Palmer Monicon XL Test

Nachdem Palmer nun schon seit einigen Jahren seine Monitorcontroller Monicon und die größere Variante Monicon L im Angebot hat, stellt der deutsche Hersteller allerlei nützlicher Tools für Studio und Bühne seinen bisher umfangreichsten Monitorcontroller vor.

01_Palmer_Monicon_XL_Test


Anders als seine Geschwister ist der Palmer Monicon XL ein aktiver Controller und weist eine teildigitale Steuerung auf. Dadurch können ein paar interessante Zusatzfunktionen realisiert werden. Der Signalpfad ist allerdings durchweg analog gehalten. Der Monicon XL kann mit drei Inputsignalen sowie drei Monitorpaaren umgehen, bietet Anschlüsse für zwei Kopfhörer und hat ein eingebautes Talkback-Mikrofon.

Details

Äußerlichkeiten

Der Palmer Monicon XL ist ein analoger Tabletop-Monitorcontroller. Etwa 25 cm breit und 21 cm tief ist der Platz, den der Monicon XL auf dem Schreibtisch einnimmt. Mit 1,5 kg bringt er ein wertiges Gewicht auf die Wage – kein Wunder, denn große Teile des Gehäuses sind aus Stahlblech gefertigt, ebenso wie die Anschlussplatte auf der Rückseite. Die Frontplatte ist mit matt-schwarzem Kunststoff verkleidet und in zwei unterschiedlichen Winkeln nach vorn geneigt, sodass alle Elemente des Monicon XL sehr gut abzulesen sind. Abgeschlossen wird das Gehäuse durch die kräftigen Seitenteile, die aussehen, als könnten sie den Monicon vor sehr grober Behandlung schützen.
Das Gerät ruht auf dicken Gummifüßen, sodass es auch bei hektischer Bedienung nicht verrutscht. Alle Drehknöpfe haben eine glatte, gummierte Oberfläche, die sie sehr griffig macht. Hier rutscht man nicht so schnell ab. Der Regler für die Monitorlautstärke ist größer als die anderen Regler ausgelegt, lässt feine Einstellungen zu und bewegt sich sehr gut. Die anderen Drehregler laufen leicht unterschiedlich schwer und sind im Gegensatz zum Lautstärkeregler leider nicht mit der Frontplatte verschraubt. Die Druckschalter zum Auswählen der Input- und Outputkanäle sowie die Mute-, Mono-, Dim- und Talk-Buttons sind milchig-weiß gummierte Taster mit einem sehr leichten, aber spürbaren Druckpunkt. Sind sie aktiviert, leuchten sie hell und gelb auf. Auch in sonnengefluteter Umgebung ist das sehr gut zu erkennen. Ein kleines Manko ist allerdings, dass die Steuerung kurz mit dem Druck des Knopfes beschäftigt ist. Drück man zwei Knöpfe gleichzeitig, wird also nur eines der Signale registriert. Das stört zum Beispiel dann, wenn man einen Outputkanal aktivieren und den alten zeitgleich deaktivieren möchte. Drückt man zwei Taster in sehr kurzem Abstand (

Der große Lautstärkeregler ist leichtgängig und lässt feine Einstellungen zu.
Der große Lautstärkeregler ist leichtgängig und lässt feine Einstellungen zu.

Anschlüsse, Anschlüsse, Anschlüsse

Auf der Rückseite des Palmer Monicon XL präsentiert sich das umfangreiche Anschlussfeld. Es beginnt mit den drei Inputkanälen, wovon Kanal 1 und 2 jeweils als Stereopaar von symmetrischen 6,3mm-Klinkenbuchsen ausgeführt sind. Kanal 3 nimmt entweder ein Aux-Signal als Cinch-Stereopaar oder in einer Stereominiklinke entgegen. Außerdem kann er auch ein S/PDIF-Signal verarbeiten. Alle drei Outputkanäle bieten je ein Paar symmetrische 6,3mm-Klinkenbuchsen, wobei Kanal 3 zusätzlich eine Mono-Sum-Buchse bereithält, aber dazu später mehr. Über den Kanalanschlüssen lassen drei Trimmerpotis die Ausgangssignale für die Lautsprecherpaare einstellen. So muss man nicht jedes mal hinter die Monitore krabbeln, um die Levels der Lautsprecher auf ein Niveau zu bringen.
Die letzten vier Klinkenbuchsen sind unsymmetrische Ausgänge von Main und Cue. Sie geben das aus, was gerade auf der Vorderseite als Main und Cue Source ausgewählt ist, werden aber nicht vom Main-Volumeregler beeinflusst. Diese wären also zum Beispiel praktische Punkte, um ein weiteres Signal für einen externen Kopfhörerverstärker abzugreifen. Abgeschlossen wird die Rückseite vom Anschluss für das externe Netzteil und dem Ein-/Ausschalter.

