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Fostex TH-610 Test

Mittlerweile hat Fostex drei Modelle im Kopfhörerkatalog, die den Untertitel „Reference Premium Headphones“ führen. Alle drei Pärchen liegen in einem Preisbereich, der sich eher an eine Käuferschaft mit gehobenen Ansprüchen richten dürfte.

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Mit einer UVP von knapp über 700 Euro ist der uns hier vorliegende TH-610 das günstigste Exemplar und liegt damit jenseits des Machbaren für die meisten Projekt- und Heimstudios. Ob er jedoch lediglich die Ansprüche audiophiler Consumer befriedigt oder auch den hohen Anforderungen im High-End-Tonstudio genügen kann, wollen wir im Test herausstellen. 

Details

Allgemeines und Verarbeitung

Auch wenn die Preisgestaltung extravagant erscheint, kommt der Fostex-Kopfhörer äußerst unprätentiös verpackt daher. Ein ziemlich großer Pappkarton mit silbernem Schriftzug „Premium Reference Headphones“ und der Typenbezeichnung, innen gewöhnlicher Schaumstoff sind bis zum Auspacken das Zuhause des TH-610. Auch auf ein üppiges Zubehörpaket wurde hier verzichtet. So gibt es lediglich ein drei Meter langes Kabel im Textilmantel mit einem Achtelzoll-Klinkenstecker versehen, sowie eine kunstlederne Transporttasche als Packungsbeilage. Offensichtlich konzentriert man sich bei Fostex aufs Wesentliche – den Kopfhörer selbst. Und tatsächlich erscheint dieser schon rein von der Optik sehr gelungen. Das dunkle Schwarznuss-Holz der Ohrmuscheln ist ein direkter Blickfang. Die konsequent saubere Verarbeitung bestätigt im haptischen Test den visuellen Eindruck. Streicht man über das Edelholz, spürt man weder Grate noch raue Stellen. Auf glänzenden Klarlack wurde hier konsequent verzichtet, um dem Holz vollen Raum zu geben.

Durch und durch edel erscheint der Premium-Kopfhörer. Allerdings muss man dafür auch etwas tiefer in die Tasche greifen.
Durch und durch edel erscheint der Premium-Kopfhörer. Allerdings muss man dafür auch etwas tiefer in die Tasche greifen.

Die Fassungen der Muscheln bestehen aus mattschwarz lackiertem Aluminium, ebenso deren Halterungen und die Bügelfassung. Die Schienen zur Größenverstellung laufen angenehm weich, sind jedoch durch Rasterpunkte gegen eine selbstständige Verstellung geschützt. Die Drehgelenke bieten keinen Widerstand, sondern erlauben eine reibungslose Anpassung an den Kopf. Die Polster an Bügel und Ohren bestehen aus Protein-Leder, sie sind weich und anschmiegsam, sodass sie auch für längere Hörsessions gewappnet zu sein scheinen. 

Sämtliche Polster sind mit Protein-Leder umfasst. Das weiche Material lässt den Kopfhörer auch bei längeren Sessions nicht lästig erscheinen.
Sämtliche Polster sind mit Protein-Leder umfasst. Das weiche Material lässt den Kopfhörer auch bei längeren Sessions nicht lästig erscheinen.

Technik und Kennzahlen

Wie es sich für High-End-Kopfhörer gehört, verfügt auch der TH-610 über einen Frequenzgang, der weit über das Spektrum des menschlichen Gehörs hinausgeht. Fostex beziffert den Umfang auf 5 – 45000 Hertz. Ein dynamischer Treiber mit einer 50 Millimeter-Biodyna-Membran soll ebenjenes leisten. Für dessen Anschub sorgt ein Neodym-Magnet mit einer Flussdichte von einem Tesla. So kommt der Kopfhörer insgesamt auf eine Empfindlichkeit von 98 dB. Eine Impedanz von 25 Ohm verspricht auch an leistungsschwächeren Kopfhörerverstärkern einen stetig kräftigen Pegel. Mit einem Gewicht von 375 Gramm (ohne Kabel) ist der TH-610 sicher kein leichter Zeitgenosse, was sich unter Umständen nachteilig auf die Tragedauer auswirken könnte. Das Kabel besteht aus 7N-OFC-Kupfer, welches eine hohe Reinheit besitzt, wenig Sauerstoff bindet und daher eine besonders reine Übertragung der Signale bewerkstelligen soll. Das beiliegende herkömmliche Stereo-Kabel ist austauschbar gegen eine optional erhältliche symmetrische Ausführung mit 4-poligem XLR-Stecker. Die Verbindungen an Hörerseite sind herstellerspezifisch, sodass man bei der Wahl des Kabels auf Produkte der Marke Fostex angewiesen ist und nicht auf Kabel anderer Anbieter zurückgreifen kann.

