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Twisted Electrons Crazy8 Beats Test

Twisted Electrons Crazy8 Beats Test. (Foto: Mijk van Dijk)

Twisted Electrons Crazy8 Beats Test. (Foto: Mijk van Dijk)
Als Kreativmaschine zum Entwickeln von Ideen ist der Crazy8 Beats gut geeignet. Für experimentierfreudige Musiker und Besitzer von Eurorack-Drummodulen gibt es eine klare Kaufempfehlung. (Foto: Mijk van Dijk)

Und es geht Schlag auf Schlag: Kaum hat sich der Twisted Electrons Crazy8 mit den Euroracks dieser Welt verknüpft, schiebt der französische Hersteller aus Nizza schon den Crazy8 Beats nach. Das Bedienkonzept wirkt zunächst ähnlich, aber es gibt sehr gravierende Unterschiede. Optisch unterscheidet sich der Drumsequenzer vom Crazy Bruder durch 16 weiß-hintergrundbeleuchtete Pads, anstatt einer angedeuteten Tastatur. Außerdem liegen alle Anschlüsse auf der Oberseite, denn der kleine Taktgeber kann problemlos auch in ein Eurorack geschraubt werden.

Twisted Electrons Crazy8 Beats. (Foto: Mijk van Dijk)
Twisted Electrons Crazy8 Beats. (Foto: Mijk van Dijk)

Details

Der Crazy8 Beats ist ein achtspuriger hybrider Drumsequenzer, der seine Sequenzen sowohl digital (MIDi) als auch analog (Trigger/CV) ausgibt, ebenso auch die Clock, die er per Trigger oder MIDI sendet oder empfängt. Er lässt sich als autarkes Desktopgerät wie auch als 40HP Eurorack Modul betreiben. Dazu muss einfach nur der Boden abgeschraubt werden, dort liegt ein Flachbandkabel zum Anschluß im Eurorack bereit. Wegen genau dieser Anwendung ist die Oberseite im Gegensatz zu anderen Twisted Electrons Desktopteilen wie Crazy8  oder Acid8 mit Miniklinkenbuchsen gepflastert, als da wären von links nach rechts: Netzteilanschluss (12 Volt, 100 – 240 Volt, kompatibel mit Acid8 und Crazy8), Trigger Sync in und out, acht Trigger und acht CV-Ausgänge, einmal MIDI in und zweimal MIDI out. Zwei der Twisted Electrons-üblichen MIDI-Adapterkabel liegen bei, so dass problemlos MIDI-Geräte mit 5-Pol-DIN-Anschluss verbunden werden können.
Fotostrecke: 4 Bilder Der Crazy8 Beats ist unverkennbar ein Twisted Electrons-Gerät. Neu sind die 16 Drumpads. (Foto: Mijk van Dijk)
Und endlich gibt es nun auch, neben dem Netzteilanschluss, einen ganz unscheinbar kleinen Power-Button zum Ein-und-Ausschalten. Danke dafür. Aufgrund der obenliegenden Anschlüsse ist der Crazy8 Beats denn auch etwas tiefer als die Brüder Crazy8 und Acid8, mit den Maßen 20,4 x 12,8 x 2,4 cm allerdings auch etwas schmaler und flacher. Der Formfaktor ist aber prinzipiell der gleiche, ebenfalls wie das robuste mattschwarze Metallgehäuse.
Unter den Anschlüssen findet sich die bereits vom Crazy8 bekannte 4 x 16 LED-Matrix zur Kontrolle von bis zu vier Sequenzverläufen, die eigenständig umschaltet, sobald die Parts fünf bis acht angewählt werden. Der gummibezogene Endlosrdrehegler mit Push-Funktion ist ebenso ein alter Bekannter, wie die zwei mal drei Schalter links und rechts der brandneuen zwei mal acht hintergrundbeleuchteten nicht-anschlagsdynamischen Pads, die ebenso wie die 71 dezenten LEDs nur dezent weiß leuchten, was all jene Musiker zu schätzen wissen werden, die sich an allzu bunten RGB-Pads stören.
Fotostrecke: 3 Bilder Im Lieferumfang des Crazy8 Beats sind das Twisted Electrons-typische Netzteil, die mittlerweile ebenso geläufige laminierte Schnellanleitung sowie zwei MIDI-Spezial-Kabel enthalten. (Foto: Mijk van Dijk)

