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Beatkangz Electronics Beat Thang Test

Ein Traum von mir war es schon immer, mit einem mobilen Tool in den Park zu gehen, dort von einer anderen Umgebung inspiriert ein paar „Beatz“ zu basteln, diese anschließend in den heimischen Host-Sequenzer zu importieren, um sie dann in aller Ruhe auszuarbeiten und einen Track daraus zu bauen. Zukunftsmusik? – Keineswegs! Aber die technische Umsetzung ließ meiner Ansicht nach extrem lange auf sich warten und kommt nun in Form einer blau illuminierten und sehr kompakten Groove-Box daher. Das Beat Thang ist nicht die einzige “Kiste” der Beatkangz. Als erstes Hardware-Projekt waren die drei Hip-Hop-Musiker maßgeblich an Zooms Streetboxx SP246 beteiligt und haben seinerzeit ihre ersten Gehversuche als Entwickler gemacht. 

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Dallas Austin war beim Beat Thang hauptsächlich für die Gestaltung der vielen Sounds und Kits verantwortlich, während die Beatkangz sich der Umsetzung eines intuitiven Workflows widmeten. Herausgekommen ist ein interessantes Konzept, welches dem einer MPC zwar in Grundzügen ähnelt, aber eben andere Präferenzen setzt. Der Fokus liegt hier auf dem intuitiven Umgang, gepaart mit einem effektiven Workflow. Darüber hinaus war den Entwicklern der Mobilitätsfaktor ungemein wichtig. Und ebenso die Grundvoraussetzung, dass die mobil gebauten Beatz eben auch kompatibel zum heimischen Sequenzer sind. Darüber hinaus bringt die Box schon einen Haufen Sounds mit, immerhin tritt sie die Reise über den Atlantik mit 3000 Sounds im Gepäck an. Wie die so klingen oder was im speziellen die Vorzüge und Nachteile gegenüber einer AKAI-MPC sind, könnt ihr im nachfolgenden Artikel erfahren …

DETAILS

Bereits seit der Musikmesse war ich gespannt wie ein Flitzebogen auf das Teil und endlich kann es losgehen. Dem Karton entnehme ich … weniger als ich gedacht habe. Im Grunde beschränkt es sich auf das Beat Thang selbst, das dazugehörige Netzteil sowie eine englische Kurzanleitung über 20 Seiten. That´s it! Nicht schlimm, aber irgendwie hatte ich mehr erwartet. Zum Beispiel eine CD mit der Software Beat Thang Virtual, die sowohl als eigenständiges Programm wie auch als VST-Plug-in als kostenlose Dreingabe zur Hardware mitgegeben werden soll. Statt dessen ein schwarzer Flyer mit Links zur Homepage, auf welcher sich der Käufer registrieren soll, um in den Genuss von zwei Downloads zu kommen. Hierbei handelt es sich um die eben bereits genannte Software und das Dallas Austin Sound Pack. Nun gut, aber so kann man sich wenigstens sicher sein, die aktuellste Version zu installieren, was ja bei Beipack-Datenträgern nicht gewährleistet werden kann.

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Erster gleich zweiter Eindruck
Beim Trockenlauf über die Bedienelemente bestätigte sich mein erster Eindruck, den ich auf der Musikmesse gewonnen hatte. Das Teil ist voll „Heavy Duty“. Oder „Full Metall Jacket“-mäßig. Oder einigermaßen nüchtern umschrieben: roadtauglich in jeglicher Hinsicht. Das beginnt beim Formfaktor und geht weiter über die Größe. Beat Thang ist unglaublich kompakt aber eben auch kein Leichtgewicht, was den Mobilitätsfaktor zugegebenermaßen ein wenig herabsetzt. Satte 2845 Gramm bringt das Teil nämlich auf meine Waage. 
Sämtliche Bedienelemente machen einen hervorragenden Eindruck auf mich und sind erstklassige Repräsentanten einer sehr soliden Verarbeitung, hoher Wertigkeit und einer damit verbundenen Nachhaltigkeit. Alle rückseitigen Schnittstellen sind professionell ausgeführt, sauber in das Vollmetallchassis eingelassen und vermitteln ebenfalls einen besonders guten Eindruck. Hier macht den Beatkangz keiner was vor! Top!

Kurz eingeschaltet und hochgestellt bei vollem „Blang“.
Kurz eingeschaltet und hochgestellt bei vollem „Blang“.

