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Native Instruments Maschine Jam Test

Maschine Jam ist der neue Stern im Maschine-Kosmos von Native Instruments. Das bemerkenswerte an diesem Controller ist vor allem, dass er weniger auf die Arbeit am Pattern, sondern mehr auf die Struktur eines Songs fokussiert. Zudem liefern seine acht berührungsempfindlichen Touch-Strips neue Möglichkeiten für die Steuerung von kontinuierlichen Parametern sowie Noten und Arpeggien.

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Details

Konzept

Maschine Jam ist ein Verbundsystem aus der Maschine-Software und Hardware-Controller. Über die Software haben wir bereits im Zusammenhang mit anderer Maschine-Hardware berichtet. Das bestehende Maschine-Arsenal umfasst:

  • Maschine Studio
  • Maschine MK I/II
  • Maschine Mikro MK I/II

Zum Verständnis: Man kann Maschine Jam, genau wie alle anderen Maschinen, alleine betreiben. Man kann es aber auch zu einer bestehenden Hardware ergänzen. Die Maschine-Software erkennt alle angeschlossenen Controller und verwaltet den Arbeitsfokus dynamisch.

Fotostrecke: 2 Bilder Dreamteam: Maschine Jam und Studio. Wer hier noch auf den Monitor schaut, ist selber schuld.

Auspacken

Zurück zur Jam-Hardware: In der Verpackung befindet sich neben dem Controller ein anschraubbarer Bügel, der das Gerät auf denselben Anstellwinkel hebt wie eine Maschine MK2, so dass beide Controller bündig miteinander abschließen. Daneben gibt es ein USB-Kabel und eine Registrierungskarte. Hat man seine Hardware bei NI registriert, lässt sich die Maschine-Software und Komplete Select 11 herunterladen.

Fotostrecke: 4 Bilder Maschine Jam in typischer NI-Verpackung.

Erster Eindruck

Die Optik orientiert sich an der bekannten NI-Designsprache: Schwarzes Gehäuse mit lackiert abgesetzten Funktionsbereichen. Der primäre Eyecatcher dürfte die 8×8-Matrix aus mehrfarbig hintergrundbeleuchteten Tastern sein. Diesem Tastenreigen kommt je nach Modus verschiedene Aufgaben zu: das Auswählen verschiedener Pattern innerhalb von Gruppen, das Eintippen von Step-Sequenzer-Noten, Piano-Roll-Keyboard und Auswählen von Noten für das Triggern mit den Smart Strips. Man spielt also mit einem Fingerstrich über die Faderbahn ein Arpeggio aus skalenbezogenen Noten. Das  führt zu Notenfolgen, die man an einem Keyboard wohl nie spielen würde.

Audio Samples
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Note-Strip-Arpeggio. Arpeggio mit Sequenz. Auto-Chord-Progression.

Und wo wir bei den Touch-Strips sind: Acht Stück hat Jam an Bord. Es handelt sich um berührungsempfindliche Kontaktbahnen, die von einer mehrfarbigen LED-Kette flankiert werden. Ihnen sind eine ganze Reihe von Mehrfachfunktionen zugedacht: Neben dem Einspielen von Noten, Modifizieren von Volume und Aux-Send-Pegel lassen sich auch spezifische Parameter von Effekten, Instrumenten und Gruppen steuern. Maschine adressiert dazu automatisch alle acht Parameter einer Edit-Seite auf die Fader. Angenehm fällt die Präzision der Touch-Strips auf: Egal ob man sie nur mit einem Millimeter des Finger oder mit der kompletten Kuppe bespielt, sie springen umgehend auf den angefahrenen Wert. Für die Live-Performance hilfreich: Der Lock-Taster. Er speichert die aktuellen Werte der modulierbaren Parameter, durch erneutes Drücken stellt man die Ausgangswerte wieder her. Sehr gut, wenn man sich beim Echtzeit-Tweaken klanglich verrennt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Touch-Strips im Detail. Gut zu erkennen ist die farbige LED-Kette.

Egal ob Grid-Auswahl, Pattern-Länge, Gruppensteuerung und Navigation: Bei fast allen Aufgaben ist das neue D-Pad im Einsatz. Dabei handelt es sich um ein simples Tastenkreuz, dessen Hintergrundbeleuchtung durch weißes Glimmen signalisiert, in welche Richtung man Optionen auswählen kann. Dennoch muss man sich mit Maschine Jam eingehend beschäftigen; die Dichte von Primär- und Shift-Funktionen ist gewaltig.

Fotostrecke: 4 Bilder Im Pad-Mode mutieren die unteren sechzehn Tastern zu Drumtrigger-Pads.
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Praxis

Dreh- und Angelpunkt von Jam ist die vielfarbig beleuchtete 8×8-Taster-Matrix. Von hier aus befehligt man Pattern, Gruppen, Szenen und nimmt Noten-Eingaben wahlweise im Keyboard-, Piano-Roll- oder Step-Sequenzer-Betrieb vor. Jeder Modus hat seine spezifischen Eigenheiten und Bedienhilfen. Werfen wir einen Blick auf den Step-Sequenzer: Das Lauflicht läuft wahlweise über einen, vier oder acht Sounds der Gruppe. Zudem kann die Auflösung zwischen 1/4, 1/8, 1/16, 1/32 gewechselt werden. Zwischen verschiedenen Pattern und Sound-Slots wechselt man mit dem D-Pad. Wer kein begabter Finger-Trommler ist, baut sich hier in Windeseile rhythmische Strukturen. Das D-Pad macht sich auch bei der Navigation im Piano-Roll- und Keyboard-Modus positiv bemerkbar, denn es dient sowohl zum Transponieren und Wechseln zwischen den Gruppen.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Taster namens Step aktiviert den Step-Sequenzer, der wahlweise ein, vier oder acht Gruppen umfasst.