Play und Edit

Die Programmierlogik folgt weitgehend der Twisted Electrons-Philosophie. Soll heissen: Wer sich mit dem Crazy8 oder der Acid8 auskennt, findet sich auch flott auf dem Crazy8 Beats zurecht. Wieder gilt es, haarscharf zwischen den beiden Modi Play und Edit zu unterscheiden, die durch Druck auf den Endlosdrehregler geschaltet werden. Das sollte verinnerlicht werden, um Fehlbedienungen zu vermeiden. Sequenzerseitig stehen 16 Pattern mit jeweils 8 Spuren zur Verfügung. Diese können entweder gemeinsam umgeschaltet werden oder aber jede separat für sich. Und da jede der Spuren auch individuell mit den verschiedenen Playmodes des Crazy8 Beats abgeschmeckt werden kann, ist der kleine Franzose eine Spielwiese für experimentelle polyrhytmische Patterns, die Producer so wahrscheinlich niemals am Computer erfinden würde. Und darum geht’s bei Geräten wie dem Crazy8 Beats: Ein intuitiver und spontaner Zugang zu Sequenzen, das „Anfassen von Musik“. 
Fotostrecke: 3 Bilder Die Programmierlogik folgt weitgehend der Twisted Electrons-Philosophie. (Foto: Mijk van Dijk)
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Praxis

Jeder der acht Drumtracks sendet Triggerimpulse und MIDI-Noten. Und pro Track lässt sich gesendeter MIDI-Kanal und MIDI-Note festlegen. Gleichzeitig kann der Crazy8 Beats aber auch Trigger-Impulse an angeschlossene Klangerzeuger senden. Diese hybride Verwendbarkeit ist eine große Stärke des Crazy8 Beats: Bassdrum per Trigger aus dem Modular-System, Snare per MIDI aus dem Computer, einen dritten und vierten Sound aus einem multi-timbralen Soundexpander auf jeweils verschiedenen MIDI-Kanälen, das ist alles kein Problem. Der kleine Franzose fungiert somit als Schaltzentrale für sehr komplexe Setups. Das Gerät fungiert ohne weitere Systemeinstellungen als Slave, wenn es eine MIDI-Clock oder einen Triggerimpuls empfängt. Als MIDI-Clock-Slave startet der Crazy8 Beats bei Stop und erneuten Start immer von vorne auf dem Downbeat, als Trigger-Slave spielt er stets beim letzten Step des letzten Stopps weiter.

Fotostrecke: 3 Bilder Viele viele bunte Kabel: Der Twisted Electrons Crazy8 Beats ist eine ideale Lösung zum Sequenzen von Eurorack-Drum-Modulen. (Foto: Mijk van Dijk)

XOX mit fast endlosen Möglichkeiten

Programmiert wird nach dem guten alten XOX-Prinzip: Instrument bzw. Track anwählen und dann einen von 16 Steps setzen. Oder live einklopfen und danach gegebenenfalls per Stepsequenzer nachbearbeiten, das ist der Weg. Leider sind die 16 Pads nicht anschlagsdynamisch. Pro Step ist jedoch eine individuelle Anschlagsstärke machbar, die entweder per MIDI Velocity oder per Accent an die angeschlossenen Sounderzeuger gesendet wird. Auch Tonhöhen lassen sich nicht programmieren, es ist ja schließlich ein Drumsequenzer. Schwerer wiegt die Abwesenheit von Flams oder anderen rhythmischen Spezialitäten. Die abgefahrenen Sequenz-Manipulationsmöglichkeiten des Crazy8 Beats machen dieses Manko gerade beim Betrieb mit einem analogen modularen Synthese-System aber wieder wett. Pattern lassen sich mit allen Tracks umschalten oder aber Track für Track, so dass 1024 Kombinationen möglich sind. Und weil jeder Track durch die Tools wiederum 196 mögliche Variationen bietet, erscheinen die Sequenz-Kombinationsmöglichkeiten endlos. Dazu kommt der Skip Mode, mit dem die Länge jedes Tracks unabhängig von den Anderen verkürzt werden kann. Und Track Mute ist natürlich ebenfalls möglich.

