ME Geithain RL 901K Test

Der heutige Kandidat ME Geithain RL 901K ist ein Studiomonitor. Die Durchführung dieser Tests gehören zu meinen Lieblingsaufgaben als bonedo-Testredakteur. Umso mehr freute ich mich deshalb auf den Besuch der 26. Tonmeistertagung in Leipzig, denn hier gab es viele interessante Marktteilnehmer nicht nur zu bestaunen, sondern auch zu belauschen. 

MEG_RL901K_1_Aufmacher


Da ich mich schon länger mental auf den Kauf neuer Studiomonitore vorbereitete, schien mir diese Gelegenheit besonders günstig. Besonders angetan hatte es mir dabei der Vorführraum von ME-Geithain, wurde dieser akustisch mit Abstand am aufwendigsten präpariert. Solch ein Aufwand weckte natürlich mein Interesse, und nach dem langwierigen Genuss von klassischer Musik rang ich mich auch durch, meinen iPod „anklemmen“ zu lassen. Auf einer HiFi-Messe hätte man mich wahrscheinlich gesteinigt, hier gab es aber keine Spur von falscher HiFi-Esoterik: „50 Cent – Candy Shop“ knacke-trocken. Wow, die Abhöre brauche ich, wo muss ich unterschreiben…!?
Ein halbes Jahr später kannte auch ich die ausweglose Situation, als Freiberufler einen Kleinkredit zu beantragen: Ein „besonderer“ Dank an dieser Stelle nochmals an die Sparkasse Leipzig – Effektiv 25% Zinsen, dafür könnte man in anderen Ländern im Gefängnis landen. Nichtsdestotrotz bin ich nun doch seit über einem Jahr stolzer Besitzer eines ME-Geithain RL901K Stereo-Setups, dem größten „Nahfeld“-Verkaufsschlager der sächsischen Manufaktur. Warum ich das getan habe und nichts bereue, erfahrt ihr hier!

DETAILS

Seit rund 20 Jahren fertigt man in Geithain wieder Lautsprecher für die kapitalistische Weltordnung, davor durfte im zwangsverstaatlichten VEB Geithain nur für die sozialistische Gemeinschaft getüftelt und geforscht werden. Hauptverantwortlich für alle Entwicklungen zeigt sich dabei der – immer noch aktive – Firmengründer Joachim Kiesler, der den Grundstein der Firma 1960, damals 18-jährig, legte. 
Anfangs mit Reparaturen von Fernseh- und Rundfunkempfängern beschäftigt, entwickelte er seine Elektronik-Kenntnisse ständig weiter. Vor allem mit seinen elektronischen Orgeln machte er sich einen Namen, aber auch im Westen erfreute man sich seiner Fähigkeiten: Der damalige Exportschlager, RFT BR-25 – heute übrigens längst kein Passiv-Lautsprecher Geheimtipp mehr –  war maßgeblich auf seine Entwicklungen zurückzuführen. 
1984 entwickelte Kiesler dann die RL900, den Vorläufer meines jetzigen Testexemplars, welcher qualitativ so seiner Zeit voraus war, dass sich der gesamte deutsche Rundfunk nach der Wende für seine Modelle und die neu formierte und orientierte Musikelectronic Geithain GmbH entschied. Doch genug Geschichte, jetzt geht es ans Eingemachte!

Fotostrecke: 2 Bilder Joachim Kiesler im firmeneigenen, 230 m³ großen, schalltoten Raum. Hier kann bis hinunter auf 20 Hz auf 1 dB genau nach DIN gemessen werden!

