Kaum ein Synthesizer hat im Kalenderjahr 2019 einen derartigen Wirbel in der Keyboardwelt erzeugt wie der Moog Matriarch, denn seit seiner Vorstellung auf dem jährlich stattfindenden Moogfest gehört er sicherlich zu den begehrtesten Tasteninstrumenten auf dem Markt. Irgendwo zwischen Boutique-Synth und einem leistungsstarken Werkzeug für’s Studio und Bühne: Der Matriarch ist ein echter Tausendsassa.
Jedenfalls erfreut sich der Matriarch einer derart großen Beliebtheit, dass die unzähligen Vorbestellungen des semi-modularen Analogsynthesizers zu mehrfachen Lieferverzögerungen auf dem europäischen Markt geführt haben. Tatsächlich wird auch dieser Synthesizer, genau wie alle Produkte aus der Mutterfirma in North Carolina, in Handarbeit gefertigt, was zur Folge hat, dass bis dato eher überschaubare Stückzahlen hergestellt wurden.
Und obwohl es sich beim Moog Matriarch um einen Synthesizer handelt, der keine Speichermöglichkeit für eingestellte Klänge bietet, ist dennoch ein regelrechter Hype um den paraphonen Synth entstanden, der vor allem durch wenige, dafür aber spektakulär inszenierte Videos angefacht wurde. Mir ging es nach dem ersten Anschauen dieser Videos wie sicherlich all denen, die kurz darauf in eine Art Moog-Fieber verfallen sind. Ich selbst habe das Internet mehrere Wochen lang fast täglich nach neuen Informationen und Klangbeispielen durchforstet.
Doch worin liegt die Faszination beim Moog Matriarch? Für mich persönlich ist der semi-modulare Synthesizer in der Tat eine gelungene Verbindung mehrerer Welten. Die Implementation verschiedener klassischer Moog-Module in einem Gehäuse, der unverkennbar satte Klang der Oszillatoren und des Ladder-Filters sowie die recht einfache Einstiegsmöglichkeit in die Welt der Steckverbinder und Modularsynthesizer sind nur einige Gründe, warum mir der Moog Matriarch so gut gefallen mag. Jetzt ist er jedenfalls endlich da, sodass wir uns diese ‘Wunderkiste’ einmal ganz genau ansehen.
Details
Ähnlichkeiten zum Moog Grandmother
Dass es sich beim Moog Matriarch gewissermaßen um eine Erweiterung des Moog Grandmother handelt, das fällt nicht nur durch das farblich ähnlich gestaltete Bedienfeld auf. So wie im kleineren Grandmother, welchen wir bereits im letzten Jahr getestet haben, verstecken sich auch im Moog Matriarch zahlreiche Module aus der Moog‘schen Modular-Abteilung, zu denen etwa das 904-Filter und der CP3-Mixer zählen. Die vier Oszillatoren des Matriarch stammen angeblich aus dem Minimoog und erzeugen einen unverkennbar satten und analogen Sound. Dass der Synthesizer dabei aber nicht vierstimmig im klassischen Sinne ist, das bedarf beim Matriarch einer gesonderten Erklärung, schließlich ist er eben „paraphon“ und nicht „polyphon“. Das äußert sich u.a. im Umgang mit den Hüllkurven und ebenso in den drei paraphonen Betriebsmodi (einstimmig, zweistimmig und vierstimmig).
Das Besondere der semi-modularen Architektur: Dank der internen Verschaltung der Module lässt sich der Matriarch zunächst wie ein regulärer Synthesizer bedienen – für Klangkreationen muss man nicht zwangsläufig mit Patchkabeln arbeiten. Aber gerade damit entfaltet der Matriarch sein enormes Potential: Dank der insgesamt 90 Patch-Punkte bietet der Synthesizer jede Menge Möglichkeiten, den regulären Signalfluss zu unterbrechen. Klanglich und technisch gesehen liegen die Möglichkeiten des Matriarch damit weit über dem gängigen Angebot vieler Synthesizer. Was will man mehr?
