Logic gehört seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Audio-Sequenzern. Das wusste auch Apple, als man sich 2002 die kleine Entwicklerfirma Emagic einverleibte und Logic zu einer seiner „Pro Applications“ machte. Mit der günstigere Einsteigerversion Logic Express bieten die Kalifornier einen preiswerten Zugang zur Logic-Welt und ersetzen damit die zuvor erhältlichen Gold- und Silver-Versionen.
Logic Express richtet sich an User, die aus dem, mit jedem Mac ausgelieferten, Garage Band herausgewachsen sind, aber das „große“ Logic Pro nicht brauchen oder dessen Anschaffung scheuen. Es bietet die gleiche Oberfläche wie die Vollversion. Auch der Funktionsumfang ist im Wesentlichen identisch. Bis auf einige Plug-Ins und verschiedene Profi-Features enthält Logic Express fast alle Funktionen von Logic Pro. Damit dürfte schon klar sein, dass es sich hierbei keineswegs um eine Spielzeug-Version handelt – auch mit Logic Express kann man durchaus professionell arbeiten. Sehen wir also im Detail nach, was die neue Version von Logic Express so alles im Gepäck hat und testen, ob die „kleine“ Version in der aktuellen Version 9 sich im Studioalltag ebenso bewährt wie ihre große Schwester – oder ob an Logic Pro eben doch kein Weg vorbei führt.
Ausstattung Logic Express sieht im Prinzip genauso aus wie Logic Pro und verfügt auch über alle in der großen Version enthaltenen Editor-Fenster und Bearbeitungsfunktionen. Zahlreiche Effekt-Plug-Ins und Software-Instrumente werden mitgeliefert, sodass es grundsätzlich möglich ist, eine komplette Produktion ausschließlich mit den in Logic Express vorhandenen Werkzeugen zu erstellen. Obwohl die mitgelieferten Effekte bei Logic traditionell ziemlich gut klingen, wird man den Funktionsumfang in der Praxis durch weitere Plug-Ins erweitern und den persönlichen Bedürfnissen anpassen wollen. Hierfür sind alle Plug-Ins geeignet, die in Apples AudioUnit-Format verfügbar sind. Mit Plug-Ins im VST- oder anderen Standards versteht sich Logic Express leider nicht.
Unterschiede zu Logic Pro Was die Aufnahme, das Schneiden und Bearbeiten sowie das Mischen eines Projektes angeht, sind die beiden Logic-Versionen weitestgehend identisch. Logic Express fehlen jedoch einige Funktionen der Pro-Version, die sich speziell an professionelle Anwender mit größeren Studio-Setups richten, wie z.B. der Support für Digidesign TDM-Systeme, Surround-Mixing und die Möglichkeit, Rechenleistung weiterer Rechner über eine Netzwerkverbindung mit zu nutzen (Logic Nodes). Die Instrumente der Vintage-Serie (EVP88, EVB3 und EVD6) und einige Mastering-Effekte wie z.B. Adaptive Limiter, Linear Phase EQ und Match EQ sind nur in der Pro-Version verfügbar, ebenso wie die High-End-Plug-Ins Sculpture, Delay Designer und der Faltungshall Space Designer.
In den Genuss der weiteren Programme, die in dem mit Logic Pro ausgelieferten Bundle („Logic Studio“) enthalten sind, also z.B. die Live-Performance-Software MainStage und das CD-Authoring-Tool WaveBurner, kommen Nutzer von Logic Express natürlich auch nicht. Immerhin gibt es die in Logic Studio enthaltenen Soundlibraries („Jam Packs“) separat zu kaufen. Wer den vollen Funktionsumfang und die komplette Sound-Bibliothek von Logic Studio benötigt, kommt jedoch auch weiterhin nicht um die Anschaffung des größeren Pakets herum.
