Triad-Orbit Starbird SB-1 Test

Vielleicht vorweg: Der Mikrofonständer Triad-Orbit Starbird SB-1 in diesem Test kostet etwas über 1000 Euro. Ihn in Online-Shops zu suchen ist daher nicht sonderlich schwer, man muss lediglich in der Kategorie Mikrofonstative nach absteigendem Preis sortieren, dann taucht er an erster Stelle auf.

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Warum das TO-Starbird-Mikrofonstativ weder ökonomischer Wahnsinn noch abartiger Luxus ist, ist hier zu lesen.

Details

Der Sternenvogel ist ein Phoenix

Einen (originalen) Starbird sieht man vor allem auf Fotografien aus US-amerikanischen Tonstudios Mitte des letzten Jahrhunderts. Ella Fitzgerald, Frank Sinatra und andere Interpreten sangen oft in große und schwere RCA-Bändchenmikrofone, die nicht selten an einem der in den 1940er entwickelten „Model 180“ von George Starbird montiert waren. Auf vielen Bildern sieht man, wie amerikansche Ribbons und deutsche Großmembranmikrofone über die Köpfe andere Musiker positioniert wurden, um Stützsignale zu liefern – oder zur Stereo-Hauptmikrofon-, Decca-Tree-, oder Raummikro-Platzierung verwendet wurden. Nachdem Starbirds für Dekaden nicht erhältlich waren, kam Anfang der 1990er ein Hersteller auf den Markt, der mit den originalen Werkzeugen in den Räumen und der entsprechenden Erlaubnis in der Tasche einen 180er fertigte: Manley! Triad-Orbit hat jedoch für die Wiederaufersteheung als Triad-Orbit Starbird SB-1 nicht einfach die Produktion neu aufgenommen, sondern für zahlreiche Veränderungen gesorgt. In den USA wichtiger als hierzulande, wo Starbirds rare Vögel sind, ist die Tatsache, dass der TO SB-1 kompatibel zu den Originalen ist. Und trotzdem ist der aktuelle Starbird auch in die andere Richtung kompatibel: Er ermöglicht es, das geniale Triad-Orbit-Schnellwechselsystem zu verwenden, dass mir beim ersten Test des Triad-Orbit-Systems dermaßen die Glückshormone aus Ohren und Nase hat laufen lassen, dass ich beim Schreiben meine Euphorie aktiv zügeln musste. Und das passiert nicht alle Tage.

Keine unbekannte Kombination: Ein Starbird trägt ein dickes, amerikanisches Ribbonmic.
Keine unbekannte Kombination: Ein Starbird trägt ein dickes, amerikanisches Ribbonmic.

Technische Daten

Die technischen Daten zeugen von schierem Gigantismus. Ausgezogen erreicht das luftgedämpfte vertikale Teleskoprohr eine Höhe von knapp 2,6 Metern, der Arm reicht 2,5 Meter weit. Die maximal erreichbare Höhe von 5 Metern kann durch Nutzung der Distanzstange TO T-ES (im Test mit weiterem TO-Zubehör) so weit erhöht werden, dass auch bei Kirchenorgelaufnahmen in großen Kirchenschiffen niemand mehr wünscht, Mikrofone auch abhängen zu können. Der Fuß mit seinen arretierbaren „Blue Wheel“-Rollen hat einen Durchmesser von knapp einem Meter. Allerdings lassen sich die drei Beine auch einfahren, der Fußabdruck des gusseisernen Sockels beträgt etwas unter 50 Zentimeter. Bei sehr beengten Platzverhältnissen oder dem zeitweiligen Verstauen wird man sich darüber freuen.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Gegengewicht wiegt 5 kg.

Als Gewicht werden 10 Kilogramm genannt. Nein, nicht das Eigengewicht, der SB-1 wiegt stolze 30 Kilo: 10 Kilogramm sind die empfohlene Maximallast. Das mit dreienhalb Kilogramm brutal schwere AEA A440 lässt sich also problemlos aus reichlich Entfernung über ein Schlagzeug, einen Chor oder sonstige ausladenden Signalquellen hängen.

Praxis

In zehn Minuten aufgebaut

Den Triad-Orbit Starbird SB-1 kann man in kleinen Projektstudios nicht ausreichend testen, deswegen habe ich ihn im großen Aufnahmeraum der Klangschmiede am Vorabend einer Produktion mit 20 Streichern aufgebaut. Dank des ausführlichen, mit bunten Fotos bebilderten Leitfadens ist es ein Kinderspiel, aus den zwei schweren Versandkartons das riesige Stativ zu formen. Auch vor Tücken beim Aufbau wird gewarnt: So ist die Luftfederung für das vertikale Mittelrohr natürlich so berechnet, dass das kleine Teleskoprohr noch Mikrofongalgen und Gegengewicht trägt. Löst man es einfach so, kann es herausschnellen und zu Verletzungen führen. Vom Öffnen der Verpackungen bis zum fertigen Triad-Orbit Starbird SB-1 vergehen wohl keine zehn Minuten (wenn nicht wie in diesem Test noch Fotos gemacht werden). Über Material- und Verarbeitungsqualität kann ich keine negativen Aussagen machen, lediglich der auf dem Fuß aufgebrachte Starbird-Schriftzug hatte sich schon in der Verpackung gelöst und bedurfte ein paar Tropfen eines Sekundenklebers.

Fotostrecke: 16 Bilder In diesen zwei Paketen wird der SB-1 geliefert.

