ESI MoCo Test

Die in Deutschland gegründete Firma ESI Audiotechnik spezialisiert sich seit 2004 auf preiswerte Studiohelfer wie beispielsweise Audiointerfaces, MIDI-Zubehör und diverse Nahfeldmonitore

ESI_MoCo_B01_Aufmacher

. Ergänzend zur letztgenannten Produktkategorie ist neuerdings auch ein Monitorcontroller des heimischen Herstellers, der wie viele andere Mitbewerber in Fernost fertigen lässt, im Handel erhältlich.
Beim MoCo (hm, wie kommen die bloß auf diesen Namen?) handelt es sich um einen passiven Monitorcontroller, der gänzlich ohne Spannungsversorgung auskommt und somit auf Features wie einen integrierten Kopfhörerverstärker oder beleuchtete Bedienelemente verzichtet. Die passive, also verstärkerlose Bauweise verspricht eine hohe Klangneutralität. Was hat der MoCo denn außerdem zu bieten, um potenzielle Käufer anzulocken?

Details

Der erste Eindruck

Während direkte Konkurrenzprodukte durch die sichtbare Verwendung von Metallbauteilen augenscheinlich eine gewisse Professionalität, Langlebigkeit und Wertigkeit vermitteln, wirkt der MoCo mit seinem rot-schwarzen Plastikgehäuse tatsächlich etwas billig. Offenbar setzt der Hersteller eher auf die inneren Werte, auf jeden Fall harmoniert der ESI-Controller optisch hervorragend mit meinem „Reise-Keyboard“ von Korg, wie auf dem folgenden Foto zu erkennen ist:

Partnerlook
Partnerlook

Anschlüsse

Sämtliche Ein- und Ausgänge des MoCo befinden sich auf der Geräterückseite. Sowohl In- als auch Outputs sind jeweils in Gruppe A und B aufgeteilt. Input A besteht aus zwei 6,35mm-Klinkenbuchsen und ist symmetrisch ausgeführt, wogegen Input B mit zwei unsymmetrischen Cinchbuchsen und einem zusätzlichen Stereo-3,5mm-Klinkeneingang versehen ist. Beide Anschlüsse von Input B lassen sich bei Bedarf gleichzeitig betreiben, wobei mir hierfür spontan keine zwingende Praxisanwendung einfällt.
Mit Ausnahme des unsymmetrischen Stereo-3,5mm-Klinkenausgangs (Output B) sind alle Ausgänge des ESI MoCo symmetrisch. Output A ist als XLR-Buchsenpaar ausgeführt, während Output B ein zusätzliches 6,3mm-Klinkenpärchen bietet. Alle physikalischen Ausgänge des Monitorcontrollers lassen sich bei Bedarf gleichzeitig betreiben.

Rückseitige Anschlüsse
Rückseitige Anschlüsse

Features

Neben der zentralen Hauptfunktion, der Lautstärkeregelung per Poti, finden sich sechs Buttons auf der Bedienoberfläche des MoCo. Neben der Anwahl sowie dem Umschalten der Ein- und Ausgänge findet sich ein Muteschalter zum Stummschalten der Ausgänge, ein L/R-Umschalter sowie die Möglichkeit, das Ausgangssignal mono abzuhören. Während, wie ich bereits erwähnte, Output A und B parallel nutzbar sind, muss man sich bei der Wahl des Eingangssignals zwischen Input A und B entscheiden (Input-A/B-Schalter). Mit dieser Ausstattung ist der ESI MoCo in seiner Preisklasse sehr gut aufgestellt, lediglich ein Dim-Schalter fehlt zum vollkommenen Glück, den finden wir in dieser Preiskategorie meines Wissens lediglich beim Mackie Big Knob Passive.

