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Drum Cover Classic: Soundgarden – „Spoonman“

Nach „Black Hole Sun“ schauen wir uns in diesem Drum Cover Workshop mit „Spoonman“ einen weiteren Song aus dem Hause Soundgarden an, den die Grunge-Ikonen um Frontmann Chris Cornell am 14. Februar 1994 als erste Single aus ihrem vielleicht wichtigsten Album Superunknown veröffentlichten. Deckt „Black Hole Sun“ die getragene, verträumte Seite der Platte ab, so definiert „Spoonman“ das andere Ende des Spektrums: Hier walten schnelle Tempi, progressive Odd-Meter und unbequeme, düstere Gitarrenriffs, kurzum all jene Attribute, mit denen sich Soundgarden ihre eigene kleine Nische im Grunge-Getümmel der Neunziger sicherten. Dass es ein Song wie „Spoonman“ trotz seiner Sperrigkeit damals in die Top 3 der Mainstream Rock Billboard-Charts schaffte, ist sicherlich unter anderem auch dem präzisen wie wunderbar fließenden Drumming von Matt Cameron zu verdanken, das wir uns in diesem Workshop einmal genauer anschauen.

Soundgarden: Spoonman

Wie bereits im Drum Cover Workshop zu „Black Hole Sun“ besprochen, ist Soundgarden keine dieser Bands, die sich über komplexe Rhythmen oder krumme Metren definieren würde. So ist Matt Cameron ein Meister darin, durch geschicktes Phrasing einen konstanten Fluss in Songs wie „Spoonman“ zu bringen, der größtenteils auf einem 7/4-Takt basiert: „Thats what Soundgarden music has always sounded like in my head. It always made sense even though its not always in 4/4 time.“ (Matt Cameron, DRUM! Magazine)

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Die Inspiration zum Titel des Songs kam durch  Artis the Spoonman („Artis der Löffelmann“), der damals in Seattle ein bekannter Straßenkünstler war. Artis hatte bereits mit namhaften Künstlern wie etwa Frank Zappa zusammengearbeitet, bevor Soundgarden ihm den Song „Spoonman“ widmeten und ihn kurzum für eine seiner spektakulären Löffel-Soloeinlagen ins Studio bestellten. Neben Artis’ virtuoser Performance reicherte auch Matt Cameron selbst seine Drums im Studio durch einige Percussion-Overdubs an, die den Charakter und Fluss des Songs maßgeblich prägen.

Artis the Spoonman im Studio mit Soundgarden:

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Der „Spoonman“-Drumsound

Seit Jahren sieht man Matt bei Konzerten mit einem recht ähnlichen Setup spielen: ein schwarzes Yamaha OAK Custom Drumset mit vier Toms in den Größen 12“, 13“, 16“ und 18“, die jeweils mit Woodhoops ausgestattet sind. Bei der Recordingsession zu Soundgardens Superunkown Album spielte er allerdings noch ein Set von DW, zusammen mit Zildjian Becken. Ob nun mit Yamaha oder DW unterwegs, Matts Drumsound ist damals wie heute einfach „on point“. Er selbst nennt im einstündigen Interview mit Rick Beato Trommler wie Mick Fleetwood als Inspiration für seinen Wunsch nach einem offenen, großen Tomsound. Sein druckvoller Snaredrum-Sound ist spätestens seit „Black Hole Sun“ legendär, bei dem er eine Gregg Keplinger Stainless Steel 14“ x 7“ Snare spielte.

Im Interview mit Warren Huart verrät Michael Beinhorn, der damalige Produzent des Albums Superunknown, dass damals im Studio neben der Keplinger Snare noch zwei weitere Modelle zum Einsatz kamen: die berühmt-berüchtigte Tama Bell Brass aka „Terminator“ Snare (ebenfalls auf Nirvanas „Nevermind“ Album zu hören) sowie eine Ludwig Black Beauty. Auch wenn nicht ganz klar ist, welches der drei Modelle Matt nun genau bei „Spoonman“ spielte, sie alle haben eins gemeinsam: Lautstärke!!! Vor allem mit Rimshots und wenig bis gar nicht gedämpft gespielt, entwickeln diese Trommeln ein immenses Volumen und einen Kesselton, der sich wunderbar durch rockige Gitarrenwände durchsetzt, weshalb sie bei Rockproduktionen verständlicherweise sehr beliebt sind.

