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Steinberg The Grand 3 Test

The Grand 1 kam gegen Ende des Jahres 2001 auf den Markt, und man kann es getrost als den Urvater aller überzeugend realistischen Piano-Simulationen bezeichnen. Das auf Samples basierende Software-Instrument mit dem bezeichnenden Namen machte es erstmals möglich, den dynamischen Ausdruck und das Klangverhalten eines Flügels so originalgetreu nachzubilden, dass auch das geschulte Ohr kaum einen Unterschied zum schwergewichtigen Vorbild erkennen konnte.

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“The Grand 3” Box im typischen Steinberg-Look

Ein Gigabyte empfand man zu dieser Zeit tatsächlich noch als wahrhaft gigantisch, und die Library war mit ihren 1,3 GB auf drei CD-ROMs für damalige Verhältnisse richtig groß. Dementsprechend stellte sie auch verhältnismäßig hohe Anforderungen an den Studio-Rechner. Gut drei Jahre später wurde dann die um ein Flügel-Modell erweiterte Version 2 veröffentlicht, und inzwischen hat The Grand auch das verflixte siebte Jahr nach seiner Markteinführung gut überstanden. Die Konkurrenz ist natürlich wie immer hellwach, und realistische Piano-Simulationen schießen wie Pilze aus dem Boden. Nicht selten werden dabei in einem Plugin die Klänge von drei oder vier verschiedenen Instrumenten vereint. The Grand 3 ist jedoch mehr als Wiedergeburt seiner Vorgängerversionen zu verstehen, weniger als ihre Fortsetzung. Denn Steinberg präsentiert hier ein Instrument mit komplett neuer Engine und neuer Sample Library!

Eines lässt sich vorab schon sagen: In Zeiten von riesigen Sample-Libraries mit inflationär wachsenden Datenmengen, kann The Grand 3 von vornherein keinen so revolutionären Einschlag wie die erste Version auslösen. Stattdessen geht es hier wohl vielmehr um ein Aufschließen an die rasante Evolution in der Branche, eine Erweiterung der Bandbreite des Instrumentariums sowie Verbesserung der Klangqualität. Vor allem zu Zeiten, in denen auch das ein oder andere Piano auf Basis von Physical Modeling arbeitet, hervorragend klingt und sich dabei noch extrem ressourcenschonend verhält, brennt uns die Frage auf der Zunge, ob es sich denn überhaupt noch lohnt, einen weiteren Speicher-Titan auf unsere Festplatte zu packen. Derartige Fragen muss sich jeder selbst beantworten. Der Klang von The Grand 3 spricht jedenfalls für sich!

zweiter Text

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Bevor wir nun richtig loslegen, noch ein paar Worte zum technischen Hintergrund der Software, ihrer Installation und der Library. The Grand 3 läuft gleichermaßen auf PC und MAC als Standalone, AU, ReWire-Slave und natürlich als VST-Plugin. Erfreulicherweise wird neben VST3 auch die ältere VST2-Schnittstelle noch unterstützt. Auch Nutzer von Cubase SX 3 können das Plugin also problemlos einbinden. RTAS-Support gibt es dagegen nicht, Benutzer von Pro Tools greifen dementsprechend auf ReWire zurück. Bei der Installation des Contents der vier DVDs ermöglicht es das flexible Setup, frei zu wählen, welche Bestandteile der Library auf die Festplatte kopiert werden sollen. Währenddessen bietet es sich an, einen kurzen Blick in das schlanke Benutzerhandbuch zu werfen, das in Englisch, Französisch und Deutsch vorliegt. Darauf folgt, wie bei jeder aktuellen Steinberg Software, noch der Download der Lizenz auf den Steinberg Key, einen USB-Kopierschutzstecker. Sofern kein Internetzugang besteht, lässt sich dies natürlich auch über einen anderen Rechner machen: Einfach das Syncrosoft Lizenz-Kontroll-Center installieren, den Aktivierungscode eingeben und die Lizenz herunterladen. Der Steinberg Key muss übrigens, sofern noch nicht vorhanden, zusätzlich erworben werden.