Fotostrecke: 2 Bilder Selbsterklärende Bedienelemente des MoCo

Praxis

Testbedingungen

Für diesen Test habe ich den ESI MoCo unter Verwendung diverser Kabel der Marken Vovox und Cordial in mein Studiosetup eingebunden und alle Stereoverbindungen mit „Kabelpärchen“ des gleichen Modells und gleicher Länge hergestellt. Zusätzlich zu Hörchecks mit meinen Monitoren (Neumann KH120 + Adam Sub8, Sony SRS-Z1, Prodipe TDC5) habe ich einige Audiobeispiele unter Verwendung eines UAD Apollo 8 aufgenommen. Alle Audiobeispiele, sowohl mit als auch ohne MoCo im Signalweg, sind auf gleiche Weise gewandelt worden (D/A, A/D).

Klang

Entsprechend der Marketingaussagen des Herstellers ist keine Klangfärbung durch den MoCo ausmachen und ich kann dem vorliegenden Testgerät eine natürliche und transparente Frequenzwiedergabe in allen praxisrelevanten Stellungen des Potis bescheinigen. Die Achillesferse vieler Stereopotentiometer ist der Gleichlauf von linkem und rechten Kanal, welcher bei Musiksignalen spontan gar nicht so leicht auszumachen ist, aber zu einer fehlerhaften Beurteilung des Stereopanoramas bei unterschiedlichen Abhörlautstärken führen kann. Die folgende Aufnahme mit dem MoCo im Signalweg offenbart (zumindest per Pegelanzeige), dass beim Testobjekt ein steigender Pegelunterschied zwischen linkem und rechtem Kanal bei Reduzierung der Lautstärke über den Poti vorliegt.

Audio Samples
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White Noise Fade-Out

Die Differenz beider Kanäle steigert sich von marginalen 0,1 dB über etwa 0,5 dB (bei -12 dB Absenkung) bis hin zu 0,7 dB bei hoher Absenkung der Lautstärke. Damit steht der MoCo mit Sicherheit nicht alleine auf weiter Flur, auch der deutlich teurere SPL 2Control, mit dem ich normalerweise arbeite, ist nicht ganz frei von Schwankungen im Stereobild. Für eine Vielzahl Anwendungen sind derartige Abweichungen tolerierbar, bei sensiblen professionellen Einsatzszenarien wie Mix und Mastering sollte man sich derartiger Umstände aber bewusst sein und nötigenfalls deutlich tiefer ins Portemonnaie greifen.

Audio Samples
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Musik ohne MoCo Musik mit MoCo bei 0 dB

Störgeräusche

Mit Störgeräuschen meine ich nicht die Laute, die ein spezieller Fisch erzeugt, sondern eventuelle Artfakte, die das Gesamtbild wiedergabeseitig trüben könnten. In diesem Punkt liefert der MoCo solide ab! Die Anwahl von Ein- und Ausgängen sowie auch die Betätigung des Mute-Schalters bei anliegendem Signal erzeugt keinerlei Knackser. Weiterhin lässt sich der Monitorcontroller nicht von Mobiltelefonen aus der Ruhe bringen und auch das allgemeine Rauschverhalten ist akzeptabel, wenngleich der MoCo höheres Rauschen verursacht als mein SPL 2Control, welcher in Kombination mit meinen Neumann-Monitoren allerdings auch bemerkenswert still ist. Anderenfalls wäre mir das Rauschen, welches noch im tolerierbaren Bereich liegt, vielleicht gar nicht aufgefallen. Die folgenden Audiobeispiele dokumentieren den praktisch nicht wahrnehmbaren Crosstalk (ca. 70 dB Dämpfung) beider Stereokanäle nach folgender Sequenz: Signal Ch.A – Crosstalk Ch.B/0 dB – Signal Ch.A – Crosstalk Ch.B/+36 dB

Audio Samples
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Crosstalk links Crosstalk rechts

Die Dämpfung eines Sinustons (1 kHz) bei voll aufgedrehten Pegel des MoCo beträgt vernachlässigbare 0,3 dB – dieses Audiobeispiel erspare ich euch jetzt mal. 

