Das Planen eines Eurorack-System erfordert einige Grundkenntnisse, die wir mit diesem Ratgeber vermitteln möchten. Sie erleichtern nicht nur die Auswahl der Module, sondern auch den Aufbau des Systems.
Dieser Workshop soll den Einstieg in die Welt der Euroracks erleichtern, indem wir einen Weg durch das riesige Marktangebot an Modulen und Zubehör bahnen. Auf dem Weg dorthin werden wir die wichtigsten Aspekte bei der Planung eines Systems erläutern – und obendrein hilfreiche Modultipps geben.
- Was versteht man unter dem Begriff Eurorack?
- Welche Vorteile bietet das Eurorackformat?
- Eurorack-System planen: das Gehäuse, die Basis des Eurorack-Systems
- Eurorack-System planen: Case-Größe mit Reserve wählen
- Beim Planen des Eurorack-Systems auch Interface-Module mit einkalkulieren
- Tools für die Klanggestaltung im Eurorack-System planen
- Die Klangerzeugung für das Eurorack-System planen
- Das Effekt-Rack im Eurorack-System planen
- Den Sequenzer für das Eurorack-System planen
- Zum Schluss
Eurorack-System planen: Klassische Formate und das Eurorackformat
Zur Vorgeschichte: Inspiriert von den Moog Modularsystemen mit 5U-Größe und den Buchla Modular-Synthesizern mit 4U-Modulen spezifizierte Dieter Doepfer 1996 ein drittes Format für modulare Synthesizer im 3U-Format. Dies ist das heutige Eurorack-Format, das mittlerweile die größte Auswahl an Herstellern, Modulen und innovativen Konzepten bietet, um einen eigenen modularen Synthesizer zu bauen. Solche Synthesizer zudem stellen eine besondere Herausforderung dar. Im Unterschied zu einem regulären Tastatur– oder Desktop-Synthesizer müssen die Module eines modularen Systems mit Kabeln verbunden werden. Das Erstellen dieser Verbindungen muss man zunächst lernen und später überdies auch gut kennen, um Klänge zu erzeugen. Das ist kein schneller oder einfacher Weg – aber ein faszinierender. Sobald man die ersten Hürden überwunden hat, erkennt man die Vorteile dieser Art des Musikmachens. Gerade beim Planen eines Eurorack-Systems sollte man sich auch mit diesem Thema auseinandersetzen.
Was versteht man unter dem Begriff Eurorack?
Das Eurorack ist ein modulares Synthesizer-Format, das in den 1990er Jahren von Doepfer Musikelektronik spezifiziert wurde. Seitdem hat es ungebremst an Popularität gewonnen und ist zum dominierenden modularen Synthesizerformat im Hardwarebereich geworden. Mittlerweile gibt es mehr als 5.000 Module und Bausätze von über 300 Herstellern. Zum ‚Patchen‘ von Eurorack-Modulen bzw. zum Erzeugen von Sounds verwendet am Kabel mit 3,5 mm Mono-Klinkenbuchsen. Diese dienen dabei der Übertragung von Audio- und Steuersignalen.
Welche Vorteile bietet das Eurorackformat?
Das Eurorack bietet den großen Vorteil, eigene Synthesizer nach dem Baukastenprinzip zusammenstellen zu können. Durch das vielfältige Angebot an analogen und digitalen Modulen ist das Segment der modularen Synthesizer zu einer wahren Spielwiese für alle geworden, die abseits des Mainstreams musikalisch aktiv sind.
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Eurorack-System planen: das Gehäuse, die Basis des Eurorack-Systems
Der Aufbau eines modularen Synthesizers beginnt mit der Wahl des Gehäuses, das die Module aufnimmt und mit Strom versorgt. Bereits hier bietet der Markt verschiedene Lösungen von unterschiedlichen Herstellern an. Das Gehäuse ist also ein wichtiger Teil beim Planen eines Eurorack-Systems!
Fürs Studio oder mobil?
Beginnen wir beim Planen des Eurorack-systems mit Gehäusen im Einstiegssegment. Hier bieten die Doepfer Low-Cost Cases für das Studio immer noch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie sind bereits ab knapp 150 Euro inklusive integriertem Netzteil erhältlich. Andere Hersteller bieten etwas hochwertigere und flexiblere Einsteiger-Cases zwischen 200 und 350 Euro an. Wer ein Case benötigt, in dem er seinen modularen Synthesizer transportieren kann, ist mit Cases von Intellijel, Make Noise, Arturia oder Behringer gut bedient.
