Nicht einmal ein Jahr nach Pigments 6 und keine zwei Jahre nach Pigments 5 legt Arturia kurz vor Weihnachten bereits Pigments 7 nach. Das kompakte Update für den Software-Synthesizer bringt vier neue Effekte, einen erweiterten Visualizer und 150 zusätzliche Presets.

- Verbesserter Amp Envelope lässt perkussive Sounds besser klingen
- Rage-Filter erzeugt sehr realistische Verzerrung
- Corroder-Effekt für metallische Industrial-Sounds perfekt
- Bass und Pluck Sounds bei den neuen Presets überzeugen
- Visualizer zieht gut CPU

DETAILS
Pigments – was ist neu ?
Selten ließ sich ein Pigments-Update so knapp zusammenfassen: vier neue Effekte, ein aufgewerteter Visualizer im Play-Bereich und 150 zusätzliche Presets – das war’s. Neu hinzugekommen sind die Filtertypen Rage, Ripple und Reverb Filter sowie der bitcrusherartige Corroder in der Effektsektion.
Darüber hinaus hat Arturia bei Pigments 7 an mehreren Detailstellen nachgebessert.

Ferner moduliert der Amp-Envelope jetzt zackiger, wodurch die „Punchiness“ von perkussiven Sounds verbessert wird. Außerdem darf jetzt das Classic Filter per FM moduliert werden. An vielen Stellen hat man auch die CPU-Belastung optimiert. So weit, so klein. Das Pigments 3.5 Update zu da deutlich größer.
Wie klingen die neuen Presets und Effekte?
Es kratzt und faucht ordentlich in den neuen Presets. Bei den Bässen sind herrlich brachiale Presets dabei, dazu erlaubt der schneller schnappende Amp-Envelope zackige Bass- und Arp-Sounds für Psytrance-Fans.
Überraschend wenig neue Pad-Sounds sind indes dabei, eigentlich eine Paradedisziplinen von Pigments. Ein Update, das so auf Verzerrung und Perkussivität ausgerichtet ist, hat dann eben auch bei den Presets möglicherweise andere Schwerpunkte.
Was die neuen Filter betrifft, überzeugen mich Ripple-Filter und Reverb-Filter soundtechnisch eher wenig. Ersterer geht in die Richtung des „Dispersion“-Filters von Abletons Roar-Effekt, angelehnt den Disperser von Kilohearts. Hier eiern und verwässern die Sounds schnell. Das Reverb-Filter bringt wiederum, nun ja, Reverb als Filter-Effekt. Wer es braucht…

Vom Rage-Filter wiederum bin ich großer Fan. Es bietet fünf Verzerrungsmodi. Wenn man sich anhört, wie herrlich Diode, Distortion und Transistor fauchen, geht das nicht selten in Richtung einiger Zerrpedale und Amps, die ich so bisher selten in Synth-Plugins gehört habe.
Auch der Corroder-Effekt macht Laune. Hier hat man gleich mehrere Soundzerstörer kombiniert: Bitcrusher, FM, Bandpassfilter und Distortion. Sehr brutale, kratzige Sounds lassen sich damit erzeugen.

Je nach Klangkategorie zeigt der Visualizer andere Grafiken
Neuer Visualizer in Pigments 7
Und der Visualizer? Die Animationen für Pads, Leads und Bässe sehen hervorragend aus. Aber ich bin nicht ganz sicher, für wen der Play-Bereich, respektive diese erweiterten Visualisierungen, gedacht ist. Denn in der DAW verbringt man die meiste Zeit im Synth-Bereich von Pigments oder im Browser und auf der Bühne, falls Pigments über einen Laptop läuft, am besten gar nicht am Bildschirm. Live-Streamer und Content Creator vielleicht? Wird Pigments zum Social-Media-Synth?
Von Pigments 1 bis 5
Fassen wir einmal zusammen, die Updates für diesen Soft Synth werden langsam nämlich etwas unübersichtlich. Mit Pigments gelang Arturia 2019 ein ziemlich großer Wurf. Eine Wavetable- und eine virtuell-analoge Engine, tolle Effekte und vor allem eine der besten Bedienoberflächen auf dem Markt.