“Back”-End
Die Rückseite des Metall-Boliden offenbart eine Vielzahl an Schnittstellen, die absolut zeitgemäß sind und alles ermöglichen, was ich mir beim ersten Brainstorming so vorstellen kann. Ganz rechts entdecke ich eine Kombibuchse, die sowohl XLR- als auch 6,3 Millimeter große Stereoklinken entgegennimmt und zur Aufnahme von Mikrofon- und Stereo-Line-Signalen dient. Rechts daneben hat ein Poti Platz gefunden, mit dessen Hilfe das Signal hinsichtlich des Pegels angepasst werden kann. Eine links neben der Buchse befindliche LED signalisiert die Aktivität der integrierten Phantomspeisung. Was natürlich den Schluss zulässt, dass der Gebrauch von Kondensatormikrofonen zu Beat Thangs Standardrepertoire gehört, worüber sich manch einer freuen wird. Wie der Preamp klingt, könnt ihr im Praxisteil nachlesen …
Weiter links schließt die Ausgangssektion an, die mit zwei Schaltklinkenausgängen für den Stereo-Masterbus und zwei separaten Kopfhörerverstärkern aufwarten kann (allesamt 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen). Der Master Out lässt sich sowohl symmetrisch wie auch unsymmetrisch betreiben. Einzelausgänge sind nicht vorhanden, wäre dann aber vielleicht auch ein wenig viel verlangt und Platz ist da eh keiner mehr …

Nach einer Buchse zum Anschluss eines Fußschalters schließt weiter links eine Standard MIDI-Schnittstelle (In/Out) an. Links neben den fünfpoligen DIN-Buchsen folgen je ein USB-Schacht Typ A und B. Der eine dient zur Kontaktaufnahme mit einem Rechner, der andere ermöglicht den Anschluss von USB-Sticks (bis zu 32 Gigabyte, FAT oder FAT32) oder USB-Controllern/Keyboards, die class-compliant sind und somit eine Inbetriebnahme ohne Treiber-Installation ermöglichen. Denkbar ist hier durchaus die Verwendung von AKAIs Pad-Controllern (Test hier) oder USB-Keyboards (Test hier). Des Weiteren sind hier zwei SD-Karten-Slots untergebracht, um externe Samplebänke oder Sounderweiterungs-Packs nutzbar zu machen. Natürlich können hier auch Songs und Patterns oder Audioexporte abgelegt werden, sodass die Daten auch ohne Beat Thang (Virtual) am heimischen PC in den Hostsequenzer importiert werden können. Neben der Kabelaufnahme für das mitgelieferte Netzteil gesellen sich in der rechten Ecke zudem „Mr. Powerbutton“ und eine zweifarbige LED, die rot leuchtet, wenn der Akku geladen wird und grün, wenn er „voll“ ist. Das obligatorische Loch für ein Kensington-Lock rundet das Backpanel ab und sorgt dafür, dass der Trommelmaschine nicht während einer Gig-Pause flinke Beine wachsen.

Fotostrecke: 2 Bilder Standard MIDI ist ebenfalls mit dabei.

Der Kern des Ganzen
Das Herzstück ist im Grunde ähnlich wie bei einer MPC: ein Hardware-Sequenzer. Dieser verfügt über 16 Spuren, die interne Kits und Samples oder auch externe MIDI-Expander über die MIDI-I/Os (Standard-DIN oder USB-MIDI) ansteuern können.
Da das „Thang“ nicht über Einzelausgänge verfügt, stellt es einen internen DSP-Mixer bereit, der auch externe Klangquellen über den Stereo-Line-In beziehungsweise Mikrofon-In mittels Thru-Taste hereinnimmt. Die Summe aller 16 Spuren wird rückseitig über den Master abgegriffen. Natürlich kann das Signal auch über die zwei Kopfhörerausgänge, die sich hinsichtlich der Lautstärke separat regeln lassen, abgehört werden. Der Mixer stellt neben Mute, Solo, Pegel und Pan drei reine FX-Sends sowie je ein Filter (Lowpass-, Highpass-, Bandpass-, Notch- oder Peaking-Filter sowie High- oder Lowshelf-EQ) pro Spur bereit. Bei den Effekten handelt es sich um vier Slots. Der erste Slot „Freak“ ist ein Only-Wet-FX, der als Send ausgeführt wurde. In diesen Slot können sämtliche Modulationstypen (Flanger/Phaser) geladen werden. Wird der Effekt eingeschaltet, sind auf dem Masterbus nur noch die Spuren zu hören, die aus dem Mixer heraus auf den Freak-Send geroutet wurden. 
Die nächsten beiden Slots sind Dry/Wet-Slots (Delay und Reverb), die auf herkömmliche Art und Weise aus dem Software-Mixer heraus über die Sends besaftet werden. Aktiviert man diese beiden, ist aber auch der Trockenanteil des Quellsignals weiterhin auf der Summe hörbar. Der letzte der vier Slots, namens „Bang“ ist ein reiner Master-Insert, der wie der Name bereits vermuten lässt, in den Masterbus per Insert eingeschliffen wird. Bei Aktivierung durchläuft die komplette Summe diesen Effekt. Hier sind klassische Mastereffekte zu finden, wie Tape-Sättigungs- und Analogsound-Emulationen, aber auch Bass-Boost und Limiter-Kombo-Plug-ins. 
Neben den 3000 Sounds, die das Beat Thang bei Erstauslieferung bereits integriert hat, kann es um eigene Samples erweitert werden. Diese lassen sich wahlweise über Datenträger wie SD-Karten oder USB-Sticks importieren oder eben selbst aufzeichnen.

