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Melbourne Instruments Delia Test

Melbourne Instruments Delia Test
Melbourne Instruments setzt mit einem motorisierten Control Panel neue Akzente: Delia ist der erste Tastatur-Synthesizer der jungen Firma und bieten neben Morphing einen praktischen Modulation Mode.

Melbourne Instruments Delia – das Wichtigste in Kürze

  • Synthesizer mit 49 Tasten und motorisierten Reglern
  • Sechstimmige hybride Klangerzeugung
  • Vier digitale Oszillatoren (analog, Wavetable) pro Stimme
  • Bi-Timbral für Splits und Layer
  • Analoges Tief- (12/24dB) und Hochpass-Filter
  • Je drei LFOs und Hüllkurven
  • Umfangreiche Modulationsmatrix
  • Zwei Effektprozessoren inklusive Shimmer Reverb
  • Arpeggiator, Step-Sequenzer und Phrase Looper

Melbourne Instruments Delia ist ein klassischer Tastatur-Synthesizer mit motorisiertem Panel. Auf einen Blick lassen sich alle tatsächlichen Regler-Einstellungen eines Sounds auf dem Bedienfeld ablesen und beim Morphing verfolgen. Somit wird die Idee des „Total Recall“ bei Synthesizern greifbar.

Bislang sind motorisierte Fader überwiegend bei digitalen Mischpulten oder DAW-Controllern zu sehen. Renommierte Hersteller elektronischer Musikinstrumente halten sich wiederum bedeckt. Das liegt vor allem an den höheren Kosten für Entwicklung und Produktion. Als Kompromiss hat sich die Darstellung tatsächlicher Regler-Werte anhand von Encodern mit LED-Kränzen bewährt. Beispiele liefern Clavia Nord Lead 3 oder ASM Hydrasynth.

Mit Delia kommt jetzt ein motorisierter Performance-Synthesizer zum Test. Ich bin gespannt, ob auch der Sound in der Praxis überzeugen kann. Melbourne Instruments ist eine noch junge Firma von Down Under. Viele Meinungen und praktische Erfahrungen gibt es noch nicht.

Der Melbourne Instruments Delia hat eine große Schwester

Bis dato bietet Melbourne Instruments nur zwei Synthesizer: Neben Delia ist es das Debütwerk der australischen Firma, das Nina heißt. Offenbar gibt es Parallelen zwischen beiden Modellen. Auch Melbourne Instruments Nina wartet mit einem motorisierten Panel und mit einer scheinbar ähnlichen Klangerzeugung auf. Es handelt sich aber um ein Desktop-Gerät, das die doppelte Stimmenzahl aufweist, mehr Motor-Regler und auch mehr Anschlüsse bietet. Zudem bietet Nina zwei echte VCOs und keine digitalen Oszillatoren. So überrascht es kaum, dass Nina deutlich mehr (weit über 1.000 Euro, Stand: September 2024) als Delia kostet.

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Melbourne Instruments Nina
Melbourne Instruments Nina Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Letztlich sehe ich zwei verschiedene Schwestern. Delia und Nina von Melbourne Instruments sprechen unterschiedliche Zielgruppen an. Melbourne Instruments Nina wird man sich eher für Studioprojekte besorgen, während Delia stärker den klassischen Live-Performer anvisiert. Der attraktivere Preis von Melbourne Instruments Delia dürfte eigentlich allen Synthesizer-Fans gefallen, die einmal Motor-Regler probieren wollen.

Melbourne Instruments Delia im Überblick

Melbourne Instruments Delia ist ein zweifach-timbraler, hybrider Synthesizer mit 49 Tasten. Herausragend ist das ControlPanel mit motorisierten, hochauflösenden Potentiometern. Die sechsstimmige Tonerzeugung verbindet virtuell-analoge Oszillatoren mit einem Wavetable-Oszillator. Externe Audio-Signale lassen sich einspeisen.

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07.11.2023
5 / 5
Melbourne Instruments: Routing.
Der Melbourne Instruments Delia mit sechsstimmiger, hybrider Klangerzeugung bietet zwei separate Synth Layer, die sich per Tastatur und Sequenzer auf unterschiedlichen MIDI-Kanälen anspielen lassen.