Doepfer A-100LC9 PSU3 Low Cost Case | Produktseite auf thomann.de |
Intellijel Designs 7U Case 104 HP | Produktseite auf thomann.de |
Make Noise 7U CV Bus Case | Produktseite auf thomann.de |
Behringer Eurorack Go | Produktseite auf thomann.de |
Arturia Rackbrute 6U | Produktseite auf thomann.de |
Premium-Case gefällig oder selbst bauen?
Gerade für den mobilen Einsatz bieten Premium-Hersteller auch tolle Eurorack-Cases an. Hier zwei Beispiele: Clank Modular stellt tragbare Cases im Kofferformat her. Diese sind mit farbigem Tolex bezogen und verfügen zudem über eine hauseigene Stromversorgungslösung. Nicht nur die Farbe kann der Kunde wählen, auch Zusatzoptionen wie Kabeltaschen oder Stromanschlüsse für Schwanenhalsleuchten sind möglich – alles sehr individuell. Als kostengünstige Alternative für den Einstieg kann man sich sein Eurorack-Gehäuse auch selbst bauen. Dazu bieten wir einen DIY-Workshop an, in dem alle notwendigen Schritte genau erklärt werden.
Wie baue ich mir das Case für mein Eurorack selbst? In unserem Workshop zeigen wir euch, was zum Bau des Cases benötigt wird, und erklären, worauf man beim Selbstbau besonders achten muss.
Als kostengünstige Alternative für den Einstieg kann man sich sein Eurorack-Gehäuse auch selbst bauen. Dazu bieten wir einen DIY-Workshop an, in dem alle notwendigen Schritte genau erklärt werden.
Arturia RackBrute | Produktseite auf thomann.de |
Clank Modular | Webseite des Herstellers |
Nono Lander Two | Webseite des Herstellers |
Nono Lander Ebe | Webseite des Herstellers |
Eurorack-System planen: Case-Größe mit Reserve wählen
Einige Anmerkungen zur Gehäusegröße: Die Größe eines Eurorack-Gehäuses wird in drei Rackeinheiten (U) hohen Reihen (3U für eine, 6U für zwei usw.) sowie Teileinheiten (TE) für deren Breite gemessen. Gängige Größen sind beispielsweise 6U mit 104 TE oder 9U mit 84 TE. Diese sind für den Anfang völlig ausreichend. Darüber hinaus ist es wichtig zu verstehen, dass ein modulares System ‚lebt‘ und sein Design nie abgeschlossen ist. Die Weiterentwicklung der Module, das ständig wachsende Marktangebot und die sich ändernden musikalischen Vorlieben machen es erforderlich, immer einige TE Platz zu haben. Ja, es ist verlockend, alle Lücken mit Modulen zu füllen, damit das System endlich ‚fertig‘ ist – aber das funktioniert auf Dauer nur in den seltensten Fällen. Diesen Gedanken sollte man beim Planen eines Eurorack-Systems im Hinterkopf behalten.
Eurorack-System mit ModularGrid planen
Daher ist es wichtig, Platz und Optionen zu haben, um neue Ideen zu verwirklichen, ohne gleich ein neues Eurorack-Gehäuse kaufen zu müssen. Die Website ‘ModularGrid’ ist beim Planen des Eurorack-Systems übrigens sehr hilfreich. Hier kann man vorab Konfigurationen ausprobieren und prüfen, wie viel Strom die geplanten Module zusammen verbrauchen. Dieser Wert sollte mit der Leistung des Gehäuses verglichen werden, damit das Eurorack immer genug Saft hat. Günstig ist es, wenn der Stromverbrauch aller Module im Case etwas unter der Leistung des Netzteils liegt, damit auch alles reibungslos funktioniert.