Die „Spoonman“-Grooves

Anmerkung zur Notation: Zur besseren Orientierung und Lesbarkeit findet ihr in den folgenden Beispielen alle 7/4-Takte in 4/4 und 3/4 aufgeteilt notiert.

Der Tom-Beat im Intro

„Spoonman“ geht ab Takt 1 mit dem markanten Gitarrenriff, das sieben Viertelnoten umfasst, gleich in die Vollen. Durch die vielen Synkopen lässt das Riff den Viertelpuls und damit den Eindruck eines Oddmeter nahezu verschwimmen. Matt überträgt die Akzente des Gitarrenriffs zunächst als Akzentmuster in einem durchlaufenden Sechzehntel-Pattern auf der Floortom, die er mit Bassdrum-Schlägen unterstützt. Die durchgetretene Hi-Hat (Achtelnoten) übernimmt an dieser Stelle eine Art Shaker-Funktion, was sich als Idee über den gesamten Song erstreckt. Wie bereits angedeutet, tragen auch die Percussion-Overdubs maßgeblich zum Flow bei (im folgenden Soundfile einmal angedeutet).

Intro-Beat (ca. 90 bpm)
„Spoonman“ Intro-Beat (ca. 90 bpm)
Audio Samples
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Intro-Beat (mit Bass und Percussion) Intro-Beat Intro-Beat (halbes Tempo)

Das Akzentpattern findet man in abgewandelter Form auch in den folgenden Notenbeispielen wieder. Um einen Einstieg in das grundsätzliche Motiv und das krumme Taktmaß zu bekommen, lohnt es sich, das Ganze zunächst gesondert auf der Snare zu üben.

Intro Beat Übung
„Spoonman“ Intro Beat Übung
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Intro Beat Übung

Im Vers kommt die Snare ins Spiel

Mit Einstieg des Gesangs ändert sich das Gitarrenriff und damit auch der Drumpart, in dem im ersten Takt auf der Zählzeit „3+“ ein Abschlag erfolgt, der dann über fünf Viertel gehalten wird, was eine besondere Spannung erzeugt. Daraufhin kommt mit erneutem Einsatz des Beats erstmalig die Snare ins Spiel, die Matt nun in den bereits etablierten Floortom-Beat integriert.

Vers Teil 1 (ca. 90 bpm)
„Spoonman“ Vers Teil 1 (ca. 90 bpm)
Audio Samples
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Vers Teil 1 (mit Bass) Vers Teil 1 Vers Teil 1 (halbes Tempo)

Ein energetisches Fill-in im Übergang zum Chorus 

Die zweite Hälfte des Vers-Teils funktioniert strukturell nach dem ähnlichen Prinzip wie die erste, mit dem Unterschied, dass sie nochmal um einen Riff-Durchgang länger ist. Den Übergang in den Chorus gestaltet Matt schließlich mit einem spannenden Fill-in, das durch zwei 32tel-Noten einen kleinen Energieschub reinbringt.

Vers Teil 2 (ca. 90 bpm)
„Spoonman“ Vers Teil 2 (ca. 90 bpm)
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Vers Teil 2 (mit Bass) Vers Teil 2 Vers Teil 2 Fill-in (halbes Tempo)

Im Chorus geht es etwas geradliniger weiter

Nach dem synkopischen 7/4-Wirrwarr aus wildem Tomgroove und spannungsgeladenen Pausen wirkt der Chorus in 4/4 schließlich geradezu wie ein Befreiungsschlag. Matt verlässt an dieser Stelle erstmals die Floortom-Zone und spielt nun einen Beat auf dem Ridebecken mit einigen Ghostnotes auf der Snare, bei dem er die Akzente der Gitarre mit der Bassdrum unterstützt.

Chorus (ca. 90 bpm)
„Spoonman“ Chorus (ca. 90 bpm)
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Chorus-Beat (mit Bass) Chorus-Beat

In folgendem Video gibt Rick Beato einen detaillierten Einblick in das Arrangement und die Produktion von„Spoonman“:

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Ich wünsche euch viel Spaß beim Anhören und Nachspielen der Soundfiles. Bis zum nächsten Mal!

Jonas

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Dieser Workshop richtet sich an Drummer, die legendäre oder aktuelle Grooves nachspielen wollen. Wir haben eine ganze Palette Beats für euch zum Nachtrommeln aufbereitet!

02.09.2022
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