Dennoch können wir schon mal festhalten: Fast alle Hauptbestandteile und Funktionen von Logic Pro sind auch in Logic Express verfügbar. Für die vielen Benutzer, die auf Profi-Features wie die TDM-Unterstützung verzichten können und nicht in Surround mischen müssen, dürfte das „kleine“ Logic daher durchaus eine Alternative zur großen Version darstellen, zumal es mit 199 Euro weniger als die Hälfte kostet. Einzig die Restriktion auf AU-Plug-Ins erachte ich als Problem. Amp Designer und Pedalboard Wie von einem Major Update zu erwarten, bringt das neue Logic Express jede Menge neue Funktionen mit. Darunter sind diesmal zwar nur zwei wirklich neue Effekt-Plug-Ins, aber die haben es in sich. Wie die Namen vermuten lassen, wenden sich Amp Designer und Pedalboard in erster Linie an Gitarristen. Logic enthält damit eine sehr umfangreiche Sammlung von virtuellen Gitarreneffekten und -Amps, die in einer Liga mit den Platzhirschen von Native Instruments, Waves und IK Multimedia spielen möchte.
Amp Designer ist ein Amp- und Speaker-Simulator, der 25 verschiedene Gitarrenverstärker und ebenso viele Lautsprecherboxen modelliert. Die bewährten Klassiker von Fender, Marshall & Co sind ebenso vertreten wie eine Reihe von exotischeren Verstärkern, die den einen oder anderen unerwarteten Sound liefern. Die Verstärker-, Lautsprecher- und Mikrofonmodelle lassen sich untereinander frei kombinieren, sodass der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Außerdem kann man mit Details wie z.B. der Mikrofonposition experimentieren. Trotz der Funktionsvielfalt ist das Plug-In sehr übersichtlich, und bis zum richtigen Sound sind es oft nur ein paar Klicks.
Eine breite Palette an Presets bietet einen guten Startpunkt für eigene Soundbasteleien. Darunter sind reine Amp-Settings, aber auch ganze Kanalzüge, die zum Teil auch auf weitere Logic-Express-Plug-Ins zurückgreifen. Das Spielen mit verschiedenen Kombinationen von Amps und Boxen und das Schrauben an den Einstellungen macht einfach Spaß, zumal Amp Designer optisch wirklich sehr gelungen ist. Beim Anblick der detailreichen Verstärker wird schnell klar, mit welchem historischen Vorbild man es zu tun hat.
Die Amps machen Laune und klingen anständig. Natürlich werden Puristen auch weiterhin darauf beharren, dass eine richtige Box mit einem Mikro davor nach wie vor durch nichts zu ersetzen ist. Wenn die Möglichkeit dazu besteht und klar ist, welcher Sound genau gefragt ist, ist das sicherlich auch immer noch der Königsweg. In vielen Situationen, in denen der richtige Sound erst noch gefunden werden muss, oder Raumnot und Zeitdruck eine Live-Aufnahme unmöglich machen, hat man mit den neuen Logic-Amps nun jedoch ein weiteres, professionelles Tool zur Hand, das sich soundmäßig nicht hinter der Konkurrenz zu verstecken braucht. Außerdem kommt man durch die breite Palette von Amp-Modellen natürlich auf eine Menge Ideen, die man sonst vielleicht nicht unbedingt gehabt hätte. Wer, außer vielleicht Steve Vai und ähnlich „Wahnsinnigen“, hat schon 25 Verstärker mitsamt den passenden Cabinets herumstehen?
Pedalboard bildet den zweiten Baustein der neuen Gitarreneffekte. Eigentlich handelt es sich hierbei nicht um ein einzelnes Plug-In, sondern um einen ganzen Koffer voll mit 30 virtuellen Bodeneffektgeräten. Die meisten orientieren sich, wie auch die Amps, an historischen Vorbildern. Unter den Effekten sind verschiedene Overdrive- und Distortion-Pedale, eine große Auswahl von Modulationseffekten wie Chorus, Phaser und Flanger sowie einige Delays. Auch mehrere Wah-Wah-Pedale, ein Federhall und ein einfacher, gitarrentypischer Kompressor-Bodentreter finden sich im Pedalboard.
Die Effekte können auf dem virtuellen Fußboden angeordnet und verkabelt werden, wobei durch die Splitter- und Mixer-Module auch verzweigte Routings möglich sind. Interessant ist die Möglichkeit, das Eingangssignal mittels eines Splitters in zwei Frequenzbereiche aufzuteilen, die dann unterschiedliche Effekte durchlaufen können.