Quick Facts: Paraphonie vs. Polyphonie
Ein paraphoner Synthesizer verfügt über eine Klangerzeugung, der in der Lage ist, mehrere Stimmen zu erzeugen, die sich aber im weiteren Signalpfad z. B. ein Filter und einen Verstärker teilen. So kann ein paraphoner Synthesizer mehrstimmige Klänge erzeugen, besitzt jedoch anders als polyphone Synthesizer nicht ein Filter und Amp pro Stimme. Der gemeinsame VCA (Voltage Controlled Amplifier) und VCF (Voltage Controlled Filter) inkl. Hüllkurvengenerator ist maßgeblich für den Sound entscheidend. Hörbar wird die Paraphonie z. B. bei der Verwendung eines Hüllkurvengenerators für den Filter. Ein langsamer Filterverlauf betrifft automatisch alle Stimmen gemeinsam – werden einige Stimmen erst später gespielt, so kann es passieren, dass die nicht mehr zu hören sind, weil der Filter-Cutoff bereits fast geschlossen ist. Der Moog Matriarch bietet deshalb im Modul rechts außen eine Möglichkeit, die Hüllkurven mittels „Multi Trig“ mit jeder Taste neu zu triggern.
Worin besteht der Unterschied zu einem polyphonen Synthesizer?
Im Gegensatz zur paraphonen Klangereugung bietet ein echter polyphoner Synthesizer pro Stimme jeweils eine komplette Signalkette bestehend aus VCO, VCF, VCA und Hüllkurvengeneratoren. Ein sechsstimmig-polyphoner Synthesizer mit zwei Oszillatoren bietet deshalb genau genommen sechs mal zwei Oszillatoren, sowie sechs Filter, Verstärker und Hüllkurvengeneratoren. Mit jeder gedrückten Taste wird also jeweils eine komplette Signalkette „getriggert“, was besonders bei mehreren Stimmen sehr lebendig klingt, in der Herstellung des Synthesizers allerdings wesentlich aufwändiger ist.
Optische Erscheinung
Kaum ausgepackt zeigen sich die Dimensionen des Moog Matriarch, der in seinem Farbschema und Aufbau auf den ersten Blick tatsächlich wie ein deutlich größerer Moog Grandmother aussieht. In einem sehr robusten Kunststoffgehäuse inkl. der 49 Tasten-Klaviatur aus dem Hause Fatar präsentiert sich unser Testkandidat in einem auffälligen Design – irgendwo zwischen zeitlos und leicht schrill. In seinen Abmessungen ist der Moog Matriarch übrigens ähnlich breit und tief wie der Sequential Prophet 6. Dank der überschaubaren Größe und einem Gewicht von knapp 11 kg ist der jüngste Spross aus dem Hause Moog deshalb angenehm leicht und einfach zu transportieren.
In puncto Gehäuse muss ich hier übrigens betonen, wie gut der Matriarch verarbeitet ist: Alles sitzt bombenfest und es gibt dank des starken Gehäuses nichts zu meckern. Schön ist auch, dass man den Moog trotz der vielen Farben sofort an den klassischen Moog-Potis erkennt: Diese sitzen recht stramm und liegen gut in der Hand. Die ansonsten eher bunte Oberfläche bietet einen sehr modernen Kontrast und unterstreicht das modul-orientierte Layout: Ein echter Vintage-Hipster, könnte man meinen.
Für dich ausgesucht
Lieferumfang
Neben dem Synthesizer befindet sich im Lieferumfang ein externes Netzteil, ein gut leserliches Handbuch sowie ein praktisches „Exploration Patchbook“ mit 14 Soundbeispielen, die man „nachschrauben“ bzw. stecken kann. Außerdem liefert Moog eine praktische Tasche mit einigen Patchkabeln unterschiedlicher Länge, um sofort mit dem Patch loslegen zu können. An dieser Stelle darf man ruhig erwähnen, dass der Moog Matriarch einen hervorragenden Einstieg in die Welt der modularen Synthesizer bietet, und dank der 14 Beispiel-Patches kann man sich der Materie langsam nähern. Schritt für Schritt lernt man, sich hier per Anleitung durch die zahlreichen 90 Patch-Buchsen „hindurchstecken“ – Probieren geht über Studieren!
