Steinberg Cubase Pro 9.5 Test

Steinberg Cubase Pro 9.5 ist draußen und es steckt voller neuer Features! Eine neue 64-Bit-Mixing-Engine, verbesserte Automationsfunktionen, vielschichtige Offline-Bearbeitung von Audio-Events, ein erweitertes Metronom mit programmierbaren Patterns, ein neuer Synth für HALion Sonic SE 3 und nicht zuletzt 16 Insert-Slots pro Mixer-Kanal werden von der neuen Version unter anderem geboten. 

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Dafür, dass es sich um eine kleine .5er-Version handelt, fällt das Update ungewöhnlich umfangreich aus. Für Anwender, die diesen Zwischenschritt zur großen neuen Version gewohnheitsmäßig überspringen, empfiehlt es sich in diesem Fall also, noch einmal genauer hinzusehen. Die Details zu den wesentlichen Neuerungen in Cubase „halb zehn“ klären wir im Review.

Details

Grundsätzliches: Cubase Pro, Artist und Elements

Daran, dass Cubase in drei Ausbaustufen erhältlich ist, ändert sich auch in Version 9.5 nichts. Während sich das große Cubase Pro an professionelle Produzenten und Studios richtet und alle Features ohne Einschränkungen enthält, sind die Artist- und Elements-Versionen in unterschiedlichem Maß funktionsreduziert und im Gegenzug günstiger zu haben. Einen vollständigen Vergleich zwischen den drei Ausbaustufen gibt es auf der Website von Steinberg.

Fotostrecke: 2 Bilder Familienfoto: Die drei Ausbaustufen von Cubase 9.5.

Die beiden großen Versionen von Cubase arbeiten mit dem Syncrosoft eLicenser (einem USB-Kopierschutzstecker), der beim Kauf einer Vollversion enthalten ist. Das kleine Elements ist dagegen das einzige Cubase ohne Dongle. Da alle Formen von Updates und Upgrades ausschließlich als Downloads erhältlich sind, ist es eine feine Sache, dass Steinberg neuerdings einen eigenen Download-Manager anbietet, der das Herunterladen und Installieren der Files übersichtlicher gestaltet.

Praxis

Kaltstart – Die neuen Features im Schnelldurchlauf

Im folgenden Video gibt es einen schnellen Überblick zu den wesentlichen neuen Features von Cubase 9.5. Einzelheiten folgen im Text!

Neuigkeiten im Projektfenster: Zoning 2.0 und Adapt to Zoom

Schon seit einigen Jahren geht der Trend in Cubase weg von vielen einzelnen Fenstern und hin zu einer einzelnen geschlossenen und flexiblen Benutzeroberfläche. Dass der Control Room und das Metering nun auch in der rechten Zone des Projektfensters über entsprechende Reiter abrufbar sind, ist nur konsequent. Wenn man den Mischer in der unteren Zone des Projektfensters verwendet, dann will man in der Regel auch diese beiden Bereiche parat haben, ohne ein neues Fenster öffnen zu müssen.

Für alle, die den Mischer in der unteren Zone verwenden, sind Control Room und Metering als Bestandteil des Projektfensters eine feine Sache!
Für alle, die den Mischer in der unteren Zone verwenden, sind Control Room und Metering als Bestandteil des Projektfensters eine feine Sache!

Kurvenreiche Automation

Das manuelle Bearbeiten von Automationsdaten konnte in Cubase bisher zu einer durchaus fummeligen Angelegenheit werden. Das grundsätzliche Problem war, dass zwischen zwei Automationspunkten nur lineare Verbindungen möglich waren. Von Punkt zu Punkt wie mit dem Lineal gezogen, so wie man das in der Grundschule lernt. Wenn man Kurven zeichnen wollte, dann mussten eben mehr einzelne Punkte her, über die man sich wie in einer schlecht aufgelösten Bild-Datei über viele kleine Ecken dem Ideal einer Kurve annäherte.