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Das zum Prinzip der Maschine. Werfen wir doch mal einen Blick auf die … …
Oberfläche und Bedienelemente
Auch hier haben die Beatkangz sich meiner Ansicht nach nicht lumpen lassen. Unten fußen zwölf fünfeckige, anschlagdynamische und gummierte Buttons, die wie bei einer Klaviatur angeordnet sind. Sie bieten so eine Oktave im Direktzugriff und laden mich zum ersten Beats-Einklopfen ein. Rechts über dieser Tastatur befinden sich im Fünfeck angeordnet: die Mixer-Sektion mit Mute- und Solo-Buttons sowie die Bank-Taster, mit deren Hilfe das Keyboard Oktave-mäßig durchgeschaltet wird. 

Links daneben schließen die Track-Taster an, mit denen man im Pattern-Modus die gewünschte Spur auswählt. Schweift das Auge noch weiter Richtung Westen, folgt unmittelbar die Transport-Sektion, die mit den üblichen Verdächtigen (Play/Stop/Record …) vorliebnimmt. Etwas weiter nördlich finden wir eine Reihe Funktionstasten, die Features wie Edit, Save, Exit, Undo, System und Volumes umfassen. Hoch im Norden thront zentral das angewinkelte und sehr gut ablesbare 9,0 cm x 6,7 Zentimeter große LC-Display, welches alle relevanten Informationen für jeglichen Modus visualisiert. Unter dem Screen sitzen weitere vier Funktionstaster, mit deren Hilfe die im Display unten stehenden Parameter zur Editierung selektiert werden können. Der Screen wird links und rechts von jeweils einer Button-Spalte mit Endlos-Push-Encoder flankiert. Beiden Potis stehen je zwei silberne Taster zur Seite, welche die Funktion des Encoders übernehmen können. Der linke Regler dient als Cursor, respektive Navigationselement, während der rechte die Auswahl des selektierten Parameters übernimmt. Die linke Vertikale ermöglicht dem User zwischen den Modi zu wechseln (Song/Pattern), während die rechte Seite Effekt-Slots (Freak/Delay und Bang) (de) aktiviert. 

Fotostrecke: 4 Bilder

Und abends mit Beleuchtung – Blang!
Unter die vier Effekt-Taster ist noch der Blang-Button gerutscht, der die verschiedenen Beleuchtungs-Modi durchschaltet. Für manchen mag das nach Spielerei klingen. Das mag auch auf den ersten Blick zutreffen, doch bei näherem Hinsehen macht auch dies durchaus Sinn: Alle gummierten Buttons können beleuchtet werden. Insgesamt gibt es fünf globale Leucht-Modi. Zwei davon repräsentieren die Extremzustände „alles aus“ und „alles an“. Der zweite Modus beleuchtet nur die Buttons, deren Funktionen gerade aktiv sind. Ein weiterer erhellt alle Taster schwach und diejenigen, die aktiv sind, stark. Und dann gibt es noch den invertierten Mode, bei welchem grundsätzlich alle leuchten, außer die Buttons, deren Funktionen gerade aktiv sind. Die sind dann nämlich aus. Das Ganze macht vor allem vor dem Hintergrund Sinn, dass man das Tool sowohl live im Dunkeln oder auf der Bühne oder eben nachts im Park gebrauchen und sich deswegen die Beleuchtung der Buttons zunutze machen kann. Doch Licht kostet eben auch Akkulaufzeit.
An den Seiten des „Thangs“
An der linken Seite ist ein Pitchwheel ins Gehäuse eingelassen, das handlich ist, sich gut bedienen lässt und schön artig wieder in seine angestammte Mittelposition zurückschnappt. Das Pitchwheel kann wahlweise alles (also den Mixerausgang) oder den selektierten Track in Echtzeit pitchen. Was gepitched wird und um wie viel, wird in den globalen Einstellungen der System-Seite voreingestellt. Die rechte Gehäuseseite beherbergt das Modulations-Rad, welches das Filter der mittels Track-Button ausgewählten Spur öffnet, beziehungsweise wieder schließt. Fein!