Die Modulationsmatrix lässt mit 20 Quell- und 40 Zielparametern keine Langeweile aufkommen. Ein spannendes Feature ist das A/B Patch Morphing. An Effekten gibt es immerhin einen Stereo Reverb sowie Delay und Chorus. Zusätzlich sind ein Arpeggiator, sowie ein rudimentärer 16-Step-Sequenzer plus Phrase Looper vorhanden.

Ein Preset enthält alle Einstellungen für zwei Layer im bi-timbralen Betrieb, einschließlich A/B Morphing. Delia bietet genügend Speicher: Eigene Sounds können in bis zu 127 Banks mit jeweils 127 Plätzen abgelegt werden. Zudem nimmt Delia bis zu 127 Wavetables auf. Die WAV-Dateien können via USB-Medien im/exportiert werden.

Soweit zeigt sich Melbourne Instruments Delia als ein klassisches Performance-Instrument. Bis auf die Motor-Regler entdecke ich keine neuartigen Features.

Melbourne Instruments: Überblick.
Das Produktdesign des Melbourne Instruments Delia mag an frühe Homecomputer der 80er Jahre erinnern. Mit seinen technischen Möglichkeiten ist dieser Synthesizer aber für die Zukunft gewappnet.

Solide kompakte Hardware von Melbourne Instruments Delia

Ein individuelles Retro-Design zeichnet diesen mit 11,5 kg nicht gerade leichten, aber kompakten Synthesizer aus. Die 49 Tasten des Melbourne Instruments Delia spielen sich inklusive des monofonen Aftertouch und der beiden Handräder sehr angenehm. Eine noch bessere Haptik bieten sämtliche Regler.

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28.04.2023
4,7 / 5
Melbourne Instruments: Tastatur.
Der Live-Keyboarder bekommt eine angenehm spielbare 49er-Tastatur inklusive Aftertouch, sowie das klassische Handrad-Paar.

Kompakt und aufgeräumt gestaltet sich die Oberfläche. Etwas ungünstig liegt das kleinere 2,95“-Display mit 864 x 480 Punkten. In der Mitte platziert würde man es besser ablesen können. Unterhalb des Bildschirms sind zwei Taster, die als Soft Keys fungieren und verschiedene Funktionen übernehmen. Quasi dazwischen befindet sich der Data Knob, der ebenfalls mit den auf dem Screen gezeigten Informationen interagiert. Delia bietet noch weitere 20 Tasten, die sich als Reihe im unteren Bereichs des Panels befinden.

Melbourne Instruments: Display.
Klein, gut lesbar und leider ein wenig abseits platziert: Das Display ist bei Delia so wichtig wie die motorisierten Regler.

Auf der Rückseite des Melbourne Instruments Delia liegen eine Stereo-Summe, zwei Audio-Eingänge, zwei Pedalanschlüsse (Expression und Sustain), das klassische MIDI-Trio (In/Out/Thru), zwei USB-A-Ports sowie ein USB-C-Port. Das ist alles gut so. Über ein externes 12-Volt-Netzteil erfolgt die Stromversorgung. Die Kopfhörerbuchse befindet sich auf dem Panel.

Melbourne Instruments: Rückseite.
Bis auf fehlende Einzelausgänge und die Buchse fürs externe Netzteil schaut die Rückseite des Synthesizer sehr praxisorientiert aus.

Melbourne Instruments Delia bietet motorisierte Regler und Morphing

Das patentierte Control-Konzept unterscheidet Delia von herkömmlichen Synthesizern. Bis auf den Lautstärke-Poti sind es insgesamt 20 motorisierte Regler. Sie arbeiten mit einer sehr hohen Auflösung von 15.000 Schritten. Beim Speichern der Klänge gehen diese Feineinstellungen nicht verloren, auch wenn das Display stark abgerundete Werte anzeigt. Während der Edit-Session erkenne ich immer, wie Oszillatoren, Filter oder Hüllkurven eingestellt sind. Es gibt aber auch andere Szenarien. Nützlich sind die Regler vor allem im Modulations-Modus. Hier zeigen sie die jeweiligen Modulationsstärken für die 20 Modulationsquellen. Im multi-timbralen Betrieb springen die Knobs zwischen den Einstellungen der zwei verschiedenen Presets, sobald man die Layer wechselt

Melbourne Instruments: Morphing.
Etwas unscheinbar auf der linken Seite des Panels befindet sich die Morphing-Funktion. Sie zählt eindeutig zu den spannenden Features des Delia.

