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Erica Synths Acidbox III Test

Erica Synths stellt die Acidbox III vor, ein Tiefpass/Bandpass-Stereo-Filter, dessen Herz immer noch ein Filter nach Bauart des sowjetischen Polivoks-Synthesizers ist. Dieser Synth ist für seinen besonders brachialen Sound bekannt und war nicht nur im Kernland von Mütterchen Russland bekannt, sondern auch in den ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken wie beispielsweise Lettland, in dessen Hauptstadt Riga Erica Synths beheimatet ist und die Tradition des Polivoks-Sounds in Eurorack-Modulen und eben auch Standalone-Geräten wie der Acidbox-Serie weiterleben lässt. Die Acidbox haben wir in diesem Test, der in Kooperation mit Telekom Electronic Beats stattfand, genau unter die Lupe genommen.

Erica Synths Acidbox III . Unser Test in Kooperation mit Telekom Electronic Beats. (Foto: Bonedo)
Erica Synths Acidbox III . Unser Test in Kooperation mit Telekom Electronic Beats. (Foto: Bonedo)

Schwarzer Block: die Acidbox III strahlt dominante Eleganz aus. (Foto: Mijk van Dijk)
Schwarzer Block: die Acidbox III strahlt dominante Eleganz aus. (Foto: Mijk van Dijk)

Details

Auspacken

Die Acidbox III kommt in einer schlichten recyclingbraunen Pappbox, gut gepolstert in Schaumstoff. Im Lieferumfang sind außerdem noch enthalten: Ein Universalnetzteil mit diversen länderstromnetzspezifischen Steckern, eine kurze Anleitung, ein kleiner Erica Synths-Aufkleber sowie mehrere Patch Note Vorlagen, um die Parameter der Lieblingseinstellungen zu vermerken. Ältere Semester kennen das noch von alten Synths ohne Speicherplätze.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Acidbox III kommt in einer recyclingbraunen Box. (Foto: Mijk van Dijk)

Überblick

Die Erica Synths Acidbox geht jetzt bereits in die dritte Runde und verfügt endlich über zwei getrennte Klinkeneingänge. „This is huge“, wie man heutzutage im www-Land so schreibt. Die Vorgänger-Acidboxen mit nur einem Eingang waren schon toll als Send/Return-Effekte oder als Durchlauferhitzer für Mono-Signale. Nun ist eine echte Stereoverarbeitung möglich und dadurch bietet sich die Acidbox III für ungleich mehr Audioaufgaben an, wie z. B. kleine, harmlose Digitalsynthesizer böse machen, per Send/Return-Weg digitalen Pioneer-Mixern analoge Filter-Power hinzufügen, oder auch kreative Stereosubgruppen-Bearbeitung am Studiomischpult. 

Control, I’m here

Die Acidbox III kann nach wie vor auch nur mit einem Mono-Eingang gefüttert werden und dank dem rückseitigen Gain-Poti in Form eines Korg Volca-mäßigen Poti-Schafts auch ein E-Gitarrensignal verarbeiten.
Hinten finden sich neben den Stereoein-und-ausgängen und dem Gain Poti außerdem noch ein Ein-und-Ausschalter, der Anschluss für das mitgelieferte 12V Netzteil (110 – 220V) sowie eine CTRL IN-Buchse, über die sich die Acidbox III durch diverse Quellen kontrollieren lässt. Hierzu muss sie mittels zweier unterseitiger Plastikschräubchen konfiguriert werden. Folgende Optionen werden geboten:
  • Einzelner Fußschalter on/off
  • Doppelter Fußschalter und Tap Tempo
  • Trigger- und Gate-in für LFO Sync
  • CV in für den Cutoff-Regler
  • Cutoff CV und LFO Sync
  • Expression Pedal Roland-kompatibel
  • Expression Pedal KORG-kompatibel

Die Einstellung per Schrauberdreher ist etwas fummelig und sollte nicht unbedingt während des Gigs vorgenommen werden. Da der Control-Eingang als Stereoklinke vorliegt, benötigt man ein handelsübliches Insertkabel, um die Triggerimpulse zuzuführen. In meinem Fall nutzte ich einen Arturia Beatstep Pro als Triggerquelle, der nur über Miniklinkenausgänge verfügt. Da muss man sich entweder ein Spezialkabelbasteln oder sich mit nur einem Triggerziel begnügen und den Monostecker entweder ganz oder nur bis zum ersten Klick in den CTRL In einführen.