Beim Planen des Eurorack-Systems auch Interface-Module mit einkalkulieren
Wenden wir uns nun den Interface-Modulen selbst zu. Zuerst muss man an die Verbindung des Modularsynthesizers mit dem Rest des Setups denken. Egal ob ein kleines oder großes System, ob im Studio oder live: Man muss Sounds aus dem Eurorack herausführen, aber auch externe Sounds mit dem Eurorack-System bearbeiten können. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, den Modularsynthesizer per Computer zu steuern oder Funktionen der DAW vom Modularsystem aus zu nutzen.
Bei Interface-Modulen auf die Pegel achten!
Nicht selten verbinden Eurorack-Anfänger die Ausgänge der Module direkt mit einem Mischpult oder einer Soundkarte. Davon ist abzuraten, da das Gainstaging erschwert wird und die Gefahr des Clippings besteht. Denn ein Audiosignal aus dem Modularsystem ist lauter als ein Line- oder Instrumentensignal. Daher verstärkt ein Interface-Modul externe Signale auf Modularpegel und dämpft Modularsignale auf dem Weg nach draußen auf Linepegel. Wir empfehlen daher Interface-Module, die das Audiosignal symmetrieren, um Störgeräusche zu unterdrücken.
Wer als Anfänger in die Welt des Eurorack einsteigt, hat viele Fragen. Wir beantworten in unserem Workshop die Wichtigsten für einen guten Start.
Interface-Module: Fürs Studio oder den Live-Einsatz?
Nun zu unseren Tipps. Ein Interface-Modul, das aus unserer Sicht herausragt, ist beispielsweise das TAI-4 von Vermona. Es verfügt nicht nur über XLR-Anschlüsse für Ein- und Ausgänge, sondern auch über echte Übertrager, wie sie in High-End-Studioequipment verwendet werden. Das Modul ist somit quasi eine hochwertige DI-Box für das Modularsystem. Es färbt zudem den Klang ein wenig, aber sehr angenehm. Bässe erscheinen definierter und spitze Höhen werden vorteilhaft abgesenkt, ohne die Transienten zu zerstören. Gerade auf der Bühne oder bei großen PA-Anlagen macht das einen deutlichen Unterschied. Schon deshalb sieht man dieses Modul auch bei vielen professionellen Live-Acts im Einsatz.
Kopfhörer-Anschluss, Routing und mehr
Wer mehr Optionen wünscht, wie zum Beispiel einen hochwertigen Kopfhörerverstärker, dem sei das Audiointerface von ACL empfohlen. Dieses Modul kommt ohne Tranformatoren aus, liefert aber einen sehr sauberen Klang mit viel Headroom. Mit Routing-Bus und Stereo-Line-Eingängen gehört es zur Oberklasse, was sich allerdings auch im Preis widerspiegelt. Als Alternative zum ACL-Interface ist das Black Output Module V2 von Erica Synths zu nennen, eine Mischung aus Output und Mixer, die ebenfalls sehr gut klingt, aber keine Input-Sektion bietet.
In und Out trennen – für mehr Flexibilität
Wie das Modul Erica Synths zeigt, müssen Ein- und Ausgänge nicht unbedingt im selben Modul sein. Joranalogue bietet beispielsweise mit dem Receive 2 und dem Transmit 2 zwei einzelne Analogmodule zum Ein- und Ausgeben von Signalen an. Diese kann man zudem an verschiedenen Stellen im Gehäuse platzieren. Und Frap Tools hat mit dem Masterone ein Modul im Angebot, das zwar nur mit dem hauseigenen Mixer funktioniert, dafür aber viele Ausgangsports und einen schicken Masterregler mit VU-Meter bietet.
Vermona Modular TAI-4 | Produktseite auf thomann.de |
ACL Audio Interface | Produktseite auf thomann.de |
Erica Synths Black Output Module V2 | Produktseite auf thomann.de |
Joranalogue Audio Design Receive 2 | Produktseite auf thomann.de |
Joranalogue Audio Design Transmit 2 | Produktseite auf thomann.de |
Frap Tools CGM Masterone | Produktseite auf thomann.de |
Interfaces: Audio, MIDI oder beides?
MIDI ist eine beliebte Option, wenn es darum geht, ein Modularsystem mit externen Geräten statt mit internen zu steuern. So gibt es eine Vielzahl verschiedener MIDI-Module, die digitale Steuersignale in modulare Steuerspannungen umwandeln, wie beispielsweise das Doepfer A-190-3. Eine interessante Alternative zu solchen Modulen sind überdies die Geräte von Expert Sleepers. Sie können über USB, ADAT oder SPDIF an Soundkarten und Computer angeschlossen werden und wandeln neben MIDI auch Audio.