Fotostrecke: 4 Bilder
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PRAXIS

Nun, da wir es hier mit Hardware zu tun haben, lag mein Fokus zunächst auf der Aktualität der Firmware. Wenige Tage nachdem ich das Beat Thang erhalten hatte, kam bereits das erste Firmware-Update, welches ich mir von der Homepage des Herstellers als Archiv herunterladen konnte. Einmal entpackt sollte es laut mitgelieferter Readme-Datei einfach auf den Massenspeicher des Beat Thangs kopiert werden. Hierzu wird die Maschine per USB an den Rechner angeschlossen und über System/USB-Mode in den USB-Modus versetzt. Die Treiber für den internen Speicher werden beim Windows-PC sowohl unter XP als auch unter Windows 7 automatisch installiert. Anschließend erscheint das interne Laufwerk im Explorer. Nach erfolgreicher Trennung des Laufwerks muss die Trommelmaschine heruntergefahren und neu gestartet werden. Beat Thang führt das Update automatisch aus, wenn es dieses auf dem Speicher entdeckt, es sei denn, es ist kein Netzteil angeschlossen. In diesem Fall verweigert das Tool aus Sicherheitsgründen ein Update und startet normal durch. 
Leider enthielt die Beta-Version von 1.2.5. noch einige Bugs, die nicht unwesentlich waren. Hierzu zählte unter anderem ein Systemabsturz im Pattern-Modus, der sich in einer ganz bestimmten Situation immer wieder reproduzieren ließ, mit der offiziellen Version 1.2.5 nun aber eliminiert wurde. Ein weiterer Bug konnte bis zur Veröffentlichung diese Artikels allerdings nicht beseitigt werden, und zwar der instabile „Slave To MIDI Clock“-Betrieb. Läuft das Beat Thang als Slave über MIDI-Clock mit, zeigt sie sich sehr holprig und stolpert bei der Wiedergabe, mit anderen Worten: Sie kann nur als Master oder standalone fungieren! Bei Beatkangz ist der Fehler bekannt und sie sind bemüht, diesen mit einem zukünftigen Update zu beheben.

Audio Samples
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Slave-to-MIDI-Betrieb

Zum Bundle gehört auch die Software-Umsetzung des „Thangs“ – aktuell in Version 2.2.3. Die 590 Megabyte große Setup-Datei ist ein selbst-extrahierender Installer, der ohne großes Zutun seine Arbeit verrichtet. Nach Abschluss der Installation, was etwa drei bis fünf Minuten dauert, kann das Programm gestartet werden. Alle Sounds und Patterns der Hardware finden sich anschließend im Browser der Software wieder. Das VST-Plug-in muss indes händisch in den Ordner VST-Plug-ins des Systems kopiert werden, was leider nirgendwo dokumentiert wird. Ich hatte es mir fast gedacht, aber ein echter Einsteiger hätte hier schon vor großen Problemen gestanden.

Fotostrecke: 2 Bilder Na, die Oberfläche kommt einem ja irgendwie bekannt vor.

Controller-Modus
Die Hardware kann als Controller für die Software genutzt werden. Hierzu müssen sowohl harte als auch virtuelle Ware abgestimmt werden. Beat Thang wird über die USB-Schnittstelle mit dem PC oder Mac verbunden und anschließend über System/Controller in den gleichnamigen Modus versetzt. Die anschließende Treiber-Installation übernimmt Windows selbsttätig, da es sich hier um ein Tool handelt, welches das Gütesiegel „class-compliant“ trägt. Nach 20-30 Sekunden ist der Controller dann betriebsbereit. Die Software ist nicht Refresh-fähig und benötigt einen Neustart. Unter Windows 7 muss in den Voreinstellungen der Applikation für den MIDI-Input das MIDI-Gadget ausgewählt werden; unter XP ist es ein USB-Audiogerät, was leider in keinem Manual steht. Man ist gezwungen, alles selbst auszuprobieren, was insbesondere unter XP ein bisschen anstrengend ist, da alle Tools, die class-compliant sind, unter XP als USB-Audiogerät erscheinen. Und da ich unter anderem noch zwei AKAI-Controller mit gleichem Eintrag an dem Rechner betreibe, war das eine echte Geduldsprobe. Darüber hinaus muss hier auch der Audio-Treiber angewählt werden und ich kann die Antwort auf eure Frage schon vorwegnehmen: Nein, das Beat Thang kann nicht als Audio-Interface fungieren. Diese Funktion hat das Teil nicht mit auf den Weg bekommen. Vielleicht wünschen wir uns das mal für die Zukunft – neben einer etwas ausführlicheren Bedienungsanleitung!