Fotostrecke: 2 Bilder Zwischen den Ein-und-Ausgängen liegt der CTRL-In-Eingang. (Foto: Mijk van Dijk)

Zehn Regler, zwei Schalter, ein Tap-Tempo-Button

Ansonsten weist das robuste und komplett aus mattem schwarzem Aluminium verarbeitete 700 Gramm leichte Gehäuse mit 185 x 140 x 55 mm die gleiche Größe und Designsprache auf wie z. B. die Fusionbox aus gleichem Hause: Zehn hochwertige stufenlose Potis mit griffigen Moog-artigen Knöpfen in vier verschiedenen Größen, vier Status-LEDs, zwei Kippschalter und ein Tap Tempo-Button.
Die Acidbox III verzichtet auf vordergründige optische Effekthascherei und macht gerade dadurch einen professionellen, strengen und auch leicht sinisteren Eindruck. Geräte, die fluffig klingen, sehen anders aus.
Auf der rechten Seite thront ganz oben der enorm große Cutoff-Regler.  Den kann man nicht verfehlen und will das auch gar nicht, denn er liegt super in der Hand und es ist eine wahre Freude, damit am Sound herumzuschrauben. Darunter befinden sich zwei jeweils etwas kleinere Regler für Resonanz und das Modulationslevel sowie ganz unten en kleiner Regler für die Eingangslautstärke. 
Rundgang: Die Erica Synths Acidbox III mal von allen Seiten betrachtet. (Fotos: Mijk van Dijk)
Fotostrecke: 5 Bilder Erica Synths Acidbox III von links vorne
In gleicher kleiner Größe geht es auf der linken Seite weiter, die ganz im Zeichen der Modulation steht. Der Wave Regler gleitet durch die verschiedensten Wellenformen wie Sinus, Sägezahn aufsteigend und absteigend, Rechteck, Random positiv und invertiert sowie das bei verrückten Klangwissenschaftlern immer noch beliebte Sample & Hold.
Die LFO Rate kann in ihrer Geschwindigkeit geregelt werden, eine rote LED gibt flackernd Auskunft über das Tempo, das mittels des Divide/Mult-Regler ebenfalls bis zu viermal geteilt oder multipliziert werden kann. Ob es dann wabbert oder nicht, entscheidet der Depth-Regler, ist er auf Linksstellung, nimmt der LFO keinen Einfluss.
Als zweite Modulationsquelle steht ein Hüllkurvenfolgegenerator zur Verfügung. Hier lässt sich die Follow Rate regeln, die Modulationstiefe kann positiv oder invertiert eingestellt werden, in Mittelstellung bleibt sie unberührt.
Tap-Tempo schließlich erlaubt das rhythmische Eintappen der Geschwindigkeit. Eine Synchronisation via MIDI oder gar Ableton Link ist nicht vorgesehen. Entweder muss frei moduliert oder per Triggersignal über CTRL in synchronisiert werden.

Unser Test in Kooperation mit Telekom Electronic Beats

Gerade unter dem Aspekt der Aktualität ud Affinität zu angesagten Produkten in der Szene, kooperiert Bonedo mit Telekom Electronic Beats. In unserem Doppelfeature beleuchtet auch der Hamburger Produzent STIMMING die aktuelle Erica Synths Acidbox III aus seiner Perspektive.
Seht hier die Beurteilung des Hamburger Produzenten STIMMING, der die Acidbox III für Telekom Electronic Beats und Bonedo in seiner Video-Review detailliert beleuchtet.