Expert Sleepers ES-8 | Webseite des Herstellers |
MIDI-to-CV Interfaces erlauben die Kommunikation zwischen digitalen und analogen Synthesizern. Wir präsentieren die besten ihrer Art.
Tools für die Klanggestaltung im Eurorack-System planen
Hat man sich für die Integration von Audio und MIDI entschieden, geht es an die Auswahl der Module für den Sound. An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass man beim ersten Modularsystem langsam mit dem Aufbau beginnen sollte. Warum? Weil sich die eigenen Vorlieben und Arbeitsweisen erst beim Entdecken und Benutzen der ersten Module herauskristallisieren. Am besten entscheidet man sich gleich während des Planens, welche Hauptfunktion der Eurorack-Synthesizer erfüllen soll. Das kann eine subtraktive Stimme für Sounddesign-Experimente sein, ein Effekt-Rack oder eine Modulkombination, die sich auf Sequencing und generative Musik konzentriert. Hier sollte man sich festlegen und mit diesem Ziel im Hinterkopf weiterplanen!
Eine der spannendsten Techniken im Eurorack-Bereich ist das Erstellen generativer Patches. Wir geben Einsteigern in das Thema ein paar Tipps an die Hand.
Der Schlüssel zum Erfolg: Modulations- und Hilfsmodule einsetzen
Viele Anfänger machen den Fehler, sich gleich viele Oszillatoren und Filter für die Klangerzeugung anzuschaffen. Ein Modularsystem lebt allerdings von der Modulation. Interessante Ergebnisse entstehen vor allem dann, wenn man verschiedene Steuerspannungen geschickt und dosiert auf den Grundsound anwendet. Hinzu kommt, dass Modulatoren und andere Hilfsmodule oft preiswerter sind als Oszillatoren, Filter oder Effekte, aber eine sehr große Klangpalette erlauben.
Filterbänke im Eurorack gestatten das kreative Bearbeiten von Sounds. In unserem Workshop präsentieren wir diverse Typen und ihren Einsatz.
Das beliebteste Modul der Welt: Make Noise Maths
Der Platzhirsch in der Kategorie Modulation ist das Make Noise Maths – eines der Module, die wir uneingeschränkt empfehlen können.
Es ist bis heute zu Recht das meistverkaufte Modul auf dem Eurorackmarkt, ein wahres Modulationsmonster und in fast jedem Rack oder Euroracksystem zu finden. Im Kern besteht es aus zwei Slew-Limitern und einem Mixer mit Abschwächern, mit denen CV- und Gate-Signale verändert und kombiniert werden können. Maths kann ‚klassische‘ Signale wie LFOs und Hüllkurven erzeugen, die im Eurorack ebenso wichtig sind wie in „klassischen“ Synthesizern. Die einzelnen Elemente von Math sind dabei relativ intuitiv zu bedienen, aber die Gesamtintegration ist sehr komplex. Das Modul birgt enorm viele Möglichkeiten, spuckt aus jedem Port Steuerspannungen, Trigger und Gates für vielfältige und interessante Patches aus. Hat man den Dreh raus, lernt man viel über die Arbeitsweise mit modularen Synthesizern.
Make Noise MATHS | Produktseite auf thomann.de |
CV/Gate sind Steuerspannungen im Dienste analoger Synthesizer. Wie Control Voltage (CV) und Gate funktionieren, erklären wir detailliert in unserem Workshop.
Von Abschwächern und VCAs
Wie bereits erwähnt, bietet das Maths Modul Abschwächer für die Verarbeitung von Steuerspannungen. In seinem Fall handelt es sich sogar um bipolare Abschwächer, die CV-Signale für kreative Zwecke invertieren können – sogenannte Attenuverter. Solche Attenuverter gibt es auch als Einzelmodule, beispielhaft seien in dieser Kategorie der Intellijel Triplatt mit drei und der Befaco Dual Atenuverter mit zwei Kanälen genannt. Letzterer kann auch Signale offsetten, also ihr Spannungsverhältnis positiv oder negativ anpassen – sehr nützlich!