Anstatt der beiden Pianos, zwischen denen man sich bei The Grand 2 entscheiden konnte und die mit der schlichten Bezeichnung „Model 1“ und „Model 2“ versehen waren, bietet die aktuelle Version einen Fuhrpark von insgesamt fünf neuen Instrumenten – Drei Flügel (Yamaha C7, Steinway D und ein Bösendorfer 290 Imperial), ein Upright Piano (Nordiska) und ein E-Piano (Yamaha CP80). Bis auf das letztgenannte wurden diese aus jeweils zwei Mikrofonpositionen heraus in einem Studio in Schweden aufgenommen. Den einzelnen Models und vor allem ihrem Klang werden wir uns im weiteren Verlauf dieses Tests natürlich noch genauer widmen. Der gesamte Content kommt auf eine Größe von 88 GB, wird aber durch verlustfreie Datenkompression wieder so weit reduziert, dass auf der Festplatte „nur“ ca. 30 GB beansprucht werden. Wer eine der Vorgängerversionen sein Eigen nennt, kann diese natürlich weiter nutzen, enthalten sind sie beim Neukauf aber leider nicht. Schade!
Alle Instrumente liegen in 24 Bit und mit bis zu 20 Velocity Layers vor. Jede Taste wurde also mit bis zu 20 verschiedenen Anschlagstärken von hauchzart bis extrem kraftvoll aufgenommen, wobei die Abklingphasen naturbelassen sind und keine künstlichen Loops zur Verlängerung des Abklingens eingesetzt werden. Im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten (i.d.R. zwischen 10 und 16 Velocity Layers) liegt The Grand 3 hier also ganz vorne. Neben erhöhtem Realismus verringert sich dadurch auch die Wahrscheinlichkeit, dass in einer MIDI-Aufnahme einzelne Töne „herausspringen“, weil sie durch minimale Unterschiede beim Einspielen einem anderen Layer zugeordnet werden. Dementsprechend ist also weniger Nachbearbeitung nötig.

Zusätzlich steuert jeder Tastendruck eine Reihe von Extra-Samples an, wie zum Beispiel das Geräusch des Hammers, der auf die Saite trifft, oder das Resonieren der anderen Saiten bei gedrücktem Sustain-Pedal. Wie bei den meisten aktuellen Sample-Playern wird nur ein Teil des Contents in den RAM geladen. Der Rest wird bei Bedarf direkt von der Festplatte gestreamt, was natürlich voraussetzt, dass diese entsprechend schnell ist (7200 rpm sind absolut empfehlenswert). 16 Bit Varianten der Samplebänke liegen nicht vor, aber für schmalbrüstigere Systeme bietet sich zum latenzfreien Live-Spielen der ECO-Mode an, der den Detailreichtum reduziert und wertvolle Ressourcen freigibt. Mit der Funktion RAMSave, die bereits aus Steinbergs Halion bekannt ist, kann man die Software außerdem anweisen, nicht verwendete Samples aus dem Speicher zu entfernen. Falls trotzdem noch Performance-Probleme auftauchen, bietet es sich wie bei jedem Sample-Player an, in den Optionen mit dem Verhältnis zwischen RAM und Disk-Streaming zu experimentieren.
Neben den blanken Samples hat The Grand 3 aber noch mehr zu bieten. So findet sich ein vierbändiger parametrischer Equalizer ebenso wie ein algorithmisches Hallgerät und eine Adaption des Cubase 5 Faltungshalls REVerence. Jetzt aber genug mit dem trockenen Technik-Talk. Auf den nächsten Seiten erfahrt ihr, wie The Grand 3 sich in der Praxis verhält und vor allem wie es klingt.

"The Grand 3" Box im typischen Steinberg-Look
“The Grand 3” Box im typischen Steinberg-Look
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Praxis

Schöne neue Piano-Welt
Die Bedienoberfläche von The Grand 3 ist wirklich liebevoll gestaltet. Die Editor-Ansicht ist zwar unabhängig vom geladenen Piano immer weitestgehend gleich. Wenn man auf die Player-Ansicht umschaltet, präsentiert sich jedoch ein wunderschönes Hochglanz-3D-Model des entsprechenden Instruments, das in mir abwechselnd die Impulse weckt, es zu streicheln, in die Tasten zu greifen und ein Glas von feinstem 30 Jahre altem Single Malt Whiskey auf Eis darauf abzustellen. Abgesehen von der guten Aussicht wird in diesem Fenster allerdings nicht viel geboten, denn die meisten Einstellungen nimmt man im Edit-View vor. Dementsprechend wird man diese Seite von The Grand 3 im Studioalltag auch eher selten zu Gesicht bekommen, aber trotzdem möchte ich euch diesen Anblick natürlich nicht vorenthalten.