Das Anschlussfeld des Monicon XL bietet mehr als genug Anschlüsse, um den Monitorcontroller in alle möglichen Setups einzugliedern.
Das Anschlussfeld des Monicon XL bietet mehr als genug Anschlüsse, um den Monitorcontroller in alle möglichen Setups einzugliedern.

Die Schaltzentrale

In der Inputsektion des Palmer Monicon XL wird per Taster gewählt, welche der Inputkanäle abgehört werden soll. Dabei können in Werkseinstellung einer, zwei oder alle drei Quellen aktiviert sein. Es lässt sich jedoch auch ein exklusiver Modus aktivieren, sodass nur eine Quelle ausgewählt werden kann und die anderen sofort stummgeschaltet werden, wenn eine neue Quelle ausgewählt wird. Genau so lässt sich die Quelle für den Cue-Kanal wählen. Dieser ist ein komplett unabhängiger Kanal, der ein oder mehrere Inputkanäle an die Kopfhörer oder einen externen Empfänger weitergeben kann. Der Cue-Kanal empfängt ebenfalls das Talkback-Signal, das vom internen Mikrofon aufgezeichnet wird. Wird der Talk-Button gedrückt, können also schnell Feedback und Anweisungen zwischen Engineer und Musiker ausgetauscht werden.
Analog zur Inputsektion werden auch die Outputs gewählt. Hier kann jedoch aus drei Modi gewählt werden. In Werkseinstellung können alle Ausgänge frei aktiviert und deaktiviert werden, sodass wieder ein, zwei oder alle drei Monitorpaare gleichzeitig benutzt werden können. Der zweite Modus ist wieder ein exklusiver, sodass jeweils nur ein Monitorpaar das Signal empfängt. Der dritte Modus ist für Nutzer eines Subwoofers gedacht und funktioniert wie folgt: Zwei Paare Monitore werden exklusiv von Out 1 und 2 geschaltet, sodass jeweils nur ein Paar aktiv sein kann. Hier kommt die Monobuchse von Output 3 ins Spiel, denn nun kann der Subwoofer auf Kanal 3 unabhängig zugeschaltet oder deaktiviert werden, sodass der Sub mit beiden Monitorpaaren genutzt und der Mix auch schnell ohne Sub geprüft werden kann. Ebenfalls auf der Vorderseite finden sich die beiden Kopfhöreranschlüsse sowie ihre unabhängigen Level-Regler. Die Kopfhörer können jeweils das Main- oder das Cue-Signal abhören. So muss der Engineer beim Aufnehmen zum Beispiel nicht den speziellen Mix des Musikers hören, sondern kann das große Ganze im Auge behalten.

Fotostrecke: 2 Bilder Klangquellen von Main- und Cue-Kanal werden unabhängig gewählt.

Praxis

Alles im Blick

Der Palmer Monicon XL ist ein solider Monitor-Controller mit einem durchdachten Aufbau und solider Konstruktion. Ein besonders gut gelungener Aspekt des Monicon XL ist jedoch noch nicht zur Sprache gekommen und das ist das Metering. Für den linken und rechten Signalanteil des Main-Kanals gibt es je eine 8-Segment-LED-Anzeige, welche ihr Signal vor dem Lautstärkeregler abgreift. Die untersten sechs LEDs sind grün während es oben erst gelb und ganz oben dann rot wird, um zu zeigen, dass hier Schluss ist. Der Pegel, an dem das Ende der Fahnenstange gemessen wird, kann ebenfalls gewählt werden. Hält man beim Einschalten des Gerätes einen Cue-Source-Button gedrückt, wählt man einen Referenzpegel aus +4, +10 und +18 dBu. Und nun folgt etwas, das mich doch sehr überrascht hat: Der Palmer Monicon XL hat zwischen den Pegelanzeigen einen Korrelationsgradmesser. Dieser nützliche Helfer besteht ebenfalls aus acht LEDs und zeigt an, wie monokompatibel das aktuelle Signal ist. Das funktioniert etwa wie folgt: Ein Leuchtpunkt zeigt den Korrelationsgrad der linken und rechten Seite des Signals zwischen 1, 0 und -1 an. 1 bedeutet maximale Übereinstimmung, beide Signale sind gleich, also ist das Signal mono. 0 bedeutet, dass links und rechts sehr unterschiedlich sind. -1 zeigt an, dass die Signale zwar gleich aber gegensätzlich gepolt sind, sodass sie sich mono auslöschen würden. Für einen Stereomix sollte man sich im unteren drittel zwischen 1 und 0 befinden. Palmer empfiehlt im Handbuch die untersten drei LEDs nicht zu verlassen.

