AKAI Professional MPC Software 2.2 Update Test

Lange Zeit hatte AKAI die MPC Software mehr oder weniger vernachlässigt. Trotz des rot-schwarzen modernen Designs, das mit der MPC Touch eingeführt und bei  MPC X und Live beibehalten wurde, hielt man Software-seitig noch lange Zeit am alten Software-Interface und dem etwas in die Jahre gekommenen Workflow fest. Mit der Aktualisierung auf Version 2 wurde MPC Software optisch rundum erneuert und mit vielen nützlichen Features wie Audio-Track-Recording, Echtzeit-Time-Stretching, Bounce-In-Place, CV-Programming und weiteren ergänzt. Auch das Design bildet seither mit den MPCs der neuesten Generationen eine Einheit. Zur Nutzung der Software benötigte man bisher jedoch entsprechende MPC-Hardware. Bis jetzt. 

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In Version 2.2 öffnet AKAI das bisher geschlossene Verbundsystem für alle erhältlichen MIDI-Controller mit einer MIDI-Learn-Funktion. Zusätzlich liefert AKAI fertig gemappte Presets für viele Controller namhafter Hersteller wie Native Instruments, Novation, Alesis, M-Audio und auch sämtliche AKAI-Controller gleich mit. Mittels MIDI Learn lässt sich jedoch auch jeder andere Controller selbst mappen, um die Software zu bedienen. Nicht nur das, auch die Standalone-Geräte MPC X und MPC Live sind fortan mit beliebigen MIDI-Controllern steuerbar. Neu dabei ist auch eine Humanize-Funktion, die hart-quantisierten Beats mehr Menschlichkeit einhauchen soll, sowie ein Random-Events-Feature, mit dem die MPC zufällige Melodien und Grooves generiert. Große Veränderungen für eine kleine Versionsnummer – Zeit für einen Test!

Details

MIDI Learn Global

Über dieses neue Feature ist MPC Software über MIDI-Bedienoberflächen wie Keyboards und Pad-Controller fernsteuerbar. Zu den bisher vorgefertigten Controllern gehören:

AKAI Professional:

Advance 25, Advance 49, Advance 61, APC Key 25, LPD8 Wireless, MPD218, MPD226, MPD232, MPK Mini (mkII), MPK225, MPK249, MPK261

Alesis:


V25, V49, V61, Vmini, VI25, VI49, VI61, VX49

M-Audio:


Axiom AIR Mini 32, Code 25, Code 49, Code 61, CTRL49, Keystation 49 II, Oxygen 25, Oxygen 49, Oxygen 61

Native Instruments:


Kontrol S49, Maschine Jam, Maschine Mikro MKI, Maschine MK1, Maschine MK3, Maschine Studio, Traktor Kontrol F1

Novation:


Impulse 25, Impulse 49, Impulse 61, Launchkey 25, Launchkey 49, Launchkey 61, Launchkey Mini, Launchpad MK2
Dass man die hauseigenen Controller supportet, versteht sich im Grunde von selbst. Und auch, dass die Schwesterfirmen Alesis und M-Audio mit fertigen Mappings versorgt sind, war abzusehen. Dass AKAI aber für die Mitbewerber Native Instruments Maschine fertige Mappings mitliefert, hat mich überrascht – löblich.

Die Presets werden im MIDI Learn Browser verwaltet.
Die Presets werden im MIDI Learn Browser verwaltet.

