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Phil Jones Bass BigHead Mobile Test

Wenn man beispielsweise einen Rock-Bassisten zur Seite nimmt und ihn fragt, was er auch unterwegs gerne im ständigen Zugriff hätte, wenn er mal ein wenig üben will, vielleicht im Playalong (denn alleine herumbassen ist ja schon schnell mal langweilig) und sich auch aufnehmen wollen würde, dann käme sicher eine fette Equipmentliste zustande: SVT-Amp, 8x10er, ein paar gute Mikrofone, Preamps und A/D-Wandler, dazu noch ein fitter Trommler samt Equipment und ein Gitarrist/Sänger für ein wenig hochfrequentes Schmuckwerk.

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Die Realität sieht anders aus, denn oftmals ist mehr als das, was ins Zubehörfach des Basskoffers passt, kaum noch vernünftig transportabel. Insofern ist es unverschmämt praktisch, dass es Geräte gibt, die DI-Input mit Preamp, Klangregelung, Kopfhörerverstärker und AD/DA samt Audio-Interface vereinen und das alles dank Akkubetrieb und kleinem Gehäuse noch mobil ermöglichen. Von Phil Jones Bass, dem schwer geschätzten Hersteller von Equipment für Saiteninstrumentalisten, gibt es mit dem BigHead Mobile ein solches Multitool – für gut zweihundert Euro. Das lässt aufhorchen, oder?

Details

PJB BigHead: gerade noch portabel genug

Der BigHead ist gemessen an seinem Funktionsumfang klein, ist aber doch immerhin 14 Zentimeter lang und wiegt ein viertel Kilogramm. Das stabile und äußerst haltbar wirkende Metallgehäuse ist in klassischem Silber gehalten, es gibt allerdings auch eine Version in schmuckem Goldton. Neben dem eigentlichen Gerät ersteht man beim Kauf auch eine kleine Transporttasche sowie einiges an Kabelage, um den BigHead mit seiner Umgebung zu verbinden. 

Fotostrecke: 3 Bilder Hoch gebaut ist der PJB BigHead nicht – aber lang.

Seltenheit auf dem Markt: Verschweigen von Features

Signale für den Kopfhörerbetrieb können auch aus analoger Quelle stammen und entern den BigHead über eine 3,5mm-Stereoklinke, auf der Rückseite, wo sich auch die Ladebuchse für den eingebauten Akku und der Power-Schalter befinden. So: Würde man sich an die Beschriftungen halten, wäre bis hierhin alles geklärt. Doch, oh Wunder: Die USB-Buchse ist mehr als nur „DC Input“ – sie ist eine ganz normale Datenbuchse. Und siehe da: Der PJB BigHead ist gleichzeitig ein USB-Audio-Interface, welches im Class-Compliant-Mode beispielsweise am Mac ohne Mucken angeschlossen und sofort benutzt werden kann. Ich weiß ja nicht, ob es falsch verstandenes Understatement sein soll oder ein ausgewachsenes Marketing-Unvermögen ist, dass auf der Herstellerseite von „Mobile Headphone Amp with D/A Converter“ die Rede ist… Die Kiste ist ein „Mobile Instrument Preamp with EQ, Headphone Amp, AD/DA-Converter and USB Audio Interface“.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Phil Jones Bass BigHead ist nicht nur ein Kopfhöreramp, sondern gleichzeitig ein Audiointerface und ein Preamp.

Die Wandlung erfolgt in beide Richtungen mit 16 Bit, was die Dynamik im Vergleich zu 24 Bit etwas schmälert, aber auch bei mittelstarker Bearbeitung des aufgenommenen Materials keinerlei Problem darstellt. Bis Ende des letzten Jahrtausends waren 16 Bit Standard – und es sind trotzdem tolle Aufnahmen entstanden. Abschließend kann ich noch von drei LEDs berichten, welche über verbleibende Akkukapazitäten oder Netzbetrieb informieren.

Alle Drehregler sind konzentrische Dual-Potis.
Alle Drehregler sind konzentrische Dual-Potis.
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Praxis

Anschluss und Leistung

Ausstattungsseitig ist der Phil Jones Bass BigHead ja unbestritten vielversprechend. Gut: Mit Mobilgeräten dürfte er gerne noch klarkommen. Wichtig ist aber natürlich in erster Linie der Klang. Oder genauer: die Klänge – schließlich gilt es, Kopfhörerverstärkung und Preamp zu bewerten, das sind offenkundig unterschiedliche Dinge. Ich schließe also zunächst verschiedene Headphones an, um analoge und per USB gespeiste Signale zu beurteilen.

Unterwegs Bass spielen, in ordentlicher Qualität aufnehmen, Musik hören, zum Playback jammen – all das ermöglicht die kleine Silberkiste von Phil Jones Bass.
Unterwegs Bass spielen, in ordentlicher Qualität aufnehmen, Musik hören, zum Playback jammen – all das ermöglicht die kleine Silberkiste von Phil Jones Bass.