Die Tools

Ist das Pattern programmiert, geht der Spaß erst richtig los. Wie schon von anderen Twisted Electrons-Geräten bekannt, gibt es einige Möglichkeiten, die Sequenz selbst in Echtzeit zu manipulieren. Das erste sogenannte Tool „Mode“ setzt die vier Abspielrichtungen vorwärts, rückwärts, vorwärts/rückwärts und Zufall, natürlich pro Spur, so dass bereits hiermit sehr abwechslungsreiche Sequenzen möglich sind. Tool zwei ist der namensgebende „Crazy“-Mode. Hier sind acht Stufen über die unteren Pads anwählbar. Die ersten vier Optionen reduzieren ganz uncrazy einfach nur die Wahrscheinlichkeit, dass ein Sound getriggert wird, ganz nach dem Motto von Funkadelic’s George Clinton: „Es ist nicht Funk, was Du spielst, sondern was Du nicht spielst.“ Das fünfte Pad ist der Nullzustand im Crazy-Mode, ab Pad sechs bis acht werden dem Pattern immer neue Snippets anderer Patterns hinzugefügt. Random-Live-Remixing! Doch da der angetriggerte Sound und auch dessen Tonhöhe ja stets gleich bleiben, sind die Crazy-Variationen keinesfalls kakophonisch, sondern immer musikalisch brauchbar und inspirieren

Hör mal wer da bohrt

Mehr Action gibt’s beim „Drill“-Mode. Der ist vergleichbar mit einem Beat-Repeat mit regelbarer Skalierung. Hier wäre eine Velocity-Steuerung Gold wert, um die hämmernden Triggerimpulse in ihrer Lautstärke zu modulieren. Das geht leider nicht, da die Pads des Crazy8 Beats nicht anschlagsdynamisch sind. Der vierte Tool-Modus „Rate“ eröffnet eine ergiebige Programmierspielwiese, denn hier lässt sich für jede Spur die Abspielgeschwindigkeit verändern: Die Bassdrum auf Achtel statt Viertel stellen, einen Drone-Sound nur alle 16 Takte einmal antriggern, beides überhaupt kein Problem.
Auch der Swing-Faktor kann achtstufig für jede Spur einzeln eingestellt werden, oder auch für alle gemeinsam. „Copy“, „Paste“ und „Clear“ gelten ebenfalls als „Tools“ und machen das, was sie sollen, entweder mit einer Spur oder mehreren, oder alle auf einmal.
„Skip“ gibt es gleich zweimal, als jeweils unterschiedliche Funktion im Play- und im Step-Mode. Im Step-Mode definiert Skip die Anzahl der Steps pro Pattern. Man kann bis zu 15 Steps überspringen („skippen“) und damit die Sequenz kürzer und repetativer gestalten. Im Play-Mode gestattet Skip, bei laufendem Sequenzer zu einem beliebigen Step zu springen, während im Hintergrund das Pattern normal weiterläuft. So ähnlich kennen das DJs vom „Slip Mode“ bei Pioneer CDJs oder „Flux Mode“ bei Native Instruments’ Traktor: Nach effektvoller Betätigung der Funktion kehrt der Beat brav in die Spur zurück. Das ist super, und eine solche Funktionsweise würde ich mir auch bei anderen Sequenzern wünschen.
Fotostrecke: 3 Bilder Ziemlich beste Freunde: Mit dem Acid8 aus gleichem Hause versthet sich der Twisted Electrons Crazy8 Beats gut: Die MIDI-Verbindung ist auch über ein schlichtes Stereominiklinkenkabel möglich. (Foto: Mijk van Dijk)

Lost in the Groove

Andere Funktionen greifen jedoch schon sehr in die Zeitachse des Crazy8 Beats ein. Der Kleine heißt ja nicht ohne Grund „Crazy“. Da jede Spur ihr eigenes Swing, Timing, Skip und Rate haben kann, ist es überhaupt nicht gewährleistet, dass beim Patternwechsel alle Parts auch auf dem Downbeat anfangen. Bei dancefloor-orientierter Musik kann das schon mal den Groove durcheinanderbringen. Bei experimenteller Musik ist so ein Verhalten wiederum geradezu erwünscht, um die starre Linearität der Sequenzen zu durchbrechen. Im folgenden Video habe ich im Crazy8 Beats ein Drumpattern von Grund auf programmiert und die verschiedenen Tools ausprobiert. Klangerzeuger sind ein Eurorack mit Erica Synths Pico Drum-Modulen, ein Boss PC-1 Percussion Synth und eine Acid8, die mitläuft, um die Zeitachse zu verdeutlichen.

Twisted Electrons Crazy8 Beats (no talking) Demo mit Erica Synths Modular (Video: Mijk van Dijk)

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Working On The Chain Gang

Der Chain-Mode ist eine weitere gute Idee des Crazy8 Beats. Es gibt nur eine Chain, aber die hat es in sich. Für längere und komplexere Patterns lassen sich bis zu acht Patterns als „Chain“ zusammenfassen. Jeder Chain Step dient lediglich als Platzhalter und wird mit einem beliebigen Pattern befüllt. Die Zuordnung der Patterns zu den „Chain-Steps“ lässt sich bei laufendem Sequenzer variieren und bietet dadurch weiteres Jam-Potential. Kleines und feines Detail: Die jeweils letzte angewählte Chain wie auch das letzte angewählte Pattern vor dem Abschalten steht beim nächsten  Einschalten des Crazy8 Beats sofort zur Verfügung.