Etwas kippelig, aber trotzdem ausreichend standfest: ESI MoCo
Etwas kippelig, aber trotzdem ausreichend standfest: ESI MoCo

Ergonomie

Aufgrund seiner kompakten Maße sollte es ein Leichtes sein, den MoCo zentral am Arbeitsplatz zu positionieren. An den Bedienelementen gibt es absolut nichts auszusetzen, wenn auch der perfekt dimensionierte Poti für meinen Geschmack einen Hauch mehr Widerstand hätte bieten können, was in diesem Fall aber eher Geschmackssache als ein wirklicher Kritikpunkt ist. Dank der vier Gummifüße an der Geräteunterseite rutscht der MoCo trotz seines nicht allzu hohen Gewichts (469 g) nicht weg, sobald man Hand anlegt – gut so! Der einzige Wermutstropfen ist ein leichtes Kippeln aufgrund der nicht ganz ebenen Unterseite, da hilft nur ein Bierdeckel wie beim Italiener um die Ecke oder eventuell weiteres Finetuning mit zusätzlichen Gummifüßen aus dem Baumarkt. Da das Gerät ohne Spannungsversorgung auskommt, gibt es keine beleuchteten Buttons, dessen sollte man sich bewusst sein. In einer dezent beleuchteten Arbeitsumgebung ist es tatsächlich etwas schwierig, den Status eines schwarzen Buttons auf der schwarzen Bedienoberfläche auszumachen. Ähnliches gilt für die Markierung des Potentiometers. Trotz der genannten Einschränkungen liefert der ESI MoCo auch in dieser Kategorie ein insgesamt solides Bild ab.

Fazit

Der ESI MoCo ist aufgrund seiner Features und seiner insgesamt zufriedenstellenden Wiedergabeeigenschaften eine echte Alternative im Marktsegment preiswerter, passiver Monitorcontroller. Wer einen Kopfhörerausgang vermisst, muss zu einem Konkurrenzprodukt mit zusätzlicher Spannungsversorgung greifen. Wer eine noch höhere Präzision im Stereogleichlauf benötigt, muss sich wahrscheinlich in einer anderen Preiskategorie umschauen. Wer aber einfach zum Musizieren/Programming eine zweckmäßige und bezahlbare Steuereinheit für Lautstärke und verschiedene In-/Outputs sucht, für den ist der ESI MoCo möglicherweise goldrichtig!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • zweckmäßige Ausstattung
  • symmetrische Ein- und Ausgänge (zusätzlich unsymmetrische Anschlüsse vorhanden)
  • klangneutral
  • preiswert
  • robustes und kompaktes Gehäuse
Contra
  • mäßiger Gleichlauf zwischen linkem und rechten Kanal
  • leichtes Grundrauschen
  • Gehäuse etwas „kippelig“
Artikelbild
ESI MoCo Test
Für 64,00€ bei
ESI_MoCo_B07_Aufsicht_vR
Features und Spezifikationen
  • Passiver Monitorcontroller
  • 2 symmetrische Monoeingänge mit 6,36mm-Klinkenbuchsen (Eingang A)
  • 2 unsymmetrische Cincheingänge (Eingang B)
  • 1 unsymmetrischer Stereo-3,5mm-Miniklinkeneingang (Eingang B)
  • 2 symmetrische XLR-Ausgänge (Ausgang A)
  • 2 symmetrische/unsymmetrische Monoausgänge mit 6,35mm-Klinkenbuchsen (Ausgang B)
  • 1 unsymmetrischer Stereo-3,5mm-Miniklinkenausgang (Ausgang B)
  • Lautstärke-Potentiometer für die passive Lautstärkeregelung
  • A/B-Umschalter zur Auswahl des Eingangs
  • L/R-Swap
  • Output A/B gleichzeitig aktivierbar (unabhängige A- und B-Taster)
  • Mono-Downmix
  • Muteschalter
  • Maße: 5,4 x 12,8 x 16,3 cm (H x B x T)
  • Gewicht: 469 g
  • Preis: € 79,– (Straßenpreis am 23.10.2017)
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