Im Projektfenster lassen sich auch MIDI-CCs über die eleganten Kurven automatisieren.
Im Projektfenster lassen sich auch MIDI-CCs über die eleganten Kurven automatisieren.

Vielschichtige Offline-Bearbeitung!

Im Gegensatz zur Berechnung in Echtzeit werden Prozesse oder Effekte bei der direkten Offline-Bearbeitung dauerhaft in eine neue Datei geschrieben. Ein typisches Beispiel wäre die Erzeugung eines Reverse-Hall-Effekts. Dazu wird eine Datei zunächst umgekehrt, daraufhin mit einem Hall belegt, und zum Abschluss wieder umgekehrt. Das Ergebnis ist eine Hallfahne, die sich vor dem eigentlichen Schallereignis aufbaut – und natürlich geht das in Cubase schon seit langem. Mit der Pro-Version von Cubase 9.5 wird das Event-basierte Arbeiten aber wesentlich einfacher, übersichtlicher und vielschichtiger. Ein echtes Killer-Feature!

Im Fenster für die direkte Offline-Bearbeitung behält man auch im Nachhinein den Zugriff auf die Parameter aller Prozesse, die in eine Datei eingerechnet werden.
Im Fenster für die direkte Offline-Bearbeitung behält man auch im Nachhinein den Zugriff auf die Parameter aller Prozesse, die in eine Datei eingerechnet werden.

Was lange währt, wird endlich gut: 16 Inserts pro Kanal!

Die Beschränkung des internen Mischers auf acht Insert-Slots pro Kanal war für gefühlte Äonen ein massiver Kritikpunkt an Cubase. Und es ist kaum zu glauben, dass Steinberg nach all der Zeit, in der sich daran nichts zu ändern schien, tatsächlich reagiert hat. Jeder Kanal der MixConsole bietet nun stolze 16 freie Plätze für Insert-Effekte. In der Artist- und Pro-Version kann man zudem festlegen, wie viele davon in Pre- und Post-Fader-Position sitzen sollen. Darüber, ob es sinnvoll ist, einen Track mit so vielen Insert-Effekten zu belegen, kann man natürlich ausgiebig diskutieren. Der Punkt, dass es nun möglich ist, ein solches Feuerwerk der Signalbearbeitung abzufackeln, spricht aber für sich.

Was für ein Anblick! Cubase 9.5 bietet jetzt 16 Insert-Slots pro Kanal!
Was für ein Anblick! Cubase 9.5 bietet jetzt 16 Insert-Slots pro Kanal!

Clicktrack Ade – Das neue Metronom

Für die typischen alltäglichen Aufgaben hat das Metronom in Cubase bisher natürlich ausgereicht. Bei der Arbeit mit zusammengesetzten Taktarten oder häufigen Wechseln im Metrum griff man allerdings gerne auf die Möglichkeit zurück, einen eigenen gesonderten Clicktrack zu erzeugen, um für ausreichend Orientierung im rhythmischen Gefüge zu sorgen. Die gute Nachricht lautet: Das ist jetzt nicht mehr nötig!

Zyklischer Wechsel zwischen verschiedenen Taktarten mit selbst programmierten Click-Patterns – in Cubase 9.5 ist das auch ohne separaten Clicktrack kein Problem.
Zyklischer Wechsel zwischen verschiedenen Taktarten mit selbst programmierten Click-Patterns – in Cubase 9.5 ist das auch ohne separaten Clicktrack kein Problem.

