Zoom H8 Test

Als ich den Digitalrecorder Zoom H8 das erste Mal in den Händen halte, muss ich spontan an den Millenium-Falken denken: Die achteckige Form des XLR-Anschlussblocks, die vorstehenden Mikrofonkapseln des XY-Aufsatzes, die versenkten Bedienelemente und Drehregler – all das erinnert mich Han Solos legendäres Sternenschiff aus den Star-Wars-Filmen. Und schon höre ich die Stimme eines kleinen grünen Männchens mit großen Ohren, der mir zuflüstert: „Aufnehmen Du sollst!“ Mache ich, aber erstmal schaue ich mir den H8 genauer an.

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Der japanische Hersteller Zoom pflegt seit Jahren sein Fieldrecorder-Portfolio und der H8 ist das neuen Topmodell der Handy-Recorder-Serie: ein mobiles Aufnahmegerät mit riesigem Funktionsumfang, das zudem als USB-Audio-Interface nutzbar ist. Wir von bonedo verfolgen Zooms Handy-Recorder seit langer Zeit, hier findest Du Tests zum Zoom H5 und dem Zoom H4 Pro, oder dem etwas spezielleren Zoom Ambisonic-Recorder H3-VR.

Details

Design des Zoom H8 polarisiert

Das Design des Zoom H8 ist schon speziell und das kantige Design dieses Recorders wird sicherlich polarisieren. Aber die Form ergibt bei genauerer Betrachtung Sinn, der H8 ist klar in drei Blöcke gegliedert: Zum einen der untere Bedienungs-Block, mit den Start-, Stop und Record-Tasten und dem 50 x 37 mm großen und farbigen Touchscreen. Der Mittelblock stellt so etwas wie die Eingangssektion dar, die achteckige Form erlaubt den Anschluss von bis zu sechs XLR-Kabel auf engstem Raum. Der dritte Block ist der Mikrofonaufsatz und das ist der Part, der den Zoom H8 so spannend macht, denn der Mikrofonaufsatz ist wechselbar!

Fotostrecke: 4 Bilder Einmal rundrum um den H8: die Front…

Wechsel-Mikros

Wie beim H5 oder H6 setzt Zoom auch beim H8 auf das System der austauschbaren Mikrofonaufsätze. Im Lieferumfang des H8 ist der XYH-6 Aufsatz enthalten, ein XY-Stereomikrofon mit zwei Kondensatormikrofonen mit Richtcharakteristik Niere und einem einstellbare Aufnahmewinkel von 90° oder 120° Grad. Den Tontechniker in mir erfreut die korrekte Anordnung der Mikrofonkapseln, so können keine Phasenprobleme durch Laufzeitunterschiede entstehen.
Inzwischen bietet Zoom jede Menge weitere Mikrofonaufsätze an, die viele – auch sehr speziellere Aufnahmesituationen – abdecken: Es gibt ein MS-Mikrofon (MSH-6), ein weiteres XY-Mikrofon mit Druckgradientempfängern (MYH-5), ein Mono und ein Stereo-Richtmikrofon (MGH-6 und SSH-6). Zusammen mit dem H8 wurden zudem weitere, sogenannte V2-Aufsätze vorgestellt: ein Stereo-Aufsatz mit drehbaren Kapseln für XY und AB-Aufnahmen (XAH-8), ein Ambisonic-Mikrofon (VRH-8) und eine Eingangs-Expander (EXH-8), der den H8 um zusätzliche vier XLR-Eingänge erweitert.
Die Aufsätze werden einfach aufgesteckt und durch zwei Spannzangen arretiert. Durch die Form der Buchse kann man auch nichts falsch herum aufstecken. Sowohl der Verbindungsstecker am Aufsatz als auch die Buchse am H8 machen einen stabilen Eindruck. Über zwei seitliche Bolzen wird die Arretierung wieder gelöst. Wird kein Aufsatz benötigt, kann zum Schutz eine Abdeckung angebracht werden. Bei angestecktem Aufsatz kann man diese Abdeckung an der Unterseite des Zoom H8 befestigen.

