„Know-How“ ist das Stichwort erfolgsorientierten Arbeitens. Innovationen im Rennsport beispielsweise geben großen Autobauern die Möglichkeit, diese Technologien auch in Serienautos zu verbauen, und Landliebe macht nur deshalb Käse, weil ihnen ihre Milch auch schon so gut gelungen ist. Wirtschaftslehre-Studenten sprechen dabei von horizontaler Produkt-Diversifikation, ich sage schlicht: Das Wissen, das man sich in einem Teilbereich aneignet, lässt sich häufig für andere Bereiche genauso gut nutzen. Electro-Voice bauen seit jeher PAs, kleine bis große Beschallungs-Systeme für den Live- und Installations-Sektor. Darum ist es sinnvoll, auch schon die Mikrofonierung auf das Klangbild der eigenen Sound-Anlage anzupassen. Das Mikro-Bundle „EV PL DK7“, zu deutsch Electro-Voice Professional Live Drum Koffer mit sieben Mikrofonen soll genau das können: live, live, live.
WIR testen das Set sogar im Studio für euch! Da hört man alles, soviel ist sicher. Wenigstens alles, was die Mikrofone einfangen. Und was da so an Schallwellen in elektrische Spannung gewandelt wird, das hört und lest selbst.
Mit Matt-Schwarz trifft man bei der Bühnengestaltung häufig voll ins Schwarze. Das Publikum soll sich ganz auf die Show konzentrieren und hat sich gefälligst nicht dafür zu interessieren, WIE alles passiert. Das fängt mit dem schwarz eingepackten Macbook an, das DJ-Pult wird komplett mit Mollton verhängt und auch die Elektro-Ohren PL-DK7 von Electro-Voice lenken in ihrem matten Finish nicht vom Sparkle-Drumset ab. Wofür das gemeine Publikum erst recht keinen Sinn hat, ist der meist immense Aufwand, der betrieben werden muss, damit der Auftritt gut funktioniert. Und der fängt in unserem Test schon beim Koffer für die Drum-Mikrofone und der Frage, wie das Mikrofon-Set zum Auftritt transportiert wird, an. Das Case ist aus 600 Denier Polyester gefertigt, also – so ist Polyester halt – sehr robust und gleichzeitig weich mit angenehmer Haptik – dafür steht das Maß „600 Denier“. Auch der Reißverschluss wirkt robust, das Innere des Koffers bietet Platz für acht Mikrofone, zwei Seitenfächer sind ideal für eine kleine Pizza oder, nicht ganz so zweckfremd, Kabel, Noten oder frische T-Shirts. Ein Tragegurt und Klett-Kabelbinder sind ebenfalls inklusive. Im Inneren stecken die sieben Mikrofone in passgenauen Aussparungen, eine der drei Formen für die OH-Condenser ist jedoch leer, sodass kein neuer Koffer gekauft werden muss, möchte man sein Set erweitern.
Wozu könnte man ein drittes Kondensator-Mikrofon gebrauchen? Ganz klar: für die Hi-Hat. Die beiden PL37 Kleinmembran-Kondensatormikrofone sollten auch live im Sinne eines kompakten Stereo-Bildes als Overheads benutzt werden, fehlt also noch ein Mikro (z.B. ein drittes PL37) für die Hi-Hat. Aufgehängt sind die Overheads in einer gummierten Stativhalterung, die eventuelle Schwingungen perfekt absorbiert. Genau wie alle anderen Mikrofone des DK7-Sets bestehen die Bodys des Condenser-Mics aus Metall, überzogen mit einer matt-schwarzen Schicht Strukturlack, die „Memraflex-Körbe“ bestehen aus einem soliden Drahtgeflecht und sind sauber verarbeitet. Schraubt man die Körbe ab (das geht nur bei den PL33 und PL35), präsentiert sich das feine Membrangehäuse in bestem Zustand – in Sachen Verarbeitung haben es die Konstrukteure haargenau genommen. Der Schallbrücke, dem natürlichen Feind des guten Klangs, ist schon mit einer gummierten Kapsel-Lagerung gut gekontert.
Nicht ganz so flexibel präsentieren sich hingegen die Mikro-Klemmen der dynamischen PL35-Mikros. Sie bestehen aus Hartplastik, sind aber top verarbeitet, besonders die Justierungs-Schrauben machen einen guten Eindruck: feine Rillen sorgen für einen guten Griff, die Gewinde laufen leicht, auch mit schwitzigen Händen sollte das kein Problem sein. Ansonsten sind die dynamischen PL35 sowohl für den Einsatz an den Toms als auch an der Snare konstruiert, es wurde offensichtlich ein Kompromiss gefunden, der für beide Klangquellen gleichermaßen geeignet ist. Die Kapsel des PL33 Bassdrum-Mikrofons ist hingegen nur für den Einsatz in der großen Trommel geeignet, auch wenn sie im Verhältnis zur Größe ihres Gehäuses erstaunlich klein ausfällt. Aber Form und Gewicht des Mikrofons ähneln denen anderer Bassdrum-Mikrofone, und so ist eine versehentliche Verwechslung zum Glück ausgeschlossen. Die Klemme ist genauso vertrauenserweckend konstruiert, hätte aber durchaus auch mit einer Stellschraube ausgestattet werden können.