Version 2 brachte Sample- und Granular-Playback, MPE und neue Effekte, zeigte aber auch Grenzen auf. Das lag daran, dass Arturia zwar neue Features eingeführt, sie aber nicht zu Ende gedacht hat – wie man am fehlenden Time-Stretching oder dem mangelhaften MP3-Import gesehen hat. Bei Version 3 ließ man sich etwas mehr Zeit und die Additive Harmonic Engine kam hinzu. Kurze Zeit später führte Pigments 3.5 mit CrossMod neue FM-Klangwelten ein.

Mit Pigments 4 optimierte Arturia den Workflow und verbesserte dann vor gut einem Jahr mit Pigments 5 den Sequenzer. Gleichzeitig integrierte der Hersteller hier einen Sidechain-Audio-Input. Im Gegensatz zu Serum, Phase Plant, Omnisphere oder Massive X sind die Franzosen auf Geschwindigkeit bedacht. Schon jetzt zeigt sich Pigments ziemlich komplett, gibt sich ausgereift und hat Presets für sehr viele Genres im Gepäck.
Wie klingt Pigments 6?
100 neue Presets enthält die Vorabversion. Die illustre Mischung reicht von Sounddesigner-Größen wie Francis Preve, den man von diversen Ableton Live Presets, Serum, aber auch von Hardware wie Korg Modwave oder Sequential Take 5 kennt, bis hin zu experimentellen Sounds von YouTuber und Drum ‘n’ Bass-Artist Dash Glitch.

Der Star von Pigments 6 ist die Modal Engine – verglichen mit den anderen Presets schneidet sie meiner Meinung nach auch mit den besten Sounds ab. Das Glockenspiel, die Pizzicato-Streichersounds oder die Marimba – so organisch und „echt“ klang Pigments noch nie.
Die Modal Engine
Mit der Modal Engine lässt Arturia Physical Modeling in Pigments einziehen. Damit versetzt man Klangkörper (Resonatoren) mit einer Reihe von Excitern (Anregern) in Schwingung, wie man es vom altehrwürdigen Sculpture in Logic oder von Collision in Ableton Live kennt.

Als virtuellen Klangkörper nutzt man entweder eine Saite (“String”) oder einen festen Balken, der hölzern oder gläsern klingt (“Beam”). Ein Exciter versetzt diesen dann in Schwingung. Davon gibt es in Pigments zwei verschiedene. Der Collision Exciter simuliert das einmalige Anschlagen – wie es beispielsweise bei einem Drumstick der Fall ist. Der Friction Exciter hingegen simuliert die kontinuierliche Schwingung, wie bei einem Geigenbogen oder dem Luftstrom in einem Blasinstrument.

Beide Exciter haben mehrere Modi, die aus unterschiedlichen Klangquellen schöpfen, um den Klangkörper zum Schwingen zu bringen. Bei den einzelnen Parametern will ich nicht zu sehr ins Detail gehen, nur so viel: Selten habe ich mit einem Physical Modeling Synth so schnell so realistisch klingende Sounds gebaut. Sehr zugänglich! Dass man nun Möglichkeit hat, den Sidechain-Audioeingang aus dem letzten Update als Exciter zu verwenden, hat mich überzeugt. Zusammen mit Percussion oder Drumloops im Sidechain-Signal versetzt man Pigments so in groovige Schwingungen. Es ergeben sich Sounddesign-Eskapaden, die ich so noch nicht gehört habe.
Unfertig möchte ich die neue Engine zwar nicht nennen, doch kann man an einigen Stellen erahnen, wohin die Reise geht. So kann man in diesem Update zum Beispiel keine eigene Transient Samples importieren. Auch der Granular-Exciter könnte vielseitiger sein, wenn man die zweite Engine einfach verlinken könnte – da wäre es egal, ob Granular, Harmonic oder Modal. Arturia wird da bei Pigments 6 oder 7 sicher nachlegen. Stattdessen hätte man vielleicht auch einfach ein halbes Jahr oder Jahr warten und daran feilen können.
Filter Update in Pigments 6: Multimodal 2, Cluster und LoFi
Pigments 6 hat zwei komplett neue Filtertypen, Cluster und LoFi. Zudem hat man Multimodal V2 einmal überarbeitet. Auch die gesamte Filter-Sortierung ist neu. Sie ist jetzt aufgeteilt in digital und analog. Multimodal V2 sucht man als einzelnen Filtertyp vergeblich. Er verbirgt sich hinter dem Bereich Classic. Dort gibt es 17 (!) digitale Filtertypen, jeweils LP, HP, BP, Notch und Allpass mit unterschiedlichen Flankensteilheiten. Auf Wunsch kann man den Multimodal-V2-Filtern per Analog-Switch etwas analogen Biss zuschalten.