Viele Kopfhörer kommen mittlerweile mit 3,5mm-Kabeln und Adaptern oder an der Höreinheit komplett tauschbaren Kabeln – aber meinen BigPhones konnte ich an den BigHead nicht ohne Adapterkabel anschließen, da er über eine feste 6,3mm-Klinke verfügt. Schade um das schöne „Big“-Treffen. 
Ist es noch verständlich, dass der PJB nur kleine Klinken akzeptiert, ist es schon etwas schade, dass man auch darauf achten sollte, dass der angeschlossene Kopfhörer eine geringe Impedanz besitzt, also möglichst unter 32 Ohm. 200 Milliwatt Leistung konnten die Membran meines Beyerdynamic DT-150 (250 Ohm) nicht ausreichend stark auslenken, weshalb der maximale Pegel recht schlapp war.  

Bewertung des D/A-Converters und Kopfhörer-Verstärkers

Weniger verzeihbar, nein, ich beschwichtige… durchaus problematisch ist die klangliche Leistung des Kopfhörers. Das Signal ist rausch- und verzerrungsarm, jedoch in den Höhen etwas belegt, störender finde ich jedoch die durchaus mangelhafte Auflösung. Details gehen zu sehr unter, Transienten werden verschleift, was wohl auch der Grund dafür ist, dass die Ortungsschärfe nicht gerade hervorragend ist. Sicher, um das Signal des Instruments zu hören und ein Playback einzuspielen, ist es qualitativ ausreichend. Wer allerdings geglaubt hat, sich mit dem BigHead die Anschaffung eines hochwertigen, mobil nutzbaren Kopfhörerverstärkers sparen zu können, muss leider enttäuscht werden: Die Unterschiede zu meinem Apple MacBook Air (2013) sind kaum auszumachen, die zum RND RNHP, dem ifi iDSD nano oder dem Lavry DA-11 hingegen sind enorm. Der ifi beispielsweise bewegt sich sogar in der gleichen Preisklasse, ist aber wie die anderen genannten ein anderer Produkttyp, nämlich ein mobiler Multiformat-D/A-Wandler mit Kopfhörerverstärker. Apropos Wandlung: Den Schuh anziehen muss sich nicht der gesamte PJB, sondern der eingebaute HP-Amp. Speist man ein Line-Signal eines externen Digitalwandlers analog in den PJB, treten die gleichen Probleme auf. Ich möchte den HP-Amp so zusammenfassen: Eine Katastrophe ist er nicht, aber begeistern kann er keineswegs.

Der ifi (links) hat eindeutig die besseren Wiedergabeeigenschaften, aber keinen Preamp – und erst recht keinen von Phil Jones!
Der ifi (links) hat eindeutig die besseren Wiedergabeeigenschaften, aber keinen Preamp – und erst recht keinen von Phil Jones!

Preamp: Wieso eigentlich nur „Bass“?

Die Bass-Files hat unser Autor Rainer Wind beigesteuert – diese habe ich per Re-Amping-Box von Radial über einen Lavry-Wandler ausgespielt, um das immer gleiche Signal zur Verfügung zu haben. Im Vergleich mit hochwertigeren Ketten (im Test: True Systems P-Solo Ribbon in den Lavry AD-11 sowie Röhrenpreamp Tube-Tech MP 1A in das MotU 896mkIII) fällt auf, dass der Bighead in den Höhen etwas verhaltener ist, dafür aber im Tiefbass mit ordentlich Saft aufzeichnet. Er ist damit weniger von der kernig-rockigen Sorte, sondern eher sanftmütig. Sehr gut ist, dass das Instrumentensignal vom PJB trotz des eindeutigen Klassenunterschieds mit hohem Abstand zum Rauschen aufgezeichnet wird. Begibt man sich in den zu „heißen“ Gain-Bereich, mit aktiven System schnell mal erreicht, gibt es eine kleine Zone von Sättigung, der spitze Verzerrungen folgen, die man tunlichst vermeiden sollte. Allerdings zerrt die Analogstufe deutlich vor der Clipping-Grenze des Analog-Digital-Converters, was eine Aufnahme ja zweifelsohne zerstört. 

Audio Samples
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PJB BH Standard-Gain PJB BH hot True Systems Tube-Tech

Auch rein analog als Übungspreamp und Headphone-Amp betrieben wird deutlich, dass die Qualitätsgründe in der analogen Schaltung zu suchen sind: Für ein Multifunktionsgerät wie den BigHead ist die Vorverstärkung wirklich sehr gut gelöst und lässt staunen, warum der Hersteller nicht deutlicher macht, dass auch Rhodes und vor allem natürlich Gitarren hervorragend mit dem PJB harmonieren (wenngleich der EQ durchaus auf den Bass abgestimmt ist). Vor allem schwächere Signale profitieren davon, dass die kleine Mobilkiste allerhand Gain-Reserven bereitstellt. Hier scheint man die Leistungsreserven mehr dem Preamp, weniger dem HP-Amp bereitgestellt zu haben, was auch sicherlich die schlüssigere Entscheidung darstellt.