Fotostrecke: 3 Bilder Im Lieferumfang des H8 ist das XYH-6 -Stereomikrofon enthalten.

Überschaubarer Lieferumfang

Der Lieferumfang des Zoom H8 ist recht überschaubar. Tatsächlich hat der Hersteller in den letzten Jahren beim Zubehör rigoros abgespeckt: Im Karton befindet sich lediglich der Recorder selbst, der XYH-6 Mikrofonaufsatz und vier AA-Batterien. Keine zweite Mikrofonkapsel, kein Transportcase (noch nicht einmal eine Tasche), kein USB-Kabel und keine Speicherkarte – all das war mal Lieferumfang, zum Beispiel des Zoom H6 enthalten, den Kollege Aggi Berger getestet hat. Dafür gibt es beim H8 – Achtung: Rarität! – eine gedruckte Kurzanleitung in fünf Sprachen. Als Software-Beigabe liegen noch zwei Lizenzkarten bei, für eine Cubase LE- und eine Wavelab Cast-Version, also ein DAW-Programm zur Musik-Produktion und ein Programm zur Erstellung von Podcast-Content.

Fast schon eine Rarität: Eine gedruckte Kurzanleitung!
Fast schon eine Rarität: Eine gedruckte Kurzanleitung!

Viele Ein- und Ausgänge

Für seine Größe besitzt der Zoom H8 ganz schön viele Ein- und Ausgänge. Kanal eins bis vier sind reine Mikrofonkanäle, die Kanäle A und B besitzen XLR/Klinke-Kombibuchsen zum Anschluss von Mikrofonen und Instrumenten. Sowohl das Aufsatzmikrofon als auch die sechs Eingänge am Mittelblock besitzen ein Gain-Rädchen, Kanal eins bis vier zusätzlich einen Schiebeschalter zur Aktivierung eines -20 dB-Pads. Bei den Kanälen A und B lässt sich mit diesem Schiebeschalter die Eingangsimpedanz für hochohmige Signale anpassen, ein Pad besitzen diese beiden Kanäle nicht. Am XYH-6-Aufsatz befindet sich noch ein 3,5 mm Stereo-Line-Eingang, dessen Signal allerdings an das Stereomikrofon gekoppelt, also nicht separat abzugreifen ist. Jeder Eingang besitzt einen beleuchteten Taster, welcher den Kanal für die Aufnahme scharf schaltet (er leuchtet dann rot) und außerdem als Clip-Indikator bei übersteuerten Signalen dient.
An Ausgängen besitzt der Zoom H8 einen Stereo-Line Ausgang und einen Kopfhörerausgang, deren Lautstärke getrennt geregelt werden kann. Zudem hat der H8 einen kleinen Mono-Lautsprecher an Bord, der allerdings nur zum rudimentären Abhören taugt.

Fotostrecke: 4 Bilder Der XLR-Anschluss-Block des Zoom H8.

Nicht 12, eher 8+2+2

Laut Zoom erlaubt der H8 die gleichzeitige Aufnahme von zwölf Spuren, was im Prinzip auch richtig ist. Wäre man aber pingelig, müsste man anmerken, dass vier dieser zwölf Spuren keine separat aufzunehmenden Signale sind! Davon gibt es beim H8 nämlich genau acht (H8… ok, verstanden…). Die Spuren neun bis zwölf generieren sich zum einem aus der Stereo-L/R-Mischung der Eingangssignale und zum zweiten aus der sehr praktischen Backup-Funktion: Ist diese Funktion aktiviert, wird ein um zwölf Dezibel reduziertes Duplikat des Aufsatzmikrofons auf die SD-Karte geschrieben. Falls man also durch überraschende Pegelsprünge, zu optimistisches Einpegeln oder einfach aufgrund einer Fehlbedienung ein verzerrtes Signal aufgenommen hat, hat man noch eine Rettungs-Stereospur in der Hinterhand. Bei genauem Hinsehen ist der Zoom H8 also ein 8+2+2-Recorder.