Beim Morphing lassen sich die Regler-Bewegungen auf dem gesamten Control Panel verfolgen. Fürs Morphing kann man zwischen zwei Modes wählen: Im Dance Mode zeigen die Knobs ihre genauen Positionen, während sie im DJ Mode stehen bleiben und von der DAW aus automatisiert werden können.

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Digitale Oszillatoren und analoge Filter von Melbourne Instruments Della

Melbourne Instruments Delia hat vier digitale Oszillatoren. Osc 1/2 nutzen Analog Modeling. Sie erzeugen eine Sägezahn/Dreieck-Wellenform und eine Pulswelle. Ein Clou dabei ist es, dass man sanft zwischen Dreieck und Sägezahn mit nachfolgender Pulsbreite blenden kann. Ein Sub-Oszillator und eine harte Synchronisation beider Oszillatoren sind vorgesehen.

Oszillator 3 ist ein Wavetable-Oszillator. Ab Werk sind schon einige Wellensätze anspielbar. Sie decken einen Fundus an Retro- und aktuell klingenden Sounds. Auf Wunsch lassen sich WAV-Dateien importieren. Mehr als 127 Wavetables insgesamt sind nicht möglich.

Melbourne Instruments: Oszillator.
Vier digitale Oszillatoren (VA, Wavetable, Sub-Osc, Sync, Ringmodulation) legen das klanglich vielseitige Fundament bei Melbourne Instruments Delia.

Als flexible Zugabe gibt es einen vierten Utility-Oszillator. Er liefert weißes Rauschen, arrangiert eine Ringmodulation von Osc 1/2, speist externe Audio-Signale ein, oder ermöglicht ein Feedback Loop.

Delia verfügt über ein Multimode-Filter. Es sind ein digitaler Hochpass sowie ein klassisches analoges Filter im Moog-Style, bei dem man zwischen 12 und 24 dB Flankensteilheit wählen und beide Filtertypen zwecks Bandpass verbinden kann. Klanglich fällt es positiv auf, immens viel Charakter hat es aber für meinen Geschmack nicht.

Melbourne Instruments: Filter.
Gut strukturiert und wirkungsvoll ist die Filtersektion aus Tief/Hoch- und Bandpass des Melbourne Instruments Delia.

Modulationsmatrix und weitere Sound-Features bei Melbourne Instruments Delia

Die weitere Soundgestaltung läuft klassisch: Delia wartet mit drei tempo-synchronisierbaren LFOs mit jeweils sechs Wellenformen auf. Ebenso gibt es drei ADSR-Hüllkurven (VCA, VCF, Aux). Individueller ist ein Feature, das Melbourne Instruments als „Stereo Infinite Panning“ bezeichnet. Hier dreht es sich um einen psychoakustischen Effekt, den einige Presets des Synthesizers gut vermitteln. Ich sehe es als kleinen Wink in Richtung Binaural Audio.

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18.04.2023
4,5 / 5
Melbourne Instruments: LFO.
Nicht alle Parameter des Melbourne Instruments Delia finden auf dem kleinen Panel Platz. Öfter sind sie ausschließlich auf dem Display zu sehen – so auch die LFO-Wellenformen.

Eigentlicher Höhepunkt ist für mich die Modulationsmatrix von Delia. Sie erschließt sich im einzigartigen Modulations-Modus viel praxisorientierter als bei anderen Synthesizern. Man wählt die Quellen über die 20 Tasten und regelt mit den motorisierten Knobs die gewünschten Ziel samt Intensität. Das geht schnell wie übersichtlich von der Hand. Neben Oszillator Shape, Effekt-Send, LFO-Rate oder einzelnen Hüllkurven-Segementen ist auch das Morphing als Ziel adressbar. Insgesamt ergeben sich viele Möglichkeiten, den Sound von Delia dynamisch zu formen.

