Pro Tools 12.8 (HD) Test

Im Kampf um die Gunst der DAW-Nutzer hat sich Avid mit dem Abonnement-System selbst unter Druck gesetzt. Für 100 Euro (400 Euro für HD-User) im Jahr erwarten die Nutzer natürlich einiges. Zuletzt stockte die Update-Geschwindigkeit ein wenig. Erfüllt Pro Tools 12.8 die Erwartungen der Abonnenten?

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Die vergangenen Updates ließen vermuten, dass Avid je Quartal eine neue Version veröffentlicht. Dieses Mal dauerte es hingegen knapp ein halbes Jahr bis der Versionssprung von Pro Tools 12.7 auf 12.8 angekündigt wurde. Wie ich hinter den Kulissen erfuhr, lag es daran, dass Avid zwei Updates miteinander verknüpft hat, die ursprünglich nacheinander erscheinen sollten.

Details

Dolby Atmos 

Ausschließlich für die HD-Variante von Pro Tools 12.8 gibt es eine native Integration des neuen Raumklangformats Dolby Atmos, das nicht nur Lautsprecher hinten und an den Seiten unterstützt, sondern auch die Raumdecke als weitere Dimension für Lautsprecher integriert.

Sichtbares Zeichen der Dolby-Atmos-Integration ist der neue dreidimensionale Panner in Pro Tools.
Sichtbares Zeichen der Dolby-Atmos-Integration ist der neue dreidimensionale Panner in Pro Tools.

Neuer Aufschlag für Pro Tools First und Cloud Collaboration

Neben diesem großen, aber nur für einige der Pro-Tools-User nutzbaren, neuen Merkmal werden besonders die Nutzer des kostenlosen Pro Tools First mit umfangreicheren Möglichkeiten erfreut. Und die mit einigen Schwierigkeiten gestartete Cloud Collaboration soll sich ebenfalls erheblich verbessert haben und ist obendrein noch einmal günstiger geworden.

Praxis

Dolby Atmos

Die größte Neuerung in Pro Tools 12.8 bleibt den HD-Kunden vorbehalten: die native Integration von Dolby Atmos. Bei diesem Raumklangformat kommen neben seitlichen und rückwärtigen Surround-Lautsprechern auch solche von der Decke, also von oben, zum Einsatz. Bislang konnte man zwar auch schon Dolby-Atmos-Mischungen in Pro Tools vornehmen, aber nur unter Zuhilfenahme von Dolby Hard- und Software (Dolby RMU). Wer sich für Details zur Produktion mit der Dolby RMU interessiert, liest bitte meinen Artikel überKraftwerks neues Album, das in Dolby Atmos produziert wurde.
Um Dolby Atmos zu integrieren, musste in Pro Tools zunächst die Busbreite von 8 auf 10 Kanäle erhöht werden. Nur so lässt sich nämlich ein 7.1.2-Bus betreiben. 

Beim Erzeugen eines zehnkanaligen Atmos-Busses werden automatisch abgespeckte Sub-Busse erzeugt.
Beim Erzeugen eines zehnkanaligen Atmos-Busses werden automatisch abgespeckte Sub-Busse erzeugt.

Die Neuerungen für alle Pro-Tools-Versionen

Mit dem Update auf die Version 12.8 profitieren alle drei Varianten (HD, Pro Tools Standard und First) von erweiterten Cloud-Funktionen. Mit Pro Tools 12.8 können nun bis zu 10 Personen gleichzeitig an einem Cloud-Projekt arbeiten. Am interessantesten ist jedoch die neue Preisgestaltung: Ein Gigabyte Speicher ist gratis, 10 GB kosten 4,99 US-Dollar, 30 GB 9,99 $ und 80 GB 24,99 $, jeweils pro Monat. Damit sind die Kosten im Vergleich zur Einführung der Cloud Collaboration um etwa die Hälfte gesunken, was sehr zu begrüßen ist. Damals gab es lediglich 500 Megabyte gratis und die nächste Stufe waren 20 GB für etwa 10 Euro. Schon im vergangenen Herbst hatte Avid eine erste Preisreduktion vorgenommen und den Gratisspeicher auf 1 GB angehoben, jetzt wird das Angebot nochmals günstiger. 

Die Online Collaboration soll mit Pro Tools 12.8 noch einmal Fahrt aufnehmen: Mit 1 GB kostenlosem Speicher und vergünstigten Cloud-Upgrades.
Die Online Collaboration soll mit Pro Tools 12.8 noch einmal Fahrt aufnehmen: Mit 1 GB kostenlosem Speicher und vergünstigten Cloud-Upgrades.

Die größte Verbesserung: Pro Tools First

Das kostenlose Pro Tools First bekommt jetzt vollständigen Zugang zur Cloud Collaboration und kann bis zu drei Projekte auf einem GB Cloud-Speicher verwalten. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Programmvariante nicht von den beiden Kaufversionen und wird besser in das Produktportfolio eingebunden. Auch beim Zukauf von Cloud-Speicher gibt es keinen Unterschied zu den größeren Versionen: Für knapp fünf US-Dollar im Monat fällt die Beschränkung auf drei Projekte und die Projekte lassen sich auch lokal als Session speichern.

Mit 12.8 ist der Leistungsumfang und die Integration in die Produktfamilie für Pro Tools First deutlich verbessert.
Mit 12.8 ist der Leistungsumfang und die Integration in die Produktfamilie für Pro Tools First deutlich verbessert.

