Dass der japanische Weltkonzern ein waches Auge auf Trends hat und schnell reagieren kann, ist bei dem großen Potenzial, das in allen Bereichen vorhanden ist, keine Frage. Wenn er die Richtung nicht ohnehin selbst vorgegeben hat, denn gerade im Bereich Recording und Digitaltechnik hat sich die Firma mit den drei gekreuzten Stimmgabeln im Logo in den letzten Jahren eine Führungsrolle im globalen Markt erobert. Folgerichtig spielt man auch im Konzert der gefragten Digitalrekorder inzwischen unüberhörbar mit, und der Yamaha Pocketrak ist einer der aktuellen Protagonisten der Sparte.
Ich wette, der Yamaha Pocketrak CX würde glatt als Mobiltelefon durchgehen, streckte man ihn mit einem beherzten „Hier, für dich!“ jemandem entgegen. Entsprechende eigene Feldversuche bestätigen diese Vermutung. Denn der Digitalrekorder hat tatsächlich die Anmutung eines Mobiltelefons – zugegeben eines etwas älteren, denn diese Teile schrumpfen bekanntlich Jahr für Jahr immer mehr gegen unendlich. Doch trotzdem macht der Pocketrak seinem Namen alle Ehre, denn er dürfte mit seinen Abmessungen wirklich in jede Hosentasche passen. In seinem schicken, schwarz-silbernen Glanzdesign ist er ein echter Hingucker. Ob er wohl auch als Elektroschocker drohende Angreifer überzeugt? Zeit, den Kleinen näher unter die bonedo-Lupe zu nehmen. Also, “please hold the line …”
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Details
Die Verarbeitung des Gerätes macht einen soliden Eindruck und verspricht bei pfleglichem Umgang eine angemessene Lebensdauer. Die kreisförmige Bedieneinheit, die den Menu-Taster umgibt, scheint aus Aluminium gefertigt zu sein. Alle anderen Taster und Schieberegler sind aus hartem Kunststoff. Die mitgelieferte “Transporttasche”, die man in ähnlicher Ausführung auch schon mal beim Kauf einer günstigen Sonnenbrille vom Optiker überreicht bekommt, verhindert höchstens kleinere Kratzer am Gehäuse. Massiveren Gewalteinwirkungen hält dieses Etui wohl kaum stand. Um das eingebaute X/Y-Stereomikrofon vor eben diesen zu schützen, überspannt sie ein fester Kunststoffbügel, der an eine Autostoßstange oder auch an einen Überrollbügel erinnert, wenn wir schon bei KFZ-Vergleichen sind. Inwieweit dieser den Klang des Mikrofons beeinflusst, ist schwer zu sagen. Um Windgeräusche bei Außenaufnahmen einzudämmen, liegt ein dicker schwarzer Mikrofonüberzug aus Schaumstoff bei, Marke “Clownsnase”.
Das orange beleuchtete LC-Display auf der Frontseite ist etwas schmal geraten, es hätte links und rechts durchaus noch ein wenig Platz gehabt. Dementsprechend werden auch die angezeigten Symbole und Schriften nicht besonders groß abgebildet. Unterhalb des Displays befinden sich die Haupttransportfunktionen Record, Stop und Play. Die oben erwähnte kreisförmige Bedieneinheit dient als Cursor zur Navigation durch die Menüs und beherbergt ansonsten Vor- und Rückspulfunktion und den Lautstärkeregler. Auf der rechten Gehäuseseite befindet sich ein Miniklinkeneingang zum Anschluss eines Linesignals oder eines externen Stereomikrofons. Falls dieses zur Anwendung kommt, empfiehlt sich die Verwendung eines Electret-Kondensatormikrofons, das über die Buchse mit einer Spannung von 1,3 Volt versorgt werden kann. Neben der Buchse warten dort vier weitere Tasten, die mit unterschiedlichen Funktionen belegt sind, sowie die Powertaste und das abgedeckte Speicherkartenfach, hinter dem sich auch der USB-Anschluss des Geräts verbirgt.