Fotostrecke: 5 Bilder Yamaha C7

Von Saiten, Hämmern, Tasten und Pedalen – Der Klang von The Grand 3
Wechseln wir zurück in die Edit-Ansicht, denn jetzt wollen wir auch den Sound hinter der hübschen Fassade zu spüren bekommen. Um ein Instrument zu laden, gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann sich entweder eines der Presets bedienen, die auch Equalizer- und Halleinstellungen beinhalten, oder eigene Wege gehen, indem man der unschwer zu verstehenden Aufforderung „Click image to load model“ folgt. Da wir es wie immer etwas genauer wissen wollen, entscheiden wir uns für die zweite Möglichkeit, worauf ein grafisches Menü die verschiedenen Sample-Bänke zur Auswahl anbietet. An dieser Stelle stößt man leider auf ein Manko der Software: es lädt und lädt und lädt – auf unserem Testsystem (Win XP, Intel Core2Duo@2,41GHz, 2GB RAM, HDD@7200rpm) pro Instrument bis zu 33 Sekunden. Dies lässt sich auch durch die große Datenmenge nicht ausreichend erklären. Andere Sampler bewältigen entsprechend große Programme fast in der Hälfte der Zeit. Auf die Transportfunktionen des Host (in unserem Fall Cubase 5) kann man währenddessen nicht zugreifen. Es ist also definitiv davon abzuraten, mal eben während der Wiedergabe ein neues Piano-Model anzuwählen. Der Pilot eines Flugzeugs würde während des Landeanflugs ja auch kaum auf den Gedanken kommen, das Cockpit zu verlassen und sich einen Kaffee zu machen. Im schlimmsten Fall haben beide Situationen das gleiche Ergebnis: Einen Programmabsturz.

Fotostrecke: 2 Bilder Edit-Ansicht

Wie bereits angedeutet, wurden alle Instrumente bis auf das Yamaha CP80 E-Piano aus zwei Mikrofonpositionen heraus aufgenommen. Für eine dieser beiden muss man sich beim Laden nun entscheiden. Die Programme mit Close-Mikrofonierung klingen etwas heller und direkter und eignen sich gut dazu, einen künstlichen Hall hinzuzufügen. Beim „Player-Setup“ wurden die Mikrofone etwas weiter von den Saiten entfernt und etwas näher an der Klaviatur positioniert. Demzufolge ist der Klang weicher und räumlicher. Allerdings muss man an dieser Stelle sagen, dass auch in den Close-Programmen ein deutlicher Raumanteil zu spüren ist und der Sound von The Grand 3 generell nicht so warm ist wie beim Vorgänger. Die warmen tiefen Mitten fielen in einem Mix früher aber ohnehin oft dem EQ zum Opfer, und die neue Räumlichkeit verleiht den hochkarätigen Instrumenten einen wirklich brillanten Glanz.

Audio Samples
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Yamaha C7 Close Yamaha C7 Player The Grand 1

Selbst überzeugen könnt ihr euch davon in den folgenden Klangbeispielen, in denen zunächst der Yamaha C7 in beiden Mikrofonpositionen zum Einsatz kommt. Als Referenz habe ich an dieser Stelle auch The Grand 1 noch einmal reaktiviert. Zusätzlicher Hall und EQ sind bei allen Tracks auf Bypass. Ich entschuldige mich vorab, falls das wiederholte Hören der Demo einen melancholischen Gemütszustand hervorruft. Der ein oder andere Leser ist möglicherweise mit einem sehr feinen Gehör ausgestattet und wundert sich nun über die immer wieder auftretenden leisen Nebengeräusche. Genau diese Nebengeräusche machen den Klang der Instrumente aber eben besonders realistisch. Wie bereits erwähnt, handelt es sich dabei sozusagen um Extra-Samples, die je nach Relevanz zusätzlich zu jedem Tasten- oder Pedaldruck abgespielt werden. Ein erneuter Blick auf die obigen Screenshots der Edit-Ansicht zeigt, dass diese in fünf Kategorien unterteilt sind:

•  Sustain Resonance – Das Mitschwingen nicht angespielter Saiten bei gedrücktem Haltepedal
•  String Release – Das natürliche Ausklingen des Tons, nachdem die Taste bereits losgelassen wurde
•  Key Sound – Das Geräusch des Hammers, der auf die Saite trifft
•  Hammer Release – Das Geräusch des Hammers, der in seine Ausgangsposition zurückkehrt
•  Damper Pedal – Das Geräusch, das beim Treten und Loslassen eines Pedals entsteht