Palmer Monicon XL im Einsatz
Palmer Monicon XL im Einsatz

Wie klingt der Palmer Monicon XL?

Die Frage wie ein Monitorcontroller klingt, ist im Prinzip eine rhetorische, denn im Idealfall sollte die Antwort sein: gar nicht. Also zur Tat mit meinen Referenz-Tracks, Noise und einem Analyzer bewaffnet. Zunächst einmal fällt auf, dass der Monicon XL bei allen Einstellungen des Lautstärkereglers ein gleichmäßiges Lautstärkeverhältnis zwischen links und rechts hat. Günstige Monitorcontroller ziehen hier besonders bei niedrigen Levels gern zu einer Seite. Beim Monicon XL bleibt alles in der Mitte. Im Metering ist zu sehen, dass der Monicon lediglich im Sub-Bass-Bereich leicht färbt. Bei knapp unter 30 Hz beginnt ein leichter Roll-Off der in der Praxis wohl niemanden ernsthaft stören dürfte. Das Signal wird unverändert weitergeleitet und der Monicon XL nimmt meinen Referenz-Tracks nichts an Punch oder Auflösung. Palmer gibt den Rauschabstand mit 102 dB(A) an und verzeichnet einen Klirrfaktor (THD) von 0,002 %. Damit kann der Monicon XL durchaus auch mit teureren Controllern mithalten. Ein Rauschen ist im Normalbetrieb nicht zu hören. Lediglich beim Umschalten der Inputkanäle und beim aktivieren der Mutefunktion sind leichte Knackser zu hören. Außerdem gibt es einen Knackser beim Ausschalten des Monicons, also vorher besser die Monitore ausschalten. Die Bedienung geht angenehm von der Hand und der Monicon XL hat sich innerhalb weniger Stunden als intuitives Element in mein Setup eingegliedert. Das Talkback-Mikrofon klingt wirklich gut, verglichen mit den quäkigen Ansagemikrofonen manch alter Controller. Ist das Talkback-Mikro aktiviert, schaltet sich auch der Dim zu, welcher den ausgewählten Monitor wahlweise zwischen 6 und 30 dB leiser stellt, um ein Übersprechen in das Mikrofon zu vermeiden. Die Kopfhörerverstärker sind kräftig ausgelegt und bringen auch hochohmige Kopfhörer leicht auf angemessene Lautstärken.

Fotostrecke: 2 Bilder Wird das Talkback-Mikrofon aktiviert, schaltet sich auch der Dim-Modus zu und verringert das Lautsprechersignal.

Zubehör

Palmer legt dem Monicon XL das passende Netzteil mit vorbildlich langen Kabeln bei sowie eine umfangreiche Bedienungsanleitung, die in sechs Sprachen und sehr detailreich alle Funktionen des Monitorcontrollers erläutert.

Die Kopfhörerverstärker des Monicon XL haben einiges an Leistung.
Die Kopfhörerverstärker des Monicon XL haben einiges an Leistung.

Fazit

Palmer hat mit dem Monicon XL einen zeitgemäßen und durchdachten Monitorcontroller entwickelt. Während viele Hersteller ihre Controller mit halbgaren Interfaces überfrachten, besinnt sich Palmer auf die wesentlichen Funktionen und steckt sie in ein alltagstaugliches Gehäuse. Der Korrelationsgradmesser ist ein ungewöhnlicher, aber durchaus willkommener Bonus. Der Monicon XL klingt neutral und bringt für seinen Preis eine Menge Features mit. Er lässt sich ohne Probleme in kleine und mittlere Studiosetups eingliedern und die konfigurierbare Bedienung macht unterschiedliche Workflows möglich.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • neutraler Klang
  • hochauflösendes Metering
  • Korrelationsgradmesser
  • durchdachtes Konzept
  • wertige Verarbeitung
  • Talkback-Mikrofon
  • anpassbare Steuerung
  • starke Kopfhörerverstärker
Contra
  • etwas träge Taster
Artikelbild
Palmer Monicon XL Test
Für 289,00€ bei
02_Palmer_Monicon_XL_Front
Features und Spezifikationen
  • aktiver Monitorcontroller
  • 3 Inputkanäle
  • 3 Outputkanäle
  • Talkback-Mikrofon
  • Cue-Kanal
  • 2 Kopfhörerausgänge
  • Direktausgänge für Cue- und Main-Kanal
  • Levelmeter
  • Korrelationsgradmesser
  • Frequenzgang: 12 Hz–90 kHz (-1 dB)
  • Klirrfaktor (THD): 0,002 % (BW 20–20000 Hz)
  • Rauschabstand (SNR): 102 dB (A-gewichtet) @ +4 dBu
  • Preis: € 299,– (Straßenpreis am 13.2.2020)
Hot or Not
?
01_Palmer_Monicon_XL_Test Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1