Synapse Audio Obsession Test

Mit The Legend bewies Synapse Audio schon eine glückliche Hand und bildete den Sound des monofonen Klassikers Moog Minimoog als Softwareinstrument nahezu perfekt nach. Nun soll Obsession sich eines polyfonen Analogsynthesizers annehmen. Schreibt man die ersten Buchstaben groß (OBsession), ist sofort klar, dass Synapse Audio einen Oberheim OB-X(a) emulieren möchte. Im Bondedo-Vergleich fällt der Obsession durchweg positiv auf. Schauen wir und diesen praktischen virtuellen Oberheim-Synthesizer näher an und beweisen unseren positiven Eindruck anhand von insgesamt 16 Hörbeispielen.

Dezenter sachlicher Look: Das Front Panel enthält quasi alle Parameter, die man von einem klassischen OB-X(a) erwartet.

Details

Allgemeines

Synapse Audio Obession ist ein 64-Bit-Plugin (VST2, AU, AAX) und unterstützt auch das NKS-Format von Native Instruments. Es läuft unter Windows (ab Win 7) und macOS (ab 10.11), ohne großen CPU-Hunger zu haben. Die virtuell-analoge Klangerzeugung kann auch mit einem MPE-Controller (Multiphonic Polyphonic Expression) verwendet werden.

Dezenter sachlicher Look: Das Front Panel enthält quasi alle Parameter, die man von einem klassischen OB-X(a) erwartet.

Subtraktiv à la Tom Oberheim

Es beginnt fulminant, denn Synpase Audio Obsession lässt sich in drei Modi verwenden: Single, Dual oder Split mit einer Polyfonie von bis zu 8 oder 16 Stimmen. Die Klangarchitektur ist typisch Oberheim: Es gibt zwei Oszillatoren mit Dreieck, Sägezahn und Rechteck, die Oszillator-Sync- und Cross-Modulation beherrschen. Die Pulsbreite kann variiert werden, ein Rauschgenerator ist ebenfalls vorhanden. Je eine klassische ADSR-Hüllkurve steht für das Filter und die Lautstärke bereit. Zwei LFOs sind ebenfalls auf dem Frontpanel anzutreffen. Standardmäßig steuern sie die Tonhöhe und die Pulsbreitenmodulation beider Oszillatoren sowie natürlich auch die Filterfrequenz. Die Filtersektion bietet einen Tief- und Bandpass in der 2- und 4-Pol-Variante (12 und 24 dB Flankensteilheit) und einen Trackingparameter.

Mit dem „Voice Adjustment Edit“ kann man jede einzelne Stimme des Synapse Audio Obsession individuell formen und eine analoge Lebendigkeit erreichen.

Effektsektion und Modulation

Der Obsession verfügt auf einer zweiten Bildschirmseite über eine dreifache Effektsektion, zwei Step-LFOs und eine Modulationsmatrix. Zu den Effekten gehören ein Delay, ein Reverb sowie ein Chorus/Ensemble mit einer simplen, aber sinnvollen Parametrisierung. Etwas auffälliger ist der „Shimmer“-Parameter beim Reverb (Pitchshifting des Halls um eine Oktave aufwärts), womit sich ein monumentaler Nachhall erschaffen lässt, der das Sounddesign von beispielsweise Ambientklängen richtig spannend macht.

Auf der Rückseite des Synapse Audio Obsession finden sich Modulationsmatrix, Effekte, Step-LFOs und globale Parameter.

Die Modulationsmatrix des Obsession stellt sechs Slots bereit. Bei den Zielparametern sind praktisch alle Klang- und Effektparameter selektierbar. Es lassen sich also beispielsweise die Intensität des Reverbs per Modulationsrad oder LFO steuern und andere Modulationsverbindungen erstellen – sehr gut! Für rhythmische und anderweitige Modulationen treten die beiden Step-LFOs auf den Plan. Sie umfassen jeweils bis zu 128 Schritte und gestatten das Einzeichnen von beliebigen Kurven und Modulationsverläufen per PC-Maus, was sehr einfach geschieht. Ein Step-LFO kann in wählbaren Notenwerten synchron zum Songtempo laufen. Mit den globalen Parametern „VCA Sat“, „Limiter“ und „Organic“ wird der Gesamtklang noch einmal druckvoller und lebendiger.

Praxis

Wie leidenschaftlich klingt Obsession? 

Im Hörvergleich der OB-X(a)-Emulationen ist der Synapse Audio Obsession mit zwei Song-Arrangements und einigen Single-Phrase-Demos in den Kategorien Pad, Bass, Brass und Lead akustisch zu erleben. Er hat einen warmen, lebendigen und kraftvollen Sound, der sowohl fürs Imitieren typischer Vintagekreationen als auch für moderne Elektroniksounds passt. Er hat natürlich seinen (Hersteller-)spezifischen Eigenklang, der teilweise an The Legend erinnern mag. Die über 400 Presets sind allerdings alle mit viel Liebe zum Detail erstellt worden und geben einen guten Eindruck von den klanglichen Möglichkeiten.