Cubase 9.5 bietet nun eine Art Mini-Sequencer zum Programmieren von Click-Patterns. Jeder Beat lässt sich einem von insgesamt vier möglichen Akzent-Sounds zuordnen oder stummschalten, und zwischen den so programmierten Patterns kann man jederzeit über die Taktart-Spur hin und her schalten. Alleine die Möglichkeit, das Click an bestimmten Stellen vollständig zu deaktivieren ist Gold wert! Zudem steht eine Auswahl von neuen Soundsets für das Metronom bereit. Es lassen sich aber auch eigene Samples verwenden. Das Feature greift in allen Ausbaustufen von Cubase, wobei das Erstellen eigener Patterns der Pro- und Artist-Version vorbehalten bleibt.

Audio Samples
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Auswahl Click-Sounds

Ein neuer Synth für HALion Sonic SE 3
Dem Klangerzeuger HALion Sonic SE 3 wurde mit dem Update auf Cubase 9.5 in allen Ausbaustufen ein neues Synthesizer-Modul namens Flux verpasst. Dieses verschreibt sich ganz und gar der Wavetable-Synthese. Typisch für solche Synths ist, dass sie bei der Wiedergabe eines Sounds fließend durch Wavetables (also Sammlungen zusammengehöriger Wellenformen) morphen können und somit auf eine ganz charakteristische Art und Weise Bewegung in den Klang bringen.

Fotostrecke: 2 Bilder Für die beiden Oszillatoren von Flux steht eine Auswahl von 70 Wellenformen bereit.

Flux ist komplex aufgebaut und hat auch für passionierte Soundschrauber einiges zu bieten. Wer nicht zu tief in die Materie eintauchen will, kann sich aber natürlich mit dem Verwenden der insgesamt 124 Presets begnügen, die sich vorrangig auf Pads, Leads und Bässe konzentrieren.

Audio Samples
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FLUX: ButterflyDreams (Pad) FLUX: Yelping (Pad) FLUX: Zoomorph (Pad) FLUX: Rough Rider (Lead) FLUX: Jumping Bean (Lead) FLUX: Close Contact Club (Bass) FLUX: Good Kingdom (Bass)

Präzisere Berechnungen über die 64-Bit-Mixing-Engine
Die 64-Bit-Mixing-Engine ist eine Neuerung unter der Haube von Cubase, die alle drei Ausbaustufen betrifft. Da bei Bit-Angaben im Audiobereich regelmäßig Verwirrung angesagt ist, vorab eine kleine Klärung: Cubase läuft seit Version 9 ausschließlich auf Rechnern mit einer 64-Bit-Systemarchitektur. Die 64-Bit-Mixing-Engine hat damit allerdings nichts zu tun, denn in diesem Fall bezieht sich die Bit-Angabe auf die digitale Wortbreite von Audiodaten. Diese höhere interne Auflösung verspricht eine genauere Berechnung von Effekten und eine präzisere Summierung, sorgt im Gegenzug aber auch für eine leichte Erhöhung der Prozessorauslastung.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit einer unscheinbaren Einstellung im VST-Audiosystem schaltet man die Mixing-Engine auf 64 Bit.

Dass sich die Klangqualität von Audiomischungen in Cubase dadurch geringfügig verbessert, lässt sich sozusagen wissenschaftlich nachweisen. Ob man davon viel bemerkt, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Dass es sich hier um ein neues Zauber-Feature handelt, das die eigenen Mixes wesentlich aufwertet oder „analoger“ klingen lässt, darf man wohl nicht erwarten.

Audio Samples
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Mix bei interner Berechnung mit 64 Bit Mix bei interner Berechnung mit 32 Bit