Aufnahmeformate und Betriebsdauer

Der Zoom H8 erlaubt unkomprimierte Audio-Aufnahmen bis maximal 96 kHz und 24 Bit; MP3s können mit 128, 192 oder 320 kbit/s Datenrate auf die SD-Karte geschrieben werden. Als Aufnahmemedium dienen SD-Karten (unterstützt werden SD-, SDHC- und SDXC-Karten). Eine Karte ist zwingend nötig, da der H8 keinen internen Speicher besitzt. In den Spezifikationen werden als maximal Kartengröße 512 GB genannt, auf der Zoom-Webseite findet man aber eine Kompatibilitätsliste, auf der sogar eine 1 TB-Karte aufgeführt ist. Aber selbst 512 GB sollten ausreichend Speicherplatz bieten, damit wären über 806 Stunden Stereoaufnahmen mit 44,1kHz/24Bit möglich! Im MP3-Format reden wir dann von tausenden Stunden an Aufnahmekapazität. Bei Vollauslastung, also der gleichzeitigen Aufnahme aller zwölf Spuren bei 96 kHz und 24 Bit, bietet eine 512 GB-SD-Karte immer noch Speicherplatz für über 40 Stunden Audiodaten.
Da geht dem H8 natürlich viel früher die Puste aus: Für eine frischen Satz AA-Batterien gibt Zoom eine maximale Betriebsdauer von 15 Stunden an. Dieser Wert gilt allerdings nur für einen Stereo-Aufnahme mit 44,1 kHz/24Bit. In der Praxis wird man bei Verwendung von höheren Audiowerte, mehr Kanälen, einer aktivierten Phantomspeisung, Akkus statt Batterien etc. mit weniger Stunden rechnen müssen. Über den USB-Port kann der Zoom auch mit dem optionalem Netzteil AD-17 oder vom Rechner mit Strom versorgt werden.

Bluetooth-Remote – leider nur optional

Man kann den H8 via Bluetooth und Zoom Control App von einem Tablet oder Smartphone steuern, aber dafür ist ein externen Bluetooth-Empfänger nötig. Schade, dass man den H8 nicht von Haus aus Bluetooth-fähig macht. Praktisch wäre das vor allem für den Musiker, der sich selbst aufnimmt: Der sitzt für die Aufnahme naturgemäß vor den Mikrofonen, während der H8 für eine Bedienung „hinter dem“ Stereomikro ausgelegt ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Da der Zoom H8 keinen internen Speicher besitzt, ist die SD-Karte ein Muss! Die steckt hier nicht falsch herum im Slot, man muss die Karte tatsächlich so einstecken.

Praxis

Untermenü-Surfen

Der Funktionsumfang des Zoom H8 ist beträchtlich und die Zoom-Ingenieure haben sich alle Mühe gegeben diesen zu zähmen. Dabei setzen die Japaner voll auf den Touchscreen, der Antippen und vertikales, sowie horizontales Streichen „versteht“. Auf zwei Startseiten findet man die Icons für die entsprechenden Funktionen und die drei Haupt-Betriebsmodi Field, Music und Podcast, die man durch Antippen startet – das kennt man vom Smartphone. Damit hat es sich aber auch schon mit dem App-basierten Bedienkonzept, ab dann heißt es: ausgiebiges Untermenü-Surfen! Auch da gibt wieder drei Hauptkategorien: Die Audio-Aufnahme-Einstellungen, die Spureinstellungen und die Projekteinstellungen, die wir über die drei Bildschirm-Icons, der Speicherkarte, dem Mikrofon und dem Zahnrad aufrufen können.