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Praxis

Ich habe die Acidbox III, noch nicht ausgepackt, gleich zu einer Live-Jam-Session in den Club mitgenommen und direkt einen Korg Kaossilator durchgejagt. Eine tolle Sache. Nach wenigen Minuten hat man das Gerät gecheckt und erfreut sich an den Möglichkeiten. Im Gegensatz zur recht schwer zähmbaren Fusionbox reagiert die Acidbox III absolut kontrolliert und vorhersehbar und liefert aus dem Stand überzeugende Ergebnisse.
Bei voll aufgedrehtem Cutoff-und voll runtergedrehtem Resonanzregler läuft der Sound unbeeinflusst durch, so als wäre die Acidbox III Bypass geschaltet. Dreht man die Resonanz bei unbeschnittener Cutoff-Frequenz voll rein, zwiebelt es rhythmisch, ansonsten bleibt der Sound immer noch fast unbeeinflusst.
In seiner Video-Review für Telekom Electronic Beats und Bonedo, bemerkt auch der Hamburger Produzent STIMMING, dass die Acidbox III einen „leichten Sparkle“ in den Höhen hinzufügt, was für ein analoges Gerät auf einen hohen Frequenzgang schließen lässt. Dieser Erkenntnis schließe ich mich an, denn tatsächlich fallen ganz leichte, silbrige Resonanzen am oberen Ende des Frequenzspektrums positiv auf.
Das ändert sich allerdings drastisch, wenn die Cutoff-Frequenz verringert wird. Bei weit aufgedrehter Resonanz ab ca. zwei bis drei Uhr Stellung oszilliert die Acidbox III selbst und erzeugt die passende akustische Untermalung für Fünfziger Jahre-Science-Fiction-Laboratorien. Per LFO-Geschwindigkeit wird das Geblubber beschleunigt oder verlangsamt. Per Cutoff wird dem zwitschernden Treiben dann auch tiefere Tonalität beigemengt. Das alles wie gesagt noch ohne jeglichen Audio-Input, die Acidbox III dreht quasi frei.
Bunte Kabel wirken bei der pechschwarzen Acidbox III fast schon zu fröhlich. (Foto: Mijk van Dijk)
Bunte Kabel wirken bei der pechschwarzen Acidbox III fast schon zu fröhlich. (Foto: Mijk van Dijk)
Um den stehenden Resonanzton lebendiger zu machen noch rasch das Modulationslevel und die LFO-Tiefe anheben und schon pulsiert die Acidbox III je nach angewählter LFO-Wellenform mal knackig, mal behäbig, mal chaotisch. Der Wave-Anwahlschalter ist zwar selbst stufenlos, doch die Schritte zwischen den einzelnen Waves werden natürlich nicht gemorphed, sondern sind klar vernehmbar. In einer Livesituation klingt das nicht besondern elegant, wie die Audiobeispiele zeigen.
Als nächstes moduliere ich weißes Rauschen aus dem Freeware VST Synth TAL.-Elek7ro. Hier packen die LFOs sehr schön zu und nach ein wenig Schrauberei habe ich bereits einen pulsierenden Loop, den man wunderbar gesampelt unter jedweden Techno-Beat legen könnte. Möchte man es brachial, taugt der Tiefpassfilter besser, für filigranere Resultate bietet sich der Bandpassfilter an.
Sieben Wellenformen stehen dem LFO zur Verfügung. (Foto: Mijk van Dijk)
Sieben Wellenformen stehen dem LFO zur Verfügung. (Foto: Mijk van Dijk)
Aber die Acidbox III kann nicht nur böse.  Starre unmodulierte Pads erlangen interessante Strukturen, weil die Acidbox III sowohl megaschnell als auch faultierlangsam modulieren kann. Mit rhythmischem Material ist der LFO ungesynced nicht so ergiebig, das klingt dann manchmal gar so, als würde zwei Platten asynchron laufen. Hier lohnt der Envelope Follower. Je nach Intensität und Plus-oder-Minus-Stellung des Hüllkurvenverfolgertiefe pumpt oder schmatzt der Beat, dass es eine wahre Freude ist.
Auch eher schlichte Bass-Sounds klingen mit dem Envelope-Follower plötzlich wie fetter Funk. Eine weitere Spezialität ist die leichte Manipulation des Stereobildes, dass die Acidbox III erzeugt. Nicht so krass wie die Fusionbox, die ein zartes unschuldiges Monosignal brachial zu einem PA-fressenden Monster aufblasen kann, aber mit dem gewissen Mojo.

Feedback

Wer die Acidbox III nur mono betreibt, sollte unbedingt die Feedback-Optionen auschecken. Dazu wird das Signal aus dem rechten Audioausgang in den CTRL in gesteckt. Wagemutige User kriegen hier richtig dreckige Sounds hin. Natürlich in glorious mono, der rechte Ausgang dient ja als Carrier für den CTRL In.
Der rückseitige Gainregler war bei all meinen Experimenten stets auf Minimalstellung ganz nach links gedreht. Wird er hochgezogen, erhält man einerseits herrlich verzerrt-komprimierten Overdrive-Sound, leider aber nur auf dem linken Ausgangssignal. Kann man mono im Studio für krasse Effektsounds sicher gut nutzen, für den Stereobetrieb auf der Bühne erschien es mir jedoch ungeeignet. Auch das Anpassen der Lautstärke meines E-Bass war Feinarbeit, wenn man den Sound klar und unverzerrt reinschicken möchte.
Erica Synths Acidbox III. Der Gainregler befindet sich auf der Rückseite. (Foto: Mijk van Dijk)
Erica Synths Acidbox III. Der Gainregler befindet sich auf der Rückseite. (Foto: Mijk van Dijk)

Wieso, weshalb, warum?