Nebenbei bemerkt erinnert mich das Patchbook mit den Presets ein wenig an die Schablonen, die man für analoge Konsolen und Studiogeräte verwendet, um etwa Einstellungen später aufrufen zu können. Schließlich bietet unser semi-modularer Synthesizer keine Möglichkeiten, Presets zu speichern. Zu diesem Zweck bietet Moog im Handbuch und auch auf der Webseite zum Download hilfreiche Blanko-Patchsheets: So werden die eigenen Patch-Kreationen handschriftlich festgehalten.
Aufbau des Bedienfelds
Im direkten Vergleich zum Moog Grandmother fallen viele Ähnlichkeiten im Aufbau der beiden Synthesizer auf. So besitzt auch der Matriarch ein leicht abfallendes Panel, eine etwas tiefer sitzende Tastatur sowie die Kombination aus Play/Hold/Tap-Taster, dem Glide-Regler und den benachbarten Rädern für Pitchbend und Modulation. Auch die Reihenfolge der Module auf der Oberseite, die beim Arpeggiator auf der linken Seite beginnt und sich über LFO, Oszillatoren, Mixer und Filter fortsetzt, folgt bei beiden semi-modularen Synthesizern einem ähnlichen Pfad. Allerdings sind die Module des Matriarch mit deutlich mehr Potis, Tastern und Neuerungen gespickt. Schauen wir uns deshalb jedes Modul und dessen Funktionsweise einzeln an.
Arpeggiator / Sequencer
Ganz links auf der Oberseite finden wir das Arpeggiator/Sequencer-Modul. Über den obersten der drei weißen Kippschalter wird die Betriebsart ausgewählt, denn in diesem Modul befindet sich sowohl ein klassischer Arpeggiator als auch ein umfangreicher Sequenzer, der in drei Bänken jeweils vier Sequenzen mit bis zu 256 Steps aufnehmen kann. Steht der Kippschalter auf „Rec“, dann werden per Hand eingespielte Noten als Sequenz aufgenommen. Schaltet man zurück auf „Seq“, dann kann über den Play-Taster die Sequenz von jeder beliebigen Taste aus gespielt werden. Die Hold-Taste sorgt dafür, dass die Sequenz durchgehend gespielt wird – so bleiben die Hände frei für weitere Einstellungen.
Für jede der insgesamt zwölf speicherbaren Sequenzen stehen jeweils 256 Steps zur Verfügung, welche nicht nur einzelne Noten, sondern bis zu vierstimmige Voicings pro Stufe speichern kann. Außerdem bietet der Sequencer eine Möglichkeit, Pausen und Überbindungen (Rest und Tie), sowie auch mehrfache Noten-Wiederholungen mit dem Ratchet-Taster pro Stufe in die Sequenz mit einzubauen. Im regulären ARP-Betrieb läuft der Arpeggiator über den weiter untenliegenden Kippschalter nicht nur in verschiedene Richtungen, sondern auch über einen Bereich von 1 – 3 Oktaven. Oberhalb der Potis und Schalter befinden sich gleich mehrere Patchbuchsen: Drei Ausgängen für Velocity, CV und Gate sowie einen Eingang für Arp Rate / Div In, mit dem sich die Geschwindigkeit des Arpeggiators steuern lässt.
Modulation
Weiter geht es mit der Modulation-Abteilung, in der ein vielseitig einsetzbarer LFO seinen Platz findet. Insgesamt sechs Wellenformen können mittels Waveform-Schalter ausgewählt werden: Sine, Sawtooth, Ramp, Square, Staircase und Smooth Random. Außerdem findet man per Patch-Buchse auch einen Sample and Hold-Ausgang, der sich z. B. für das Patchen auf den Filter-Cutoff-In empfiehlt. Praktisch sind drei bereits vorkonfigurierte Regler, mit denen der LFO stufenlos Pitch, Filtercutoff sowie auch die Pulsweite der Oszillatoren modulieren kann. Die drei genannten Regler bestimmen den „Amount“ (Stärke) der Modulation, die mit dem Modulationsrad stufenlos hinzugefügt wird. Außerdem bietet ein Kippschalter Möglichkeiten, die Pitch-Modulation entweder für alle, oder wahlweise für Oszillator 1 & 2 bzw. 3 & 4 hinzuzufügen – dadurch lassen sich sehr individuelle Modulationseffekte erzeugen.