Wie auch der Amp Designer bietet Pedalboard eine große Auswahl von Presets, bei denen nicht so schnell Langeweile aufkommt. Und klanglich können die digitalen Bodentreter auch überzeugen. In Verbindung mit Amp Designer erhält man eine nahezu unerschöpfliche Soundauswahl. Eine kleine Kostprobe der Pedalboard-Effekte hört ihr hier, wobei es natürlich unmöglich ist, die gesamte Palette abzubilden.
Natürlich sind diese beiden neuen Plug-Ins zuallererst für Gitarristen gedacht. Allerdings macht es mindestens ebenso viel Spaß, die Verstärker und Effekte auch für andere Elemente einer Produktion zu verwenden. Sie eignen sich zum Beispiel hervorragend, um Keyboards, Drumloops oder auch Vocals die nötige Portion Schmutz zu verpassen. Dabei kommt man gerade durch die Einfachheit und Geradlinigkeit der Gitarreneffekte häufig zu Sounds, die sich mit typischen Studio-Effekten sonst nicht unbedingt erzeugen lassen. Der Experimentierfreude sind hier wie immer keine Grenzen gesetzt!
Flex Time Wohl die umfangreichste und wichtigste Neuerung in der Logic-Ausgabe Nr. 9 ist die Art und Weise, wie sich Audiospuren non-destruktiv bearbeiten lassen. Dieses neue Feature trägt den Namen „Flex Time“ und ermöglicht die intuitive, schnelle und vor allem flexible Bearbeitung des Timings von Audiospuren direkt im Arrangierfenster, ohne dabei schneiden zu müssen. Außerdem lassen sich Audiospuren nun ganz einfach wie MIDI-Spuren quantisieren.
Flex Time lässt sich für jede Audiospur einzeln aktivieren. Schaltet man auf einer Spur Flex Time ein, so analysiert Logic zunächst das Audiomaterial und setzt so genannte „Transient Marker“, also Markierungen an den rhythmisch relevanten Punkten der Wellenform. Das funktioniert mal mehr, mal weniger gut. Bei Drums und anderem Material mit definierten Attacks findet die Software sehr zuverlässig die richtigen Stellen. Hingegen kommen bei flächigeren Sounds und Vocals häufig Fehler vor, die später zu ausgesprochen merkwürdigen Ergebnissen führen können. Gelegentlich denkt Logic sich Transienten aus, die musikalisch wenig Sinn ergeben. Über einige neue Buttons im Sample-Editor lassen sich solche Fehler korrigieren, was bei längeren Passagen auch mal recht mühevoll sein kann. Um hörenswerte Resultate zu erreichen, ist es aber unbedingt nötig, dass die Marker richtig gesetzt sind. Hier ist bei problematischem Ausgangsmaterial mitunter etwas Fingerspitzengefühl und Geduld gefragt.
Für jede Spur kann bei der Aktivierung der Flex-Ansicht einer von sechs verschiedenen Modi gewählt werden, die bestimmen, wie Logic mit dem Material umgeht. So stehen Modi für die Bearbeitung von monophonem, polyphonem und rhythmischem Audio zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es den „Zerschneiden“-Modus, der das Audiomaterial in alter Recycle-Manier in Schnipsel zerteilt, die bei der weiteren Bearbeitung nicht durch Timestretching verändert werden. Das ist in erster Linie für Drums, aber mitunter auch für andere perkussive Signale interessant. Der „Speed“-Modus verstimmt Audio wie eine schneller oder langsamer laufende Bandmaschine. Schließlich gibt es noch den „Tempophone“-Modus, der zum Teil recht eigenwillige Ergebnisse liefert und in erster Linie für Spezialeffekte Anwendung findet.