Die RL-901K ist ein aktiver Drei-Wege Koaxial-Lautsprecher mit der Richt-Charakteristik “Niere” und ist für Hördistanzen zwischen 2 und 4 Metern, sprich Kantenlänge im Stereo-Dreieck, konzipiert. Das überrascht insofern, da sich fast alle anderen Mitbewerber – wenn überhaupt – auf Angaben wie Near-, Mid- oder Farfield beschränken. Doch immer der Reihe nach!
Das „RL“ im Namen steht für Referenz-Regielautsprecher und legt einem nahe, dass es sich um ein neutrales Arbeitsgerät handelt, welches klanglich als auch optisch auf Schnörkeleien komplett verzichtet und sich Design-technisch am „Bauhaus Stil” orientiert: Form folgt Funktion.
Unter der Produktbezeichnung ME901KA gibt es zwar auch noch eine optisch-aufwendiger gestaltete Alternative, rein klanglich ist sie mit der RL901K aber gleich auf. Verschiedene andere Echtholzfurniere gibt es gegen Aufpreis.

Fotostrecke: 6 Bilder MEG RL-901K im klassischen “Esche furniert schwarz “.

Stellt sich nur noch die Frage, für was das „K“ im Produktnamen steht. Und hier die spektakuläre Erklärung: Kardioide, im Tontechniker-Deutsch auch gerne “Niere” genannt. Das kennen wir doch von der Richtwirkung von Mikrofonen, aber was hat das bitte mit einem Lautsprecher zu tun…? Eine ganze Menge, denn dieser Lautsprecher strahlt effektiv nach hinten bedeutend weniger Bass (bis zu 10 dB) als nach vorne ab, was zur Folge hat, dass Raummoden weniger angeregt werden und somit Reflexionen weniger kritisch ausfallen. Im Praxisteil werde ich noch einmal genauer darauf eingehen, für hier soll erst mal folgende Erklärung genügen: Weniger Bass nach hinten, gleich mehr Bass vorne! Klingt komisch, ist aber so, denn ein Lautsprecher alleine macht noch keinen Klang, es ist immer das Wechselspiel Raum-Lautsprecher, was uns die Physik lehrt.

Fotostrecke: 2 Bilder Eine Herzkurve (Kardioide), von Tontechnikern auch liebevoll Niere genannt.

Apropos Physik: Sehr viele Lehrbücher sind übrigens noch immer der Meinung, dass dieses, hier angewandte, Wirkungsprinzip rein technisch gar nicht zu realisieren ist. Ist es auch nicht, wenn man die zugrunde liegende Phasendrehung mittels Laufzeitunterschieden zu realisieren versucht. MEG hat aber einen Umweg über die Schallschnellen-Veränderung gefunden, die eben diese „Phasendrehung“ ermöglicht. Physik, die rockt!
Die Austrittsöffnungen für den „Bassdreher“ befinden sich dabei auf der Rückseite und sollten nicht mit einem Bassreflex-Gehäuse verwechselt werden. Zwischen den mit akustischen Strömungswiederständen abgeschlossenen Kammern wiederum findet sich die ausschwenkbare Verstärker-Elektronik. Ohne auf die genauen Hintergründe detaillierter eingehen zu wollen, sei an dieser Stelle noch kurz erwähnt, dass sich das Nieren-Prinzip nur mit einer aktiven Box realisieren lässt.

RL901KRueckseite2

Um die Bässe möglichst verzerrungsfrei wiedergeben zu können, sollte eine Membran nur so wenig wie möglich ausgelenkt werden. Deshalb kommt in der 901 auch ein mächtiger 400 mm Langhub-Konus-Tieftöner zum Einsatz, der von Hand in der Manufaktur aus Papier gefertigt wird.
“Papier!?”, mag sich der ein oder andere jetzt vielleicht verdutzt fragen, “gibt es da nicht etwas Moderneres?”. Gibt es schon, aber mit keinem anderen Material erzeugt man in dieser Leistungsklasse eine so hohe Steifheit, bei gleichzeitig geringem Gewicht und exakt kontrollierbarer Fehlertoleranz. Extrem wichtig für die hohe Impulstreue der Box. Kevlar, Karbon und Keramik passen eh viel besser zu tiefergelegten VW Golfs.