Die Abdeckung ist an einem etwas klapprigen Scharnier aus Hartgummi befestigt. Die Lebenserwartung dieser Konstruktion dürfte bei mehrfacher Betätigung nicht allzu hoch sein. Der Pocketrak CX nutzt Micro SD oder Micro SDHC Karten als Speichermedien. Die Dateien werden innerhalb einer festen Ordnerstruktur abgelegt, Mikrofonaufnahmen wandern in einen von vier sogenannten Voice-Ordnern. Via USB erhält man Zugriff auf die Dateien der Micro SD-Karte und kann diese dann im Rechner weiterbearbeiten. Dazu legt Yamaha auch die Software Cubase AI des deutschen Tochterunternehmens Steinberg dem Lieferumfang bei. Zum Abhören ohne Kopfhörer kann der Rekorder praktischerweise auf der Rückseite mit einem kleinen Lautsprecher aufwarten. Das Batteriefach darunter benötigt zum Betrieb nur eine einzige AA-Batterie. Besonders gut: Yamaha legt dem Paket gleich einen AA-Akku der Firma Eneloop bei, der über den USB-Anschluss aufgeladen werden kann. Der Hold / Charge-Schalter muss dazu manuell in die Stellung “Charge” gebracht werden. Mit einer sensationellen Betriebsdauer von etwa 22 Stunden liegt der Taschenrekorder ganz weit vorne. Wünschenswert wäre trotz allem noch eine Anschlussmöglichkeit für ein externes Netzteil, denn seinen “Saft” kann der Pocketrak nur über USB oder eine Batterie beziehen. Im Gehäuse ist ein Gewinde eingelassen, mit dessen Hilfe der Rekorder auf Fotostativen angeschraubt werden kann. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten hat man bei Yamaha erkannt, dass Fotografen nicht unbedingt die Hauptzielgruppe sind: Ein kleines Adaptergewinde zur Montage auf Mikrostativen wird gleichfalls mitgeliefert. Schön, dass Yamaha auch an Musiker denkt!
Auf der linken Seite des Pocketraks wartet eine Miniklinkenbuchse auf den Anschluss des mitgelieferten Kopfhörers (Ohrhörer!). Ein Schalter wählt die Eingangsempfindlichkeit des Mikrofonsignals zwischen High und Low. Innerhalb dieser groben Voreinstellung kann der Mikrofonlevel später auf dem Display noch feiner justiert werden. Die Auto Level Control (ALC) Funktion kann mittels Schalter aktiviert werden und ermittelt selbstständig den benötigten Aufnahmepegel. Bei sehr dynamischen Signalen ist diese Einstellung allerdings nicht empfehlenswert, da das Nachregeln der Automation zu stark zu hören ist.
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Praxis
Der Pocketrak ermöglicht Aufnahmen im WAV- oder MP3-Format. Das WAV-Format arbeitet mit einer Samplingrate von 44,1 kHz oder 48 kHz, zur benutzten Bit-Auflösung macht Yamaha jedoch keine klaren Angaben. MP3-Dateien können mit einer Komprimierung zwischen 32 und 320 kbps aufgenommen werden. Im Record-Mode steht ein digitaler Limiter zur Bedämpfung von Pegelspitzen zur Verfügung, der mit fest eingestellten Werten arbeitet und daher nur ein- oder ausgeschaltet werden kann. Ein Hochpassfilter, dessen Grenzfrequenz ebenfalls verschwiegen wird, unterdrückt Trittschall und sonstige tieffrequente Klanganteile.
Die Funktion “Stereo Wide” soll den Stereoeindruck der Aufnahme zusätzlich verbreitern. Vor der Aufnahme bietet sich die Möglichkeit, eines von acht Equalizer-Presets zu wählen, die direkt auf das Aufnahmematerial einwirken und nicht verändert werden können. Der Anwender kann sich aber auch sein eigenes User-Preset zusammenstellen. Für das eingebaute Stereomikrofon gibt es eine empfohlene EQ-Einstellung (“Recommmended”), die den Frequenzgang bei 150 Hz ein wenig anhebt und bei 4 kHz absenkt. Für die Aufnahmen unserer Klangbeispiele wurde übrigens keines der Presets gewählt, um den natürlichen Klang des Mikrofons besser beurteilen zu können.
