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Moog The Ladder Test

Moog The Ladder im Test bei bonedo: Modultechnik ist für Synthesizer-Enthusiasten ja beileibe kein Fremdwort. Aber dieses Moog-Modul ist anders: Es ist nicht als Teil eines Synth-Modularsystems konzipiert, sondern es bringt den klassischen Moog-Filtersound in APIs 500-Studiostandard.


Die meisten 500-Kassetten bewegen sich im Rahmen klassischer Studiotechnik wie beispielsweise Preamps, Kompressoren und EQs. Klassische „Effekte“ sind in diesem Segment immer noch eher selten, auch aus diesem Grund ist das Moog-Modul eine willkommene Abwechslung.
Robert Moogs patentiertes Transistorkaskadenfilter aus den 60er-Jahren gilt bis heute als einer der ganz großen Meilensteine der Synthesisergeschichte. Als zentraler Bestandteil der großen Modularsysteme wie auch der späteren portablen Synths – allen voran des Minimoog Model D – bleibt das Moogfilter bis heute ein Maßstab, an dem sich viele andere Synth-Hersteller orientiert haben oder messen lassen müssen.
Obwohl als zentrales Element der Klanggestaltung bei der subtraktiven Synthese konzipiert, hat sich der Einsatz des Moogfilters nie rein auf diese Anwendung beschränkt. Schon Moogs allererster portabler Synth, der Minimoog, verfügt über einen Eingang, über den externe Audiosignale durch das Filter geschickt werden können. Damit steht hier das Einfallstor für alle Arten der Klanggestaltung weit offen, und an genau diesem Punkt setzt das Ladder-Modul (Die Transistorkaskade wird auf englisch „ladder filter“ genannt, aufgrund des charakteristischen Aufbaus der Schaltung – siehe Fotos) an, welches das Moogfilter mit symmetrischen Anschlüssen im Lunchbox-Format typischen Studio-Sounddesignprozessen verfügbar macht.

Details

Raum komplett genutzt

Als 500-Modul mit einer Slotbreite ist auf der Ladder-Frontplatte nicht viel Platz, aber diesen hat Moog Music bestimmt nicht vergeudet. Das klassische 4-Pol-Tiefpassfilter mit 24 dB/Oktave Flankensteilheit, wie wir es beispielsweise vom Minimoog kennen, wurde hier um zahlreiche Funktionen erweitert, die kaum Wünsche offen lassen.

Fotostrecke: 3 Bilder Klassischer Look: Die Knu00f6pfe sind zwar klein, aber unverkennbar u201eMoogu201c

Filtergüte umschaltbar

The Ladder kann wahlweise als 4-Pol- oder 2-Pol-Filter betrieben werden, wobei die 12 dB Flankensteilheit des 2-Pol-Betriebs erwartungsgemäß erheblich zahmer klingen. Den „klassischen Moogsound“ gibt es vor allem mit dem 4-Pol-Filter. Es gab eine Zeit, in der Synths oder Sampler, die nur 2-Pol-Filter in die Waagschale werfen konnten, aufgrund ihre „schlappen“ Klanges geschmäht wurden – durchaus zu Recht! Aber als Alternative zum klassischen Klang nehmen wir dieses Feature sehr gerne mit, denn nicht immer muss man ja die große Keule herausholen…

HPF/LPF und ENV

Wahlweise kann das Ladder-Filter zudem als Hochpass- oder Tiefpass-Filter betrieben werden. Dies ist ein Feature, das beim Minimoog beispielsweise fehlte, und das ­– leicht polemisch gesagt – kleine, plärrige Plastiksynths wie der Korg MS 20 dem Synth-Platzhirsch stets voraus hatten. Insofern ist dies eine tolle und wichtige Funktion des 500-Ladderfilters. Ein- und Ausgangspegel des Moduls lassen sich mit Drive- und Output-Potis einstellen, wobei eine mehrfarbige Level-LED das Signal optisch überwacht. Auf diese Weise lassen sich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Man kann das Eingangssignal optimal an das Filter anpassen, wobei auch das Detektorniveau des Envelope Followers mit beeinflusst wird. Zudem kann man die gesamte Filterschaltung herzhaft in die Sättigung treiben. Apropos: Der Envelope Follower bietet einen stufenlos einstellbaren Amount für positive und negative Hüllkurvenbeeinflussung und obendrein Potis für die Parameter Attack und Release – dem klassischen Funk-Schmatzen beispielsweise bei E-Basslines steht also nichts im Wege. Auch hier gibt eine LED Auskunft über den Betriebszustand, und zwar über das Ansprechen der Hüllkurve.