Intellijel Designs Triplatt | Produktseite auf thomann.de |
Befaco Dual Atenuverter | Produktseite auf thomann.de |
VCAs kann man nicht genug haben
Abschwächer, die in Verbindung mit Hüllkurven zur Lautstärkeregelung von Audiosignalen eingesetzt werden, heißen VCAs („Voltage Controlled Amplifier“). Sie dürfen in keinem Eurorack-System fehlen, weswegen man beim Planen hier ein besonderes Augenmerk darauf haben sollte. Je nach Boxengröße sollte man sich sogar gleich zwei oder mehr anschaffen. Günstig und gleichzeitig hochwertig sind in dieser Kategorie die Mutable Instruments Veils und der Intellijel Quad VCA mit gleich vier in einem Modul. Wer es edler und flexibler mag, greift zum Frap Tools Quad Stereo Channel, einem vierkanaligen Stereomixer mit integrierten VCAs, Panning und Send/Return-Funktionalität.
Mutable Instruments Veils (2020) | Produktseite auf thomann.de |
Intellijel Designs Quad VCA | Produktseite auf thomann.de |
Frap Tools CGM Quad Stereo Channel | Produktseite auf thomann.de |
Generell sollte man übrigens darauf achten, dass die eigentliche Klangerzeugung, von der gleich die Rede sein wird, nicht mehr als 30 % des Eurorack-Systems ausmacht. Modulatoren und andere Tools sollten deshalb mindestens die Hälfte des Platzes im Gehäuse einnehmen. Wer sich beim Planen des Systems an diese Faustregel hält, wird schnell interessante Patches bauen können. Und nun zu den eigentlichen Sounds!
Eurorack-Mixer sind sinnvolle Ergänzungen in jedem Rack. In unserem Workshop erkunden wir ein paar Optionen und beantworten zentrale Fragen rund um das modulare Mixing.
Die Klangerzeugung für das Eurorack-System planen
Die meisten klassischen Synthesizer arbeiten mit subtraktiver Synthese – und es ist naheliegend, sie beim Planen des Eurorack-Systems auch zu berücksichtigen. Eine subtraktive Stimme ist eine Kombination von Oszillatoren, die über einen VCA in ein Filter geschickt werden. Das Ganze wird dabei mit Hüllkurven und LFOs moduliert. Eine subtraktive Stimme kann überdies monophon oder polyphon sein. Ein polyphones System im Detail zu erklären, würde den Rahmen dieses Workshops sprengen, daher konzentrieren wir uns im Folgenden auf eine klassische monophone Stimme.
Der Oszillator: Analog oder digital?
Wie bei den klassischen Synthesizern gibt es auch im Eurorack analoge und digitale Klangerzeuger. Da man dafür zwischen 100 und 700 Euro ausgeben kann, stellen wir im Folgenden einige populäre Optionen aus beiden Kategorien zur ersten Orientierung vor. Im analogen Bereich orientieren sich viele Hersteller an klassischen Vorbildern. AJH bietet beispielsweise Elemente des Moog MiniMoog in Modulform an und Verbos Electronics hat Buchla-Module für das Eurorack neu erfunden. Generell ist es sinnvoll, sich bei der analogen Klangerzeugung gleich zwei Oszillatoren zuzulegen. So kann man duophon spielen und die beiden Oszillatoren können einander per FM oder AM modulieren.
Mit FM-Synthese können an analogen Eurorack-Synths viele einmalige Sounds entstehen. Unser Workshop erklärt grundlegende Patch-Techniken.
Komplexe Oszillatoren
Es gibt allerdings Module, die diese Dinge hinter nur einem Panel ohne viel Patching ermöglichen, die sogenannten komplexen Oszillatoren. Die besten Beispiele dafür sind der Verbos Electronics Complex Oscillator, der Endorphin.es Furthrrrr Generator und der Frap Tools Brenso. Wer etwas weniger Geld ausgeben möchte, kann für den Anfang auch in Oszillatoren wie den Intellijel Dixie II+ oder den Doepfer A-110-1 Standard VCO investieren, mit denen man bereits viele verschiedene Sounds erzeugen kann.