Utilities
Mit zwei Utility-Sektionen bietet der Matriarch eine Menge Möglichkeiten, Signale zu vervielfachen oder beispielsweise abzuschwächen und sogar zu invertieren. Über die vier Mult-Buchsen können Signale beispielsweise vervielfacht werden: Steckt man ein Signal in eine der vier Buchsen, dann liegt es automatisch auch an allen drei weiteren Buchsen an. Ebenso könnten hier theoretisch auch Audio-Signale miteinander gemischt werden. Der Attenuator hingegen schwächt ein Eingangssignal ab und lässt bei Einstellungen im negativen Bereich auch das Invertieren eines Signals zu. Was auf den ersten Blick fast nicht auffällt: Die zweite Utilities-Sektion verfügt sogar über einen weiteren, einfacheren LFO mit Dreieck- und Rechteckmodulation. Der Moog Matriarch wurde großzügig bestückt!
Oszillatoren
Herzstück des Moog Matriarch sind die vier Oszillatoren, die tatsächlich auf den Oszillatoren des Minimoog basieren sollen und im hellblauen Modul zu finden sind. Jeder der vier Oszillatoren lässt sich in der Oktavlage frei justieren und bietet die vier Wellenformen Dreieck, Sägezahn, Rechteck und eine schmale Pulswelle. Die Oszillatoren zwei, drei und vier lassen sich mit dem Frequency-Regler gegen den ersten Oszillator bis zu einer Quinte nach oben bzw. unten verstimmen. Außerdem aktiviert der Sync-Enable-Taster den Sync-Modus der Oszillatoren zwei bis vier, welche durch Betätigen der runden Taste unterhalb des Frequency-Reglers jeweils einzeln mit dem links benachbarten Oszillator synchronisiert werden können. So kann Oszillator 3 z. B. mit Oszillator 2 synchronisiert werden, während alle anderen Oszillatoren davon unberührt bleiben. Neben den bereits vorkonfigurierten Modulationsmöglichkeiten verfügen alle vier Oszillatoren über die Patchmöglichkeiten für Pitch In, PWM In, Linear FM In sowie einen Wav Out: Jeder Oszillator kann damit individuell moduliert werden.
Eine Besonderheit der Oszillatoren des Matriarch ist die Verteilung der Stimmen, denn anders als bei den meisten polyphonen Synthesizern werden die vier Oszillatoren des Matriarch, je nach Paraphonie-Modus (siehe im Output-Modul), auf die gespielten Tasten verteilt – es können allerdings nie mehr als vier Stimmen gleichzeitig erklingen. Für das Spielen von Sequenzen bzw. Akkordfolgen gibt es deshalb diverse Möglichkeiten für die Stimmenverwaltung und führt z. B. dazu, dass der Matriarch je nach Modus durch die Oszillatoren „steppt“. Stellt man für jeden Oszillator eine andere Wellenform ein, dann entsteht bei einer Sequenz oder Akkordfolge ein buntes Gemisch aus verschiedenen Wellenformen, das sehr eigenständig und lebendig klingt. Mehr dazu später im Praxisteil!
Mixer
Auch bei dem Mixer-Modul des Matriarch greift Moog auf einen alten Bekannten zurück: Der bekannte CP3-Mixer gilt als Vorlage des Matriarch-Mixers, der dank seiner diskreten Transistor-Schaltung einen besonders charakteristischen Sound liefert. Im Mixermodul werden nicht nur die vier Oszillatoren, sondern auch ein Rauschgenerator zusammen gemischt. Von einem analogen „Schmelz“ könnte man sprechen, wenn man die angenehmen Verzerrungen des Mixers beschreibt: diese hört man bereits, wenn die einzelnen Regler über ihre Mittelstellung hinausbefördert werden. Näheres dazu aber dann im Praxisteil. Im Übrigen können die fünf patchbaren Eingänge (Noise In, Osc 1-4 In) auch als Eingänge für externe Signale benutzt werden: Bei der Verwendung des jeweiligen Eingangs wird der zugehörige Oszillator stummgeschaltet. So könnte man mehrere externe Audiosignale über den Mixer des Matriarch summieren!