Cluster bringt sieben neue Filter mit, die so ähnlich klingen wie die bereits vorhandenen Formant-Filter. An sich sind sie eher unspektakulär. Bei starker Modulation mit einem LFO entwickeln sie aber vor allem bei Pad-Sounds einen wunderbar zerstörerischen Glitch-Charakter. LoFi entpuppt sich wiederum als einfacher, aber schön krachender Bitcrusher. Hier empfiehlt es sich, Filter 1 mit LoFi in Filter 2 zu routen und die kratzigen LoFi-Höhen dort mit einem sanften Low-Pass-Filter zu dämpfen.
Vocoder-Effekt und Verbesserungen bei der Granular Engine
Das nächste Daft-Punk-Cover ist gerettet! Was an sich keine Neuerfindung ist, ist meines Wissens nach aber ein Novum für einen Softwaresynthesizer: ein Vocoder. Als Modulator verwendet er hier entweder einen der Oszillatoren oder ein per Sidechain in Pigments geroutetes Signal. Und dafür, dass es nur ein kleiner Synth-Effekt ist, klingt er ziemlich gut. Vor allem Analog- und der Dirty-Modus erzeugen Sounds, die sich nah an Daft Punk und Kraftwerk bewegen.

In Pigments Update 6 hat sich auch die Oberfläche der Granular Engine leicht verändert. Mit Scan ist ein sehr gut klingender, aber nicht so leicht zu beschreibender Parameter hinzugekommen. Im Prinzip legt man hier bereits im Sample-Editor fest, von wo aus die Engine im Sample abspielt. Mit Scan „fährt“ man während des Abspielens der glitchigen Grains durch das Sample – am besten, wenn der Parameter per LFO moduliert wird. Das erzeugt je nach Sample noch epischere Grainwolken.

Und auch bei den Modulatoren hat sich etwas getan: Envelope Follower, Random und Voice Modulator sind neu, während man Function verbessert hat. Der Envelope Follower gehört zum Standardrepertoire vieler Softsynths. Und die Dynamik eines Signals als Modulator zu nutzen, eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Voice Modulator wiederum kennt man so ähnlich schon als Voice Map Modulator aus Diva. Die Idee: Man kann jede „Stimme“, also gespielte MIDI-Note, mit einem anderen Modulationswert senden. Ganz so analog wie Diva kann Pigments das zwar noch nicht, dafür bekommen gerade mehrstimmige Akkorde mit dem Voice Modulator genau die Prise Zufälligkeit, mit der das Wiederholen der Akkorde stundenlang Spaß macht.
Function entspricht mehr oder weniger einem Multi-Stage-Envelope – und ist mit dem Update etwas übersichtlicher geworden. Neben den drei existierenden Random-Modulatoren Turing, Binary und Sample & Hold gibt es jetzt aber auch ein „echtes“ Random-Modul. Der Hauptunterschied: Hier erzeugt man zufällige Modulationskurven und keine einzelne Werte, zu denen der Modulator dann abrupt springt.
Wunschzettel für Pigments X
Sehen wir uns in einem Jahr zu Pigments 7 wieder? Und 2027 zu Pigments 8? Beim Arturia-Synth wird das langsam absehbar. Das ist auch grundsätzlich nicht unbedingt schlecht, versuchen die Franzosen doch offensichtlich, die Konkurrenz in wirklich allen Belangen mindestens ein- oder sogar zu überholen. Und da gäbe es noch so einige Features: das Layering von Synths wie Omnisphere 2 oder Dune 3, eine kräftige Prise Analogsound, Preset-Morphing, eine dedizierte FM-Engine, eine dritte Sound-Engine, irgendetwas „Spektrales“, optionale Limiter am Ausgang jedes Moduls (wie bei Current), Time-Stretching im Sampler, Micro-Looping-Effekte, vielleicht noch ein paar Spuren wie in einer DAW…