Fotostrecke: 4 Bilder Sieht aus wie eine Leiter, daher der Name u201eThe Ladderu201c: Auf der Seite ist ein Faksimile von Robert Moogs originalem Patent auf die Filterschaltung aufgedruckt.

Zwei „The Ladder“ Stereosystem kombinierbar

Neben den zentralen Cutoff- und Resonance-Potis verfügt das Modul noch über einen beleuchteten Bypass-Schalter, welcher intern über ein Relais realisiert wird, ganz so, wie sich das für ein Stück hochwertige Studiotechnik gehört. Der gesamte innere Aufbau ist so hochwertig, wie man das von einem Premiumsynth-Hersteller erwartet. Die Schaltung besteht aus SMD- und konventionellen Bauteilen auf der großen Hauptlatine, die das gesamte Modul ausfüllt. Zwei Kassetten können mittels eines mitgelieferten Kabels zur Bearbeitung von Stereosignalen verkoppelt werden.

Funktionsvielfalt hat ihren Preis

Der einzige wirkliche Kritik an der Hardware betrifft das Layout der Frontplatte: Die Potikappen sind allesamt sehr klein, die Bedienung erfordert Fingerspitzengefühl – erst recht, wenn man das wuchtige Panel des Minimoog mit seinen großen Knöpfen und dem Abstand dazwischen gewohnt ist. Dies ist aber ein Kompromiss, der sich beim 500-Format zwangsläufig aus dem zur Verfügung stehenden Platz und der Feature-Ausstattung ergibt. Und die ist ja nicht von schlechten Eltern.

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Praxis

Ist man erst einmal über den Punkt hinweg, an dem man sich fette, vollgriffige Potiknöpfe wünscht, dann macht das Ladder-Filter vor allem eines: sehr viel Spaß! Die Familienzugehörigkeit zu Robert Moogs Soundwelt ist ab der allerersten Sekunde überdeutlich. The Ladder röhrt, schmatzt und schreit ganz so, wie man sich das von Moogs 4-Pol-Transistorkaskade wünscht, und auch subtilere Klänge gelingen im Handumdrehen. Der kleinen Kassette hätte man einen derart fetten Klang gar nicht zugetraut, aber es sind einfach alle Zutaten da, die aus einem Moogfilter schlichtweg ein großartiges Filter machen. Für mich fühlt sich das Drehen am Moog-Cutoff immer an, wie einen großen Topf dickflüssigen Honig umzurühren. Rein haptisch ist das in diesem Fall ein eher kleines Behältnis, aber gefühlt (beziehungsweise gehört) ist der Topf trotzdem riesengroß.

Mittels Drive- und Output-Potis lässt sich das Filter herzhaft in die Sättigung fahren