Fotostrecke: 2 Bilder MIDI-Gadget

Workaround
Nehmen wir mal an, wir hätten im Café ein paar dufte Beats zusammengebastelt, die wir dann am heimischen Host-Sequenzer – in meinem Fall Cubase 5 – importieren wollen. Hierfür existieren bislang zwei Wege: Man exportiert die Spuren als Einzel-Tracks auf die SD-Karte. Anschließend können die AIFF- oder Wave-Dateien (wahlweise 16 oder 24 Bit) über ein Lesegerät in den Audio-Folder von Cubase kopiert und anschließend in den Sequenzer importiert werden. Als Alternative zu diesem Prozedere können die Files auch einfach in den Dokumenten-Ordner von Beat Thang Virtual geschoben werden, wo man sie dann innerhalb der Software importieren kann – sei es standalone oder als VST-Plug-in. Die Hardware an den Rechner anzuschließen und direkt aus Cubase oder Logic heraus auf deren Speicher zuzugreifen funktioniert nicht. Es hat also ein bisschen was von einem Workaround anstatt eines Workflows. Aber immerhin: Man kann dann mit den Daten arbeiten. Beim VST hätte ich mir gewünscht, dass ich zumindest acht Kanäle öffnen kann, um die Plug-ins und EQs des Hosts für die Einzelspuren des BTs zu nutzen. Andere virtuelle Sampler verfügen über dieses Feature bereits seit einigen Jahren. Vielleicht bringt hier ja ein zukünftiges Update von Beat Thang Virtual den Mehrspursegen.

Beatz in da Bude
Kopfhörer und Beat Thang geschnappt und ab auf die Couch … oder auf den Balkon … oder doch in den Park? Nun – alles geht, denn dank des internen Akkus bringt einem das Teil drei bis vier Stunden Spaß ohne Netzteil, was ich bestätigen kann. Stark! Im Pattern–Modus gilt es zunächst, ein neues leeres Pattern zu kreieren. Nun kann für jede der 16 Spuren ein anderes Sound-Set geladen und über Pattern-Record Ruckizucki ein paar Beats oder kleinere Arrangements gebaut werden. Hierbei helfen einem diverse Features wie Quantisierung, Swing, Metronom, Vorzähler und Undo-Funktion für den letzten Aufnahmevorgang. Sämtliche Editierfunktionen sind durchdacht und absolut praxisgerecht. Die bereitgestellten Factory-Sounds sind sehr hochwertig, klingen aber nicht überproduziert. Die Klänge eignen sich hervorragend für Hip-Hop und RnB. Nachfolgend ein paar Werks-Pattern, anhand derer ihr euch einen guten Eindruck von der Soundvielfalt des Beat Thangs machen könnt.

Fotostrecke: 3 Bilder Zuerst den richtigen Track ausgewählt …
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Beat Thang Factory Pattern Beat-Kang Beat Thang Factory Pattern Blaze Beat Thang Factory Pattern Boogaloo Beat Thang Factory Pattern Club House Beat Thang Factory Pattern Dub Funk Step Beat Thang Factory Pattern Electro Bump Beat Thang Factory Pattern Hard Rollin

Wie gesagt: Der Fokus der Sound-Libraries liegt ganz klar auf Hip-Hop. Wie man aber den letzten beiden Soundbeispielen entnehmen kann, sind auch andere Stile möglich. Der Hersteller verkauft bereits mehrere Expansion-Packs, um noch mehr Sounds direkt nutzbar zu machen. Die bislang erhältlichen Pakete legen ihren Schwerpunkt allerdings ebenfalls auf Blackmusic. Der Vertrieb versicherte mir jedoch, dass für die nahe Zukunft auch andere Genres bedient werden sollen. Natürlich kann man auch selbst Sounds aufzeichnen beziehungsweise WAV- oder AIFF-Files importieren, die dann in selbst erstellte Kits geladen werden können – ein echter Vorteil, der allerdings wohl eher von den fortgeschrittenen Usern in Betracht gezogen werden wird! Dass sich mit den Factory-Sounds aber auch Deep&Dirty-Housetracks produzieren lassen, belegen die beiden folgenden von mir erstellten Pattern:

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Beat Thang Dancesalat Beat Thang KW1

Es gibt aber auch in der Welt der Beatkangz Luft nach oben. Zum Beispiel nervt die Tatsache, dass individuelle Voreinstelllungen des Systems nicht dauerhaft abgespeichert werden. Statt dessen lädt BT beim Starten immer erst die Factory-Defaults. Doof! Nach jedem Boot-Vorgang ist man also grundsätzlich gezwungen, vor dem Start einer Session jene Parameter immer wieder aufs Neue seinen Bedürfnissen anzupassen. Hierzu zählen unter anderem die Buffer-Size, sämtliche MIDI-Einstellungen oder die Pad-Sensibilität.

