Das Sennheiser MKH 8020 – bei uns zum Review im großen Testmarathon – ist ein Kleinmembran-Mikrofon, welches nach einem besonderen Prinzip arbeitet: Es verwendet die RF-Technik, eine spezielle Hochfrequenztechnik. Diese kommt auch beim MKH 8040 zum Einsatz, im zugehörigen bonedo-Testbericht der Twin-Version wird das System kurz erklärt. Doch nicht nur diese Besonderheit hat uns veranlasst, ein Pärchen Sennheiser 8020 im Direktvergleich mit anderen Kleinmembranern zu überprüfen und vorzustellen – sie haben einen hervorragenden Ruf, sind klein und unauffällig. Allerdings zählen sie auch zu den teuersten Vertretern ihrer Gattung.
MKH 8020 ist das Produktkürzel für die Druckempfänger-Version der MK-8000er-Familie. Weitere Mitglieder sind neben dem umschaltbaren Doppelmembran-Mikrofon 8040 die Niere MKH 8040, die Superniere 8050, die Breite Niere 8090 und zwei verschieden stark richtende Keulen namens Sennheiser MKH 8060 und 8070.
Details
Winzling
Das komplette Mikrofon, welches genaugenommen aus dem Mikrofonmodul MKHC 8020 und dem XLR-Anschlussmodul MZK 8020 besteht, ist bei üblichen 1,9 Zentimetern Durchmesser gerade einmal 7,4 Zentimeter lang. Dadurch verschwindet es fast in seiner Mikrofonhalterung. Die optische Unauffälligkeit wird jedoch dadurch verstärkt, dass es mit einer neutralgrauen Nextel-Beschichtung versehen ist. Diese sorgt dafür, dass es so gut wie keine Lichtreflexionen auf der Oberfläche gibt. Das freut natürlich auch alle, die eine Kamera bedienen und arbeitet dem Spruch „Unsichtbare Technik ist gute Technik!“ zu.
Peaks von mehr als 10 dB im Frequenzgang
Die Überschrift sorgt sicher für erschrockene Gesichter. Kann das sein? Es kann: Der höchste Wert in der Frequenzgangkurve liegt mehr als 10 dB über dem Standard-Messpunkt bei 1 kHz. Allerdings ist dies bestimmt nicht negativ, denn die enorme Überhöhung liegt im Ultraschallbereich und trägt dadurch in erster Linie zur naturgetreuen Abbildung von Transienten bei – je begrenzter das Spektrum nach oben, desto flacher muss ein Anstieg dargestellt werden. -3 dB erreicht der Pegelfrequenzgang eines MKH 8040 erst bei 70 kHz. Die Sanken CO-100K gehen meines Wissens noch einen Schritt weiter und übertragen auch die 100 kHz noch, verfügen aber auch über eine deutlich geringere Membranfläche, mit welcher sich derartige Werte deutlich einfacher erzielen lassen. Insgesamt zeigt sich der Standardfrequenzgang nicht bretteben, sondern hat leichte Anzeichen eines langfristig mit schweren Dingen etwas überladenen Regalbretts: Ganz sanft beugt er sich bei 1 kHz nach unten. Jede Mikrofonkapsel ist ein akustisches Hindernis – ab welchem Frequenzbereich dieses relevant wird, hängt von der Größe ab. Während das MKH 8020 bei 2 kHz noch eine ideale Kugel ist, erkennt man bei 8 kHz schon eine rückseitige und seitliche Dämpfung von etwa fünf Dezibel. Bei 16 und besonders natürlich bei 32 kHz ist auch ein omnidirektionales Mikrofon wie dieser Sennheiser-Wandler richtend!
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Wiedergabe ab fast 0 Hz – nicht immer gewünscht
Im Bassbereich neigt sich die Kurve erst unterhalb von 30 Hz – auch dort äußerst gemächlich. Einen „natürlichen“ Hochpass haben auch Druckempfänger, denn schließlich muss es eine Kapillare ermöglichen, dass das eigentlich eingeschlossene Luftvolumen im Inneren der Kapsel dem außen herrschenden Luftdruck entspricht. Doch das kann gemächlich geschehen, es reicht also im Grunde eine Grenzfrequenz von weniger als einem Hertz. Sennheiser gibt im Datenblatt zum 8020 eine untere Grenzfrequenz von 10 Hz an, wo allerdings noch lange nicht 3 dB Dämpfung eingetreten sind. Will man andere Tiefensperren einsetzen, empfiehlt sich das kleine Modul namens MZF 8000, welches einerseits ein festes -3dB-Filter bei 16 Hz liefert und andererseits eine schaltbare Tiefensperre bei 160 Hz. Zudem gibt es dann eine zuschaltbare Vordämpfung von 10 dB.
Aktives Zubehör
Genanntes Filtermodul zählt zum so genannten „aktiven Zubehör“, also solchem, welches zwischen beide Mikrofonbestandteile gesetzt werden kann. Je nach Anwendungsfeld können auch aktive Rohre verschiedener Länge mit verschiedenen Auslegern verwendet werden, um die Mikrofonierung noch ein wenigeunauffälliger zu gestalten – etwa eine Opernsängerin mit einem klobigen Mikrofon zu verdecken, ist schließlich nicht gewünscht. Statt des analogen XLR-Moduls kann auch das MZD 8000 die weitere Bearbeitung des Signals von der Kapsel übernehmen. Über den XLR-Ausgang wird das Audiosignal dann als Digitalsignal verschickt.
Sensibler Typ?
Der Schallwandler ist besonders empfindlich – im positiven Sinne natürlich. 31 mV/Pa sind kein geringer Wert für ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon. Mit 10 dB(A) ist gleichzeitig der Ersatzgeräuschpegel äußerst gering und der Grenzschalldruckpegel mit 138 dB(SPL) sehr hoch. Das sind wirklich beeindruckende Zahlen!