Audio Samples
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Steinway D mit Standardeinstellung Sustain Resonance +9dB String Release +12dB Key Sound & Hammer Release +12dB Damper Pedal +12dB Steinway Model D Dry

Diese Nebengeräusche lassen sich natürlich in ihrer Lautstärke anpassen oder bei Bedarf auch ganz abschalten. Hören wir uns doch einmal ihre Wirkung beim Steinway Model D aus der Player-Perspektive an. In Beispiel 1 erklingt der Flügel mit der Standardeinstellung, danach werden die jeweiligen Anteile deutlich angehoben. Zu guter Letzt gibt es zum Vergleich eine Version, bei der alles deaktiviert ist. Nach der Melancholie der letzten Hörbeispiele hoffe ich, dass diese eine etwas stimmungsaufhellende Wirkung haben werden.

Das Yamaha CP80 und seine Effekte
Für das Nordiska Upright Piano sind nur Sustain Resonance und String Release regelbar, was natürlich nicht bedeutet, dass die anderen Komponenten nicht vorhanden wären. Anders ist das beim Yamaha CP80, denn ein E-Piano erzeugt von vornherein keine natürlichen Nebengeräusche dieser Art, zumindest nicht, wenn es in einem einigermaßen tragbaren Zustand ist. Hier treten an die Stelle der zusätzlichen Samples die typischen Modulationseffekte, mit denen ein solcher Mono-Klang oft verbreitert, beschönigt oder verfremdet wird. 

Effektbearbeitung im Yamaha CP80
Effektbearbeitung im Yamaha CP80

Dem geneigten Sound-Bastler stehen Phaser, Chorus und Flanger zur Auswahl, die mit entsprechenden Parametern der Klangvorstellung angepasst werden können. Diese Parameter sind bei jedem Effekt die gleichen (siehe Screenshot), und in Cubase 5 funktioniert die Automatisierung der einzelnen Regler einwandfrei. Zusätzlich kann man einen als „Tremolo“ bezeichneten Effekt zuschalten, der das Signal in gewünschter Breite und Geschwindigkeit durch das Panorama wandern lässt. An der Lautstärke ändert sich dadurch aber nichts. Genaugenommen handelt es sich also um eine Auto-Pan Funktion. All das wollen wir uns natürlich auch wieder anhören. Wie bisher gibt es zunächst einen trockenen Track aus dem CP80 und danach Beispiele mit Effekteinsatz.

Audio Samples
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Yamaha CP80 ohne Effekte „Tremolo” Effekt, in der Mitte abgeschaltet Chorus mit leichtem Auto-Pan Flanger Phaser

Natürlich könnte man sich fragen, was ein E-Piano in einer solchen Library überhaupt zu suchen hat. Der Schwerpunkt liegt ja, wie der Name „The Grand“ schon ganz richtig vermuten lässt, auf Flügelklängen, oder zumindest der Nachbildung echter Klaviere. Spezialisten für die Sounds aus dem Lager der elektrifizierten Instrumente sind weitverbreitet und bieten zudem oft mehr Bandbreite und ein größeres Instrumentarium. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Steinberg und Yamaha bot es sich aber wohl an, die Samples direkt vom japanischen Hersteller zu übernehmen und als kleine Zugabe ebenfalls einzubinden. Als Endverbraucher bin ich dafür natürlich vor allem dankbar, denn Der Klang des Instruments spricht für sich.

Mehr Raum für die Musik – Die Hallgeräte in The Grand 3
Wenden wir uns den integrierten Hallgeräten zu. The Grand 3 ist in diesen Belangen erfreulich flexibel und bietet ein algorithmisches Reverb und eine kleine Version des Faltungshalls REVerence an, den die Riege der Cubase 5 User schon als mitgeliefertes Plugin kennt. Letzterer ist natürlich verhältnismäßig ressourcenhungrig und um diesen für eine Live-Performance oder zum Einspielen bei geringer Latenz verwenden zu können, sollte man einen starken Rechner sein Eigen nennen. Beide Effekte sind surroundfähig. Um dieses Feature nutzen zu können, muss man einfach den zweiten Ausgang des Plugins aktivieren und Im Surround-Mix entsprechend den Ls und Rs Kanälen zuordnen.