Die menschlichen Sinne Fühlen und Sehen sind schon von der Qualität der sieben Mikrofone überzeugt. Die entscheidende Frage ist aber: wie hört sich das an? Mal reinhör’n!
Die alten Slingerland Radioking Trommeln des Testsets stellen direkt höchste Anforderungen an die Klemmen der PL35, die Standtom hat ein enormes Sustain und gibt diese Vibration direkt an die noch etwas steifen Klemmen weiter, die diese an die Kapsel im Mikro übertragen, zu hören ist ein Sound, als ob jemand ein Steak brät und nicht gerade auf die wohlklingende Trommel schlägt. Außerdem lässt sich die Klemme erst nach einer immensen Kraftanstrengung auf den Rim ziehen. Das ist für meinen Geschmack etwas too much, auch wenn die Klemme voraussichtlich nach einiger Zeit weicher werden wird. Ansonsten ist das PL35 tatsächlich sehr universell einsetzbar, obwohl es nicht neutral klingt, sondern speziell für seinen Einsatz an den Drums abgestimmt wurde – dies wurde aber sehr gut umgesetzt. Die Höhen werden fein wiedergegeben und erscheinen dezent im Klangbild des ansonsten eher mittigen dynamischen PL35.
In der Produktbeschreibung ist auch von einem einzigartigen Begriff, nämlich der außeraxialen Unterdrückung die Rede. Damit kann nur die Geräuschunterdrückung außerhalb des Kern-Aufnahmebereichs gemeint sein. Ich kann diese Produkt-These nicht mit Fakten unterfüttern, das Set liegt, was die Übertragung problematischer Nebengeräusche angeht, gleichauf mit seinen Konkurrenten. Kein Problem sind die Klemmen – sobald das Schallbrücken-Problem behoben ist. Die optimale Position lässt sich mit einem kleinen Handgriff wesentlich nachhaltiger erreichen, als dies mit einem Mikro-Stativ möglich wäre. Stark ist, wie knackig die Snare übertragen wird und wie natürlich die Toms klingen. Etwas schwächer präsentiert sich das Supernieren-Mic PL33 für die Bassdrum – scheinbar macht die „Mogelpack“-Kapsel doch etwas aus: sie ist nicht nur klein, sie klingt auch so. Ein richtig tiefes Pfund ist etwas anderes, dafür klingt auch dieses Mikrofon sehr ausgewogen und dezent abgestimmt, die Auflösung ist fein und klar und, Mann-o-Mann, die Bassdrum hat enorm viel Punch.
Was sich bis hierhin schon abzeichnet wird bei näherer Betrachtung der Overheads noch deutlicher: die Höhen sind voll da, vielleicht schon ein wenig zu präsent. Lässt man unbewertet, dass Electro-Voice bei der Konzeption des DK7 vor allem auf ein mittiges bis höhenlastiges Frequenzbild gesetzt hat, fällt auf, dass besonders die Overheads fein konturiert sind – ein Zeichen für hochwertige Mikrofonie. Ein deutlicher Low-Cut ist aber auch unüberhörbar.
Hier gibt es nun die Audio-Files im bewährten bonedo-Player (MP3-Format). Wer sich einen detaillierteren Eindruck verschaffen möchte, kann sich auf der Übersicht-Seite alle Audios auch als unkomprimierte Wav-Files downloaden.
Noch zwei Infos zu den Aufnahmen: Die Hi-Hat wurde mit einem KM84 von Neumann mikrofoniert, die Snare-Drum wurde zusätzlich bei den „Snare Bottom“Files mit einem SM 57 von unten versehen, als Raummikros kamen zwei Royer R-121 Bändchen-Mikros zum Einsatz.
Insgesamt ist das Drum-Mikrofon-Set gut aufeinander abgestimmt, klar und druckvoll füttert das DK7 sowohl eine PA als auch (in unserem Fall) eine DAW im Studio. Es fehlen zwar ein paar Tiefen, aber die sehr präsenten Mitten und Höhen sind fein aufgelöst. Sehr charakteristisch für das EV DK7 ist der druckvolle und runde Gesamtsound. Für den Live-Einsatz empfiehlt sich diese Kombi als sehr pflegeleicht und gibt dem Tonmann alles, was er braucht, um die Masse zum Ausrasten zu bringen. Im Studio stehen diese Mikrofone etwas hinter der Konkurrenz an, da schon ein relativ bearbeiteter Sound im Regelwerk der Regie ankommt. Das ist vielleicht in mäßig ausgestatteten Studios sinnvoll, gute Equalizer und Preamps wären allerdings etwas außen vor. Wirklich beeindruckend ist die Verarbeitung der Mikrofone. Alle Mikrofone sind außergewöhnlich robust und präzise konstruiert, und nicht zuletzt dieser Fakt macht den PL DK7 Drum-Koffer zu einem wertstabilen Preis-Leistungs-Wunder!
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