Was bringt 12.8 für den Nutzer von Pro Tools Standard?

Ehrlich gesagt ausgesprochen wenig, zumindest so gut wie keine zusätzliche Funktionalität. Ergänzen muss man aber an dieser Stelle, dass die Abonnenten dieser Variante bislang immer sehr gut weggekommen sind bei den Updates. Ich erinnere mich zum Beispiel an die zahlreichen HD-Features, die nach und nach freigeschaltet wurden. Zu den wenigen Verbesserungen in 12.8 gehören Bedienungserleichterungen in Soundbase und Workspace sowie die neue Voreinstellung „Keep Window on Top“. Damit lässt sich einstellen, dass die MIDI Event List, der Score Editor oder Soundbase/Workspace im Vordergrund bleiben, auch wenn man aktuell im Edit- oder Mix-Fenster arbeitet.
Und damit habe ich auch schon die prominentesten Verbesserungen genannt. 

Praktisch beim Editieren, aber nur eine kleine Verbesserung: Keep Window on Top als Voreinstellung für die MIDI-Editoren und die Soundbase/Workspace.
Praktisch beim Editieren, aber nur eine kleine Verbesserung: Keep Window on Top als Voreinstellung für die MIDI-Editoren und die Soundbase/Workspace.

Fazit

Das Update auf Pro Tools 12.8 richtet sich primär an HD-Kunden (Dolby-Atmos-Integration) und verbessert das kostenlose Pro Tools First erheblich. Die Cloud Collaboration ist preislich deutlich attraktiver geworden, das Look and Feel aber unverändert. Die Reaktionszeiten beim Log-In oder bis zur Anzeige des verbrauchten Speicherplatzes sind recht lang.
Die sehr heterogene Gruppe der Pro-Tools-Benutzer wird sicherlich an vielen Stellen meckern, weil die Dolby-Atmos-Integration nur einen sehr kleinen Kreis betrifft, dafür aber viele andere Verbesserungsvorschläge nicht in die Tat umgesetzt wurden. Seit Version 12.5, die vor ziemlich genau einem Jahr herauskam und mit Cloud Collaboration ein großes neues Feature brachte, ist der Funktionszuwachs eher moderat. Version 12.6 brachte vor allem Clip Effects – allerdings nur für HD-Benutzer –, 12.7 brachte die Soundbase mit zwei GB an Samples.
Neben diesen oberflächlich als „Key Features“ bezeichneten Funktionen bietet jede neue Version Detailverbesserungen, die den Workflow manches Produzenten erleichtern. Für mich sind das zum Beispiel die neuen Playlist-Funktionen mit Pro Tools 12.6. Die Vielzahl dieser kleinen Verbesserungen geben mir die Gewissheit, dass zumindest ein Teil der Entwickler noch sehr nah an den Bedürfnissen des Anwenders entwickelt. Und das ist neben der Aufregung um die Preise des Abo-Modells und den Zuschnitt der Programmversionen ein schöner Lichtblick.   

Pro
  • gute Performance der Pro-Tools-Software
  • Freeze-Funktion in Pro Tools First integriert
Contra
  • wenig Neues für Pro Tools Standard
  • Lizenzmodell nach wie vor umstritten
Die clipbezogenen Effekte des Channelstrips wurden in 12.6 eingeführt und sind HD-Kunden vorbehalten.
Die clipbezogenen Effekte des Channelstrips wurden in 12.6 eingeführt und sind HD-Kunden vorbehalten.
FEATURES
  • Pro Tools 12.8 ist eine 64-Bit-DAW auf der Höhe der Zeit. Version 12.8 bringt Dolby Atmos für HD und ein deutlich verbessertes Pro Tools First
PREISE:
  • Preise für Einsteiger:
  • Pro Tools 12 Dauerlizenz (inkl. 1 Jahr Upgrades, Plug-in Bundle und Installations-Support) 665,21 Euro
  • Pro Tools 12 1-Jahreslizenz (inkl. 1 Jahr Upgrades, Plug-in Bundle und vollen Support) 332,01 Euro
  • Pro Tools HD Dauerlizenz (inkl. 1 Jahr Upgrades, Premium Plug-in Bundle und Elite-Support) 2735,81 Euro 
  • Pro Tools HD 1-Jahreslizenz (inkl. Upgrades, Premium Plug-in Bundle und Elite-Support) 929,00 Euro
  • Upgrade von Pro Tools 11/12 auf 12 HD 2140,81 Euro
  • Upgrade-Preise, nach einer Pause, die länger als 30 Tage ist
  • Pro Tools 12 Upgrades 332,01 Euro
  • Pro Tools 12 HD Upgrades 1071 Euro
  • Verlängerungspreise pro Jahr
  • Pro Tools 12 105,91 Euro plus Support und Plug-Ins 105,91 Euro
  • Pro Tools 12 HD 428,70 Euro (inkl. 1 Jahr Upgrades, Plug-In Bundle und vollem Support)
Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • gute Performance der Pro-Tools-Software
  • Freeze-Funktion in Pro Tools First integriert
Contra
  • wenig Neues für Pro Tools Standard
  • Lizenzmodell nach wie vor umstritten
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Pro Tools 12.8 (HD) Test
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