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17.09.2020
5 / 5

Melbourne Instruments Delia bietet Standard-Effekte

Melbourne Instruments: Effekte.
Die Effekte lassen sich bei Delia in zwei Slots organisieren. Chorus und Delay lassen sich in Serie oder auch parallel verschalten. Einen Shimmer Reverb gibt es ebenso.

Der klassische Chorus, das tempo-synchronisierbare Delay und der Hall bieten jeweils einige sinnvolle Parameter. Beim Reverb stehen neben einem Room jeweils zwei Plate- und Hall-Typen bereit. Als Sahnehäubchen empfinde ich den „Shimmer“-Parameter, der den Grundsound sinnvoll ergänzt. Insgesamt hinterlässt die FX-Ausstattung einen soliden Gesamteindruck. So kann man in der Live-Situation auf spezialisierte Geräte verzichten, um etwa den beliebten Shimmer Reverb mit einem Tempo-Delay zu kombinieren. Im Studio würde ich aber sicherlich auf hochwertige Plugins zurückgreifen.

Für die Echtzeit-Kontrolle am Panel gibt es einen Macro Key. Ist er aktiviert, lässt sich über diesen Regler ein zuweisbarer Effekt-Parameter steuern. Ansonsten regelt das Poti die gesamte Effekt-Intensität. Im Multimode müssen sich die beiden Layer eine Effektkette teilen. Einzelne Sounds können mangels zusätzlicher Audio-Ausgänge nicht anderweitig abgegriffen werden.

Arpeggiator und Sequenzer von Melbourne Instruments Delia

Melbourne Instruments integriert einen Arpeggiator, der allerdings sehr rudimentär ausfällt. Schmerzlich vermisse ich die Möglichkeit, den Oktavbereich oder den Swing-Faktor zu bestimmen. Der Arpeggiator spielt das klassische Auf- und Ab nur über einer Oktave. Immerhin sind wir positiv überrascht, dass sich Noten auf einem freiwählbaren MIDI-Kanal ausgeben lassen und so einen bestimmten Layer im bi-timbralen Betrieb triggern.

Ein wenig vielversprechender geben sich der polyfone 16 Step-Sequenzer und der Phrase Looper. In der Praxis stellt sich aber schnell Ernüchterung ein. Zwar kann man die Noten und Akkorde relativ bequem im Step-Mode eingeben oder mit dem Phrase Looper im Overdub-Verfahren arbeiten. Das war es aber auch schon, denn hier sind es ausschließlich Noten und keine weiteren Parameter, die aufgenommen werden. An Trigger-Wahrscheinlichkeiten, Microshifts oder andere Finessen moderner Sequenzer wollen wir erst gar nicht denken.

Bedenkt man, dass viel günstigere Instrumente wie der Korg minilogue XD einen Motion Sequenzer haben, der neben Noten beliebige Sound- und Effektparameter automatisiert, wirken Arpeggiator und Sequenzer bei Melbourne Instruments eher elementar. Das sehe ich bei einem Preis von rund 2.600 Euro als kritisch.

Der 12-Stimmen-Modus von Melbourne Instruments Delia

Bei der Stimmenarchitektur haben sich die Entwickler etwas ausgedacht. Delia bietet sechs vollwertige Stimmen, was für viele Single-Sounds wie Pads, Synth Comp oder Brass reicht. Sobald aber man in den bi-timbralen Betrieb mit Layer 1 und Layer 2 wechselt, sind wir in einer anderen Situation. Hier springt der so genannte „12-Stimmen-Modus“ in die Bresche. In dieser speziellen Betriebsart stellt der Synthesizer zwölf Oszillatorsektionen bereit, die sich die sechs Filter teilen – ähnlich wie bei paraphonen Synthesizern. Die Stimmenzahl für beide Layer ist im Multi-Setup einstellbar.

Leider kann ich in der aktuellen OS-Version 1.0.4 keinerlei großartigen Multis mit Layer- oder Split-Kreationen ausfindig machen. So bleibt es zunächst noch eine Theorie, dass man mit Delia insgesamt vier Sounds gleichzeitig erzeugen kann: zwei Layer mit jeweils zwei morphbaren Patches. Übrigens: Experimentell arbeitende Musiker werden ein Microtuning vermissen. Der System-Bereich ist zwar eher umfangreich, verschiedene Tonsysteme lassen sich aber nicht aufrufen.