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Aus solch einer Größe der Membran resultiert natürlich auch ein gewisses Mindestmaß für das Esche-schwarz furnierte MDF-Gehäuse, welches, bemessen am Tieftöner, mit 55 x 50 x 43 cm Gesamtgröße dennoch „relativ“ knapp ausfällt.
Entsprechend geizt der MDF-Bolide auch nicht mit Eigengewicht und bringt ganze 48 kg auf die Waage – pro Stück und ohne Stativ versteht sich. Die, mit Stativ bis zu 155 cm hohen, Lautsprecher zum Staubsaugen mal eben so wegzuschieben ist ohne das optionale Rollstativ für die normale Hausfrau eher ein Ding der Unmöglichkeit, es sei denn, es handelt sich um eine russische Ex-Gewichtheberin.
Eine weitere Besonderheit des Lautsprechers ist die koaxial angeordnete Mitten- und Hochton-Einheit, welche dem physikalischen Ideal eines Punktstrahlers in der Praxis wohl am Nächsten kommt. Eine herkömmliche, in der y-Achse versetzte, Anordnung der zwei bzw. drei Wege eines “konventionellen” Lautsprechers erfordert nämliche einiges an Kreativität des Ohres, um aus diesen separaten Schallereignissen “im Kopf” wieder den Punktschall einer Stimme zu rekonstruieren. Unser Gehirn ist zwar prinzipiell dazu in der Lage, dennoch merkt man bei langfristiger Benutzung wirklich schnell, wie viel “Arbeit” einem das Koaxialprinzip der 901 abnimmt – gerade wenn man lange und konzentriert “abhört”. Für untrainierte Ohren ist deshalb der erste Kontakt mit einer Geithain ein echtes “Aha”-Erlebnis, was sich vor allem bei “Klang-Laien” feststellen lässt.

MEG_RL901K_7c_Koax3

Doch zurück zu den Fakten: Der Mittentöner ist natürlich auch aus Papier gefertigt. Er wurde in der aufgesetzten, schwingungsfreien Mittelplatte verbaut und befindet sich unterhalb des Hochtöners. Ohne ein angeschlossenes Volumen, aber ähnlich dem Basstreiber mit Nieren-Richtcharakteristik ausgestattet, bildet der 120mm große Mitteltöner sozusagen das “Herzstück” der Koaxialeinheit und vermeidet so Gehäuse-Resonanzen bzw. rückseitige Reflexionen mit dem Tieftöner.
Der Hochtöner besteht natürlich nicht aus Papier und koppelt seine Schwingungen mittels einer beschichteten 25mm Weichaluminium-Kalotte an die Umgebungsluft. Aus Gründen der Phasenkorrektur im oberem Frequenzbereich wurde der Hochtöner mit einem Frequenz-selektiven Diffusor ausgestattet, welcher hinter dem Schutzgitter recht gut zu erkennen ist und einem “Auge” ähnelt.

MEG_RL901K_8_Hochtoener

Diese drei Wege werden selbstverständlich auch von drei unabhängigen Verstärkerstufen „befeuert“, die zwar auf dem Datenblatt nicht sonderlich spektakulär wirken, in „echt“ aber genug Leistung bieten, um garantierte Schwerhörigkeit zu verursachen. Für die Faktenfreaks hier die Details: 180 W für den Basstreiber, 100 W für den Mitteltöner und 100 W für den Hochtöner, alles jeweils an 4 Ohm. Damit lassen sich Material-abhängig, runde 120 dB Schalldruck in einem Meter Abstand erzeugen. Alle Achtung!
Übersteuerungen visualisiert die Geithain übrigens mit einer rot blinkenden LED, die man aber im Normalbetrieb eher selten bis gar nicht zu sehen bekommt. Im störungsfreien Zustand zeigt sie grün. So einfach kann das sein, kein blaues “Sync-Lost” Blinken oder Ähnliches…
Der Verzicht auf digitale Technik bei ME-Geithain hat übrigens Nichts mit dem Irrglauben zu tun, dass Digital schlechter sei als Analog. Vielmehr liegt die Ursache in der hervorragenden Nachhaltigkeit begründet, die analoge Technik – richtig angewandt – eben bietet: Ob man einen bestimmten, “defekten” DSP in 15 Jahren noch einmal nachbestellt bekommt, ist hochgradig ungewiss, an ein Sterben von Kondensatoren und Spulen glaube ich hingegen weniger. Betrachtet man solch eine Anschaffung also langfristig – was man auch tunlichst sollte – liegen die Vorteile klar auf der Hand.
Ganz professionell zeigen sich die Filter “nicht”. Sie verstecken sich im Inneren und werden auch im Handbuch nicht direkt erklärt, denn die “Unwissenden” könnten diese Details eher mehr verwirren als nutzen. Ohnehin kommen alle Geithains “flat” aus dem Werk, was im Normalfall auch ausreichend ist, wie wir im Praxisteil sehen werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Leiterplatte mit Stellschrauben: An den Kalibrierungsschrauben im Inneren sollte man wirklich nicht herumdrehen, das überlasst man lieber den Fachleuten von ME-Geithain und ihrem schalltoten Raum.