Humanize und Random-Events

Im Track-Edit-Menü befinden sich die beiden neuen MIDI-Funktionen Humanize und Random-Events. In ähnlicher Form gibt es diese in Native Instruments Maschine schon etwas länger – irgendwie war abzusehen, dass AKAI nachziehen wird. Beide Features verfügen über viele Parameter, mit denen sich die entsprechende Funktion ans Ausgangsmaterial anpassen lässt. Und natürlich sind beide Funktionen in der Software und auch an der MPC-Hardware ausführbar. Humanize kann ungleichmäßige Abweichungen von Timing, Notenlänge und Anschlagstärke realisieren. Zusätzlich lässt sich noch auswählen, ob nur selektierte Events editiert werden sollen oder die gesamte Sequenz. 
Random-Events erfindet zufällige Melodien und Grooves, wie man es von Maschines Random-Funktion kennt. Grundsätzlich wird zunächst ausgewählt, ob es sich um Melodic oder Drum Events handelt und ob bereits vorhandene Events überschrieben oder beibehalten werden sollen. Hinzu kommen Patternlänge und Notenlänge. Für die melodischen Events gibt es weitere Optionen, um Notenrange, Polyphonie, Legato und „Constrain Notes to Range“ zu aktivieren. Damit die Zufallsfunktion die Noten auch passend zu Grundton und Tonart generiert, sind diese natürlich ebenfalls auswählbar. 

Fotostrecke: 2 Bilder Humanize

Praxis

Einfache Einrichtung eigener Mappings

Um die Features der MPC mit einem externen Controller zu verbinden, hat AKAI den MIDI Learn Browser ins Leben gerufen. Die Mappings lassen sich global oder pro Projekt in Presets abspeichern. Versetzt man die Software in den Learn Mode, werden alle Parameter, die sich mappen lassen, gelb hinterlegt. Ein Mausklick auf den Parameter und ein anschließendes Betätigen des entsprechenden Bedienelements am Controller genügen, um die Verbindung herzustellen. Im Browser werden alle Verbindungen inklusive MIDI Channel und CC-Daten angezeigt und lassen sich weiterbearbeiten, was sehr übersichtlich gelöst wurde. Im Browser lassen sich nämlich die Sektionen Pads, Padbanks, Q-Links, Transport, Undo/Redo, Sequence Parameters, Step Sequencer, Pad Panel, Looper, Modes, Views und Panels einblenden, deren gemappte Parameter daraufhin dargestellt werden. Für jeden Parameter kann auch definiert werden, um welche Art von Bedienelement des Controllers es sich handelt (Momentary Button, Toogle Button, Fixed Button, Note usw.).

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Steuerung der MPC Software über vorgefertigte Controller Templates

Die Einrichtung vorgefertigter Controller verläuft je nach Hersteller unterschiedlich. Zur Nutzung von Native Instruments’ Hardware beispielsweise stehen im AKAI-Account Templates bereit, die sich in Native Instruments’ Controller Editor Software importieren lassen, der bei der Installation von Maschine und Co. standardmäßig mitinstalliert wird. Aktiviert man in den Settings der MPC Software den gewünschten Controller, muss daraufhin nur noch das entsprechende Controller Preset geladen werden. Diese befinden sich im Global-Bereich des MIDI Learn Browsers sortiert nach Hersteller. Schon lässt sich die MPC Software mittels Controller Preset steuern. Im Test habe ich dazu Maschine MK3 verwendet. Sehr viele Sektionen der MPC lassen sich über die Maschine-Bedienelemente steuern. Da Maschine und MPC sich in ihrem Funktionsumfang und der Bedienoberfläche immer ähnlicher werden, ist die Bedienung recht intuitiv: Transport, Sampling, Mixer, Arranger, Browser, Note-Repeat, Pad-Mode, Keyboard, Step Sequencer und weitere Bedienelemente der Maschine sind auf die entsprechenden MPC-Features gemappt. Die acht Encoder der Maschine steuern die Q-Links, deren Bänke sich auch mit den Page-Tastern durchblättern lassen. Bei den oberen Softbuttons der Maschine hat man mit Main Mode, Sample Edit, Looper und Pad Mute nur fünf von acht Buttons belegt. Die vorgefertigten Templates lassen sich über die Learn-Funktion glücklicherweise auch nach Belieben erweitern und als User Presets abspeichern!

Mapping der Maschine MK3: Viele Funktionen decken sich mit der MPC-Hardware.
Mapping der Maschine MK3: Viele Funktionen decken sich mit der MPC-Hardware.

Kann man ab sofort auf MPC-Hardware verzichten?