Filter
Kommen wir zu einem absoluten Highlight des Moog Matriarch: Mit seinem Dual-Ladder-Filter bietet der Matriarch ein Feature, das es sonst nur beim Minimoog Voyager gab. Genau genommen verstecken sich dahinter zwei 4-Pol-Filter mit einer Flankensteilheit von 24 db pro Oktave aus der 904er-Serie. Einer der Filter ist ein reiner Tiefpass, der andere Filter kann wahlweise als Tief- oder Hochpass eingesetzt werden. Die beiden Filter des Matriarch lassen sich außerdem in drei Varianten verschalten: Series, stereo und parallel. Als duales Tiefpassfilter besitzt der Matriarch einen echten Stereomodus, bei dem Filter 1 auf den linken Ausgang, und Filter 2 auf den rechten Ausgang geroutet wird. Die Cutoff-Frequenz des ersten Filters kann über den Spacing-Regler mit dem Cutoff des zweiten Filters verschoben werden. In der Praxis ermöglicht dies ein wahlweise sehr breites Stereobild.
Bei den anderen beiden Filter-Modi handelt es sich um serielle bzw. parallele Verschaltungen von Hoch- und Tiefpassfilter, welche den Effekt eines Bandpass- bzw. Notchfilters haben. Auch hier werden die Cutoff-Frequenzen über den Spacing-Regler gegeneinander verschoben und können so etwa interessante Kammfiltereffekte oder Vokal-ähnliche Klänge erzeugen. Beide Filter haben separate Resonanz-Regler und verfügen über einen charakteristischen, warmen Moog-Sound. Über die Patch-Buchsen im oberen Bereich des Filtermoduls können auch externe Signale direkt in den Filter eingespeist werden, oder auch die Filter-Cutoff-Frequenz über den Cutoff-In moduliert werden.
Envelope Generators
Dank seiner zwei analogen ADSR-Hüllkurven-Generatoren aus der 911er-Serie ist der Moog Matriarch vielseitig einsetzbar. Neben dem klassischen Routing, bei dem eine Hüllkurve für den Filter und die andere für die Amplitude eingesetzt wird, verfügt der Matriarch im Output-Modul auch über einen speziellen Split-VCA-Mode. Hier steuert die erste Hüllkurve VCA 1 (linker Ausgang) und die zweite Hüllkurve VCA 2 (rechter Ausgang). Damit lassen sich interessante Stereo-Effekte erzeugen, und das ganz ohne das Stecken von Patchkabeln.
Analoges Stereo Delay
Die Delay-Abteilung des Matriarch befindet sich rechts direkt neben den Hüllkurven-Generatoren. Dabei handelt es sich – wie sollte es auch anders sein – um ein echtes, duales Analog-Delay mit zwei Bucket-Brigade-Chips. Für mich ist das Delay ein besonderes Highlight des Moog Matriarch, denn es verfügt dank der Eimerketten-Schaltung über einen weichen, recht dunklen Sound, der absolut analog und sehr warm klingt. Dank der zwei BBD-Chips lassen sich im Handumdrehen Stereo-Delays erzeugen, die beispielsweise über den Spacing-Regler in ihrer Delay-Zeit auseinandergeschoben werden können. Auch verfügt das Stereo-Delay über einen PingPong-Taster und kann wahlweise zum Arp/Seq-Modul gesynct, oder von Hand getappt werden. Im Sync-Modus bietet das Delay an das Tempo des Arp-Moduls angepasste Delay-Zeiten und Subdivisions. Besonders reizvoll sind die beiden Delay-In-Buchsen, mit denen externe Audio-Signale direkt in das Delay eingeschleift werden können. Losgelöst vom Synthesizer ist das Delay so gesehen auch als unabhängiger Effekt z. B. für Gitarristen und Audiophile nutzbar.
