Rode M5 MP Test

Rode M5, das ist ein Kleinmembranmikrofon in Kondensatortechnik. Ein Pärchen dieser beiden Stäbchen kostet unter zweihundert Euro und ist damit sehr preiswert.

Rode_M5_MP_1

Die Konklusion aus dem umfangreichsten Vergleichstest dieser Art von Instrumentenmikrofonen lautete, dass man – bis auf wenige Ausreißer in die eine oder andere Richtung – die Klangqualität meist am Preisschild messen kann.
Unter diesen Vorzeichen betrachtet, hat das M5 MP („Matched Pair“) also höchstens die Chance, im Test durch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis zu glänzen. Aber vielleicht schaffen die Australier auch ein kleines Wunder – denn eines können sie besonders gut: ordentliche Mikrofone für erstaunlich günstige Kurse anzubieten. Das bekannte und beliebte Rode-Kleinmembran NT5 ist da keine Ausnahme gewesen.  

Details

Feste Niere

Anders als selbst bei so manchem Mikrofon der untersten Preisregion ist beim M5 die Kleinmembrankapsel nicht tauschbar. Mit einer festen Nierencharakteristik (und somit maximaler Pegelausgabe von vorne und minimaler von der Rückseite) ist ein Polar-Pattern gewählt, das in Studios, Proberäumen und auf den Bühnen dieser Welt mit größter Häufigkeit eingesetzt wird. Nicht nur das Ausblenden von unerwünschtem Schall und hohe Rückkopplungssicherheit gelingt damit sehr gut, auch für diverse Stereofonieanwendungen an Drumkit, Chor und Orchester wird gerne die Niere eingesetzt. Das schwarze Metallgehäuse besteht aufgrund der fixen Kapsel aus einem Stück, der Tubus ist nur durch die Schalleintritte an den Seiten und das Designelement „Rode-Punkt“ unterbrochen. Oben ist ein feines Gitter zum Membranschutz angebracht, an der Unterseite kann ein weiblicher XLR-Stecker eingesteckt werden. Auf einer Seite steht ein Rode-Schriftzug, auf der gegenüberliegenden Flanke Aufdrucke wie der Hinweis auf den Herstellungsort Australien – und das war´s auch schon.  

Fotostrecke: 4 Bilder Einfache Mathematik: Zwei Stück 200 Euro, also ein Kleinmembraner für einen Hunderter!

24 bis 48 Volt Phantomspeisung

Im Inneren des Rode M5 sorgt eine halbzöllige Membran typischer Bauform für Schallempfang und -wandlung, die Elektronik ist um ein JFET-Element herum gebaut. Der Mikrofon-Vorverstärker muss das Pencil-Mikrofon mit 24 oder 48 Volt Phantomspeisung speisen können, um die Elektronik zum Leben zu erwecken. Das Rode besitzt mit 200 Ohm Ausgangsimpedanz genau den für modernere Preamps empfohlenen Wert. In den technischen Daten ist der Frequenzgang zwar gewohnt uninformativ mit „20 Hz – 20 kHz“ angegeben, doch immerhin liegt ein gemittelter (und offenbar stark geglätteter) grafischer Pegelfrequenzgang bei, wodurch man zumindest erkennen kann, in der Tendenz eine leichte Hochmittensenke und einen gewissen Höhenboost erwarten zu dürfen. Das Richtdiagramm lässt keine Rückschlüsse auf unübliche Probleme bei der Aufzeichnung seitlich eintreffenden Schalls zu.

Fotostrecke: 4 Bilder Kuckuck! Ungewohnter Blick auf die XLR-Buchse

Der Ersatzgeräuschpegel ist mit 19 dB(A) ein typischer Wert für ein Kleinmembran-FET-Mikrofon, der Übertragungsfaktor von 20 mV/Pa ebenfalls. Der maximale Schalldruckpegel des vordämpfungslosen M5 ist mit 140 für 1% Zerrprodukte und Rauschen am Gesamtsignal angegeben. Das ist ein absolut üblicher Wert.

Stereopärchen

Rode verkauft das M5 als „Matched Pair“, es ist sogar ein unterschriebenes Kärtchen im Lieferumfang, welches ausweist, dass die Mikrofone „gematcht“ wurden. Was genau die Kriterien für das Matching waren, wie groß tatsächliche Werte und Toleranzen sind, das erfährt der Käufer dort aber nicht.  

Ein einzelnes Rode M5 in seinem Halter
Ein einzelnes Rode M5 in seinem Halter

Praxis

Klein und unscheinbar

Sie sind klein und mit 80 Gramm auch leicht, die beiden M5 von Rode. Das ist in vielerlei Hinsicht praktisch, besonders dort, wo es eng zugeht (etwa bei vollgestellten Drumkits). Ebenfalls gut ist, dass die Klemmen mit einem Knebelverschluss arbeiten, durch den sie sich festziehen lassen und ihre Position behalten. Gleichzeitig ist der Griff nicht so lang, dass man ihn aus Platzmangel öfters nicht drehen könnte. Insgesamt fallen die M5 also nicht besonders auf und sind zurückhaltend.

Die Audiofiles hat unser Autor Robby mit seiner Akustikgitarre für uns eingespielt.
Die Audiofiles hat unser Autor Robby mit seiner Akustikgitarre für uns eingespielt.