Mit dem VAS-Aufnahmemodus (Voice Activated System) bietet der Pocketrak ein Stimmaktivierungs-System, das die Aufnahme automatische auslöst und beendet, sobald ein ausgewählter Lautstärkeschwellenwert über- oder unterschritten wird. Diese Funktion kann nur in Verbindung mit Auto Level Control benutzt werden.
Jetzt spitzt mal die Ohren und hört euch die Aufnahmen des Pocketrak CX an:
Audio
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Vocals u0026 GuitarDrumsOutdoor
Extras
Welche Funktionen verstecken sich ansonsten noch in dem kleinen Hosentaschen-Rekorder? Es gibt einen sogenannten Self Timer, der ähnlich wie der Selbstauslöser einer Fotokamera funktioniert und die Aufnahme nach 5, 10 oder 30 Sekunden automatisch startet. “Auto Divide” trennt die Aufnahme bei Stille automatisch in eine neue Datei. Selbstverständlich können die Dateien auch noch im Nachhinein manuell geschnitten werden. “Clear Voice” soll Störgeräusche im Signal unterdrücken. Das vermutete Noise-Gate enttarnte sich leider nur als weiterer Low-Cut, der lediglich den unteren Frequenzbereich beschneidet.
Nützlich beispielsweise beim Transkribieren von Diktaten, Interviews oder Musik könnten die nachfolgenden Funktionen sein: Mit Hilfe von “A-B Repeat” setzt man sehr einfach einen Start- und einen Endmarker und der so definierte Zeitabschnitt wird geloopt wiedergegeben. Anders die Phrasenwiedergabe, die beim Auslösen um einen vordefinierten Zeitabschnitt von 5, 10 oder 15 Sekunden zurückspringt. MP3-Dateien können mit entweder 70 oder mit 150 Prozent in der Wiedergabegeschwindigkeit verändert werden. Leider steht dieses Feature nicht für WAV-Dateien zur Verfügung. Fade-Ins und Fade-Outs können nachträglich in eine Audiodatei eingerechnet werden. Doch obacht: Diese Aktion kann nach ihrer Ausführung nicht mehr rückgängig gemacht werden. Für die Wiedergabe von Musikdateien, die über USB in den dafür vorgesehenen Musik-Ordner übertragen wurden oder für aufgenommene Linesignale, gibt es sechs EQ-Presets sowie ein eigenes User-Preset. Wie man das auch von einem Videorekorder her kennt, so gibt es auch beim Pocketrak eine Timer-Funktion, mit der man eine feste Startzeit für eine Aufnahme vorprogrammieren kann, die dann bis zu zwei Stunden aufzeichnet. Wer etwas mit dieser Funktion anzufangen weiß, wird sie sicher auch zu schätzen wissen. Und schließlich packt Yamaha auch noch eine Weckfunktion (Alarm) mit hinein, die entweder piept (beep) oder einen Lieblingssong abspielt (Hossa, Hossa …), den man über USB in den dafür vorgesehenen Alarm-Ordner kopieren muss.
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Der Pocketrak CX ist klein, handlich und ein echtes Leichtgewicht. Damit hat er in puncto Handling und Transportfähigkeit auf jeden Fall die Nase ganz weit vorne, denn diesen kleinen Rekorder hat man immer in der Tasche. Und da gehört er auch hin, denn wer weiß als Songwriter schon genau, wann ihn die nächste Muse küsst? Mit der phänomenalen Betriebsdauer von bis zu 22 Stunden bei Batteriebetrieb darf’s ruhig auch etwas länger dauern. Nebenbei besticht der Pocketrak durch ein sehr schickes Design. Die Klangresultate sind auch von einer guten Qualität, jedoch für meinen Geschmack etwas zu schwach im Bassbereich und die S-Laute in Gesängen etwas zu scharf überzeichnet. Ob nun Features wie der Self Timer oder die Alarmfunktion sinnvoll sind, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
mitgelieferter Akku
extrem kompakte Abmessungen
niedriges Gewicht
Lange Betriebszeit
Contra
vollwertiges Referenzhandbuch muss als PDF heruntergeladen werden
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