Melbourne Instruments: System.
Am System-Menü des Melbourne Instruments Delia kommt man nicht vorbei. Es unterstützt das Sound- und Wavetable-Management, nicht aber ein Microtuning.
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PRAXIS

Erster Kontakt mit den Reglern von Melbourne Instruments Delia

Erst nach gut 20 Sekunden ist Delia am Start. Solange bootet der Synthesizer und kalibriert seine motorbetriebenen Regler. Das ist für ungeduldige Musiker wie mich schon grenzwertig. Zum Glück macht ein Zupacken aber sofort Spaß: Die Motor-Regler fühlen sich hochwertig an. Sie bewegen sich selbst bei raschem Presetwechsel wirklich sehr schnell und zuverlässig. Als User muss man nichts vorbereiten, man kann sofort genießen.

Wer schon lange ohne ein motorbetriebenes Panel zurechtkam, fragt sich jetzt nach dem praktischen Sinn. Ein Pro-Argument ist das Vermeiden von Klangsprüngen. Dank Motor-Regler lassen sie sich während einer Live-Performance vermeiden. Gut so, denn es kann peinlich werden, wenn Soloparts oder Arpeggios plötzlich im Filter versinken.

Ob man grundsätzlich Motor-Potis benötigt, muss jeder fürs sich entscheiden. Am sinnvollsten finde ich selber die Motor-Regler im Modulations-Mode. Wenn man sich schon mühsam durch etliche Menüs einer Modulationsmatrix schlängeln musste, stellt sich bei Delia ein neues befreiendes Gefühl ein. Praktischer lassen sich Modulationsverbindungen bei einem Hardware-Synthesizer kaum überschauen.

Melbourne Instruments Delia ist mit Display bedienbar

Nach anfänglicher Begeisterung für das Panel wird deutlich, dass motorisierte Regler noch lange keine Garantie für eine intuitive Bedienung bieten. Man ist auf das hilfreiche User Manual angewiesen. Ohne Display geht es leider auch nicht. Meine beiden Augen müssen beim Soundprogramming zu häufig zwischen Taster und Bildschirm springen.

Definitiv spielt das Display eine größere Rolle. Es gibt eine Menge an Parametern und Funktionen, die nicht direkt übers Panel angewählt werden können. Bedauerlich ist, dass kein Taster für Unisono, kein separater Glissando-Regler und insbesondere auch kein Effekt-Bypass auf dem Panel angeboten werden. Die Oberfläche ist nun einmal kompakt und setzt Grenzen.

Anders formuliert: Delia ist für mich leider keine simple Klangmaschine, bei der man schnell einmal zwei Oszillatoren gegeneinander verstimmt, einen Chorus-Effekt beimischt und sofort mächtige Pads oder Polysynths erhält. Man sollte sich auf eine durchwachsene Bedienung einstellen.

Basisklänge mit Melbourne Instruments Delia erstellen

Natürlich probiert man ein paar Basics des Synthprogrammins. Da geht es um Oszillatoren, Filter und Effekte, die man per „Basic Preset“ auf den Zahn fühlen kann. Die Ergebnisse habe ich mit sechs Audio-Demos dokumentiert. Reizender als das Shaping von Oszillator 1 finde ich das Aufgebot an Wavetables. Im Grunde listet Delia 32 Wavetables auf, die 80s Charakter haben, und nochmal über 15 aktuelle Wellensätze. Das ergibt schon einen so abwechslungsreichen Fundus, dass man sich nicht so eilig um den Import zusätzlicher Wavetables zu kümmern braucht.

Das Filter ist bei den Hörbeispielen alternativ mit und ohne Resonanz, die den Basisklang massiv ausdünnen kann, wenn man das möchte. Grundsätzlich ist die Filtersektion mit der praktischen Link-Funktion gut einsetzbar. Eine Kostprobe gibt es auch vom Shimmer Reverb. Während ein simpler 1-Osc-Klang läuft, wird die Hall-Intensität erhöht. Dieser Reverb kommt zwar qualitativ nicht an Premium-Effektpedale wie Strymon Big Sky heran, klingt aber rund und sollte in der Praxis ausgekostet werden.