Hallbearbeitung in "The Grand 3"
Hallbearbeitung in “The Grand 3”

Über die vier Reverb-Parameter (siehe Screenshot) kann man die Hallfahne flexibel anpassen. Natürlich finden sich hier keine getrennten Bearbeitungsfunktionen für Early Reflections oder Frequenzanteile, aber innerhalb eines Plugins wie The Grand 3 wäre dies auch zu viel des Guten. Prinzipiell kann man davon ausgehen, dass in einem dichten Arrangement je nach Arbeitsweise oft ein anderer Hall Verwendung finden wird, da man diesen dann auch von anderen Instrumenten aus mit Signalen beschicken kann und so zu einem einheitlicheren Mix kommt. Abgesehen davon ist vor allem der Faltungshall qualitativ absolut überzeugend. Da wir den Bösendorfer 290 Flügel bisher gar nicht gehört haben, dient dieser nun als Versuchskaninchen für die Experimente mit dem Reverb. In diesem Fall entscheide ich mich für die Close-Mikrofonierung.

Audio Samples
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Bösendorfer 290 Imperial: Close – 100% Dry Medium Room (Algorithmisch) Large Hall (Algorithmisch) Musical Academy a (Faltungshall) Large Vienesse Hall a (Faltungshall)

Beim Einsatz des internen Faltungshalls trat auf unserem Testsystem (Win XP, Intel Core2Duo@2,41 GHz, 2GB RAM, Cubase 5) bei der Wiedergabe eine von der Buffersize des Audio-Interface abhängige Latenz auf. Der Track wurde also verzögert zum Rest des ihn umgebenden Arrangements bzw. auch des Clicks abgespielt. Dieses Problem bestand immer, wenn ein Faltungshall-Preset ausgewählt war, und zwar auch, wenn dieses mit dem entsprechenden Schalter deaktiviert wurde. Nach Rücksprache mit dem Steinberg Support wurde mir versichert, dass es sich dabei um einen bekannten Bug handelt, der mit dem nächsten Update behoben werden wird. The Grand 3 meldet eine falsche Latenz an Cubase, und dementsprechend findet der Verzögerungsausgleich nicht vollständig statt. Benutzer von Cubase 5 können sich natürlich damit helfen, den ohnehin vorhandenen REVerence als Insert- bzw. Send-Effekt einzubinden.

Der integrierte EQ
Der integrierte EQ

Der integrierte EQ bietet vier parametrische Bänder: Ein Low-Shelf, ein High-Shelf und zwei Peak Filter. In der internen Effektkette sitzt er vor dem Hall und hat somit keinen Effekt auf zusätzliche Rauminformationen. Prinzipiell muss man an dieser Stelle sagen, dass die Instrumente sich wunderbar im Mix formen lassen.

Audio Samples
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Nordiska Upright Piano ohne Bearbeitung Anhebung um 6dB bei 3KHz

Während andere Software-Pianos schnell Einbußen in der Klangqualität zu verzeichnen haben und beispielsweise bei einer Anhebung in den hohen Mitten gerne einmal anfangen zu klirren, verhält sich The Grand 3 sehr natürlich, was wohl mit der hohen Qualität der Aufnahme zu begründen ist. Hören wir uns doch einfach mal ein Jazz-Trio mit dem Nordiska Upright-Piano an. An dieser Stelle möchte ich mich bei dem Pianisten Alexander Wienand bedanken, der so freundlich war, den Großteil der Klangbeispiele einzuspielen. Zu Demozwecken fällt im zweiten Track eine Anhebung bei 3Khz wie immer sehr deutlich aus.

Weitere Optionen
Ganz wichtig bei einem synthetischen Piano ist natürlich, dass es gut spielbar ist und sich unter sensiblen Pianistenhänden einfach gut anfühlt. Daran ist das Masterkeyboard maßgeblich beteiligt. Selbst wenn die edelste Hardware zur Verfügung steht, gibt es einfach Unterschiede bei der Kommunikation mit der Software. Aus diesem Grund lässt sich das dynamische Verhalten von The Grand 3 flexibel auf die Bedürfnisse eines jeden Pianisten anpassen.