Fotostrecke: 2 Bilder Schon fast “Alte Bekannte“, da man ja so oft ins System-Menü muss.

Darüber hinaus hat der Sequenzer im Pattern-Modus noch keinen Step-Sequenzer. Man kann immerhin in einer Art Step-Edit bestimmte Notenwerte löschen, was man im Übrigen ebenfalls in keinem Manual findet, sondern nur durch Trial&Error herausfindet. Eine echte Step-Programmierung lässt sich nicht durchführen. Hier gibt`s nur den Realtime-Write – immerhin mit flexibler Quantisierung und Undo-Funktion. Daran kann man sich auch gewöhnen, wie ich finde.
In Foren nehmen einige User Anstoß an der Tatsache, dass es im Pattern-Modus nicht möglich ist, im laufenden Play-Modus das Pattern zu wechseln, ohne die Wiedergabe kurzzeitig zu unterbrechen. Die Tatsache ist bekannt, doch der Pattern-Modus war nie für den Live-Betrieb konzipiert. Auch handelt es sich hierbei nicht zwingend um eine Live-Kiste für Performer, sondern um einen extrem mobilen Beat-Baukasten. Wenn es beim Beat Thang einen Präsentations-Modus gibt, dann ist das der Song-Modus. Ich werde also an dieser Stelle nicht in das gleiche Horn blasen. 

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Beat Thang Wechsel Patterns

Sampling …
… war ja früher fast schon eine Wissenschaft für sich. Wer mal einen AKAI S1000 oder ähnliche Vorboten bedient hat, weiß, wovon ich spreche. Die aus dem Japanischen ins Englische übersetzten, 200 Seiten starken Bedienungsanleitungen von AKAI waren in den 80er und 90er Jahren ein verdammt guter Grund, sich so ein Teil nicht zu kaufen. Die Sampler haben stark polarisiert – für die Pros das Mekka und für die Einsteiger die absolute Hölle, wenn man hindurch musste. Beim Beat Thang sieht es da ganz anders aus, auch wenn die Bedienung mich an ein zwei Stellen daran erinnert. 
Der Sample-Workflow kann größtenteils als intuitiv und besonders effektiv bezeichnet werden, dennoch in einigen Punkten nicht unbedingt als selbsterklärend. Die Sampling-Qualität ist sehr gut, was auf die hochwertigen Wandler zurückzuführen ist. Die integrierten Preamps sind sehr ordentlich und schlagen so ziemlich alles, was sonst so in Workstations oder Audio-Interfaces verbaut wird. Aber natürlich kann der Mikrofonvorverstärker nicht mit Vorverstärkern von ART oder gar Universal Audio und Konsorten mithalten. Verstecken braucht er sich allerdings nicht. Nachfolgend ein paar Files, die das gut verdeutlichen.

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Beat Thang Dan-AKG Perception200 Kondensator Beat Thang Dan-SM58-2

Einiges ist allerdings schon ein wenig nervig an Beat Thangs Sampling-Workflow. Zum einen ist Aufzeichnen nur im reinen Sample-Modus möglich. Man kann also dazu kein Pattern laufen lassen. Ergo gilt es trocken zu rappen oder zu singen, was sich ja im Grunde nur für klassische Shouts und Samples anbietet. Wer richtig einsingen will und dazu Pattern-Begleitung wünscht, ist hier falsch. Schade. Dabei ist die Aufnahmequalität doch so gut. Darüber hinaus erinnert das Trimmen der Samples im Editor mit Start- und Endpunkt stark an die AKAI-Arbeitsweise – mit dem Unterschied, dass man hier nicht in die Wellenform hineinzoomen   kann. Zwar schneidet man natürlich nach Gehör, aber zudem eben auch nach Sicht. Und Hineinzoomen wäre dann schon eine notwendige Sache – insbesondere bei zeitkritischen Schnitten. 
Last, but not least sei hinsichtlich der Samples erwähnt, dass die Kiste beim Erstellen von Kits (Kit Mode) nahezu alles bietet, was Sampler aktuell so mitbringen sollen. Allerdings gibt es keine LFOs und keine Filter-Envelopes. Beat Thang stellt zwar ein flexibles Filter und auch eine Hüllkurve mit den üblichen Verdächtigen bereit, aber LFOs und Filter-Envelopes zählen nicht zum Rüstzeug des Sampling-Boliden. Aber vielleicht ja mit einem der zukünftigen Updates, wer weiß …