Audio Samples
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OSC 1 Waveform Shape OSC 3 Wavetable 80s OSC 3 Wavetable Modern Filter 24dB, Tief-, Hoch- und Bandpass Filter 24dB, Tief- und Hochpass mit Resonanz, Drive Effekt Shimmer Reverb

Factory Library von Delia Instruments

Bei Null muss man nicht starten. Es warten schon einige Presets in der mitgelieferten Library auf ihren Einsatz. Der Content ist in neun Bänke unterteilt (Basses, Leads, Keys, Pads, Effects, Perc, etc.). In der ersten Bank „Favorites“ ist eine Auswahl von rund 70 Presets spielbereit. Genau diese Sounds nehme ich für meine Audio-Demos. Nicht wenige Sounds orientieren sich an die Vorbilder aus den 70er und 80er Jahren. Vangelis, Jean Michel Jarre und auch Van Halens Jump mussten wieder einmal interpretiert werden.

Erfreulicherweise sind auch moderne und cinematische Presets vorhanden. Absolut trendige Sounds für LoFi, Glitch oder Chiptune, die man von dieser leicht nerdig ausschauenden Maschine erwartet, tauchen aber nicht auf. Über die Herstellerseite von Melbourne Instruments werden bald weitere Sounds kostenfrei erhältlich sein. Für Nina gibt es übrigens schon einige Packs. Die Preset-Verwaltung gestaltet sich bei den Synthesizern von Melbourne Instruments einfach.

Ambiente Sounds mit Shimmer-Reverb und das Morphing sind stark

Nimmt man die Factory Presets als Referenz, punktet Delia hauptsächlich bei ambienten und cinematischen Sounds, die mit dem Shimmer-Reverb noch veredelt werden. Wie gut das klingt, zeigen der „CS Brass“ Vangelis-Stil sowie das Preset „Moving Target“ oder „Eighties Nostalgia“ mit hörbarem Grit im Basisklang. Als eine weitere Attraktion von Melbourne Instruments Delia schätze ich die Morphing-Sounds, von denen vier Beispiele gezeigt werden.

Audio Samples
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Solemn Secrets CS Brass Eighties Nostalgia Moving Target Riley Organ Morphing 01 Morphing 02 Morphing 03 Morphing 04

Melbourne Instruments Delia bietet eher durchschnittliche Digitalsounds

Spielt man Wavetable- und andere Digitalsounds an, die Melbourne Instruments als Favoriten offeriert, werden meine Ansprüche nicht erfüllt. Diese Sounds präsentieren sich für meinen Geschmack ein wenig zu harsch und grob. Delia wird einen guten Wavetable-Synthesizer kaum ersetzen können. Als zusätzliche Soundquelle gehen die Wavetables aber in Ordnung.

Audio Samples
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Little PPG Velo Bellsing Choral Pad Grandeur Delia Agression Lead Elegant Bells

Bis auf klassische Pads liefert Delia solide Vintage Presets

Natürlich sind gute klassische Presets realisierbar, die stark an die 70er oder 80er Jahre erinnern. Ich spiele sie live und direkt über die Tastatur mit Aftertouch an. Delia ist keine hundertprozentige Retro-Maschine. Man spürt immer wieder einen leicht digitalen Beigeschmack und einen „Gritty“-Sound, das dieses Gerät von den meisten Vintage Synths unterscheidet.

Eine herbe Enttäuschung erlebe ich bei den Pads. Wie das überraschend bläserartige Jupiter Strings“-Beispiel schon offenbart, haben die Presetdesigner hörbar kapituliert. Auch weitere Synthpads erzeugen nicht viel Dichte, Wärme und Fülle. Kurz: Delia ist kein Tipp für Pad Lover.