Im Ernst, das Plugin fügt sich bereits seit einigen Versionen zum kompletten Softwaresynthesizer und, was Updates und Workflow angeht, auch zum wahren VST-Streber. Etwas mehr Charakter, Dreck und Eigenständigkeit würde Pigments aber guttun. Das wäre aber wohl nur möglich, wenn man Arturia sich mit dem nächsten Update vielleicht etwas mehr Zeit lassen würde. Denn so wie es aussieht, hetzt man jedem Feature hinterher, bis Pigments X irgendwann die unvermeidliche KI-Engine enthält. Das könnte spannend werden – oder aber auch nicht.
Fazit – Pigments 7
Wo mich Pigments 6 noch begeistert hat, hinterlässt Arturia Pigments 7 ein eher ratloses Gefühl. Dass Arturia kontinuierlich nachlegt und den Synthesizer in einem Tempo weiterentwickelt, das viele Wettbewerber unter Druck setzt, ist grundsätzlich positiv. Dieses Update wirkt im Vergleich zu den bisherigen Versionen jedoch eher wie ein Pigments 6.2. Warum also die Eile?
Gerade 2025 hat im Bereich der Soft-Synth-Updates Maßstäbe gesetzt: Serum 2, Omnisphere 3, Absynth 6, die Beta von Zebra 3 eigen, wie tiefgreifend Weiterentwicklungen ausfallen könnten. Arturia möchte hier offensichtlich nicht untergehen – zumal die Updates der Franzosen bemerkenswerterweise kostenlos sind. Dennoch: Vier neue Effekte und ein Visualizer rechtfertigen kaum einen solchen Versionssprung.
Die Modal Engine hatte bereits mit Version 6 deutlich an klanglicher Vielfalt gewonnen, und die neuen Filter erweitern das Spektrum sinnvoll. Insgesamt sind die Neuerungen sauber umgesetzt. An den eigentlichen Schwachstellen des Plugins arbeitet Pigments 7 jedoch vorbei: Die analogen Filtermodelle bleiben die Achillesferse. Im direkten Vergleich mit Diva, Omnisphere, Dune 3 oder The Legend HZ spielt Pigments eher weiterhin eher im Mittelfeld.
Features
- Polyphoner Software-Synthesizer mit zwei Engine-Slots und jeweils: Analog, Wavetable, Sample (Granular), Harmonic (Additiv) Engines und neu: Modal Synthesis
- Über 2900 Presets – davon 100 neu in Version 6
- Noise- und Subbass-Modul: Noise-Samples, Sidechain-Slot in Noise 2 für externes Audio und Subbass-Generator
- 13 Filter: MultiMode V2, MS-20, SEM, Matrix-12, Jup-8, Mini, Surgeon, Comb, Phaser, Formant, Lowpass Gate, Cluster, LoFi – in zwei Slots
- 19 Effekte: Delay, Tape Echo, PS Delay, Reverb, Shimmer, Distortion, Bitcrusher, Compressor, Multiband, Super Unison, Chorus, Chorus Jun-6, Flanger, BS-20-Flanger, Phaser, Stereo Pan, Multi Filter, Param EQ, Vocoder in zwei Insert-Lanes und einer Send-Lane mit jeweils drei Slots
- Sequencer/Arpeggiator: Geschwindigkeiten BPM, Sync, Polyrhythmisch, Randomize-Funktion, Generative MIDI-Funktion zur automatischen Erzeugung von Melodien und Sequenzen (neu)
- 24 Modulatoren: u.a 3 Envelopes, 3 Envelopes, Velocity, Aftertouch, 2 Random-Module, Neu dabei: Envelope Follower, Random und Voice Modulator
- MPE-fähig: Polyphoner Pitchbend, polyphone Modulation bei Pressure und MPE Timbre.
- PREISE:
- Arturia Pigments: EUR 99,- (Straßenpreis 16.12.2025, bis 15.01.2026, danach 199 Euro)
- Update: kostenlos.
























Heartleader sagt:
#1 - 28.01.2025 um 20:51 Uhr
Ich dachte auch das Pigments 6 eine dritte Sound-Engine vor allem da es immer mehr Soundgenerator gibt. Ich finde es gut das Arturia den Pigments laufend updated und man mitwachsen kann.