EQ: Gut zu packen, schlecht zu erkennen

Nicht nur für den Bass, sondern für alle Signale ist von Vorteil, dass hinter der Verstärkung eine zweibandige Klangregelung zur Verfügung steht. Ich hätte es allerdings begrüßt, wenn man die EQ-Schaltung per Bypass hätte umgehen können oder zumindest per Mittenrasterung weitestgehend neutral hätte einstellen können. Das gelingt optisch auch eher kompliziert, denn die Rille, die in Potikappe und -ring die Reglerstellung markiert, ist eher schlecht zu erkennen und zu erfühlen, sodass ich mich an den genau gegenüberliegenden Öffnungen für die Fixierungsschrauben orientiert habe. Toll ist allerdings, das sei an dieser Stelle angemerkt, dass alle Regler schwergängig genug sind, um sich nicht schon bei einem bösen Blick oder dem Bewegen des Phil-Jones-Geräts zu verstellen. Außerdem bauen die Dual-Potis hoch genug und der Body des BigHead ist so schmal, dass man sie immer problemlos bedienen kann. 

Audio Samples
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EQ neutral High Shelf max. Boost High Shelf max. Cut Low Shelf 12 dB Boost Low Shelf 12 dB Cut

18 dB sind echt ein hoher Hub – ein Boost um diesen Wert im Bassbereich ist fast nie nötig. Auf der Habenseite gibt es jedoch sehr viel: Der EQ arbeitet sauber, reißt auch bei starken Veränderungen keine auffälligen Phasenlöcher in das Signal, die es hohl oder sonst wie merkwürdig klingen lassen können. Auch hier erkennt man offenbar den Heimathafen der Firma: Preamps und Klangregelungen gehören zum wichtigsten Teil des Business, und dass dieses Business beherrscht wird, beweisen nicht nur die Bassverstärker von Phil Jones. 

Wie eigentlich immer bei Geräten, die verschiedene Wünsche erfüllen, könnte man sich auch für den BigHead noch ein paar Sachen zusammensuchen, die den Funktionsumfang erweitern würden. So wäre es beispielsweise toll, wenn man ihn an mobile Geräte anschließen könnte, ein iPad etwa, um Tracking im Tourbus zu erlauben. Oder, einen Schritt weiter gesponnen, würde ein kleiner Memory-Button, der das gewandelte Eingangssignal in einem kleinen Flash-Speicher ablegt, den BigHead zum hochwertigen Notitzbuch machen.

Kann viel, auch wenn man sich natürlich weitere Sachen hinzuwünschen kann: PJB BigHead.
Kann viel, auch wenn man sich natürlich weitere Sachen hinzuwünschen kann: PJB BigHead.
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Fazit

Phil Jones Bass baut hervorragende Bassverstärker. Daran ändert auch die nicht durchweg positive Bewertung des BigHead nichts. Man erkennt allerdings, wo die Kernkompetenzen des Herstellers liegen, nämlich in der (Vor-)Verstärkung eines Instrumentensignals – und das macht die kleine Kiste ordentlich. Außerdem bleibt es trotz nicht gerade begeisternder Leistung des Kopfhörerverstärkers unbestreitbar, dass es sich beim BigHead um ein nützliches, stabil gebautes Tool mit allerlei praktischen Features handelt. Denn wo findet man einen Preamp mit EQ, einen AD/DA mit USB-Anbindung und einen Kopfhörerverstärker in einer kleinen Kiste, die per Akku betrieben werden kann und nur etwas mehr als zweihundert Euro kostet? Eben.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • USB-Audio-Interface-Fähigkeiten
  • ordentlicher Preamp
  • gut klingender EQ
  • lange Akkulaufzeit
  • günstiger Preis
Contra
  • schwache Wiedergabequalität des Kopfhörerverstärkers
  • keine Mittenrasterung oder Bypassmöglichkeit der Klangregelung, Ablesbarkeit schlecht
Artikelbild
Phil Jones Bass BigHead Mobile Test
Für 229,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • Vorverstärker mit DI-Input (6,3 mm Klinke)
  • HF- und LF-Shelf
  • AD- und DA-Wandler (16 Bit, 44,1/48 kHz)
  • USB-Audiointerface (stereo)
  • Kopfhörerverstärker (3,5 mm Klinke)
  • Aux-Input (analog, 3,5 mm Klinke)
  • 250 Gramm Gewicht
Preis: € 236,– (UVP)
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    Profilbild von Frank Behrend

    Frank Behrend sagt:

    #1 - 08.05.2017 um 12:06 Uhr

    0

    Hmmm. Vielleicht ist der "dumpfe" Klang ja sowas wie eine Amp-/Speaker-Simulation? Ist ein Feature, das imho in ein Gerät dieser Art eigentlich zwingend eingebaut gehört, da ansonsten das Kopfhöresignal nicht viel mit einem Bass-Sound zu tun hat. Leider hält sich der Herr Jones da auch auf seiner Homepage bedeckt...

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