Ja und nein: Grundsätzlich ist es denkbar, sich die reine MPC Software für 200 Euro zu kaufen und diese mit einem externen Controller zu bedienen, für den es im Idealfall auch noch Controller Templates gibt. Obwohl sich MPC Software beispielsweise mit der Maschine schon recht flüssig bedienen lässt, kommt aber meinem Empfinden nach kein richtiges MPC-Feeling auf. Immer wieder greift man zur Maus, um auf spezielle Features zuzugreifen, was auf Dauer auch nicht so richtig glücklich macht. Auch Dinge wie die „Lauflichter“ des Step Sequencers werden nicht an Maschine übertragen. Und die hochauflösenden Maschine-Displays geben nicht sonderlich viel Feedback dazu, was gerade in der Software abgeht. Auf einer MPC hat man eben immer das entsprechende Feedback, und Funktionen sind dank des Touchscreens der neueren Generationen zum Großteil zugänglich ohne zur Maus zu greifen – je nach MPC X oder Live, versteht sich.
Der MPC-Workflow ist an sich schon ein wenig verschachtelt und eine Welt für sich. Das Ganze dann mit Controllern zu bewerkstelligen, die gar nicht dafür gedacht sind, ist noch mal eine andere Baustelle. Wer den vollen MPC-Workflow genießen möchte, sollte dann lieber zum Komplettpaket greifen. Dieses bekommt man beispielsweise mit der MPC Studio Black bereits für einen vergleichsweise günstigen Kurs. Auch wenn nicht alle Features so griffbereit sind wie bei einer MPC X oder Live, ist ihr Workflow jedoch eben MPC-typisch und harmoniert entsprechend mit der Software. 

Besser geeignet als zusätzlicher Controller!

Der Vorteil des „offenen“ Systems ist meines Erachtens eher der, dass man zusätzlich zu einer bereits vorhandenen MPC einen Controller ins Setup einbinden kann, um den leicht verzwickten Workflow an die eigenen Anforderungen anzupassen. So könnte man eher verschachtelte Optionen, die man öfter benötigt, auf einen zweiten Controller legen, um sie ähnlich wie Shortcuts immer griffbereit zu haben. Sinnvoll wäre auch der Einsatz von Controllern für spezielle Aufgaben: beispielsweise den MPC-Mixer über einen DAW-Controller mit (Motor-)Fadern zu bedienen.

Humanize und Random-Events

Das Ganze erinnert an die Variation Engine der Maschine: Auch hier heißen die Funktionen übrigens Humanize und Random. Im Vergleich hat man bei MPC mehr Optionen, um die gewünschte Änderung präziser einzustellen, die Ergebnisse sind allerdings ähnlich.
Generell lohnt sich Humanize immer dann, wenn ein Beat mit dem Step Sequencer programmiert, mit dem Stift eingezeichnet oder hart quantisiert wurde und daher statisch klingt. Die Abweichungen von Velocity und Notenlänge lassen sich prozentual justieren. Für Humanize Time sind Werte zwischen 1 und 240 Ticks einstellbar; mit einem zusätzlichen Eagerness-Wert können die zeitlichen Abweichungen vor dem Beat, nach dem Beat oder in beide Richtungen humanisiert werden – so bekommt man zum Beispiel beim Micro Timing authentische Ergebnisse, da sich alles präzise justieren lässt! In den folgenden Klangbeispielen habe ich mit einem Drumkit aus der mitgelieferten 809-Library im Step Sequencer einen Basic Beat programmiert und alle Noten sind auf absolutem Wert. Mit der Humanize-Funktion markiere ich zunächst die Clap und lasse sie mit einem Wert von 25 Ticks und Eagerness -50 nach vorne humanisieren, daraufhin werden die Hi-Hat und Shaker 25 Ticks und Eagerness +50 nach dem Beat humanisiert. Das verleiht dem statischen Beat einen locker-flockigen Groove und das Ergebnis klingt danach weniger maschinell.
Audio Samples
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Basic Beat mit Step Sequencer Humanize: Clap Time (Amount 25, Eagerness -50) Humanize: Hi-Hat und Shaker Time (Amount 25, Eagerness +50)
Die Random-Funktion kann als Ideengeber dienen. Schön ist, dass man Noten zu bisherigen Sequenzen hinzufügen lassen kann, oder aber komplett neue Sequenzen erstellt werden können. Die Funktion eignet sich meiner Ansicht nach eher für melodische Sequenzen. Der Algorithmus legt bei zufälligen Drums leider oftmals sehr viele Drums auf den selben Schlag, was nicht wirklich zu authentischen Ergebnissen führt. Melodisch sieht das schon viel besser aus, da sich zuvor Grundton und Tonart einstellen lassen – und das funktioniert auch sehr gut und liefert inspirierende Ergebnisse! In den folgenden Klangbeispielen hört ihr den mitgelieferten Software-Synth Hybrid 3. Sowohl die monophone Achtel-Bassline, die später mit einem Arpeggio aus dem Synth angereichert wird, als auch die polyphone Sechzehntel-Sequenz wurden komplett von der Zufalls-Funktion generiert. Zu guter Letzt hört ihr beide Funktionen zusammen – erstaunlich, wenn man überlegt, dass ich abgesehen vom Step Sequencer dafür nicht einmal selbst etwas einspielen oder programmieren musste. Zumindest hat man ein Grundgerüst, das man ausarbeiten kann…
Zufällig generierte Noten mit Random Events: Passend zu Grundton und Tonart!
Zufällig generierte Noten mit Random Events: Passend zu Grundton und Tonart!
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Random-Events: 1/8 monophon Random Events: 1-8 + Synth-Arpeggio Random Events: 1/16 polyphon Sequenz Humanize + Random Events: Song