Alternativen

Andere Synthesizerschmieden haben auch schöne Sequenzer. Natürlich kommt als erstes der Arturia Beatstep Pro in den Sinn, der ebenfalls acht Triggerausgänge anbietet und auf der Habenseite noch zwei unabhängige monophone Stepsequenzer für Synthesizer mitbringt, dazu mehr Sequenzen speichern kann. Der Crazy8 Beats kontert mit den ausgefuchsteren Programmier-Modi, die abgefahrenere Rhythmen ermöglichen. Außerdem verfügt der Arturia nicht über Accent-Ausgänge. Gegenüber Eurorack-Einbausequenzermodulen wie dem Doepfer A-157 punktet der Crazy8 Beats mit Standalone-Fähigkeiten sowie dem simultanen Steuern von Trigger-und-MIDI-Klangerzeugern. Selbst Computer-Plugins können einbezogen werden, und das ohne etwaige Treiberinstallationen, solange der Computer über ein angeschlossenes MIDI-Interface verfügt.
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Fazit

Auf so einen kleinen kompakten und flexiblen Drumsequenzer hat sicher schon mancher Eurorack-Fan gewartet. Bis zu acht Sounds lassen sich mit dem Twisted Electrons Crazy8 Beats sehr einfach zum Grooven bringen. Auch MIDI-Klangerzeuger können eingebunden werden, sodass der kleine Franzose aus Nizza hervorragend als Wanderer zwischen den Welten agiert. Ob eingebaut im Eurorack oder davor platziert als Desktopgerät macht er jeweils eine gute Figur. Für umfangreiche Liveacts sind seine 16 Pattern etwas knapp bemessen, da scheinen andere Sequenzer geeigneter zu sein. Aber als Kreativmaschine zum Entwickeln von Ideen ist der Crazy8 Beats sehr geeignet. Für experimentierfreudige Musiker, und vor allem für stolze Besitzer von Eurorack-Drummodulen, gibt es eine klare Kaufempfehlung.

PRO 
Sehr kompakt
Stand-Alone oder Eurorack-einbaufähig
Hybride Nutzung dank Trigger und MIDI
Kreative Sequenz-Tools für jede Spur einzeln einstellbar
Spuren aller Pattern untereinander kombinierbar
Kreativer Chain Mode
Skip Mode

CONTRA
Nur 16 Patterns
Durch hohe Komplexität manchmal unübersichtlich
Als Kreativmaschine zum Entwickeln von Ideen ist der Crazy8 Beats gut geeignet. Für experimentierfreudige Musiker und Besitzer von Eurorack-Drummodulen gibt es eine klare Kaufempfehlung. (Foto: Mijk van Dijk)
Als Kreativmaschine zum Entwickeln von Ideen ist der Crazy8 Beats gut geeignet. Für experimentierfreudige Musiker und Besitzer von Eurorack-Drummodulen gibt es eine klare Kaufempfehlung. (Foto: Mijk van Dijk)

FEATURES
8 MIDI-Spuren auf 2 Ports
16 hintergrundbeleuchtete Pads
71 LEDs
8 analoge Triggerausgänge
Variabler Accent/CV-Ausgang pro Step (0 – 5 Volt)
MIDI Velocity, CC Modulation pro Step
8 bit 0-5 Volt analoger CV-Ausgang pro Step
Triggereingang/-ausgang zur Synchronisation
MIDI In zum Empfang von MIDI-Clock und Setup Parametern
MIDI Clock gesendet auf beiden Ports
16 Patterns pro Spur
Bis zu 16 Schritte pro Pattern
4 Spielmodi pro Spur (vorwärts, rückwärts, ping pong, zufällig)
Unterschiedliche Länge, Rate und Richtung pro Spur (Polyrhythmen)
Kopieren, Einfügen, Löschen von Pattern
8 Swing-Level pro Spur
Crazy Feature ermöglicht Wahrscheinlichkeits- und Live-Remixing von Patterns
Rhythmic Drill Effekt mit variabler Rate
Bis zu 16 Patterns können miteinander verbunden werden, um einen Song zu erstellen
Maße: (BxTxH): 20,4 x 12,8 x 2,4 cm

PREIS
Ca. 369 € (Straßenpreis, Stand: 30.03.2018)

Weitere Informationen zu diesem Produkt findest du auf der Webseite des Herstellers.

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