Fotostrecke: 7 Bilder Startbereit: Zoom H8

Field – Music – Podcast

Der Field-Modus ist der generelle Aufnahmemodus des H8, für Stereomitschnitte, Live-, Sound-FX-, Location- oder Atmo-Aufnahmen und nur hier stehen dem User die vollen 96kHz/24Bit zur Verfügung. Im Music-Modus ähnelt der H8 einer Mini-DAW, dort kann man den einzelnen Kanälen sogar externe Audiodaten zuweisen, die vorher auf die SD-Karte kopiert wurden. So lassen sich im Home-Studio zum Beispiel Drumloops generieren, über die man dann unterwegs Gitarren-Overdubs aufnimmt. Im Podcast-Modus ist der Anschluss von lediglich vier Mikrofonen möglich, dafür stehen einem vier Sound-Pads auf dem Touchscreen zur Verfügung (die dann Kanäle 3-4 belegen), über die Jingles, Geräusche oder Musiken abgespielt werden kann. Neben der umfangreichen Sammlung an mitgelierten Presets können die Pads natürlich auch mit eigenen Sound-Kreationen belegt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Bildschirm zeigt im Field-Modus für jeden aktivierten Kanal ein Level-Meter.

Die Aufnahmepraxis gestaltet sich einfach: Nach Auswahl des Betriebsmodus werden die Kanäle, die man aufnehmen möchte, mit dem Taster „scharf“ geschaltet und der Pegel mit dem Gain-Regler eingestellt. Weitere Einstellungen werden in den Spur-Einstellungen getätigt: Dort kann die Phantomspeisung aktivieren werden (übrigens sind 24 und 48 Volt möglich), es gibt ein Low-Cut-Filter, ein Dynamik-Tool, das entweder als Kompressor, Gate oder Limiter arbeitet, einen Lautstärke- und Pan-Regler, eine Stereo-Link-Funktion sowie ein Untermenü zur Dateizuweisung, das beim Thema Overdubs gleich noch eine wichtige Rolle spielen wird. Zudem kann man hier den Gain-Wert auch auf digitaler Ebene einstellen.
Viele der Einstellungen, die man in diesen Spurmenüs tätigt, sind übrigens an den Eingang und nicht an den Betriebsmodus gekoppelt. Der H8 erinnert sich an diese Einstellungen – auch über einen Wechsel des Betriebsmodus oder ein Abschalten hinaus. Da unser Gedächtnis meist schlechter ist als das des H8, sollte man aufpassen, dass man die Bassdrum-Aufnahme im Studio nicht mit dem Low-Cut-Einstellung der letzten Atmo-Session tätigt! Fragt nicht, woher ich das weiß…

Weitere praktische Funktionen

Der H8 hat einen Multieffekt-Prozessor an Bord, den man im Music- und Podcast-Modus nutzen kann. Allerdings nur, wenn das Projekt mit einer Sampling-Rate von 44,1 kHz erstellt wurde, bei 48 kHz ist das Effektgerät außer Betrieb – eine Einschränkung, die nicht mehr in die heutige Zeit passt. Auswählen kann man aus verschiedenen Amp-Simulationen für Gitarre und Bass, Modulations- und Halleffekten. Eine Besonderheit: Wird der Effekt als Insert-Effekt auf einer Spur verwendet, funktioniert das nur während der Aufnahme und der Effekt wird in die Audiodatei geschrieben. Nur wenn der Effekt nicht auf eine Spur, sondern auf die „Send“-Spur geroutet ist, kann der Effekt während der Wiedergabe genutzt werden.50 Presets könne auf dem H8 gespeichert werden, aber über die kostenlose Software „Zoom Guitar Lab“ können weitere Presets auf dem Rechner gespeichert und bearbeitet werden, zudem können eigene neue Presets aus vielen Effektbausteinen gebastelt werden. Zu guter Letzt gibt es noch ein Stimmgerät, auf das man leider im Music-Modus keinen direkten Zugriff hat, man muss den Modus verlassen, zum Tuner-Icon wischen, stimmen und dann wieder den Music-Modus starten… leider umständlich.