Wechsele ich in den Pad-Modus, agieren die unteren rechten vier mal vier Tasten wie ein Drum-Trigger-Pad. Hier macht sich das andere Spielgefühl gegenüber den restlichen Maschinen bemerkbar: Die Tasten von Jam verfügen über einen leichten, angenehmen Klickpunkt, sind allerdings nicht anschlagsdynamisch. Passionierte Fingertrommler dürften daher die klickpunktfreien Taster der anderen Maschine-Controller bevorzugen. Wem die Ergebnisse trotz manuellen Einspielens zu statisch sind, kann zur neuen Variationsfunktion greifen und das Material zufallsgesteuerten Mutationen unterwerfen. Dabei sind Parameter wie Wahrscheinlichkeit, Anschlagsstärke und Notenlänge steuerbar.
Die umfangreichere Tasten-Matrix bietet gegenüber den anderen Maschine-Controllern einen weiteren Vorteil: Da immer acht Pattern einer Gruppe sichtbar sind, lassen sich unterschiedliche Pattern-Zusammenstellungen weitaus schneller ausprobieren und in Szenen zusammenfassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Jam-Hardware erhöht die Übersicht bei Pattern-Zusammenstellungen deutlich.

Die Touch-Strips sind eine hilfreiche Ergänzung: So lässt sich an ihren LED-Ketten auf einen Blick ablesen, in welcher Gruppe gerade ein Sound läuft. Außerdem kann man mit einem Fingerstrich die Lautstärke oder andere Controller-Werte anpassen, unter anderem auch Aux-Send, Tune und Swing. Dennoch wollen eine Reihe von Shortcuts auswendig gelernt sein, bevor man höhere Stufen des souveränen Arbeitens erreicht. 
Zur echten Waffe werden die Strips im Macro- und Control-Modus, den hier gewinnt man einen intuitiven und unmittelbaren Zugriff auf die Parameter. Wenn man es denn geschafft hat, in die gewünschte Ansicht zu gelangen, denn an der – für meinen Geschmack – nicht unbedingt sinnfälligen Architektur der Maschine-Software ändert auch der Jam-Controller nichts. Zwar gibt es einige zusätzliche Funktionstaster und die Übersicht über die Pattern ist besser, die stellenweise etwas unübersichtliche Logik von Maschine bleibt aber dieselbe. Und mit den neuen Overlay-Menüs für Arpeggio, Variation und Swing/Grid muss man sich auch erst anfreunden. Zu begrüßen ist hingegen, dass NI Maschine Jam von Anfang an als Controller für Ableton Live unterstützt und entsprechende Skripte bereit stellt. 

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Fazit

Maschine Jam Stellt eine gelungene Ergänzung der Maschine-Controller-Serie dar. Beeindruckend ist vor allem der technische Standard, den Native Instruments bei der Soft-/Hardware-Integration erreicht hat. Man schließt das Gerät an – und siehe, alles funktioniert und ist perfekt zugewiesen. Das gilt im Besonderen, wenn mehrere Maschinen im Verbund laufen. Das verdeutlicht, mit welcher Energie Native Instruments daran arbeitet, den Maschine-Kosmos zu einer perfekten Produktionsumgebung zu machen.
Die Jam-Hardware eröffnet einen neuen Blick und bietet ein ganzes Arsenal alternativer Interaktionsmöglichkeiten. Vor allem das Editieren tonaler Linien, das Arrangieren mit Pattern und das Fahren dynamischer Controller-Daten profitiert immens von Maschine Jam. Hier dürfte auch die größte Zielgruppe liegen: Anwender, für die Maschine das Hauptarbeitsgerät ist und die ihre gesamte Musik innerhalb der Software realisieren. Ebenfalls hilfreich ist Jam für  Beatmaker, die wenig mit dynamischem Frickelkram arbeiten und lediglich zwischen Szenen umschalten. Erfreulich ist außerdem, dass man zusammen mit Maschine Jam Komplete Select 11 erhält, was alleine bereits 189 Euro kostet.

Pro

  • Gelungene Hardware mit vielen Interaktionsmöglichkeiten
  • Keine Konfiguration erforderlich
  • Hoher Nutzwert im Zusammenspiel mit der Software
  • Nahtlose Integration mit Maschine-Controllern
  • Integration in Ableton Live

Contra

  • Viele Sekundärfunktionen
  • Teilweise Doppelungen mit anderen Maschine-Controllern
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Features

  • 64 hochwertige, mehrfarbig beleuchtete Step-Matrix-Buttons
  • 8 Touch Strips mit Echtzeit-Multicolor-Indikatoren, Multi-Touch (Smart Strip-Funktionalität)
  • 8 mehrfarbige Group-Buttons, 8 mehrfarbige Scene-Buttons
  • 31 beleuchtete Click-Buttons
  • 1 berührungsempfindlicher Push-Encoder
  • 1 beleuchtetes Directional-Pad
  • USB 2.0, 3.0
  • Kensington Lock

Preis

  • EUR 389,- (UVP)
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