Audio Samples
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Rubber Bass Leading Brass Please Don’t Jump Lazer Blade Range of Power Bass Driver Jupiter Strings Swell Pad The Prophet Pad

Phrasen erstellen mit Melbourne Instruments Delia

Bei den Factory Presets nehme ich Arpeggiator- und Sequenzer-Patches eindeutig als Mangelware wahr. Eigentlich muss man bezüglich Sequenzer-Phrasen selbst initiativ werden. Auf eigene Faust wird man auch die Multis mit zwei verschiedenen Layer-Sounds im 12-Stimmen-Modus erforschen. Ganz so flüssig laufen die Aktionen nicht. Im multi-timbralen Betrieben wünsche ich mir, dass man vorhandene Presets als Vorlage schnell anwählen und miteinander kombinieren kann. Auch ein paar fertige rhythmische Muster für den Sequenzer und Phrase Looper würden den Start ins kreative Sounddesign vereinfachen. Hier lässt der Hersteller seine Kunden ein wenig im Stich. Deshalb rate ich jedem neuen Besitzer eines Melbourne Instruments Delia, dranzubleiben und eigene Sounds zu kreieren. Es liegt viel mehr Potenzial versteckt, als die Factory Presets vermuten lassen

Audio Samples
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Speedy Bliss Hard Way Up Tee Bee Sweep Percussive FM

Die Alternativen zum Melbourne Instruments Delia

Egal, welchen Mitbewerber man sich anschaut: Es stellt sich immer die Gretchenfrage: Wie hast du es mit einem Panel aus Motor-Reglern? Melbourne Instruments steht mit diesem Feature ziemlich allein dar. Ich möchte Delia dennoch mit anderen Tastatur-Synthesizern vergleichen.

Als Konkurrenten sehe ich vor allem die ebenfalls jüngere Firma UDO Audio mit dem Super 6. Das ist ein virtuell-analoger Spezialist für binaurale Klänge. Preislich ähnlich liegt der Clavia Nord Wave 2 mit vier flexiblen Layer bei großzügiger Polyfonie. Dies erfreut jeden spielfreudigen Band-Keyboarder. Auch der Novation Summit hält mit seiner Mischung aus VA und Wavetables gut mit.

Möchte man die maximale Synthese-Vielfalt und möglichst viele Presets konsumieren, ist das Waldorf Iridium Keyboard eine sehr gute Wahl. Anders gesagt: Für über 2.000 Euro bekommt man meist eine bessere Sound- und Effektausstattung als bei Delia, aber keinen Hardware-Synthesizer inklusive Motor-Regler.

Waldorf Iridium: Diese Sound-Packs solltest du kennen Artikelbild
Waldorf Iridium: Diese Sound-Packs solltest du kennen

Der Waldorf Iridium und Quantum sind enorm vielseitige Premium-Synthesizer. Sie stehen bei Designern und Musikern hoch im Kurs. Sie alle lieben Presets. Wir nennen einige der besten Sounds – für umsonst oder für einen überschaubaren Kostenaufwand.

13.08.2024
5 / 5
FeaturesMelbourne Instruments DeliaUDO Audio Super 6Clavia Nord Wave 2Novation SummitWaldorf Iridium Keyboard
OszillatorVier Oszillatoren (VA, Wavetable)Zwei Oszillatoren (VA)Zwei Oszillatoren (VA, Sampling, FM, Wavetable)Drei Oszillatoren (VA,Wavetable, FM)Drei Oszillatoren (Wavetable, VA, Sampling, Resonator, Granular, FM)
Stimmen66 (Binaural)481616
Multimodezweifachneinnein, aber vier Layerzweifachzweifach
FilterAnaloger 12/24dB Tiefpass plus HochpassAnaloger 24dB TiefpassDigitales Multimode-Filter mit sechs TypenAnaloges 12/24dB  Multimode-FilterZwei digitale Stereo-Filter
EffekteChorus, Delay, ReverbChorus und DelayEQ, Chorus, Tremolo, Delay und ReverbChorus, Delay, Distortion, ReverbMaster-FX-Rack mit 5 Slots, Master-Kompressor
Tastatur49 Tasten, Aftertouch49 Tasten, Afterouch61 Tasten, Aftertouch61 Tasten, Aftertouch49 Tasten, polyfoner Aftertouch
Abmessungen und Gewicht81 x 32 x 14 cm 8,7 kg83 x 35 x 9 cm 8 kg99 x 10 x 29,5 cm 8,75 kg99,8 x 30,2 x 7,1 cm 11 kg85,1 x 35,5 x 11 cm 12 kg
Preis2.640 EUR2.699 EUR2.499 EUR2.099 EUR2.619 EUR
Bewertung im Test4,544,54,54,5
Produkt bei Thomannhttps://www.thomann.de/de/behringer_kobol_expander.htm?offid=1&affid=84https://www.thomann.de/de/udo_audio_super_6_white_se.htmoffid=1&affid=84https://www.thomann.de/de/clavia_nord_wave_2.htm?offid=1&affid=84https://www.thomann.de/de/novation_summit.htm?offid=1&affid=84https://www.thomann.de/de/waldorf_iridium_keyboard.htm ?offid=1&affid=84
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FAZIT