Schauen wir uns noch schnell die Anschlussmöglichkeiten der 901 an, die relativ unspektakulär ausfallen: Einmal Strom in 230V Kaltgeräteausführung nebst Sicherung und Schalter sowie ein sym. XLR-Eingang und Pegelsteller – das war es.
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass es zu den 901 noch verschiedene Stative mit unterschiedlichen Höhen gibt, die eine einwandfreie Positionierung der Speaker gewährleisten sowie, dass die Lautsprecher mit ausklappbaren Tragegriffen ausgestattet sind. Letztere sind bei einem Gewicht von 48kg auch dringendst angeraten. Eine magnetische Streufeld-Kompensation ist optional erhältlich. 

Mein Exemplar ist etwas älter, noch deutsch beschriftet und auch noch im Besitz eines Ground-Lift-Schalters. Die Endstufen hier werden schön warm und sparen Heizkosten :-)
Mein Exemplar ist etwas älter, noch deutsch beschriftet und auch noch im Besitz eines Ground-Lift-Schalters. Die Endstufen hier werden schön warm und sparen Heizkosten 🙂

PRAXIS

Viele Anschlüsse bietet die Geithain nicht, deswegen ist sie auch sehr schnell verkabelt. Strom rein, XLR rein – fertig. Das Rücken, Hören und Anpassen an den Hörraum erfordert allerdings schon etwas mehr Mühe und für das letzte Fünkchen auch entsprechendes Mess-Equipment, sprich einen möglichst lineare Signalkette aus Mess-Mikro, Preamp, Wandler und Software.  
Das sollte man übrigens mit jedem Lautsprecher tun, wenn man den akustischen Auswirkungen mehr Beachtung schenkt als den optischen Veränderungen. Zugegebenermaßen lohnt sich das teure Mess-Equipment nicht für jeden, allerdings kann man auch bereits mit einem preiswerten Mikro (ca. 50 EUR) und entsprechender Shareware-Software (PC: ARTA, MAC: FuzzMeasure) erste Gehversuche wagen. 
Ein seriöser Händler sollte einen entsprechend darüber informieren und mögliche, folgende Akustik-Maßnahmen nicht verschweigen und sie gegebenenfalls auch anbieten können bzw. über die entsprechenden Kontakte verfügen. Denn auch eine Geithain klingt in einem “akustisch-katastrophalen” Raum nicht wirklich optimal. Und das obwohl sie von Haus aus “linear” ausgeliefert wird und durch ihre Nieren-Richtwirkung den Raum so wenig wie möglich anzuregen versucht.