Make Noise Spectraphon | Produktseite auf thomann.de |
Verbos Electronics Complex Oscillator | Produktseite auf thomann.de |
ACL Discrete Core Ladder Filter VCF | Produktseite auf thomann.de |
1010music bitbox MK2 | Produktseite auf thomann.de |
Endorphin.es BLCK_Furthrrrr Generator | Produktseite auf thomann.de |
Frap Tools Brenso | Produktseite auf thomann.de |
Intellijel Designs Dixie II+ | Produktseite auf thomann.de |
Doepfer A-110-1 | Produktseite auf thomann.de |
Mutable Plaits: Nur noch als DIY-Modul
Wenn es um digitale Oszillatoren geht, führt kein Weg an Mutable Instruments vorbei. Der französische Hersteller hat die DSP-Programmierung im Eurorack auf ein neues Level gehoben. Besonders hervorzuheben ist hier der Multi-Oszillator Plaits mit vielen spannenden Klangalgorithmen. Da Mutable Instruments 2022 den Betrieb einstellt, wird es das Modul allerdings nur noch als DIY-Bausatz oder als zusammengelötetes DIY-Modul zu kaufen geben. Klassische digitale Syntheseformen wie die Wavetable-Synthese gibt es übrigens auch außerhalb des Plaits im modularen Bereich, etwa in Form des Industrial Music Electronics Piston Honda.
Filter: Mono oder Stereo?
Nach dem Oszillator kommt bei der subtraktiven Klangerzeugung das Filter. Wie bei den Klangerzeugern selbst, so gibt es auch hier eine große Auswahl. Grundsätzlich sollte man sich überlegen, ob man lieber ein einfaches Monofilter oder ein etwas komplexeres Stereofilter haben möchte. Ansonsten gilt auch hier: Probehören! Das Doepfer SEM-Filter, das in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar ist, klingt noch viel weicher als beispielsweise der MiniMod VCF, ein Moog-Klon von AJH. Und unser persönlicher Stereo-Favorit, der Make Noise QPAS, klingt nasaler und hat eine wilde Resonanz! Hier stehen bei der Planung des Eurorack-Systems viele Türen offen.
Doepfer A-106-5 SEM Filter | Produktseite auf thomann.de |
AJH Synth MiniMod VCF black | Produktseite auf thomann.de |
Make Noise QPAS | Produktseite auf thomann.de |
Sampling statt Oszillation
Neben den klassischen Oszillatoren erfreuen sich auch Sampler im Eurorack großer Beliebtheit. Sie bieten viele Einsatzmöglichkeiten für Experimentierfreudige, da man sie entweder mit vorgefertigten Sounds betreiben oder in Echtzeit mit Audio füttern kann. Einen hervorragenden Eurorack-Sampler hat beispielsweise 1010music mit dem Bitbox 2.0 Modul geschaffen. Sampling über Miniklinke und CV-Steuerung wird mit diesem Modul zum Kinderspiel. Die Bedienung erfolgt dabei über einen Touchscreen. Für Experimentierfreudige gibt es noch den Make Noise Morphagene, eine Reimagination klassischer Tape-Maschinen zum Aufnehmen und Arrangieren von Klängen.
Das Effekt-Rack im Eurorack-System planen
Nun zu den Effektmodulen, mit denen man den Grundsound des Eurorack-Synthesizers weiter bearbeiten kann. Sie bilden den vorletzten Baustein beim Planen eines Eurorack-Systems.
Für den Anfang empfiehlt sich für viele ein Multieffektmodul, das auf kleinstem Raum viele Möglichkeiten wie Hall-, Delay- oder Modulationseffekte bietet. Hier bietet sich das Z-DSP von Tiptop Audio an. Seine auf SD-Karten mitgelieferten Hall-Algorithmen von Valhalla können es locker mit Strymon und Eventide aufnehmen. Mit weiteren, zusätzlich zu beziehenden Karten sind immer neue Sounds möglich. Weitere Hersteller von Eurorack-Effekten sind beispielsweise Radikal Technologies, Mutable Instruments, Make Noise und Intellijel. Mehr Informationen zu den besten ihrer Module und weitere Gerätetipps gibt es in unserem Kaufberater für Eurorack-Effekte.
