Es ist noch gar nicht lange her, da lag der Akai Ableton Live Controller APC40 auf dem bonedo-Seziertisch, und ich wünschte mir eine kleinere Version davon. Die kam dann auch prompt – allerdings von Novation (“Launchpad”). Schlechtes Timing für bzw. von Akai, möchte man meinen…
Jetzt ist sie aber da, die APC20, die kleine Schwester der APC40. Ob hier das clevere Controllerkonzept genauso aufgeht, wollen wir auch diesmal wieder im Detail klären!
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Details
Was gibt es schöneres für faule Musiker, als eine Oberfläche, die auch ohne große Mühen und Vorkenntnisse prompt beherrschbar ist…? Dass sich dies durchaus in die Tat umsetzen lässt, bewies vor einigen Jahren bereits die Berliner Softwareschmiede Ableton mit ihrer Software Live. Ein revolutionäres Bedienkonzept sowie intuitive Audio- und MIDI-Bearbeitung bilden, gemeinsam mit vielen anderen nützlichen Features, wohl das intuitivste Stück Audio-Software überhaupt.
2/3 Das rote Quadrat umrahmt die aktiven Tracks und Clips…
3/3 … und die Pads der Matrix visualisieren, wo sich ein Clip und in welchen Zustand er sich befindet. Gelb = Clip gestoppt.
Eine revolutionäre Software benötigt natürlich auch einen ebensolchen Controller, der all die Features mit Tastern, Fadern und Potis “begreifbar” macht. Lange Zeit hat sich Ableton mit eigenen Controllerkonzepten zurückgehalten, umso schöner, dass nun innerhalb kürzester Zeit, mit der APC20 der dritte, in Partnerschaft mit Ableton entwickelte Controller das Licht der Welt erblickt.
Bis zu sechs Bedienoberflächen kann Live verwalten, sodass es möglich wird, z.B. zwei APC20 mit einer APC40 und einem Lauchpad zu “verdrahten”. Jede Bedienoberfläche erhält ein eigenes buntes Rechteck-Pendant auf Live´s Oberfläche. Alle drei Controller stehen in der aktuellen Live-Version 8.1.3 direkt zur Auswahl und erfordern keiner weiteren Installation. Der Vorteil einer solch engen Partnerschaft liegt klar auf der Hand: dedizierte, bidirektionale Kommunikation mit Live. Das hat ja schon mit der APC40 wunderbar und ohne weitere Informatikerkenntnisse funktioniert.
Der erste Eindruck nach dem Auspacken des Gerätes bestätigt, dass auch hier in gewohnter MPC-Manier gearbeitet wurde. Schwere Qualität ist angesagt! Das solide Metallgehäuse präsentiert sich mit zwei seitlichen Hartgummistreben, die auch etwas anfälligere Geräte-Nachbarn aus Plastik aufatmen lassen dürften.
Die insgesamt 87 Taster machen einen sehr soliden Eindruck, aber auch die Fader sind sehr solide ausgelegt, allerdings sind sie alles andere als leichtgängig. Wer glaubt, den Fader zum Crossfader umfunktionieren zu können, irrt.
Wie bei allen modernen MIDI-Controllern mittlerweile üblich, findet der Datentransfer zwischen Rechner und Controller per USB-Verbindung statt. Und das bidirektional – somit kann der Controller nicht nur MIDI-Befehle senden, sondern auch empfangen. Das ist z.B. wichtig für die LED-Visualisierungen.
Auf Bus-Power muss man leider verzichten, dafür ist aber das benötigte Netzteil im Lieferumfang enthalten. Die dazugehörige Zugentlastung in Form einer Sicherheitsöse findet sich neben Stromeingang und USB-Anschluss auf der Rückseite der APC20.
Anschlüsse für externe Fußschalter, wie man sie vom großen Bruder her kennt, finden sich hier allerdings nicht. Zugegebenermaßen, ein Feature auf welches der gewöhnliche “Live-DJ” getrost verzichten kann – der “Performer” wird wahrscheinlich, auch aus anderen Gründen, eher zur APC40 greifen.
Die Bedienoberfläche der APC20 ist mit der linken Hälfe der APC40 weitestgehend identisch und kann wiederum in drei Teilbereiche untergliedert werden.
Im oberen Bereich befindet sich die 5 x 8 Pad Matrix, welche standardmäßig 40 Clips aus der Live-Session starten und stoppen kann. Eine Zeile repräsentiert also jeweils eine Szene und jede Spalte einen Track. Macht acht Tracks und fünf Szenen im Direktzugriff, genau wie bei der APC40.