Ausgerechnet ein noch junger Hersteller aus Australien schafft es, einen klassischen Performance-Synthesizer inklusive motorisierter Regler auf den Markt zu bringen. Melbourne Instruments Delia ist trotz dieser exklusiven Ausstattung bezahlbar und hat mir mit einer angenehmen Haptik viel Spaß beim Testen bereitet.

Tatsächlich bewerte ich das motorisierte Panel als das beste Kaufargument für diesen Synthesizer. Es ist viel mehr als ein Gimmick für technikaffine User. Die performante, aber nicht immer geradlinige Bedienung führt schließlich dazu, dass man zu diesem Synthesizer eine lange wie intensive Beziehung aufbauen kann. Der Sound trübt den positiven Eindruck kaum. Er bietet zwar weder Innovation noch Superlative, passt aber für Vintage, Ambient, Cinematic oder Electronica gleichermaßen. Ein perfekter Allrounder, eine tolle Pad Machine, oder ein EDM-Spezialist ist aber Delia für mich keineswegs. Insgesamt gratulieren wir Melbourne Instruments zu ihrem ersten Tastatur-Synthesizer. Ein Instrument wie Delia darf gern Schule machen und auch namhafte Hersteller künftig dazu motivieren, Synthesizer mit einem motorisierten Panel auszustatten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Motorisiertes Panel
  • Gute mechanische Verarbeitung
  • Überzeugender klassischer Sound
  • Effektvolles Morphing
  • Modulation Mode
Contra
  • Bedienung ohne Display schwierig
Artikelbild
Melbourne Instruments Delia Test
Für 2.640,00€ bei
  • Hersteller: Melbourne Instruments
  • Name: Delia
  • Typ: Performance Synthesizer
  • Hybrider Synthesizer mit 49 Tasten und motorisiertem Control Panel
  • Sechs Stimmen mit 12-Note Mode zum Stimmenerhalt
  • Vier Oszillatoren pro Stimme (Virtuell-Analog, Wavetable, Noise/XOR/Aux)
  • Analoges Tiefpas-Filter (12/24 dB) mit Overdrive, separates Hochpass-Filter, Hoch/Tiefpass Link Mode für Bandpass/Bandsperre
  • Drei LFOs mit je sechs Wellenformen, drei Hüllkurven
  • Umfangreiche Modulationsmatrix mit 20 Quell- und 40 Zielparametern
  • Morphing zwischen A und B Patches, in Modulationsmatrix integrierbar
  • Zwei Layer für vier Klangfarben bei der Kombination mit A/B Morph
  • Polyfoner Step-Sequenzer mit 16 Schritten, Arpeggiator, Phrase Looper
  • Anschlüsse: Stereo Output, zwei Line Outputs, Kopfhörer-Ausgang, zwei TRS Line oder CV-Eingänge, zwei USB-A-Port, ein USB-C-Port, MIDI in/out/thru
  • Abmessungen (B x T x H): 81 x 32 x 14 cm
  • Gewicht: 8,7 kg
  • Hersteller-Link: https://www.melbourneinstruments.com/delia
  • Thomann Produktlink: https://www.thomann.de/de/melbourne_instruments_delia.htm?offid=1&affid=84
  • PREIS
  • Preis: 2.640 Euro
  • (Stand: 23. September 2024)
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