Klingklang
Kommen wir nun zu dem Kern der Sache, und zwar dem Sound. Hinsichtlich dieser Disziplin kann ich zu meiner Freude nur sehr Gutes berichten, denn die Beatkangz haben dem Beat Thang-Eintopf ausschließlich erlesene Zutaten verpasst. Im Sampling-Abschnitt sind wir ja bereits auf den tollen Mikrofonvorverstärker eingegangen. Dies setzt sich bei den Line-Preamps fort. Zugegebenermaßen können die AD-Konverter von Beat Thang nicht mit denen der Hammerfall-Serie mithalten, aber dafür kostet RMEs Interface auch fast genauso viel wie das Beat Thang. Don´t forget about that!
Die analoge Ausgangssektion ist klanglich gesehen ein echtes Schmankerl. Der Master, der sowohl symmetrisch wie auch unsymmetrisch betrieben werden kann, klingt druckvoll und transparent. Ich habe keine Beanstandungen. Die beiden separat regelbaren Kopfhörerverstärker machen richtig Dampf und ermöglichen in Kombination mit Sennheisers HD25 Beatz-Bauen auf der Autobahnraststätte! Das ist kein Witz! – Phatt!
Auch die mitgelieferten Sounds, die ich euch ja bereits vorgestellt habe, sind durchweg gut und nicht überproduziert, teilweise auch sehr rough, aber das mag ich eben. Zudem kann man neben Blackmusic auch durchaus elektronische Genres bedienen, ohne groß in die Trickkiste greifen zu müssen. Die Effekte klingen normal bis gut, die Räume durchschnittlich, die Modulationen sind okay. Das Delay klingt gut, ebenso wie der Master-Insert, der ein paar nette Mastering-Presets bereitstellt, die den Sound durchaus aufwerten können. Anbei ein Beispiel, einmal mit und einmal ohne Master-Insert.

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XBase09 Beat Thang XBase09 RME Hammerfall Beat Thang KW2 mit Bang Beat Thang KW2 ohne Bang

MPC vs. Beat Thang
Am Schluss dann die Gretchen-Frage: Wer kann´s gebrauchen und wie positioniert sich das Beat Thang zu AKAIs MPCs? Nun, auch wenn einige Features der amerikanischen Co-Produktion an eine MPC erinnern, handelt es sich doch um ein anderes Grundprinzip. Der Fokus liegt klar auf der mobilen Beat-Produktion. Das machen die zahlreichen mitgelieferten Sounds und der integrierte Akku deutlich. Die Maschine eignet sich hervorragend zum Entwickeln von Ideen und zum Vorproduzieren – und das an jedwedem Ort. AKAIs MPCs sind hingegen Workstations, die sich hervorragend als Master für MIDI-gebundene Studio- oder Live-Setups eignen, weil sie ultrastabil laufen und meist auch mit mehreren MIDI-Schnittstellen ausgestattet sind. Beide Systeme haben ihre Daseinsberechtigung und jeder potentielle Käufer muss sich vor dem Kauf genauestens klar werden, was er eigentlich mit dem Teil anstellen will.