Das Kabel ist wechselbar, aber Fostex verwendet ein eigenes Anschlussformat, sodass keine Kabel von anderen Herstellern verwendet werden können.
Das Kabel ist wechselbar, aber Fostex verwendet ein eigenes Anschlussformat, sodass keine Kabel von anderen Herstellern verwendet werden können.
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Praxis

Tragekomfort und Verwendungszweck

Trotz seines ordentlichen Gewichts sitzt der geschlossene Fostex TH-610 auch bei längeren Sessions nicht unangenehm auf dem Kopf. Die weichen Polster an Ohren und Bügel sowie ein ausgewogener Anpressdruck können die Last auch bei einer höheren Tragedauer gut abfedern. Die Ohrpolster sind angenehm geformt, umschließen das Ohr vollständig und sind am hinteren Kopf ein wenig größer als vorn, wodurch sich der Druck eher auf den Hinterkopf auswirkt, anstatt auf die etwas empfindlicheren Schläfen und Wangenknochen. Die geschlossene Bauweise ist gut ausgeführt, lässt allerdings mehr Schall nach innen als hinaus. Dieser Umstand macht den Kopfhörer gerade für Sänger in der Aufnahmekabine interessant. So ist es möglich, die eigene Stimme zu hören, ohne zu viel Pegel auf dem Kopfhörer zu benötigen. Die Mikrofone bleiben so weitgehend vom Übersprechen des Klicks und des Backing-Tracks verschont. Bei Mixing-Sessions ist es möglich, trotz Editing-Arbeiten mit dem Produzenten oder den Musikern zu kommunizieren. 

An Zubehör gibt es nur das Nötigste: Ein Anschlusskabel mit 6,3mm-Klinke und eine Transporttasche aus Kunstleder.
An Zubehör gibt es nur das Nötigste: Ein Anschlusskabel mit 6,3mm-Klinke und eine Transporttasche aus Kunstleder.

Klang

Wie die Verarbeitung des TH-610, so gestaltet sich auch sein Klang: kompromisslos sauber. Die Höhen sind äußerst fein aufgelöst und geben Hall-Effekten und Räumen den Volumenanteil, den sie tatsächlich brauchen, um realistisch zu wirken. Diese „gefühlte Freiheit“ ist eine Eigenschaft, die längst nicht alle Kopfhörer bieten – auch in höheren Preiskategorien. Der Eindruck reicht in diesem Punkt nah an den von Lautsprechern heran. Doch nicht nur die Obertöne werden präzise dargestellt, auch das Impulsverhalten verschafft dem Hörer eine sehr gute Transparenz und vermeidet erfolgreich Verdeckungseffekte durch schwammiges Ansprechverhalten. Besonders in den Tiefen können sich Bässe und Bass-Drums gut voneinander separieren. So werden „untighte“ Passagen schnell erkannt und können entsprechend angegangen werden. Ein beachtlicher Tiefgang ohne Überdimensionierung des Bassbereichs hilft dem Anwender dabei, das Low-End gut abzuschätzen. 

Die Polster sind am hinteren Ende etwas dicker als an der Vorderseite. Die größere Auflagefläche ist so am Hinterkopf, was dem Tragekomfort dienlich ist.
Die Polster sind am hinteren Ende etwas dicker als an der Vorderseite. Die größere Auflagefläche ist so am Hinterkopf, was dem Tragekomfort dienlich ist.

In den Mitten können sich Instrumente jeglicher Couleur behaupten und ihre klanglichen Eigenschaften voll ausspielen. Den Frequenzgang kann man guten Gewissens als ausgeglichen bezeichnen. Lediglich eine gefühlt leicht steigende Tendenz zu den Höhen hin lässt ihn knapp an der Linearität vorbeischrammen. Die Bühnendarstellung gestaltet sich differenziert. Das Panorama ist ausreichend weit, eine gewisse Tiefenwirkung ist vorhanden, jedoch steht der Hörer im Zentrum des Geschehens und alle Instrumente positionieren sich in einem flachen Oval um ihn herum. 

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Fazit

Obwohl der TH-610 auf Fostex’ Webauftritt in der Consumer-Abteilung gelistet ist, kann er sich durchaus auch im Pro-Audio-Bereich behaupten. Klanglich spielt er definitiv in den oberen Rängen mit und ist vielfältig einsetzbar. Der Komfort-Faktor ermöglicht auch eine längere Tragedauer. Editing-Sessions fließen so in einem Rutsch durch. Beim Mischen sollte er aufgrund der kopfhörertypischen Tiefenstaffelung nur zur Nachkontrolle verwendet werden. Eine edle und hochwertige Anmutung gepaart mit bester Verarbeitung machen ihn auch zum Hingucker für Produzenten- oder dem Label-Besuch im Studio. Aufgrund der Preisgestaltung wird man ihn in Heimstudios eher selten antreffen. Hier gibt es preisgünstigere Modelle, die Ähnliches zu leisten vermögen. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • ausgewogener Frequenzgang
  • hohe Detailtreue
  • Verarbeitung
  • bequem zu tragen
Contra
  • Preis
  • Tiefenstaffelung
Artikelbild
Fostex TH-610 Test
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Features und Spezifikationen
  • dynamisch, geschlossen
  • Konstruktion: ohrumschließend
  • Übertragungsbereich: 5 – 45.000 Hz
  • Nennimpedanz: 25 Ohm
  • Schalldruckpegel: 98 dB/mW
  • Kabellänge: 3 m
  • Gewicht ohne Kabel: 395 g
  • Lieferumfang: 6,3-mm-Klinkenkabel, Transporttasche
  • Preis: € 713,– (UVP)
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