Im mittleren Teil befinden sich die Steuerungsfunktionen wie Start, Stop, Record, MIDI-Overdub und Navigationsbefehle (Up, Down, Left, Right) sowie der Knopf zum neuartigen Note-Mode. Dieser ermöglicht es, wie beim Launchpad, einfache MIDI Note On/Off-Befehle über die 5 x 8 Matrix zu senden. Das ist zwar schon eine kleine Verbesserung gegenüber der APC40, Anschlagsdynamik fehlt aber dennoch. Das Launchpad bietet diese Funktionalität zwar auch nicht, dennoch hätte ich von Akai mehr erwartet. Schade, selbst die günstigsten Akai-Controller wie LPD8, MPD18 und LPK25 können da schon mehr (Velocity, 16- Velocities, Arpeggiator, Note-Repeat, etc.)
Im unteren Teil hat man sich der Mixerfunktion von Ableton Live angenommen. Es finden sich hier Spurenaktivierung, Solo/Cue sowie die Record Enable Buttons – und das für jeden der acht Kanäle separat! Der Masterfader und das Cue Level Poti befinden sich am rechten Rand der Bedienoberfläche.
Das clevere Bedienkonzept geht auf! Die Ähnlichkeit der Sessionansicht mit dem Controllerlayout hilft nicht nur, die Übersicht beim häufigen Blickwechsel von Controller zu Monitor zu wahren, sondern ermöglicht auch jedem anderen, der einen DJ-Mixer bedienen kann, einen schnellen Einstieg.
Mit Hilfe der Navigationstasten und dem “roten Rechteck”, welches sich stellvertretend für die momentane Auswahl in Live um die Clips schmiegt, ist es theoretisch möglich, unendlich viele Clips anzusteuern. Alle Matrixpads sind zusätzlich mit einer mehrfarbigen LED-Hintergrundbeleuchtung ausgestattet, so dass man auch in dunklen Clubsituationen den Überblick behält. Je nach Status leuchten die Pads mal rot (Clip nimmt auf), mal grün (Clip spielt), mal orange (Clip vorhanden, aber gestoppt) oder gar nicht. Jedes nicht leuchtende Pad stoppt den Clip des korrespondierenden Tracks.
Der umfangreichen, rechten Controller-Sektion der APC40, mit ihren zahlreichen Endlosdrehreglern und LED-Kränzen begegnet man bei der APC20 mit zahlreichen Doppelbelegungen. Mit der Shift-Taste werden weitere Funktionen erreichbar, und so die Fader in acht Bänke umschaltbar. Per Default ist Bank 1 für Volumen, Bank 2 für Pan und Bank 3, 4 & 5 für Send A, B & C vorgesehen. Die User-Bänke 6,7 & 8 stehen eigenen Belegungswünschen zur Verfügung.
Die APC20-Fader arbeiten bei der MIDI-Wertaufholung im so genannten „Pickup – Mode“. Das bedeutet, dass der Fader erst den in der Software eingestellten Wert über- oder unterschreiten muss, um eine Veränderung an dem virtuellen Fader vornehmen zu können. Klingt kompliziert, ist es aber nicht, wie folgendes Video veranschaulicht:
Zum Lieferumfang des APC20-Controllers gehört außerdem eine abgespeckte Version von Ableton Live, die zusätzlich einige Akai-Samples mitbringt. Dass dabei hier und dortein paar Einschränkungen vorzufinden sind, ist klar, allerdings ist man meiner Meinung nachein wenig zu restriktiv gewesen. Hier ein kleiner Überblick, im Praxisteil noch ein wenig mehr dazu.