Tiptop Audio Z-DSP | Produktseite auf thomann.de |
Radikal Technologies RT-1701 EFFEXX | Produktseite auf thomann.de |
Make Noise Morphagene | Produktseite auf thomann.de |
Den Sequenzer für das Eurorack-System planen
Der letzte Punkt ist wieder ein zentraler: die Frage nach dem richtigen Sequenzer. Ein Sequenzer dient in den meisten Fällen als zentrale Steuereinheit für Melodien und Grooves. Der Sequenzer ist zudem das pulsierende Herz des Eurorack-Systems, weshalb er in der Planung eine wichtige Position einnimmt. Der Markt bietet viele interessante Sequenzer-Module, beispielsweise den Eloquencer von Winter Modular, den René von Make Noise oder den Varigate8+ von Malekko. Der klassische (Trigger-)Sequenzer von Doepfer ist übrigens seit vielen Jahren auf dem Markt und hat nach wie vor seine Berechtigung.
Viele unterschiedliche Sequenzer stehen zur Wahl
Weitere sehr empfehlenswerte Sequenzer für das Eurorack mit unterschiedlichen Anwendungsschwerpunkten sind zum Beispiel der Intellijel Metropolix, der Endorphin.es Ground Control und der Erica Synths Black Sequencer.
Diese drei bieten wiederum unterschiedliche Ansätze und Konzepte für das Musikmachen mit dem modularen Synthesizer. Es ist aber auch möglich, sich einen Sequenzer aus kleinen Modulen zusammenzustellen. Mit Switches, Gate-Delays, Sample & Hold, Matrix-Mixern und Quantizern kann man einen umfangreichen Sequenzer patchen, der trotz seiner opulenten Möglichkeiten relativ preiswert bleibt. Dies ist allerdings schon etwas fortgeschrittener und wird in unserem Workshop über Eurorack-Sequenzer genauer behandelt.
Doepfer A-155 Trigger Sequencer | Produktseite auf thomann.de |
Winter Modular Eloquencer | Webseite des Herstellers |
Expert Sleepers Disting mk4 | Webseite des Herstellers |
Endorphin.es Ground Control | Produktseite auf thomann.de |
Erica Synths Black Sequencer | Produktseite auf thomann.de |
Intellijel Designs Metropolix | Produktseite auf thomann.de |
Make Noise René | Produktseite auf thomann.de |
Malekko Varigate 8+ Black | Produktseite auf thomann.de |
Tipps für DIY-ler
Wer Module selbst bauen will, muss wissen, wo er die Bauteile herbekommt. In unserem Artikel Eurorack DIY – Parts, Kits und mehr, stellen wir eine Auswahl verschiedener Adressen für Bauteile & Co. vor. Für das Löten und Modifizieren von Modulen bietet übrigens die Workshop-Reihe Eurorack DIY: Workshop für Einsteiger eine ideale Hilfestellung.
Eurorack DIY – Parts, Kits und mehr liefert angesagte Bezugsquellen für den Selbstbau oder die Modifikation von Modulen im Eurorackformat.
In unserer Workshop-Reihe Eurorack DIY für Einsteiger geben wir euch hilfreiche Tipps rundum zum Thema Do-It-Yourself beim Bau von Synthesizer-Modulen und Zubehör.
Zum Schluss
Damit ist unser Überblick über die Planung eines Euroracks abgeschlossen. Die vielen Beispiele darin bilden eine gute Grundlage zum Planen eines ersten Eurorack-Synthesizers. Am Ende bleibt nur noch zu versichern, dass, auch wenn die Erstanschaffung zunächst teuer erscheint, sich das Ganze im Laufe der Zeit kreativ auszahlt. Der Bau eines modularen Synthesizers ist immer eine Reise, die Spaß machen sollte. Es bringt viel, mit einigen ausgewählten Modulen zu beginnen und diese ausgiebig zu erforschen, bevor man sein System erweitert. Hier ist Neugier und Experimentierfreude gefragt.
Torben sagt:
#1 - 28.01.2021 um 11:51 Uhr
Ein weiterer guter - und vor allem kostenloser - Weg ist über die Software VCV Rack: https://vcvrack.com/Nach einigen Monaten mit der Software hat mich das Sammelfieber gepackt und ich fange an, Hardware-Module zu kaufen.Hier mal einige Ambient-Beispiele von mir und VCV-Rack: https://www.youtube.com/wat...