Doch sollte der Einfluss des Raumes auf das Klangerlebnis zu stark werden, so können die “versteckten” Korrekturfilter bemüht werden, die weit über das “Mehr Bass – Mehr Höhen – und das war’s” semi-professioneller Monitore hinausgehen. Um ein versehentliches Verstellen oder die Bedienung durch “nicht autorisiertes Personal” auszuschließen, ist dieses Filternetzwerk aber nur über die aufzuschraubende Rückwand zu erreichen. 
Man spricht in diesem Fall auch von Ortsanpassungsfiltern und nicht etwa von einem EQ. Obwohl manches Pult sicherlich froh wäre, über solch einen umfangreichen “Entzerrer” zu verfügen. Die Korrekturfilter bieten wirklich praxisorientierte Features, die man allerdings nur bemühen sollte, wenn man wirklich weiß, was man tut und, wie bereits angesprochen, über passendes Kalibrierungsequipment verfügt. Ansonsten fragt man lieber jemanden, der sich damit “wirklich” auskennt und bezahlt ihn anschließend auch dafür. Den Fachmann sollte man am besten auch schon vor dem Kauf zu Rate ziehen, da die wichtigsten Entzerrungen eines Raumes sowieso über akustische Maßnahmen (Absorber, Diffusoren, etc.) und nicht über elektronische Filter getroffen werden sollten, seien sie nun digital oder analog.
Die oftmals problematische “zu Wand-nahe” Aufstellung von Lautsprechern wird, bedingt durch die Nieren-Richtcharakteristik der 901, bedeutend unkritischer, denn wo weniger Wellen nach hinten gelangen, können diese auch nur weniger reflektiert werden und am Abhörpunkt somit auch nur weniger “auslöschen”. So einfach ist das.

Auf die Bündelung und den Übertragungsverlauf in gewissen Hörabständen wird bei ME-Geithain übrigens generell sehr viel Wert gelegt, um die Vergleichbarkeit des Klangeindrucks über alle Monitormodelle gleich zu halten. Natürlich fehlt es den kleineren Modellen an Tiefgang und Pegel, dennoch überzeugen auch sie in ihren empfohlenen Hörabständen mit einem sehr-ähnlichen, äußerst neutralen und unaufgeregten Klangbild. Das ist vor allem für Rundfunkanstalten sehr wichtig, da sie sich im Ü-Wagen auf den gleichen Klang wie im großen Studio verlassen können müssen.