Output
Ganz rechts befindet sich das Output-Modul, in welchem die beiden VCAs sitzen. Über den Main-Volume-Regler wird die globale Lautstärke des Moog Matriarch reguliert. Direkt darunter befindet sich der Schalter für die drei VCA-Modi, von denen wir bereits den AmpEnv- sowie den Split-Modus kennen. Hier versteckt sich außerdem noch ein Drone-Mode, bei dem alle Hüllkurven ausgeschaltet sind und die Oszillatoren durchgehend erklingen. Wer beispielsweise beide Hände bei der Soundsuche benötigt, der wird sich über dieses Feature freuen. Ganz besonders interessant ist der hellblau hinterlegte Paraphony-Schalter, der über die drei Voice-Betriebsmodi des Matriarch entscheidet. Der Matriarch lässt sich wahlweise ein-, zwei- oder auch vierstimmig betreiben und teilt je nach Modus die Stimmen auf die gespielten Tasten auf. Für ein kurzes Filter-Decay etwa eignet sich dann die darunterliegende Multi-Trig-Taster, mit dem die Hüllkurven bei jeder neuen Taste erneut aktiviert werden – so vermeidet man das „Verschlucken“ von Tönen, die durch einen schnellen Filter-Verlauf nicht mehr hörbar sind.
Anschlüsse
Neben den vielen Patchbuchsen auf der Oberseite besitzt der Moog Matriarch außerdem weitere Anschlussmöglichkeiten auf der Rückseite. Fangen wir deshalb mit den wichtigsten Buchsen an: Der Moog Matriarch wird über das mitgelieferte, externe Netzteil mit Strom versorgt. Damit es nicht zu bösen Überraschungen kommt, bietet das Netzteil einen Schraubverschluss, um das Kabel am Gehäuse festzuschrauben. Ich hätte zwar gerne auf das Netzteil verzichtet, aber das lässt sich durchaus verkraften. Weiter geht es mit einer USB-Buchse sowie der klassischen MIDI In/Thru/Out-Kombination. Ebenfalls tauchen hier vier Patch-Buchsen für die Arp/Seq- sowie für das Delay-Modul auf. Einige interessante Anschlussmöglichkeiten, welche die Tastatur des Matriarch betreffen, sind auch auf der Rückseite zu finden.
Neben einem Halte- sowie Expressionpedal gibt es hier zahlreiche CV-Ausgänge, zu denen z. B. Velocity, Aftertouch, Gate der Tastatur, sowie auch einen CV-Out für das Modwheel gehören. Standardmäßig sind Velocity und Aftertouch nicht geroutet und müssen deshalb gepatcht werden. Ganz links befinden sich die Audio Ein- und Ausgänge, die es sowohl im 6,3 mm Klinkenformat (Stereo L/R) sowie im Euro-Format (3,5mm Klinke) gibt. Daneben verfügt der Matriarch auch über einen Kopfhörerausgang und einen Audio-Eingang, die beide mit einer 6,3 mm-Klinkenbuchse ausgestattet sind. Ebenfalls zu erwähnen ist der Fine Tune-Regler, mit dem die globale Stimmung des Matriarch um einen Halbton nach oben bzw. unten reguliert werden kann. Eine zweites kleines Poti reguliert den Pegel des Kopfhörerausgangs. Abschließend – zur Vermeidung eines Diebstahls – dient der Kensington Security-Slot.
Global Settings
Eine Vielzahl weiterer Einstellungen befindet sich im sogenannten Global-Menü, das über gleichzeitiges Drücken und Halten der Hold- sowie Sync-Enable-Taste aktiviert wird. Sobald der Sync-Enable-Taster zu blinken beginnt, lassen sich weitere Settings über die Tastatur aktivieren. Hierfür ist die Bedienungsanleitung allerdings unerlässlich, denn die zahlreichen Einstellungen werden über verschiedene Tastenkombinationen erreicht. Gar nicht schlecht, was man hier noch alles einstellen kann: So verfügt der Rauschgenerator über ein einpoliges Hochpassfilter, um das Rauschen etwas auszudünnen, oder einen Menüpunkt um den Charakter des analogen Delays zwischen dunkel und hell zu variieren. Neben diversen klassischen Einstellmöglichkeiten (Pitchbend-Range, Note-Priority etc.) ist außerdem der Round-Robin-Mode von Interesse: Hier wird eingestellt, ob die erste gedrückte Note automatisch dem ersten Oszillator zugewiesen wird, oder die Stimmen „durchrotieren“. Nicht nur für den Arpeggiator bzw. Sequenzer ist dies ein entscheidendes Feature!