Nachdem das Audiomaterial analysiert und der passende Modus ausgewählt wurde, werden die Transient-Marker im Arrangierfenster dargestellt. Man kann nun einfach mit der Maus Teile der Wellenform anfassen und ziehen, wobei die umliegenden Abschnitte je nach gewähltem Modus durch Timestretching angepasst werden. Kommt ein Gitarrenakkord zu spät, so zieht man ihn einfach direkt in der Wellenform auf die richtige Position, ohne dabei irgendwelche Schnitte machen zu müssen. Das funktioniert mit dem meisten Ausgangsmaterial innerhalb gewisser Grenzen erstaunlich gut, und klingt mitunter sogar besser als die Timestretching-Algorithmen des Sample-Editors.
In den folgenden beiden Videos könnt ihr sehen und hören, wie sich mit wenigen Klicks direkt im Arrangierfenster Korrekturen und Veränderungen von Audio durchführen lassen, und wie das Ergebnis klingt.
Die Möglichkeiten hören hier natürlich noch nicht auf. Dank Flex Time kann man Audio nun auch genau so quantisieren wie MIDI-Spuren. Eine besonders wertvolle Funktion sind dabei die Groove-Templates. War es bisher nur möglich, MIDI-Spuren auf ein aus einer Audiospur erzeugtes Groove-Raster zu quantisieren, so geht das nun endlich auch mit Audiospuren. So lässt sich zum Beispiel ein Bass-Part mit wenigen Handgriffen genau auf die Schläge einer Bassdrum-Spur legen. Bei ausreichend perkussivem Material funktioniert die Quantisierung hervorragend.
Etwas schwammigere Spuren klingen aber leider gern auch schnell etwas merkwürdig, wenn sie durch die Bearbeitung zu sehr im Timing verändert werden, besonders wenn überflüssige oder falsch gesetzte Transient-Marker vorhanden sind.
In diesem Video seht ihr, wie sich ein Drumloop mit einem Klick zu einem Shuffle machen lässt:
Bisweilen offenbaren sich leider auch die Grenzen und Schwächen der neuen Funktion. Das Ergebnis steht und fällt mit dem Ausgangsmaterial. Ein Zauberstab zum Retten von, in die Hose gegangenen, Aufnahmen ist Flex Time nicht! Mit der etwas labbrigen, miserabel aufgenommenen Akustikgitarre im nächsten Video kommt Logic nicht so gut zurecht, und das Resultat der zugegebenermaßen ziemlich gewaltsamen Quantisierung auf gerade Achtelnoten ist nicht wirklich vorzeigbar. Es ist also nicht alles Gold, was glänzt – trotz der tollen neuen Möglichkeiten darf man keine Wunder erwarten. Wie viele leistungsstarke Werkzeuge bietet auch Flex Time viel Potential zum Verschlimmbessern!
Insgesamt ist Flex Time aber ein hervorragendes neue Feature, das vieles möglich macht, wovon Logic-User bisher nur träumen konnten. Man muss nun seine Audiospuren nicht mehr in viele Schnipsel zerteilen, um kleine Fehler im Timing auszubügeln. Wenn man sich nach der Aufnahme entscheidet, dass der Gitarrenakkord auf der 3 doch lieber eine Sechzehntel vorgezogen sein soll: Wellenform anfassen, ziehen, fertig. Um Schnitte und Crossfades muss man sich nicht mehr kümmern.
Leider weckt das insgesamt erstaunlich gut funktionierende Flex Time auch Begehrlichkeiten. Während die neue Funktion in der zeitlichen Dimension Großes leistet, bleibt im Bereich der Tonhöhe nach wie vor nur der Umweg über Pitch-Shifting im Sample-Editor oder über ein Plug-In. Der ganz große Wurf wäre zusätzlich eine Art „Flex Pitch“ gewesen, um auch die Tonhöhen von Audio in ähnlicher Manier intuitiv bearbeiten zu können. Die Konkurrenz ist da zum Teil schon deutlich weiter. Celemony lotet mit dem bahnbrechenden Melodyne seit Jahren die Grenzen des technisch Machbaren aus. Steinbergs Cubase hat in der aktuellen Version 5 mit „VariAudio“ eine ähnliche Funktion bereits eingebaut. Ich bin mir jedoch relativ sicher, dass auch die Entwickler von Apple in dieser Richtung nicht untätig sind. Man darf gespannt sein, was das nächste große Update von Logic bringt.