Der Einsatzmöglichkeiten gibt es viele. Produzenten, die „in-the-box“ produzieren, erhalten mit der Acidbox III einen markanten und effektiven Filter, der dank Stereoeingang mit kompletten Submixes gefüttert werden und direkt wiederaufgenommen werden kann. Vor allem der Envelope Follower bewährt sich ganz hervorragend auf Beats jeglicher Art, die plötzlich ein reges Eigenleben entwickeln. Live-Acts freuen sich über die vielen direkten Zugriffsmöglichkeiten und den immer kontrollierbaren Sound.
Und auch E-Bassisten und-Gitarristen sollten das Teil einmal ausprobieren. Der Envelope-Follower moduliert Bassläufe sehr schön und dank dem CTRL In lassen sich auch Expression Pedale anschließen und die Acidbox III mutiert zu einem veritablen Wah-Pedal.
Und nicht zuletzt für DJs ist es ein Actionfilter, dass sich wohltuend von den in Mixern verbauten Filtern abhebt, ob digital oder analog. Mit dem LFO kann man herumspielen und die bekannten Wobble-Effekte machen. Noch schöner passt aber der Envelope Follower zu rhythmischem Material, weil dadurch die Beats richtig schön pumpen.

Erica Synths Acidbox III Audiobeispiele. (Loops und Tweaks produziert und ausgeführt von Mijk van Dijk)

Audio Samples
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Kein Input, Resonanz, kein Cutoff, Depth und Modulation voll Kein Input, Resonanz und Cutoff, Depth und Modulation voll Noise Input, Cutoff, Resonanz und LFO Noise Input mit Feedback in CTRL in FM8-Pad mit Cutoff, Resonanz und LFO 909-Beat mit ungesyntem LFO 909-Beat mit Envelope Follower Linn-Beat mit Envelope Follower Synthbass mit Envelope Follower E-Bass mit Envelope Follower
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Fazit

Erica Synths hat die Acidbox in der dritten Generation endlich stereofähig gemacht und trifft damit voll ins Schwarze. Nun kann sie auf alle Arten von Signalen angewendet werden: Zum Aufbrezeln von schlappen Synths, als charakterstarker Filter in der Subgruppe oder auch als Spezialeffekt in der DJ-Booth. Obendrein können Gitarristen und Bassisten ihre Instrumente anschließen und dem Funk frönen, den der Envelope Follower auf das Eingangssignal prägt. Die Acidbox III kann auch warm klingen, aber wer einen wohlig weichen Filter sucht, sollte sich anderweitig umschauen. Die Acidbox III klingt selbstbewusst anders und liefert sofort inspirierende Resultate. Kaufempfehlung!
PRO 
Einzigartiger Sound
Kraftvolle Filtersektion
Flexible LFO-Sektion
Envelope Follower
CTRL in für Modulationen
Stereo-Eingang
Filterdesign des Polivoks Synthesizers
Robustes Metallgehäuse
Haptisch sehr angenehme Potentiometer
CONTRA
Keine Overload-LED-Anzeige
Die Acidbox III klingt selbstbewusst anders und liefert sofort inspirierende Resultate. (Foto: Mijk van Dijk)
Die Acidbox III klingt selbstbewusst anders und liefert sofort inspirierende Resultate. (Foto: Mijk van Dijk)

FEATURES
Stereo Lowpass/Bandpass VCF im Desktop-Gehäuse 
Basierend auf dem Polivoks VCF
Programmierbare Operationsverstärker
Overdrive-Schaltung
Per Trigger synchronisierbarer LFO mit 7 Wellenformen
Tap Tempo-Taster
Hüllkurvenverfolger (Envelope Follower)
Master-Modulationssteuerung
Manuelle und CV-Steuerung über Cutoff-Frequenz
Konfigurierbarer Eingang für Fußschalter, Expressionpedal und externe LFO/Cutoff-Steuerung
Inkl. Netzteil (110 – 220V)
Abmessungen (B x T x H): 185 x 140 x 55 mm
Gewicht: 0,7 kg

PREIS
Ca. 459 € (Straßenpreis, Stand 23.12.2017)

Weitere Information zu Erica Synths Acidbox III gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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