimal.

Audio Samples
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Souncheck -> off/on (Tele)
AudiofileMixDelaySpeedDepthOutput
Souncheck -> off/on (Tele)12:0012:0012:0012:00Stereo

Das Delay-Poti kann man getrost als Herzstück der Schaltung bezeichnen. Während um die 12-Uhr-Stellung herum klassische Chorussounds abrufbar sind, erinnern die Settings mit kurzer Delay-Zeit schon fast an einen Flanger. Ab der 14-Uhr-Stellung sind mit längeren Delay-Zeiten wiederum Leslie- und Uni-Vibe-ähnliche Sounds möglich.   

Audio Samples
0:00
Delay Check (Tele)
AudiofileMixDelaySpeedDepthOutput
Delay Check (Tele)maxmin/10:00/14:00/max12:0012:00Stereo

In den nächsten zwei Beispielen hören wir das Speed- und Depth-Poti in jeweils vier Einstellungen. Die beiden Regler decken einen absolut sinnvollen Bereich ab und klingen in keiner Stellung übertrieben.

Audio Samples
0:00
Speed Check (Tele) Depth Check (Tele)
AudiofileMixDelaySpeedDepthOutput
Speed Check (Tele)max12:00min/10:00/14:00/max12:00Stereo
Depth Check (Tele)max12:0012:00min/10:00/14:00/max
VS Audio Alchemy MKII Grafik
Das VS Audio Alchemy MKII generiert warme und unaufdringliche Chorussounds und bietet sechs Preset-Speicher.

Nun hören wir das Alchemy im „Purple Preset“ mit der Tele hinter einem Overdrive-Pedal. In diesem Setting werden unweigerlich Erinnerungen an den legendären Electric Mistress Flanger von Electro Harmonix wach. 

Audio Samples
0:00
Praxisbeispiel Purple Preset (Tele)
AudiofileMixDelaySpeedDepthOutput
Praxisbeispiel Purple Preset (Tele)15:0012:0013:0011:00Stereo

Für das nächste Beispiel wechseln wir mit der Strat in das „White Preset“. Mit etwas extremeren Speed- und Depth-Setting sind hier Leslie-ähnliche Sounds möglich.

Audio Samples
0:00
Praxisbeispiel White Preset (Strat)
AudiofileMixDelaySpeedDepthOutput
Praxisbeispiel Purple Preset (Tele)max12:0015:0013:00Stereo

Wir bleiben bei der Strat und gehen nun mit dem „Blue Preset“ in den Monobetrieb vor dem Amp. Mit dem Delay-Poti in der Minimalstellung lässt sich so ein cleanes Funk-Riff veredeln. 

Audio Samples
0:00
Praxisbeispiel Blue Preset -> off/on (Strat)
AudiofileMixDelaySpeedDepthOutput
Praxisbeispiel Blue Preset -> off/on (Strat)12:00min10:0012:00Mono

Zum Schluss geht es noch mit der Les Paul in den verzerrten Amp. Das „Green Preset“ klingt dabei wie eine sehr geschmackvoll dosierte Mischung aus Chorus und Flanger und macht auch vor der Verzerrungsstufe eine gute Figur.

Audio Samples
0:00
Praxisbeispiel Green Preset -> off/on (Les Paul)
AudiofileMixDelaySpeedDepthOutput
Praxisbeispiel Green Preset -> off/on (Les Paul)13:0011:0009:0013:00Mono
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Das Alchemy MKII von VS Audio meistert den Spagat zwischen analoger Soundästhetik und digitalem Bedienkomfort mit Bravour und eignet sich besonders gut für warme und unaufdringliche Chorussounds. Mit dem sehr effektiv arbeitenden Delay-Poti ist es klanglich breit aufgestellt und liefert auch als Pseudo-Flanger und Leslie-Ersatz überzeugende Ergebnisse. Ob man nun sechs Preset-Speicherplätze für ein analoges Choruspedal braucht, muss letztlich jeder selbst entscheiden. Allein die Möglichkeit, per Fuß zwischen einer Grundeinstellung und einem zweiten Sound (im Stile des Strymon-Favorite-Switch) wechseln zu können, rechtfertigt dieses Feature aber schon und auch das Tap-Tempo ist eine spannende Option für ein Choruspedal. Etwas eigenwillig, aber gleichzeitig genial wirken die unterschiedlichen Voicings der beiden Ausgangsbuchsen, die für ein breites Stereobild und zusätzliche Variabilität sorgen. Alles in allem kann man das Alchemy MKII nur als fantastisch klingendes Vintage-Choruspedal im modernen Gewand bezeichnen und eine klare Kaufempfehlung aussprechen.

VS Audio Alchemy  Choruspedal
Analoge Soundästhetik trifft beim VS Audio Alchemy MkII auf digitalen Bedienkomfort und erzeugt warme und unaufdringliche Chorus-Klänge.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • warme und unaufdringliche Chorussounds
  • sehr vielseitig einsetzbar
  • 6 Preset-Speicher trotz analogem Signalweg
Contra
  • Output-Buchsen nicht beschriftet
Artikelbild
VS Audio Alchemy MKII Test
Für 249,00€ bei
  • Hersteller: VS Audio
  • Modell: Alchemy MKII
  • Typ: analoges Choruspedal
  • Herkunft: Griechenland
  • Anschlüsse: Input, Output-L, Output-R, Netzteil
  • Regler/Schalter: Mix, Delay, Speed, Depth, Bypass, Preset
  • Stromversorgung: 9-V-Netzteil (nicht im Lieferumfang)
  • Stromaufnahme: 100 mA
  • Abmessungen: 65x60x120 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 318 g
  • Ladenpreis: 249,00 Euro (Mai 2022)
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