In “normal-kritischen” Räumen sind die deutlichsten Verzeichnungen im Bass-Bereich zu suchen (Stichwort Raummoden bzw. “stehende” Wellen), hier kann mit dem eingebauten 30 Hz Glocken-Filter (Im Bild: P4) und dem bei 300 Hz einsetzenden Low-Shelf (Im Bild: P3) schon sehr effektiv kompensiert werden. Es wird hier in der Regel rausgedreht statt reingedreht, denn die lineare Leistung der Geithain liegt schon von Haus aus über einen sehr großen Frequenzbereich an. Ursachen für Einbrüche im Übertragungsverlauf sind deshalb nur in der Raumakustik zu suchen. Durch Reflexion an Decke, Fußboden und Konsole kommt es zu Laufzeitunterschieden im Signal, was in gewissen Frequenzbereichen eben zur Phasendrehung – und damit zu Auslöschungen – führt. 
In Geithain setzt man deshalb auf einen weiteres semi-parametrisches Filter (P1; 90 bis 150 Hz), das mit Einsatzfrequenz und Gain (P2) auf den “unterbetonten” Problembereich angesetzt werden kann. Durch Arbeitsbereichsüberlagerungen muss man natürlich auch die Wirkung des Low-Shelfs mit berücksichtigen.
Zu guter Letzt bietet uns Poti 5 einen High-Shelf, der bei 3,5 kHz ansetzt, um überdämpfte bzw. stark hallende Räume zu kompensieren, was allerdings durch die Bündelung der 901 (etwa 90° horizontal und vertikal) eher selten zu bemühen ist und im Falle schlechter Nachhallzeiten auch nichts bringt.
Generell ist zu sagen, dass die 901 derart neutral ist, dass es bei qualitativ mittelmäßigen Aufnahmen/Produktionen schwer wird, etwas von Klanggenuss berichten zu können: “Wo kein Gold, da nix glänzt”. Gleichzeitig war dies aber auch Hauptargument für mich, denn wenn ein Mix auf der 901 wirklich gut klingt, dann ist er auch “perfekt”. Anhand einiger ausgewählter Musikstücke möchte ich deshalb die Klangeindrücke schildern, die mir in Verbindung mit meiner Abhöre besonders aufgefallen sind:
The Libertines – The Man who would be king
Sehr gute Trennung und Stereoauflösung, das harte Panning der Gitarren ist wunderbar nachvollziehbar. Bei geringen Lautstärken wirkt der Song sehr poppig, alles ist sehr gut verständlich, die Gitarren treten in den Hintergrund, die Stimme ist sehr deutlich, und auch der Bass ist schön subtil wahrnehmbar. Bei höherem Pegel werden die Gitarren rockiger und es wird deutlich, dass es sich um einen “Vocals-Up”-Mix handelt, radiotauglich eben. Ich persönlich hätte die Vocals ein wenig mehr de-essed.
Marilyn Manson – Evidence
Im Direktvergleich zu ” The Man who would be king” auf gleichem Pegel eine deutliche Ansage. Ich stelle leichtes Blinzeln meinerseits im Takt der Snare fest, die sehr ” in your face” geht. Auch die Toms im Intro ließen mich im Regiestuhl erschüttern. Farfield-Feeling! Der Refrain ist extrem laut und dicht. Ich wage mich in die Vollaussteuerung. Mein Pegelmesser zeigt 110 dB C/Slow in 2,20m Stereobasisbreite. 2dB mehr und die Schutzschaltung schaltete die Speaker ab, bis dahin blieb die Wiedergabe allerdings verzerrungsfrei, soweit man dieser Musikrichtung dieses Attribut überhaupt zuschreiben darf.
50 Cent – Candy Shop
Die Kick variiert zwischen knacke-trockenem Impuls und langem, tiefem Decay. Ist der Abhörraum in Ordnung, sollte hier nichts dröhnen. Bei mir kommt Club-Feeling auf. Über den recht lauten Vocals schweben die Sample-Strings, völlig unbeeindruckt vom Bassfundament, welches keinerlei Wünsche nach einem Subwoofer in meiner ca. 42 qm großen Regie aufkommen lässt. Tiefgang zahlt sich eben aus, cutten kann man ja auch immer noch später. 🙂
Gaiser – Zebra Talk / Unstable Witness
Minus Minimal Techno (Minus90). Wie viel Spaß Nadelimpulse kombiniert mit den richtigen Delays und Räumen machen können, hört man hier sehr eindrucksvoll. Die Geithain lösen dies auch wunderbar auf. Die Räumlichkeit des Sound-FX ist genauso beeindruckend wie der unaufhaltsam schiebende Bass, der an sich gar nicht mal so tief geht, sondern vor allem dank der richtigen Flanken-Settings psychoakustisch gehörig in den Vordergrund tritt. Hab ich gerade schon wieder lauter gemacht!?

FAZIT

Was soll man zu diesem Monitor noch sagen? Wem es bis jetzt immer noch nicht aufgefallen ist, hier noch einmal die Zusammenfassung: Ich bin restlos begeistert! Ein Schnäppchen sind sie ganz gewiss nicht, vergleicht man sie allerdings mit anderen Speakern in dieser Preisklasse, muss man ihr einfach nur ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis aussprechen, wenn nicht sogar das beste Verhältnis im gesamten ME-Geithain Produkt-Portfolio überhaupt. Was Neutralität, Impulsfestigkeit und Ortungsgenauigkeit anbelangt, ist die ME-Geithain RL901K meiner Einschätzung nach konkurrenzlos. Die Leistungsreserven sind bei anderen Speakern vielleicht höher, diese kosten dann aber auch ein Vielfaches – und wir reden hier dann über Preise von 12.000 bis 50.000 Euro pro Stück, das Loft oder das Studio mit 120 qm Abhörraum noch nicht mit inbegriffen, versteht sich…