Fotostrecke: 2 Bilder Nur im Send-Modus kann der Effekt während der Wiedergabe genutzt werden.

Aufnahmen!

Der Klang der internen Mikrofonvorstufen ist sauber und selbst bei hohen Gain-Werten noch rauschfrei. Das ist gut, den besonders empfindlich ist das XY-Mikrofon nicht. Die Entwickler hatten vermutlich eher die musikalische (und damit lautere) Anwendung im Blick, als zum Beispiel die Aufnahme von Natur-Atmos. Bei letztere Anwendung muss man den Gain-Regler fast bis zum Anschlag aufreißen, damit genug Pegel beim H8 ankommt.
Den Aufnahmetest starte ich mit einer Drum-Aufnahme, wobei der H8 als Overhead über der rechten Schulter des Schlagzeugers positioniert war. Zusätzlich habe ich Bassdrum und Snare separat mit einem Audio-Technica ATM230 und einem Shure SM57 über den H8 abgenommen. Die Aufnahme hat eine schöne Räumlichkeit, beim Intro-Fill am Anfang kann man gut hören, wie gut die Toms über die Stereobreite wandern.
Ganz banale Probleme hatte ich beim Aufbau des H8 als Overhead-Mikrofon: Ist der Recorder auf ein Stativ geschraubt, wird es ab einer gewissen Höhe unmöglich, das Display einzusehen, was das Einstellen der Gain-Regler schwierig machte. Spätestens hier wünscht man sich, dass der H8 von Haus aus Bluetooth an Bord hat. Alle Audio-Files sind wie üblich unbearbeitet.

Audio Samples
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Drums L/R-Mix Drums Overhead XY Drums Kick-Spur solo Drums Snare-Spur solo

Der transparente Sound zeigt sich auch bei akustischen Instrumenten, wie einer klassischen Gitarre: Das Signal ist von der hellen Sorte, klingt dennoch ausgewogen. „Wärme“ wäre jetzt kein Attribut, das mir in den Sinn kommt. Eher „Klarheit“.
Ich jage den Gitarristen durch einen internen Hall-Effekt, Preset 36 „Send Room1“ und bin angenehm überrascht vom Ergebnis! Auch wenn die Klangqualität nicht mit den Plug-in-Spezialisten in meiner DAW mithalten kann, lässt es sich mit den H8-Effekten durchaus arbeiten.
Beim H6-Test wurde ein mangelndes Bassfundament des XY-Mikrofons kritisiert. Um das zu prüfen, hole ich den Kontrabass aus der Ecke und muss sagen: Hier mangelt es an nichts, der Bass klingt tief und fett. Diese Aufnahme habe ich übrigens im Podcast-Modus gemacht und mir – Verzeihung – ein bisschen Applaus dafür über die Sound-Pads spendiert. Dabei fällt mir auf, dass die FX-Sounds des H8 durchaus einen kleinen Fade-In und Fade-Out vertragen könnten.
Einen kurzen Stereobreiten-Test habe ich mit einem Shaker gemacht, indem ich einmal um den H8 herrum-geshaket bin. Dabei zeigt sich ein weiteres Mal, wie gut der H8 die Räumlichkeit abbilden kann.
Zum Abschluss gibt es dann noch ein bisschen was Elektrisches: Eine E-Gitarre mit einer Amp-Simulation aus dem Effekt-Prozessor (Preset: DZ Drive). OK, der etwas harte Klang und die harschen Höhen, das ist nicht so mein Geschmack – aber Gitarrenamps simulieren ist auch ein extrem schwieriges Terrain.

Audio Samples
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Klassische Gitarre mit XY-Mikrofon Klassische Gitarre mit internem Plate-Effekt Kontrabass mit XY-Mikrofon und Applaus Einmal rum um den H8 mit dem Shaker E-Gitarre mit interner Amp-Simulation DZ Drive

Meine erste Assoziation mit dem Star-Wars-Raumschiff musste ich während des Praxis-Testes übrigens revidieren: Sind alle XLR-Buchsen belegt verwandelt sich der H8 auf wundersame Weise vom Millenium-Falken in ein Recording-Insekt.