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FAZIT

Mit dem Beat Thang ist Beatkangz Electronics meiner Ansicht nach ein großer Wurf gelungen. Sie stoßen mit der mobilen Workstation in eine bislang von der Industrie vernachlässigte Marktlücke, die sie hiermit beeindruckend besetzen. Was die Hardware angeht, hinterlassen die Amerikaner einen durchweg positiven Eindruck. Das Full-Metall-Jacket-Chassis und die hervorragende Verarbeitung sorgen besonders hinsichtlich der Disziplin „Nachhaltigkeit“ für absolute Bestnoten. Aufgrund des Formfaktors und des integrierten Akkus, der für drei bis vier Stunden Spielspaß sorgt, ist das Teil für den mobilen Betrieb bestens geeignet. Die präzisen und hochwertigen Bedienelemente unterstreichen das eindrucksvoll. Die analoge Ein- und Ausgangs-Sektion lässt meiner Ansicht nach keine Wünsche offen. Den Vorwurf, keine Einzelausgänge bereitzustellen, kann ich nur für das VST-Plug-in gelten lassen. Mit einem überdurchschnittlich guten Mikrofon-Preamp samt schaltbarer Phantomspeisung ausgestattet ist eine hochwertige Aufnahme von Vocal-Samples absolut möglich. Dennoch eignet sich das Tool nicht zur Aufzeichnung von kompletten Gesangsspuren, da kein simultanes Monitoring von bereits erstellten Patterns möglich ist. Die USB-Schnittstellen und die SD-Karten-Slots erlauben dem User nahezu unbegrenzte Erweiterungsmöglichkeiten. Der interne Workflow ist intuitiv und zudem besonders effektiv.
Bei der Integration der im Freien produzierten Beatz in den heimischen Host-Sequenzer besteht allerdings noch Luft nach oben. Der etwas umständliche Workaround beim Export und erneuten Import der Tracks und der bislang instabile “Slave To MIDI Clock”-Betrieb machen zukünftige Updates zwingend erforderlich (Stand: 20.07.2012/ BT-Version 1.2.5). Darüber hinaus haben Hersteller und Vertrieb für die Zukunft einige Features in Aussicht gestellt, die durchaus erstrebenswert sind. Hierzu zählt unter anderem ein Step-Programm-Modus, den ich doch an einigen Stellen vermisst habe. Dennoch lässt sich mit dem Pattern-Modus sehr gut arbeiten, wenn man sich ein bisschen eingegrooved hat. Anlass zur Kritik gibt es, weil die Systemeinstelllungen nicht dauerhaft abgespeichert werden. Bei jedem Boot-Vorgang werden Default-Werte geladen, was ich für wenig praktikabel halte. Darüber hinaus würde ich mir für zukünftige Updates wünschen, dass hierbei eine Zoom-Darstellung in den Edit-Sample-Modus Einzug hält. Auch LFOs und Filter-Envelopes halte ich für sehr erstrebenswert und im Grunde auch absolut zeitgemäß. Last, but not least würde ich auch eine deutlich ausführlichere und deutsche Bedienungsanleitung insbesondere für Einsteiger sehr begrüßen.
Ich kann das Beat Thang ohne „Wenn und Aber“ sowohl Profis als auch Newbies empfehlen, die eine hochwertige und nachhaltige Groovebox suchen, mit der man an jedwedem Ort musikalische Ideen entwickeln und ausarbeiten kann. Insbesondere die größtenteils intuitive Bedienung und der wirklich sehr effektive interne Workflow sorgen für einen nicht zu unterschätzenden Spaßfaktor bei der Beatz-Bastelei! Beatkangz, go further!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Extrem roadtaugliches Tool
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Sehr gut lesbares, angewinkeltes Display
  • Sehr präzise Bedienelemente
  • Beleuchtete Buttons
  • Etwa 3-4 Stunden Akku-Betrieb
  • Ordentlicher Mic-Preamp mit Phantom-Power
  • 2 (!) satte und separat regelbare Kopfhörerverstärker
  • Satter und transparenter Master-Out (Schaltklinken)
  • MIDI I/O
  • USB Typ A und B sowie 2 SD-Karten-Slots
  • Sehr intuitiver und effektiver Workflow
  • Anordnung der Pads wie bei einem Keyboard
  • Gute Libraries f. Hip-Hop & Soul (> 3000 Sounds)
  • Inklusive Standalone-Software
  • Controller-Modus für Software
  • Inklusive VST-Plug-in
  • Sounderweiterungen über erhältliche Soundpacks oder über eigene Sample-Libraries möglich
  • Viele Video-Tutorials online
Contra
  • Kein Step-Programm-Modus
  • Keine Zoom-Darstellung der Samples
  • Keine LFOs und keine Filter-Envelopes
  • System-Voreinstelllungen werden nicht dauerhaft abgespeichert
  • Instabiler “Slave To MIDI Clock”-Betrieb
  • Keine Einzelausgänge im VST-Plug-in (BTV)
  • Teilweise etwas dürftige Dokumentation in der englischen Kurzanleitung
Artikelbild
Beatkangz Electronics Beat Thang Test
Für 499,00€ bei
Last_BeatThang_018FIN-1014268 Bild

Weblink: beatthang

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Profilbild von NAMME

NAMME sagt:

#1 - 12.05.2013 um 15:34 Uhr

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KEIN PATTERN WECHSEL BEIM ANHÖREN
KEIN STEP SEQUENZER
KEINE EINZELAUSGÄNGEUNÜBERSICHTLICHER SONGMODE
KOMPL;IZIERZTE BEDIENUNG TROTZ EINFACH AUSSEHENDER OBERFLÄCHE
ANGEBLICHE 7 JAHRE DAS BESTE AUS ALLEM GESAMMELT
BEIM PREIS LACH ICH MICH SCHLAPP
KINDER MPC FÜR REICHE

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