Die Control-Seite
Die Control-Seite

Auf der Control-Seite der Benutzeroberfläche lassen sich vorgefertigte Velocity-Curves auswählen und wie man in obigem Screenshot sieht auch eigene Kurven einzeichnen, bei Bedarf auch mit exotischeren Formen. Außerdem lässt sich hier die maximale Stimmenanzahl regeln. Sollte diese überschritten werden, kann man über den Parameter „Low Notes Reserved“ festlegen, dass eine Anzahl von tiefen Tönen bevorzugt wiedergegeben werden soll. Akkorde in der linken Hand bleiben in diesem Fall also liegen, während die Dropouts nur höhere Töne betreffen. So geht im Ernstfall zumindest nicht die Basis verloren.
Auch die Stimmung der Instrumente ist so flexibel wie sie nur sein kann. Es steht uns offen, den kompletten Flügel ein paar Hertz höher oder tiefer zu stimmen, aber wir können auch jede einzelne Taste nachstimmen. Damit hier die Detailarbeit nicht zu einnehmend wird, gibt es eine ganze Reihe vorgefertigter Stimmungen die man einfach anwählt und dann auch noch wie mit einem Dry/Wet-Regler anteilmäßig zugreifen lassen kann.

Piano Bildmontage
Piano Bildmontage
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Fazit

The Grand 3 setzt die Tradition seiner Vorgängerversionen fort und ist dennoch eine komplett überarbeitete Software. Sie gehört zur ersten Wahl für Pianisten und Produzenten, die auf der Suche nach einem realistischen Sample-Piano sind, denn ihr vielfältiger Klang spielt im absoluten High-End Bereich und das Spielverhalten ist flexibel anpassbar. Das einzige ernsthafte Manko ist der enorme Ressourcenhunger. Aber dieser ist bei so umfangreichen Libraries eben unumgänglich, und durch die ökonomischen Anpassungsmöglichkeiten kann man auch auf schwächeren Computern in den Genuss des dann immer noch hochkarätigen Sounds kommen.
Die Grenzen einer Piano-Simulation liegen, wie schon beschrieben, beim Masterkeyboard, aber auch bei der Abhöre. Selbst edelste Studioboxen können den Klang eines echten Flügels, der den ganzen Raum zum Mitschwingen anregt und so zum Teil des Instruments macht, nicht ersetzen. Die Versuche, mein Glas mit 30 Jahre altem Single Malt Whiskey auf einem der Instrumente von The Grand 3 abzustellen, habe ich längst aufgegeben. Das Gefühl an einem richtigen Instrument zu sitzen kann man nun einmal nicht vollständig simulieren. The Grand 3 kommt an das Original aber so nahe heran, wie es eine State-Of-The-Art Software eben kann. Lob und Dank an Steinberg für dieses tolle Instrument.

Steinberg The Grand
Steinberg The Grand
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Erstklassiger luftig-räumlicher Flügelklang
  • Im Mix gut formbar
  • Fünf Modelle bieten mit z.T. zwei Mikrofonpositionen ein breites Spektrum an Piano-Sounds
  • Faltungshall und algorithmischer Hall integriert (auch in Surround-Varianten)
  • Gute Anpassungsmöglichkeiten an den eigenen Spielstil und das verwendete Masterkeyboard
  • Flexibles Tuning
Contra
  • Lange Ladezeiten, die den Zugriff auf den Host lahmlegen
  • Samples aus The Grand 1 & 2 nicht enthalten
  • Bug im Latenzausgleich beim Einsatz des integrierten Faltungshalls (Patch ist aber auf dem Weg!)
Artikelbild
Steinberg The Grand 3 Test
Für 138,00€ bei
TECHNISCHE DATEN
  • Fünf Pianos in einer Box

  • Zwei Mikrofonpositionen für jedes akustische Modell

  • 88GB große Library (durch Datenkompression reduziert auf 30GB)

  • Bis zu 20 Velocity Layers 

  • Integrierter 4 Band EQ
  • 
Integriertes Reverb (algorithmisch und Faltungshall)
  • Läuft standalone oder als Plugin in den Formaten VTS, AU und über ReWire
  • Minimale Systemanforderungen:

  • Windows XP oder Vista, OSX 10.5 oder höher
2 GB RAM (3 GB empfohlen), 32 GB HDD mit 7200rpm
  • 
Windows: Pentium/Athlon Dual Core Prozessor mit 2,0GHz 

  • Mac OSX: G5 Dual 2,0GHz oder Intel Mac 2,0GHz
DVD Laufwerk mit Dual-Layer Support

  • Steinberg Key
  • 
Zugriff auf eine Internetverbindung
  • Preis: 349.- € UVP, EDU-Version 174,- €
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SteinbGrand3_Teaser Bild

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