Weitere Neuerungen
In die mit Cubase 9 eingeführte Sampler-Spur kann man nun ganz einfach Midi-Parts aus dem Projektfenster ziehen, worauf eine Audiodatei gerendert und direkt importiert wird. Wer Phrasen oder Loops über eine Instrumentenspur erzeugt hat und diese im Sampler verfügbar machen will, der spart sich also einige Bearbeitungsschritte. Zudem wurde der Sampler-Spur eine A/B-Funktion spendiert.
Weiterhin wurden die Benutzeroberflächen von drei Effekt-Plug-ins überarbeitet. Der Vintage Compressor, der früher rein optisch sehr nah am Urei 1176 war, erinnert jetzt ein wenig an die Hardware von Neve und bietet zudem einen Mix-Regler zur Parallelkompression. Der Tube-Compressor wurde ebenfalls aufgehübscht kommt mit einem neuen Character-Regler zum Steuern der Röhrensättigung. Die Änderungen an der virtuellen Bandmaschine Magneto (nur Cubase Pro und Artist) sind dagegen ausschließlich kosmetischer Natur.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Vintage Compressor bietet jetzt einen Mix-Regler zur Parallelkompression.

Cubase hat mit Version 9.5 eine neue eigene Video-Engine am Start und stützt sich damit nicht mehr wie bisher auf die alte Engine von Quicktime. Nach außen hin hat sich dadurch nicht viel geändert, wobei Steinberg angibt, dass in diesem Bereich noch zukünftige Anpassungen folgen werden. Weiterhin steht eine nahtlose Integration von Softube Console 1 Mk2 ins Haus, die zum Testzeitpunkt allerdings ebenfalls noch nicht umgesetzt wurde.

Fazit

Cubase 9.5 bietet eine beeindruckende Liste an Neuerungen und präsentiert sich damit fast schon wie ein Major-Update. Über so funktionale Features wie Adapt to Zoom, die verbesserten Automationsfunktionen mit ihren smoothen Kurven, das ultra-flexible Metronom und die lange überfälligen 16 Insert-Slots pro Kanal dürfen sich die Anwender aller Ausbaustufen der DAW-Software freuen. Die wirklich genial umgesetzte direkte Offline-Bearbeitung von Audiodateien bleibt dagegen der Pro-Version vorbehalten. Meiner Meinung nach handelt es sich hier um das interessanteste .5er-Update für Cubase, das jemals erschienen ist. Absolute Kaufempfehlung!

Pro
  • vielschichtige Offline-Bearbeitung von Audiodateien
  • verbesserte Automationsfunktionen
  • erweitertes Metronom mit programmierbaren Patterns
  • neuer Wavetable-Synth für HALion Sonic SE 3
  • 16 Insert-Slots pro Kanal
  • Adapt to Zoom als Workflow-Boost
  • 64-Bit-Mixing-Engine
Contra
  • keins
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FEATURES
  • DAW-Software
  • Systemvoraussetzungen:
  • Windows 7/8.x/10 (64 Bit) oder Mac OS X 10.11/mac OS Sierra
  • 64-Bit Intel oder AMD Multicore-Prozessor
  • 4 GB RAM (8 GB empfohlen)
  • 18 GB freier Festplattenspeicher (12 GB für Cubase Elements)
  • Bildschirmauflösung von 1366 x 768 (1920 x 1080 empfohlen)
  • Grafikkarte mit DirectX 10 und WDDM 1.1 Support (nur Windows)
  • Freier USB-Port für eLicenser (nur Cubase Pro und Artist)
  • Systemkompatible Audiohardware
  • Internetverbindung zur Aktivierung und Registrierung
PREISE
  • Vollversion: EUR 499,- ( Straßenpreis am 10.12.2017)
  • Crossgrade EUR 275,- ( Straßenpreis am 10.12.2017)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • vielschichtige Offline-Bearbeitung von Audiodateien
  • verbesserte Automationsfunktionen
  • erweitertes Metronom mit programmierbaren Patterns
  • neuer Wavetable-Synth für HALion Sonic SE 3
  • 16 Insert-Slots pro Kanal
  • Adapt to Zoom als Workflow-Boost
  • 64-Bit-Mixing-Engine
Contra
  • kein Contra
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Martin sagt:

#1 - 04.08.2018 um 12:33 Uhr

0

seven months waiting for a reactivation code for a Steinberg Cubase software and nothings hapen. The support service is horrible. Good bye and Never more Steinberg

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