Einfach und sicher zu bedienen

Auch für den Betrieb liefert das mitgelieferte Papierwerk die notwendigen Informationen. So ist beispielsweise genau dargestellt, wie man die drei Beine zusammenklappen soll. Bewegt man einen einzelnen unter den Gussfuß, drohen Stativ und eventuell schon montiertes Mikrofon zu kippen! Die Höhenverstellung ist leicht zu bedienen, das große Rad packt sanft zu, sodass der Auszug des kleineren Rohres ohne ruckartige Bewegungen nach oben oder unten vonstatten gehen. Der Neiger des Boom-Arms ist mit einem Sicherheitspin geschützt, den man nicht nur herausziehen, sondern auch drehen muss. Wem die neun Rasterstufen zur Neigung bei einer sehr positionskritischen Mikrofonierung zu grob sind, kann auch ohne sie arbeiten und den Sicherheitsstift herausgezogen lassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der große Knebel hält den Boom, die Skala markiert die Winkel, die mit dem Sicherungsstift gehalten werden.

In der Streichersession wurde mein Pärchen DPA 4009 eingesetzt, das in etwa dreieinhalb Metern Höhe über dem Dirigenten das Haupt-AB bildete. Die Einrichtung und die notwendigen Veränderungen der Position während des Soundchecks waren ein Leichtes. Absolut laufruhig und sicher, dabei einfach arretierbar und wieder beweglich zu machen sind die Rollen des Starbirds.

Fotostrecke: 3 Bilder Hohe Höhen erreichbar ohne geflogene Mikros: Das DPA-AB über dem Schoeps-ORTF.

Standfest im Normalbetrieb

Die Verwendung eines sehr schweren Mikrofons wie des amerikanischen Bändchens AEA A440 stellte den Starbird auch vor keine Probleme. Lediglich bei enorm weit ausgezogenem Boom reicht das 5kg-Gegengewicht nicht mehr aus, um dem Hebelarm aus Boom und Mikrofon so viel entgegenzuwirken, dass der Schwerpunkt so nah am Vertikalrohr liegt, dass alles wirklich absolut kippsicher wirkt. In solchen Fällen sollte wie immer ein zusätzliches Gewicht am Boom und/oder Fuß bemüht werden, allerdings ist das schon eine wirklich recht konstruierte Situation: Wer ein derartig schweres Mikrofon verwendet, der wird es selten im vollen oder fast vollen Boom-Auszug verwenden wollen. Vertrauen benötigt man, wenn man über Kopf ein schweres Mikrofon am TO-Wechselsystem anbringt. Wer ein wenig Erfahrung mit Triad-Orbits Stativen hat, der wird aber im Studiobetrieb darauf verzichten, immer noch zusätzliche Kettensicherungen zu verwenden.

Fotostrecke: 2 Bilder Ist nicht nur praktisch, sondern auch ein Hingucker: Triad-Orbit SB-1.

Im Vergleich zu anderen verfügbaren „Großstativen“ wie den Boom-Stativen von Atlas Sound, dem K&M 21430, der Kombination Dreibeinstativ K&M 20811 und Boom-Arm 21231 oder dem immerhin auch 900 Euro kostenden Latch Lake MicKing 3300 zeigt sich, dass der Starbird immer eine ganze Nummer größer und mächtiger ist.

Fazit

Der Triad-Orbit Starbird SB-1 ist zweifelsohne ein gewaltiger Mikrofonständer, der für viele kleinere Studioräume deutlich überdimensioniert ist. Und ihn anzuschaffen, wenn das darauf montierte Mikrofon weniger kostet, fühlt sich natürlich falsch an. Für besondere Einsätze, die enorme Höhen, weites Auslegen und hohe Flexibilität benötigen, aber auch, wenn man große, schwere und teure Mikrofone positionieren will, ist der Starbird die momentan bestmögliche Wahl. Durch das Triad-Orbit-System ist der Starbird zudem nicht auf ein Leben als Mikrofonstativ beschränkt, denn Lampen, Kameras, Monitore… all das lässt sich kombinieren.
Wie ein hochwertiges Mikrofon ist ein SB-1 ist keine Anschaffung für die nächsten Jahre, sondern Jahrzehnte. Eine sehr (ver)einfache(nde) Rechnung: Bei angenommenen 25 Jahren Nutzungsdauer kostet der Starbird € 3,60 im Monat. Dennoch steht da natürlich zunächst die Eingangsinvestition.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • enorme Tragfähigkeit für schwere Mikrofone und Stereo-/Surround-Rigs
  • weite Auslage und Gesamthöhe
  • angenehme Bedienbarkeit
  • klassischer Look
  • kompatibel zum Triad-Orbit-System
  • kompatibel zu originalen Starbirds
Contra
  • hohe Investitionskosten
Artikelbild
Triad-Orbit Starbird SB-1 Test
Für 1.799,00€ bei
Triad_Orbit_Starbird_SB_1_Test_21
Features und Spezifikationen
  • Mikrofonstativ
  • luftgefederte Teleskopverstellung, Höhe 1,60 – 2,60 m
  • Neigungseinsteller gerastert
  • Auslegearm ausfahrbar, Länge: 1,40 – 2,50 m
  • 5kg-Gegengewicht verschiebbar
  • Gussfus, Beine einklappbar, Standfläche: 48 – 98 cm
  • bremsbare Laufrollen
  • TO-Anschluss
  • Traglast: 10 kg
  • Eigengewicht: 30 kg
  • Preis: € 1049,– (Straßenpreis am 27.7.2020)
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