Pro:
  • Neutralität
  • Ortungsgenauigkeit
  • Impulsfestigkeit
  • Gelassenheit
  • Preis/Leistung
  • Made in Germany
Contra:
  • kein Contra
MEG_RL901K_7a_Koax1
FEATURES:
  • Hauptregielautsprecher für große Audio-, Video- und Filmstudios
  • Übertragungsbereich: 25 Hz … 20 kHz ± 3 dB
  • Maximaler Schallpegel im Bereich von 100 Hz – 6 kHz: 116 – 122 dB / r = 1 m
  • Bündelungsmaß im Bereich von 200 Hz … 10 kHz: von 5 auf 10 dB steigend
  • Kalibrierung akustischer Ausgangspegel, gemessen bei PE = – 14 dBu: 89 dB / r = 1 m
  • Eigengeräuschschallpegel: ≤ 7 dB (A) / r = 1 m
  • Klirrdämpfung, gemessen bei 96 dB / r = 1 m im Bereich von 100 Hz … 10 kHz: ≥ 44 dB
  • Nenneingangspegel: + 6 dBu kalibrierbar
  • Eingangsimpedanz: ≥ 10 kOhm RC symmetrisch
  • Frequenzweiche, Übernahmefrequenzen: 550 Hz und 2,8 kHz
  • Eingangsbuchse: XLR 3F
  • Betriebsanzeige: LED auf Frontseite
  • Betriebsspannung: 230 Volt ~ ± 10 %; 50 … 60 Hz
  • Leistungsaufnahme: Max. 300 Watt bei Vollausteuerung
  • Netzanschluss: Euro-Kaltgerätedose
  • Arbeitstemperaturbereich: + 15°C … + 35°C
  • Lagertemperaturbereich: – 25°C … + 45°C
  • Relative Luftfeuchte: 45 … 75 %
  • Lautsprecherbestückung
  • Tiefton: 400 mm Konus
  • Mittelton: 125 mm Konus
  • Hochton: 25 mm Kalotte
  • Nennausgangsleistung der MOSFET-Endstufe:
  • Tiefton: 180 Watt an 4 Ohm
  • Mittelton: 100 Watt an 4 Ohm
  • Hochton: 100 Watt an 4 Ohm
  • Gehäuseausführung:
  • MDF Esche furniert schwarz; andere Furnierarten auf Anfrage
  • Magnetische Abschirmung: Optional
  • Gewicht: 48 kg
  • Abmessungen: 550 x 500 x 430 mm (H x B x T)
Preis:
  • pro Stück, inkl. MwSt.:
  • 901K, Esche furniert schwarz : 5.870,- EUR
  • 901KA, Esche furniert schwarz, Kirsche furniert gebeizt: 6.230,- EUR
  • Standfuß für RL901K, furniert natur: 439,- EUR
  • Standfuß für RL901K, Esche-furniert schwarz: 412,- EUR
  • Gabelständer für RL901K, furniert natur: 578,- EUR
  • Gabelständer für RL901K, Esche-furniert schwarz: 525,- EUR
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Neutralität
  • Ortungsgenauigkeit
  • Impulsfestigkeit
  • Gelassenheit
  • Preis/Leistung
  • Made in Germany
Contra
  • kein Contra
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ME Geithain RL 901K Test
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MEG RL-901K im klassischen "Esche furniert schwarz ".

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Profilbild von Klaus Jahn

Klaus Jahn sagt:

#1 - 29.06.2012 um 20:37 Uhr

0

Der Kiesler ist echt der verrückte Prof. in Person. Hab gerade noch folgenden Artikel über den "Verdienten Techniker des Volkes 1986" gefunden: www.open-end-music.de/vb3/s...

Profilbild von Jan Gerhard

Jan Gerhard sagt:

#2 - 05.12.2014 um 17:37 Uhr

0

Der Felix hat echt Eier, für solche Brecher zur Bank zu gehen. Aber manchmal muss ein Mann halt tun, was...Gerüchteweise verbaut Geithein ICEpower Module in seinen Monitoren. Stimmt das?

Profilbild von Daniel Rothermund

Daniel Rothermund sagt:

#3 - 12.01.2016 um 23:32 Uhr

0

Kann man die in Berlin irgendwo probehören? Mich würde ein AB-Vergleich zu Neumann und Co. interessieren, aber die Geithains scheint es bei justmusic, thomann, musicstore, etc. nicht zu geben ...

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