Limitierung
Ableton Live Akai Edition
Ableton Live (regulär)
Audio-Spuren im Projekt (maximal)
8
unbegrenzt
MIDI-Spuren im Projekt (maximal)
8
unbegrenzt
Szenen im Projekt (maximal)
20
unbegrenzt
Audio Inputs
2
unbegrenzt
Audio Outputs
2
unbegrenzt
Ableton-Instrumente im Projekt (maximal)
8
unbegrenzt
Ableton-Audio-Effekte im Projekt (maximal)
8
unbegrenzt
Ableton-MIDI-Effekte im Projekt (maximal)
8
unbegrenzt
Externe VST/AU-Instrumente im Projekt (maximal)
4
unbegrenzt
Externe VST/AU-Effekte im Projekt (maximal)
4
unbegrenzt
Send- und Return-Spuren im Projekt (maximal)
3
unbegrenzt
„Complex“-Warping-Modus
Nein
Ja
Externe Instrument- und Audio-Effekte
Nein
Ja
Integrierte Ableton-Audio-Effekte
23
29
Integrierte Ableton-MIDI-Effekte
7
7
Enthält Impulse
Ja
Ja
Enthält Simpler
Ja
Ja
Effekt-Sidechaining
Ja
Ja
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Praxis:
Hat man den Controller aus seiner wunderschönen Verpackung gepellt und das mitgelieferte USB-Kabel und Netzteil angeschlossen, kann es eigentlich auch schon losgehen. Plug&Play-Probleme, wie ich sie noch mit einer früheren Version der APC40 hatte, scheint es nicht mehr zu geben. Im Gegenteil, alles läuft sauber, stabil und ohne Abstürze – zumindest auf meinen Testsystemen Windows 7 64 Bit und Mac OS 10.6.
Selbst nach mehrmaligen Abziehen und wieder an einem anderen USB-Port anstecken bleibt der Treibername unter Windows gleich. Hervorragend, denn ändert sich der Name, muss der Controller wieder neu in den Live-Settings konfiguriert werden. Mein Launchpad heißt hingegen mittlerweile „3- Launchpad“ – und nein, ich besitze nur eins.
Alle Fader und Taster sind absolut hochwertig verarbeitet. Natürlich würde man sich wünschen, dass die Faderwege ein wenig länger wären, da feinere Eingriffe so nicht wirklich möglich sind. Jedoch sollte man auch nicht den Hauptverwendungszweck “Live”-Performance aus dem Auge verlieren, wo solch penible Korrekturen eher wenig gebräuchlich sind.
Die globale Orientierung ist durch die zahlreichen Mehrfachbelegungen zwar am Anfang sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig, jedoch muss man Akai wirklich zu Gute halten, dass alle Shift-Funktionen Sinn ergeben und nach einer kurzen Eingewöhnungsphase somit auch recht schnell intuitive Performances möglich werden. Ein weiteres Plus: Mit “normal” großen Händen lassen sich die Shift-Funktionen auch mit einer Hand aufrufen.
Eine weitere, sinnvolle, wenn auch nicht ganz zu Ende gedachte Funktion ist der bereits angesprochene „Note-Mode“. Dieses Feature ermöglicht es, auch „gewöhnliche“ MIDI-Noten über die Pads einzuspielen. Bei einer Matrix mit 40 Knöpfen macht das auch richtig Laune! Mit Anschlagsintensität wäre das Ganze natürlich noch besser gewesen… Man kann aber auch nicht alles haben, oder…?
Allerdings frage ich mich ernsthaft, warum nicht der hochgelobte Note Repeat Mode oder der Arpeggiator von Akai´s anderen MIDI-Controllern Einzug in die MPC20 hielt. Klar, so was kann man auch mit Max for Live bauen, aber ein eigener Knopf dafür wäre schon toll gewesen.
Aufgrund fehlender Druckempfindlichkeit der Pads könnte ich im Studio nicht auf ein zusätzliches Drumpad verzichten. Hier hätte man, meiner Einschätzung nach, ruhig ein wenig am übertrieben robusten Gehäuse sparen können. Vielleicht war es aber auch eine marktpolitische Entscheidung, denn mit diesen Features hätte die „olle“ APC40 schon ein wenig dumm da gestanden…
Einen weiteren Minuspunkt sammelt die Hardware/Softwarekombination durch die mitgelieferte Version von Ableton Live. Natürlich ist mir klar, dass die mitgelieferte Version in ihrem Funktionsumfang eingeschränkt sein muss, denn eine normale Live-Version kostet alleine schon rund 400 Euro.
Dennoch, und auch wenn das Paket vorrangig für Live DJs sowie kleinere Produktionen angedacht ist, ist es, meiner Einschätzung nach, etwas zu puristisch, maximal acht Audio- und MIDI-Spuren pro Set zuzulassen. Zum Vergleich: Steinberg bietet beim Kauf ausgewählter Hardware mit der, ebenfalls in Verbindung kostenlosen, Version Cubase AI 5 schon eine ganze Menge mehr. Doch lassen wir Fakten sprechen!