Dank der üppigen Feature-Ausstattung sind der Klangbearbeitung kaum Grenzen gesetzt. 2-Pol-Betrieb und Hochpass sind Alternativen, die im Alltag etwas seltener gebraucht werden, aber wenn man sie denn benötigt, dann legt The Ladder einem hier keine Steine in den Weg, zumal das Filter ordentliche Reserven hat, sich schon recht früh im Resonanz-Regelweg in die Selbstoszillation treiben lässt.
Insbesondere die Drive-Funktion lässt sich für sehr herzhafte bis böse Effekte einsetzen. Die analoge Sättigung klingt sehr gut, auch bei stärkerem Einsatz bleibt der Klang bei aller Rotzigkeit schön voluminös. Aufpassen muss man jedoch in folgender Hinsicht: Ab einem gewissen Punkt ist mit erhöhtem Rauschen zu rechnen, es kann sein, dass man irgendwann den „Sweet Spot“ des Envelope Followers verlässt, und ab einem gewissen Punkt, wenn nämlich die OpAmps ihre Hardclipping-Grenze erreichen, klingt das ganze auch nicht mehr gut, sondern etwas kratzig. Aber man kann die Zerrung schon sehr weit ausreizen, bis man überhaupt an diesen Punkt gerät.
Typische Features wie die symmetrischen Lunchboxanschlüsse und der Relais-Bypass, wie wir sie von hochwertigem Studioequipment kennen, runden die praktischen Einsatzmöglichkeiten in der Studioumgebung ab.

Audio Samples
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Moogbass Original Moogbass durch Ladder Rhodes Original Rhodes durch Ladder Drums Original Drums durch Ladder (LPF) Drums durch Ladder (LPF + Envelope) Drums durch Ladder (LPF + Envelope + Distortion)

Bleibt noch die Frage aller Fragen: Wie schlägt sich das aktuelle Moogfilter mit seinen SMD-OpAmps etwa im Vergleich zu einem Vintage-Moogfilter? Wir haben den Model D angeworfen und ein Klangbeispiel dazu produziert. Es lässt sich festhalten: Beiden Filtern ist gemein, dass der Sound bei hohen Resonanzwerten etwas dünner wird, wobei dieser Effekt beim 500-Modul etwas stärker ausgeprägt ist. Insgesamt erscheint das Minimoogfilter etwas sämiger und gutmütiger, mit einem weicheren Übergang in die Selbstosziallation und einer noch gefälligeren Sättigungskurve. Aber das sind Unterschiede auf sehr hohem Niveau, denn auch „The Ladder“ atmet den klassischen Moog-Vibe gewissermaßen durch jede Pore.

Alt und neu: Wir haben „The Ladder“ mit einem Minimoog Model D verglichen.
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Moog The Ladder Moog Minimoog Model D
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Fazit

Es bleibt also festzuhalten: Moogs The Ladder ist eines der 500-Module mit dem allerhöchsten Spaßfaktor überhaupt. Es bietet mit üppiger Feature-Ausstattung den klassischen Moogsound für die Studioumgebung. Dass der Kassette nicht auch noch CV-Anschlussmöglichkeiten mitgegeben wurden, lässt sich mit Blick auf Einsatzzweck, verfügbaren Platz auf der Frontplatte und auch den Kaufpreis gut verschmerzen. Wo wir gerade dabei sind: Der Preis ist nicht gering, aber voll im Rahmen des üblichen 500-Niveaus. Und gemessen am Spaß, den das Modul bereiten kann, ist jeder einzelne Euro eine gute Investition!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klangeigenschaften
  • flexible Einstellmöglichkeiten
Contra
  • Bedienelemente recht klein
Artikelbild
Moog The Ladder Test
Für 599,00€ bei
Moog The Ladder: Klassisches Resonanzfilter für das 500-Format
Spezifikationen
  • klassisches Moog-Transistorkaskadenfilter
  • Betrieb als Hochpass- oder Tiefpassfilter mit 2 oder 4 Polen
  • Drive- und Output-Potis um das Filter in die Sättigung zu fahren
  • Envelope-Follower mit Einstellmöglichkeiten für Attack und Release
  • Relais-Bypass
  • Stereoverkoppelung möglich
  • Preis: € 699,- (UVP)
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Profilbild von BoomBoomBass

BoomBoomBass sagt:

#1 - 21.01.2015 um 10:12 Uhr

0

Hallo,
welche Frequenz ist die niedrigst einstellbare am Cutoff-Poti?
Kann man den Moog auch gegebenenfalls auf dem 2-Buss verwenden?SG, BoomBoomBass

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