VariSpeed Wer kennt das nicht: Man möchte ein rasantes Solo einspielen, aber die Finger wollen irgendwie nicht ganz so schnell… Bisher blieb nur üben, üben, üben, oder eben doch zähneknirschend etwas Langsameres spielen. Doch es gibt gute Nachrichten für alle Speed-Freaks: Logic Express 9 schafft Abhilfe!
Mit der neuen Funktion „Varispeed“ kann man das Tempo des kompletten Songs – inklusive aller Audiospuren – frei verändern. Wenn das Solo bei Tempo 140 nicht klappt, aktiviert man einfach VariSpeed im Transportfenster und fährt das Tempo vorübergehend auf 100bpm zurück. Die Tonhöhe bleibt dabei erhalten. Nun kann man nach Lust und Laune dazu jammen und das Solo üben. Vielleicht klappt es ja nach kurzer Zeit auch im schnelleren Tempo.
Doch auch wenn alles Üben nichts hilft, ist nicht alles verloren. Denn mit VariSpeed kann man sein Solo auch einfach im langsameren Tempo aufnehmen. Nach der Recording-Session setzt man das Tempo zurück auf das schnellere Songtempo, und voilà: Die aufgenommene Spur macht die Beschleunigung mit und wird nun im richtigen Tempo abgespielt.
Wie das in der Praxis funktioniert seht ihr im folgenden Video, in dem ich das Playback etwas langsamer drehe, um mein 80er-Synth-Solo spielen zu können. Dabei ist kein MIDI im Spiel – alles was ihr hört, passiert auf der Audio-Seite.
Die Möglichkeiten dieser Funktion sind natürlich nicht auf die Aufnahme von altbackenen Keyboardspuren beschränkt. Gitarristen können nun beim Versuch, es John Petrucci gleich zu tun, ebenso schummeln wie Rapper, die klingen möchten wie Twista. Ein Progressive-Metal-Revival ist nur eine Frage der Zeit!
Neues Handling von Take-Ordnern Eine der wichtigsten Neuerungen in der vorherigen Version 8 waren die praktischen Take-Ordner. Damit ist es möglich, verschiedene Takes einer Aufnahme in einem Ordner abzulegen und dann einfach mit der Maus die gewünschten Passagen aus den einzelnen Takes auszuwählen. Ein vielfach kritisiertes Manko war jedoch, dass sich die Audio-Regions innerhalb eines solchen Ordners nur sehr schlecht bearbeiten ließen.
Um Schnitte zu machen, musste man den Ordner auspacken oder ihn gleich als Ganzes zerschneiden. In Logic Express 9 lässt sich das „Quick Swipe Comping“, also die Maus-Auswahlfunktion für die Takes, nun deaktivieren. Dadurch ist es jetzt möglich, auch innerhalb eines Take-Ordners Regionen zu schneiden und zu bewegen. Auch Flex Time kann bei Regionen angewendet werden, die sich innerhalb eines Take-Ordners befinden. Das ist praktisch und erweitert die Möglichkeiten der Take-Ordner drastisch.
In der Praxis finde ich es aber immer noch ziemlich fummelig, Audio innerhalb eines Take-Ordners zu bearbeiten. Vielleicht ist es nur Gewohnheit, aber auch nach vielen umfangreichen Aufnahmesessions verwende ich die Take-Ordner nach wie vor nur zum Aufnehmen und Selektieren der endgültigen Takes. Für alle weiteren Bearbeitungen erscheint es mir schneller, den Ordner zu einer einzelnen Region zusammen zu führen, die ich dann wie gewohnt schneiden und bewegen kann. Hier muss jeder für sich die beste Arbeitsweise finden. Die neue Funktionalität der Take-Ordner bietet dafür jetzt deutlich erweiterte Möglichkeiten.