Raumschiff oder Spinne?
Raumschiff oder Spinne?

Endlich: Eine Overdub-Lösung

Das Aufnehmen von weiteren Spuren über bereits aufgenommenen Passagen, nennt man im Fachjargon „Overdub“ und die seltsame Umsetzung der Overdub-Funktion beim H5 und H6 wurde von meinem Bonedo-Kollegen Aggi Berger in seinen Tests zurecht bemängelt: Das Problem beim H5 und H6 liegt in der Tatsache, dass die Aufnahmedaten des Stereomikrofon und der anderen Eingänge fest an eine Aufnahmespur gekoppelt sind (eine genaue Erklärung des Problems beim H5 und H6 kannst Du hier nachlesen).Beim H8 hat Zoom nachgebessert und jetzt ist es möglich, in den Spurmenüs die Dateizuweisung eine Aufnahme von ihrer Quell-Spur abzukoppeln und einer neuen Spur zuzuweisen. Diese Overdub-Prozedur ist zwar immer noch nicht elegant, aber immerhin ist es jetzt möglich, eine Gitarre mit dem XY-Mikrofon, und danach einen Gesangs-Overdub wieder mit dem gleichen XY-Aufsatz aufnehmen!

Kritikpunkt: keine physikalischen Lautstärkeregler

Schmerzlich vermisse ich einen Drehregler für die Lautstärke des Kopfhörerausgangs! Das geht nämlich nur über den Touchscreen. Und zur Änderung der Abhörlautstärke sind zwei Aktionen nötig: Antippen des entsprechenden Kopfhörer-Symbols auf dem Display und ein Fingerstrich zum Ändern der Lautstärke.Das gilt auch für die Lautstärke des Line-Outs, die kann man aus den Betriebsmodi heraus überhaupt nicht regeln. Dazu muss man den Modus verlassen – also auch die Aufnahme abbrechen – und ein spezielles Line-Out-Icon aufrufen und kann jetzt (erst) den Pegel ändern. Das dauert im Notfall einfach zu lange! Es würde unser aller Ohren und Equipment freuen, wenn alle Lautstärke-Regler als physische Regler am Gerät vorhanden wären!

Audio-Interface

Die Einbindung den Zoom H8 als Audio-Interface funktioniert problemlos. An meinem Apple Laptop wir das H8 nach Anstecken direkt als Audio-Device erkannt, unter Windows ist ein separater Treiber nötig, den Zoom auf seiner Webseite zum Download anbietet. Die Latenzen sind gut, in Ableton Live erreiche ich einen Gesamtlatenz von 4,5 Millisekunden bei einer Buffergröße von 32 Samples. Zum Abhören der Eingangssignale gibt es eine Direct-Monitoring-Funktion, dann werden die anliegenden Signale direkt auf den Ausgang geleitet.
In der Software gestaltet sich die Zuordnung der Spuren dann etwas schwierig: Input 1-2 identifiziere ich als XY-Aufsatz-Mikro, Inputs 5-8 sind die H8-Spuren 1-4; die Inputs 9 und 10 sind die H8-Spuren A und B und die Inputs 11-12 der L/R-Mix des H8. Die Inputs 3-4 bleiben in der DAW dauerhaft still, ich vermute, die Spur-Hierarchie des H8 wird auch im Audio-Interface-Modus beibehalten, dann wäre Spur 3-4 nämlich die Backup-Aufnahme des XY-Mikrofons.
Extrem unglücklich finde ich die Tatsache, dass das Aufsatz-Mikro automatisch aktiviert wird, sobald man den Audio-Interface-Modus anschaltet (in den anderen Betriebsmodi erinnert sich der H8 daran, welche Spuren vorher aktiviert waren). Wenn man da nicht aufpasst, ist das Feedback vorprogrammiert, vor allem wenn in der vorherigen Session das Direct-Monitoring aktiv war!