Mit den Rode M5 lässt sich ordentlich arbeiten

Um meine Eindrücke des Klangs der M5 auch in Audiobeispielen nachvollziehbar zu machen, habe ich Robby Mildenberger, unseren geschätzten Autoren aus dem bonedo-Ressort Gitarre vor die Stäbchen gesetzt. Es ist schnell klar, was die Mikrofone leisten – und was nicht. Zunächst: Mit den beiden Mikrofonen lässt sich wirklich ordentlich arbeiten. Das Signal ist klar und deutlich, besitzt gleichzeitig ausreichend festes Fundament und gerät nicht schnell ins Schwimmen. Jeder, der seine Akustikgitarre, sein Drumkit, Atmos und viele andere Signale aufnehmen möchte, wird sich darüber freuen. Auch im professionellen Betrieb spricht nichts dagegen, die beiden Stäbchen einzusetzen, solange die Signale keine Hauptrolle spielen und dabei stark mit EQ und Kompressor bearbeitet werden sollen. Positiv hervorzuheben ist, dass die Patternstabilität sehr ordentlich für ein Mikrofon dieser Preisklasse ist. Dadurch wirken die Signale in den Audiobeispielen recht natürlich, weil die Rückwürfe aus dem Raum nicht zu sehr verfärbt werden.  

Audio Samples
0:00
Rode M5 stereo Rode M5 mono (Body) Neumann KM 184 Body L: KM 184 R: M5 L: M5 R: KM184

Natürlich: Es gibt auch Kritiken

Die Audiowelt stünde Kopf, wenn man nicht auch Nachteiliges über Mikrofone berichten könnte, die brutto für 100 Euro pro Stück erhältlich sind. Vor allem im Vergleich mit einem höherwertigen Mikrofon ähnlicher Bauart, dem beliebten Neumann KM 184, wird es deutlich (natürlich ist der Vergleich nicht ganz fair, aber eben interessant): Das 184 ist weniger kratzig in den Höhen, klarer, offener und dynamisch „schneller“, obwohl selbst dieses vergleichsweise gutmütig agiert im Vergleich zu Schoeps, DPA und den teureren Serien von Sennheiser und Audio-Technica. Im Direktvergleich bitte einmal darauf achten, wie bei den M5 eine leicht hohle, resonierende und reibend-mechanische Komponente auftritt, die dem Neumann fehlt (in den Stereofiles ohne Pegelausgleich):

Rode-Schriftzug: steht für vernünftige Mikros zum guten Preis!
Rode-Schriftzug: steht für vernünftige Mikros zum guten Preis!

Matching

Echtes „Matching“ von Mikrofonen kostet bei manchen Herstellern mehr als dieses gesamte Mikrofonset. Kein Wunder: Es ist aufwändig, aus sehr vielen Mikrofonen zwei zusammenzusuchen, die bei verschiedenen Parametern nahezu perfekt zueinander passen. Und selbst dann: Meine sorgfältig gematchten DPA 4009 besitzen stellenweise Unterschiede im Pegelfrequenzgang von über 0,5 dB – und das ist schon ein wirklich guter Wert. Andere Hersteller bieten erst gar keine Matched Pairs an, sondern vertrauen auf die geringen Fertigungstoleranzen. Im Audiovergleich zeigt sich, dass die beiden M5 selbstverständlich nicht gleich klingen – aber unter uns: Wer ein Set Kleinmembraner für 200 Euro kauft, wird sie kaum als Hauptmikrofone für klassische Instrumente oder qualitativ „höchstwertige“ Aufnahmen eines Drumkits oder dergleichen einsetzen wollen. Und für die toll klingenden Gitarrenaufnahmen reicht es mit den Rode allemal, denn mit dem Kauf von Mikros allein ist ja noch lange kein guter Sound aufgenommen. Unterm Strich: Alles gut, aber der Hinweis „Stereoset“ hätte mir unter dem Aspekt „Kirche im Dorf lassen“ auf der Verpackung deutlich besser gefallen als „Matched Pair“.

Audio Samples
0:00
Stereomikrofonierung Mikros vertauscht

Fazit

Bei preiswerten Mikrofonen ist der Markt ziemlich gesättigt, dennoch unterbieten Rode den Preis für ihre zuverlässigen NT5 mit den M5 sehr deutlich. Die Australier wissen auch, wieso sie diesen Schritt wagen können: Die M5 klingen durchaus ordentlich – für ihren Preis: Wunder sind sie nicht, bei kaum einem Mikrofontyp lässt sich die Klangqualität so zuverlässig am Preisschild ablesen wie bei einem Kondensator-Kleinmembran. Da schaffen es auch Rode nicht, eine wirklich bemerkenswerte Ausnahme zu schaffen. Dennoch: Insgesamt kann man als Käufer zufrieden sein, denn wer nicht mehr als zweihundert Euro ausgeben kann oder will, der trifft mit dem M5-Set eine gute Entscheidung.  

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • stabile Richtwirkung
  • ordentlicher Klang
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • etwas unnatürliche Mitten und Höhen (für preiswerte KM-Kondenser typisch)
Artikelbild
Rode M5 MP Test
Für 159,00€ bei
Rode_M5_MP_2

Features und Spezifikationen

  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 24-48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 20 mV/Pa
  • Ersatzgeräuschpegel: 19 dB(A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 140 dB SPL (1% THD+N)
  • Preis (Stereopaar): € 199,– (UVP)
Hot or Not
?
Rode_M5_MP_1 Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1