Weitere Neuigkeiten Neben den großen Neuheiten Amp Designer, Pedalboard und Flex Time bietet das neue Logic eine ganze Reihe von gut durchdachten Detailverbesserungen, die sich im Produktionsalltag als sehr wertvoll erweisen. Auf jedes Detail einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen, aber einige besonders praktische Neuerungen will ich euch nicht vorenthalten.
Dank der neuen „Bounce in Place“-Funktion wurde das Bouncen von einzelnen Spuren oder auch Regionen erheblich vereinfacht. Möchte man eine mit Insert-Effekten versehene Instrumenten- oder Audiospur bouncen und mit dem Ergebnis weiter arbeiten, reicht nun ein Klick auf „Region auf Festplatte bouncen“. Im folgenden Dialogfeld kann man auswählen, ob die Insert-Effekte und die Automation einbezogen werden sollen, und ob Logic die alte Spur durch den Bounce komplett ersetzen soll. Anschließend erzeugt Logic eine neue Audiospur und platziert den Bounce der alten Spur darauf. Das ist zum Beispiel sehr praktisch, um Rechenleistung zu sparen. Schade ist allerdings, dass es keine Möglichkeit gibt, im gleichen Arbeitsgang auch gleich die Instrumente und Inserts aus dem alten Kanalzug heraus zu werfen. Ersetzt man eine Instrumentenspur durch einen Bounce, so verbleibt das Instrument in seinem Kanalzug und belegt natürlich auch weiterhin Arbeitsspeicher. Weil der flexible Logic-Mixer nicht unbedingt immer alle tatsächlich vorhandenen Kanäle anzeigt, fällt das unter Umständen nicht gleich auf. Wer etwa darauf aus ist, speicherfressende Sampler-Instrumente zu bouncen, muss selbst daran denken, die ursprünglichen Instrumente hinterher von Hand zu entfernen. An dieser Stelle hätte ich mir eine Option à la „Channel-Strip-Setting automatisch zurücksetzen“ gewünscht.
Als ziemlich praktisch erweist sich auch die neue Möglichkeit, ganze Spuren oder auch nur Kanalzug-Einstellungen mitsamt Plug-Ins aus anderen Logic-Projekten zu importieren. Bisher musste man zumindest für das Kopieren von Spuren beide Songs geöffnet haben. Das brachte Logic bei umfangreichen Projekten nicht selten an den Rand eines Absturzes und sorgte für nervtötende Wartezeiten. In Logic 9 kann man nun einfach aus einer Liste auswählen, welche Spuren und Channel-Strip-Settings man aus einem anderen Song importieren möchte, und mit einem Klick auf „Importieren“ werden sie hinzugefügt. Sehr schön!
Theoretisch lassen sich auch komplette Routings mit Sends und Bussen importieren. In der Praxis führt das häufig zu Chaos. Trotzdem ist diese Funktion ein enormer Fortschritt gegenüber dem bisherigen Verfahren.
Logic Express braucht sich vor dem großen Bruder keineswegs zu verstecken. Die neue Version bietet fast alle Funktionen von Logic Pro, inklusive aller wichtigen Neuerungen.
Damit kann Logic Express durchaus als ernstzunehmendes Produktionswerkzeug gelten und dürfte vor allem angesichts des überraschend günstigen Preises viele Fans finden. Wer den Rest des Logic Studio-Pakets, also Main Stage, Waveburner und die anderen Bestandteile, nicht benötigt, und auf Profi-Features wie die TDM-Unterstützung verzichten kann, ist mit dem kleinen Logic bestens bedient.
Im Test zu Logic Pro 9 gehe ich noch auf weitere Details ein und zeige einige weitere Anwendungen des neuen Flex Time. Da die beiden Logic-Versionen hinsichtlich ihres Funktionsumfangs weitgehend identisch sind, empfehle ich diesen Test auch als weiterführende Lektüre für Logic-Express-Interessenten.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
Fast alle Funktionen von Logic Pro enthalten
Sehr gute neue Gitarreneffekte
Flexible Audiobearbeitung durch Flex Time
Viele gut durchdachte und praktische Neuerungen
Sehr günstiger Preis
Contra
Erkennung der Transienten durch Flex Time manchmal fehlerhaft
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