Fazit

Mit dem H8 hat der japanische Hersteller Zoom sein Handy-Recorder-Serie konsequent weiterentwickelt und den Funktionsumfang nochmals erweitert: Der Zoom H8 ist sowas wie die eierlegend Wollmilchsau unter den mobilen Recordern: Es gibt eigentlich nichts, was er nicht kann! Egal was einem im Musikerleben oder dem Podcast-Alltag so an Aufnahmeherausforderungen begegnen, der H8 wird es meistern. Und da haben wir noch gar nicht über die weiteren Aufsatz-Mikros gesprochen! Diese Flexibilität und Funktionsvielfalt ist gleichzeitig Segen und Fluch, die Bedienung des H8 will gelernt sein, oder besser gesagt: erinnert sein, denn die Untermenüs sind lang und vielfältig. Und auf ein paar kleine und größere Stolpersteine, wie den Tuner, den man im Music-Modus nicht nutzen kann, oder das automatisch scharf geschaltete XY-Mikrofon im Audio-Interface-Modus muss man sich gefasst machen, aber hey: Der Zoom H8 steckt noch in den Kinderschuhen, er hat die Firmware 1.0!
Was den Klang des Zoom H8 angeht, reden wir nicht von Kinderschuhen, denn der ist ausgewachsen gut! Vor allem gefällt mir die schöne Räumlichkeit der Aufnahmen und das rauschfreie XY-Mikrofon. Wer also einen mobilen Recorder sucht, mit dem er im heimischen Tonstudio genauso schnell und praktisch Aufnahmen erstellen kann wie im Proberaum, im Live-Club, in der Natur, oder an jedem anderen erdenklichen Ort, der mir grad nicht einfällt, sollte den Zoom H8 auf jeden Fall anchecken!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gleichzeitige Aufnahme von bis zu acht separaten Kanälen
  • austauschbare Mikrofonaufsätze
  • +48V Phantomspeisung, einzeln aktivierbar
  • pegelreduziertes Backup-Recording
  • Display bei Sonnenlicht lesbar
Contra
  • Lautstärke-Regelung nur über Touchscreen möglich
  • Aufsatz-Mikrofon im Audio-Interface-Modus automatisch aktiviert
  • spartanischer Lieferumfang
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Features und Spezifikationen
  • mobiler Digitalrecorder mit acht Kanälen und wechselbaren Mikrofonaufsätzen
  • Speicher: SD-, SDHC- und SDXC-Karten mit maximal 512 GB
  • Aufnahmeformate: WAV: 44,1, 48, 96 kHz; 16, 24 Bit; MP3 128, 192, 320 kbit/s
  • Display: 320 x 240 mm Touchscreen
  • Eingänge: Stereo-Aufsatz, Stereo-Line-In am Aufsatz, vier XLR-Eingänge, zwei XLR/Klinke-Eingänge
  • Ausgänge: Line-Ausgang, Kopfhörerausgang
  • Lautsprecher: Mono, 400 mW, 8 Ohm
  • Funktionen: FIELD-, MUSIC-, PODCAST-Modus, Stimmgerät, Metronom, Guitar Lab
  • Datenanschluss: Micro-USB
  • Stromversorgung: 4 x AA, USB, Netzteil Zoom AD-17, 5 VDC/1 A über USB-Kabel, Bus-Powered Betrieb am Rechner möglich
  • Maximale Betriebsdauer: 15 Stunden für Stereo-Aufnahme bei 44,1 kHz/24Bit
  • Gewicht: H8 ohen Aufsatz: 354 Gramm, XYH-6-Aufsatz: 130 Gramm, Gesamtgewicht: 484 Gramm
  • Abmessungen: 78,9 mm x 60,2 mm x 45,2 mm
  • Preis: € 399,– (Straßenpreis am 7.10.2020)
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