Ableton Live AKAI Edition
Steinberg Cubase AI 5
maximal 8 Audiospuren
maximal 48 Audiospuren
maximal 8 MIDI – Spuren
maximal 64 MIDI – Spuren
maximale Inputs: 2
maximal 64 MIDI – Spuren
maximale Outputs: 2
maximale Outputs: 16
maximal 8 Audioeffekte im gesamten Projekt
maximal 8 Audioeffekte pro Kanal!
Wie man erkennt, wird es kaum möglich sein, mit diesem Paket alleine ernsthaftes Recording durchzuführen, was überDemo-Charakter hinausgeht. Zumal ein vernünftiges Audio-Interface auch noch nötig wird. Als kleinen Wehrmutstropfen bringt Akai allerdings kostenfreie Samplepacks für Ableton mit und ermöglicht ein Upgrade auf die Live-Vollversion zum Preis von 269,- EUR an. Über die umfangreichen Pricing-Modelle informiert man sich am besten bei Ableton direkt.
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Fazit:
Alles in allem präsentiert Akai mit der APC20 ein solides Gerät, welches den „beinahe nahtlosen“ Übergang zur Ableton Live Software schafft. Das Gesamtbedienkonzept ist sehr intuitiv und sollte selbst für Neueinsteiger kein Problem darstellen. Das Softwarevorbild wurde nahezu identisch in die „analoge“ Welt übernommen. So befinden sich alle wesentlichen Bedienelemente an identischen Positionen, und durch die bidirektionale Verbindung mit den mehrfarbigen Tastern der Matrix werden auch die ersten „Live“-Gehversuche zum Kinderspiel.
Einerseits freut man sich über eine so hochwertige Verarbeitung, andererseits hätte man ruhig auf ein paar Gramm Kunststoff und Metall zu Gunsten von Note Repeat und Druckempfindlichkeit verzichten können. Ich denke, es ist wahrscheinlicher, dass die USB-Buchse abbricht oder sich ein nächtliches Getränk ins Innere ergießt, als dass dieser Controller in der Mitte zerbricht.
Nichtsdestotrotz ist die APC20 ein robuster Allrounder, der dem einfachen „Live-DJ“, auch mit der bereits mitgelieferten Ableton-Version, eine Menge Spaß bringen kann – die Doppelbelegungen muss man verschmerzen. Controller- Freaks und Live-Performer sollten lieber gleich die APC40 ins Auge fassen: sie bietet ein deutliches Plus bei umfangreicheren Steuermanövern. Puristen und Frickler (Max for Live) sind hingegen mit dem Launchpad besser beraten.
Mir scheint es fast so, als wäre Akai durch die Einführung des Novation Launchpads ein wenig überrumpelt worden, so dass man sich zu schnellem Handeln gezwungen sah. Es wäre schöner gewesen, man hätte aus den “Defiziten” von APC40 und Launchpad gelernt und am Ende ein noch besseres Produkt entwickelt. Wir warten gespannt auf den „Re-Launch“!
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
Robuste Qualität
Intuitive Oberfläche
Hochwertige, hintergrundbeleuchtete Taster und Fader
Vorkonfiguriert für Ableton Live
Contra
keine Berührungsempfindlichkeit
Akai APC20 Test
Features:
USB-MIDI Controller Vorkonfiguriert für Ableton Live
Bidirektionale Kommunikation für visuelles Feedback
Clip Matrix mit Multicolor – LEDs zeigt aktuellen Clip Status an
Stabiles Metallgehäuse und Premium – Bedienelementen
Ableton Live Akai Professional APC Edition im Lieferumfang enthalten
USB Plug-&-Play Verbindung für Mac und PC
Spannungsversorgung über mitgeliefertes 12V Netzteil
SYSTEMVORAUSSETZUNGEN
Mac: G4 / Intel empfohlen, OS X 10.3.9 / 10.4+ empfohlen
PC: 1.5GHz, Windows XP oder Vista, Windows-kompatible Soundkarte / ASIO Treiberunterstützung empfohlen
512MB RAM / 1GB empfohlen, QuickTime 6.5 oder besser, DVD-ROM Laufwerk, USB Port
Vielen Dank für deinen Test. Immer schön neutral und informativ nicht wie auf anderen Seiten oder Magazinen wo sich die Tests eher wie Werbung für das Produkt lesen.
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Alex sagt:
#1 - 17.08.2011 um 00:17 Uhr
Vielen Dank für deinen Test. Immer schön neutral und informativ nicht wie auf anderen Seiten oder Magazinen wo sich die Tests eher wie Werbung für das Produkt lesen.