Fazit

Durch die Möglichkeit, jegliche MIDI-Controller ins Setup einzubinden, wird das bisher geschlossene MPC-System offen für die Fernsteuerung vieler Sektionen. Die MIDI-Learn-Funktion ist einfach in der Handhabung, weshalb eigene Mappings schnell konfiguriert sind. Darüber hinaus ist die MPC Software bereits mit reichlich Templates für viele Controller ausgestattet, mit denen sich die Software grundsätzlich auch ohne MPC-Hardware bedienen lässt. Dennoch sollte dieses Feature eher zur Erweiterung des MPC-Setups verwendet werden, da mit anderen Controllern allein kein wirkliches MPC-Feeling aufkommt und man zu häufig zur Maus greifen muss, was mit einer MPC der neueren Generationen nicht der Fall ist. Humanize und Random überzeugen mit vielen Optionen, mit denen sich die humanisierten Abweichungen präzise feinjustieren und Melodien erfinden lassen. Das Update ist allen Besitzern der neueren MPC-Modelle uneingeschränkt zu empfehlen.

Pro
  • Softwaresteuerung über jeden MIDI-Controller
  • intuitives MIDI Learn
  • Templates für viele Controller von Drittherstellern
  • Controller Templates nach Belieben änderbar
  • umfangreiche Humanize- und Random-Funktionen
Contra
  • kein Contra
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Features
  • MPC Software Update
  • MIDI Learn (global und projektbezogen) für jeden beliebigen MIDI Controller
  • Controller Templates für MIDI Controller von AKAI, Alesis, M-Audio, Native Instruments, Novation und Arturia
  • Humanize generiert Abweichungen für Timing, Velocity und Notenlänge
  • Random Events erstellt zufällige Drum-Patterns und melodische Sequenzen in Key
  • Systemvoraussetzungen: macOS 10.10.5 oder neuer, Windows 8.1 oder neuer, 2 GB freier Speicher, 20 für Vollinstallation, 4 GB RAM Arbeitsspeicher, Dual-Core 2,5 GHz CPU
Preis
  • kostenlos für Besitzer von MPCs Studio Black, Touch, Live oder X
  • Software im Einzelkauf: 202,99 Euro
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Softwaresteuerung über jeden MIDI-Controller
  • intuitives MIDI Learn
  • Templates für viele Controller von Drittherstellern
  • Controller Templates nach Belieben änderbar
  • umfangreiche Humanize- und Random-Funktionen
Contra
  • kein Contra
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