Zunächst aber startet man neutral mit einem „Init Patch“ und überzeugt sich von den klanglichen Qualitäten der Oszillatoren, des Filters sowie der Unisonofunktion inklusive Portamento. Anschließend werden die Effekte inspiziert – insbesondere der Shimmer-Parameter des Reverbs sowie Chorus und Delay. Kurzum: In all diesen Bereichen schlägt sich Obsession – selbst bei einem dezenten Jammern auf hohem Niveau – äußerst gut.
Danach wenden wir uns den mitgelieferten Presets zu und hören einige Beispiele im Split- und Dual-Mode. Natürlich liefert der Obsession in vielen anderen Rubriken sehr gelungene Sounds – Pads, Sequences, Strings, Bässe sowie auch Drums, SFX oder Textures. Explizit wird auch eine Rubrik „Vintage“ gelistet.
Die Presets aus der Sparte „Gated“ demonstrieren eindrucksvoll, dass sich mit den beiden Step-LFOs groovende Sounds programmieren lassen. Abschließend erstelle ich noch zwei eigene Presets, die auf der Cross Modulation (X-Mod) basieren und eine speziellere Klangcharakteristik aufweisen – als Pad und als Arpeggiator-Phrase genutzt.

Audio Samples
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01 Verschiedene Oszillator- und Filter-Einstellungen (ausgehend vom Init Patch Saw) 02 Unisono-Schaltung der Oszillatoren und Portemento (ausgehend vom Init Patch Saw) 03 Demo Shimmer Reverb (zunächst ohne, danach mit Effekt) 04 Demo Chorus und Delay (zunächst ohne, danach mit Effekt) 05 Split Preset u201eBass Leadu201c 06 Split Preset u201ePad Trumpetu201c 07 Split Preset u201eSequence of Parisu201c 08 Split Preset u201eTime Is Relativeu201c 09 Dual Preset Pad u201ePhiladelphiau201c 10 Dual Preset Pad u201eBlue Planetu201c 11 Dual Preset Pad u201eMarimba Heavenu201c 12 Gated Preset u201eMission Greenu201c 13 Gated Preset u201eSpeedy Gonzaleu201c 14 Gated Preset u201eDual Maschineu201c 15 X-Mod Pad (Soundbeispiel Matthias Sauer) 16 X-Mod Arp (Soundbeispiel Matthias Sauer)

Was könnte optimiert werden?

Eigentlich ist der Synapse Audio Obsession schon so gut, dass man kaum mit einer Lawine an Updates rechnen kann oder sollte. Es ist praktisch fast alles vorhanden, was zu einem Oberheim-Synthesizer gehört. Einziger großer Wunsch, der übrigens ebenso für The Legend gilt, ist ein mächtiger Arpeggiator, der neben beliebigen Akkordzerlegungen auch „Parameter Control“ (Filter, Pan, Volume, etc.) ermöglicht. Idealerweise ein Dual-Arpeggiator, der wahlweise auf beide Layer des Obsession geroutet werden kann. Für den Synthesizer Dune 3 hat Synapse Audio dies schon eindrucksvoll umgesetzt. Eine weitere kleine Bitte ist noch eine klassische Chord-Memory-Funktion, die sich mit einem Taster auf dem GUI aktivieren und mit beliebigen Noten einfach speisen lässt. Sicherlich, mit MIDI-FX-Plugins innerhalb der DAW kann man sich entsprechend behelfen, sind Arpeggiator und Chord Memory bereits im Synthesizer integriert, freuen sich kreative Sounddesigner aber noch mehr.

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Mehr Informationen

Fazit

Synapse Audio bietet mit dem Obsession einen Synthesizer, bei den man sich rundum wohlfühlen kann – bis hin zur „Besessenheit“. Dafür sorgen ein überzeugender Basisklang, das wertige Presetangebot und eine Oberfläche, bei der Editieren zur Freude wird. Sein Dual- und Split-Mode ist ein Alleinstellungsmerkmal bei aktuellen Software-Synthesizern, die dem Konzept des OB-X folgen. Die Effektsektion fällt zwar nicht extrem umfangreich aus, ist aber qualitativ eine weitere Stärke des Obsession. Für einen Straßenpreis von deutlich unter 100 Euro ist der Synapse Audio Obsession ein sehr guter Deal, selbst wenn man nicht gezielt eine OB-X-Emulation sucht oder benötigt. Fazit: Beide Daumen hoch für Obsession!

Dezenter sachlicher Look: Das Front Panel enthält quasi alle Parameter, die man von einem klassischen OB-X(a) erwartet.
Pro
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Satter BasisklangHochwertige Effekte
  • Überzeugende Presets
Dual/Split Modus
Flexible Step-LFOs
Contra
  • 
Arpeggiator wäre das Sahnehäubchen
Features
  • Emulation eines polyfonen Analog-Synthesizers (Oberheim OB-Xa)
  • Formate: VST, AAX, Audio Unit
  • Zwei Layer mit 8 oder 16 Stimmen
  • Single, Dual und Split Modus
  • Effektsektion (Delay, Hall und Chorus)
  • Modulationsmatrix
  • Flexible Step-LFOs
  • NKS Support
  • Systemvoraussetzungen
  • Win 7 oder höher, Mac 10.11 oder höher
Preis
  • EUR 87,- (Straßenpreis am 24.8.2020)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Satter BasisklangHochwertige Effekte
  • Überzeugende Presets
Dual/Split Modus
Flexible Step-LFOs
Contra
  • Arpeggiator wäre das Sahnehäubchen
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Synapse Audio Obsession Test
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Dezenter sachlicher Look: Das Front Panel enthält quasi alle Parameter, die man von einem klassischen OB-X(a) erwartet.

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